Propaedeutikum E-Business-Geschäftsmodelle
nenad.baotic.uni-linz, 1. April 2012, 01:33
Basisgeschäftsmodelle
Geschäftsmodelle für E-Business lassen sich grundsätzlich in vier Basisgeschäftsmodelle einteilen (Vgl. Q1 und Q2):
Commerce
Anbahnung, Aushandlung und/oder Abwicklung der Geschäftstransaktion
Eignet sich besonders für Unternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen online vertreiben wollen. Ein Beispiel ist www.conrad.at
Content
Darstellung und Bereitstellung von Inhalten. Als Beispiel können hier Online-Zeitschriften angeführt werden.
Connection
Dieses Modell hat als Ziel Informationsaustausch zwischen Transaktionspartnern.
Context
Klassifikation und Systematisierung der im Internet verfügbaren Informationen.
Geschäftsmodellanalyse
Wenn man sich das Geschäftsmodell von Amazon (amazon.com) näher ansieht, dann lässt sich feststellen, dass man hier diese Einteilung nicht anwenden kann, denn es handelt sich hier um eine gelungene Kombination.
Auf einer Seite bietet Amazon seine Waren zum Verkauf in seinem Online-Shop an. Diese Dienstleistung ist eindeutig als Commerce-Modell einzuordnen.
Neben diesen Waren kann man bei Amazon auch Produkte auf den Marktplätzen erwerben. Dies sind Produkte, die Amazon-Partner über amazon.com anbieten. Amazon Partner dürfen im Rahmen des Partnerprogramms ihre Waren anbieten. Für diese Leistung hebt Amazon bei erfolgreichem Verkauf eine Verkaufsgebühr ein. Man kann es als Marktplatz-Modell bezeichnen. Das ist die zweite Einnahmenquelle von Amazon.
Neben dem Verkauf über amazon.com umfasst das Partnerprogramm auch die Möglichkeit, die Waren gegen Gebühr durch Amazon verpacken und verschicken zu lassen. Dies wird in Logistikzentren abgewickelt. Man kann auch diese Fullfillment-Dienste für Verkäufe über andere Kanäle in Anspruch nehmen. Dies ist die dritte Einnahmenquelle.
Nischenmärkte
Der Nischenmarkt zeichnet sich durch wenig Konkurenz und schwache Nachfrage aus. Er stellt ein Gegenteil zu Massenmarkt dar. Durch E-Business gewinnen Nischenmärkte an Attraktivität.
Genau genommen werden durch E-Business, geographisch betrachtet lokale Nischenmärkte, zusammengefasst. Also man erreicht und bedient z.B. ein hundert oder tausend Mal so großes Gebiet. Betrachten wir das am Beispiel eines Buchladens und Amazons.
Nehmen wir an, wir haben einen Buchladen in Linz, unter anderem mit einem auf orientalische Religionen sehr spezialisiertem Sortiment. Dieses Sortiment kann als Nischenmarkt betrachtet werden. Würde man die Bücher nur in herkömmlichen Geschäftsräumen anbieten, so würde man die Bevölkerung in Linz und Linz-Umgebung als potentielle Kunden betrachten und erreichen können. Gewisse Bücher werden sich besser und andere schlechter verkaufen. Alle müssen aber eingekauft, ausgestellt und gelagert werden. Im amerikanischen Buchhandel werden Beispielweise nur solche Titel angeboten, von denen man mindestens vier Exemplare jährlich verkauft werden (Q4). Ist das nicht der Fall, so wird dieses Buch aus dem Sortiment genommen. Das führt dazu, dass ein sehr tiefes (spezialisiertes) Sortiment schrumpft bzw. dass man sich nicht all zu sehr spezialisieren darf. Wenn man sich aber nich spezialisiert, dann steht man in direkter Konkurrenz mit großen Buchhandelsketten.
Wo liegt dann der Vorteil eines Nischenmarktes?
Um den Vorteil des Nischenmarktes zu nützen, muss man der Diktatur des Standortes entfliehen (Q4, Seite 19). Also bisher haben wir unsere Bücher nur den Kunden im Linzer Raum angebieten können. Schätzen wir sie auf 300.000 theoretisch potentielle Käufer. Wir wollen jetzt den Nischenmarkt für orientalische Religionsliteratur in Angriff nehmen.
Greift man auf E-Business Kanäle zurück, so eröffnen sich neue Chancen für diese Nische. Wenn wir unsere Nischenprodukte online anbieten, so können wir unter Umständen Vielfaches an potentiellen Kunden erreichen. Wie soll das gehen? Chris Anderson empfiehlt folgende Vorgehensweise (Q4, 61ff):
- Produzieren
- auf den Markt bringen
- dem Kunden helfen, das Produkt zu finden.
Produzieren
In unserem konkreten Fall bedeutet überspringen wir die Produktion, da wir Handel betreiben. Die Produktion muss aber billig sein. Die Nischenprodukte dürfen in Produktion nicht mehr oder nur geringfügig mehr kosten als die Hits. Dase nehmen wir als gegeben an. Sonst könnte man auf lulu.com zugreifen, um auch kleine Auflagen preiswert zu drucken.
Auf den Markt bringen
Wir bieten unsere Nischenbücher über Amazon an. Amazon ist ein Aggregator für Bücher (Q4, Seite 101ff). So bieten wir unsere Bücher nicht nur den Linzern an, sondern 90 Millionen Menschen an (Annahme: Bücher sind auf Deutsch und wir versenden in den DACH-Raum). Wir könnten die Bücher auch im unseren Online-Shop anbieten, es spricht nichts dagegen, nur so müssten wir unseren Shop selbst bekannt machen. So macht das Amazon für uns. Wir werden daher unseren Shop parallel zu Amazon betreiben.
Dem Kunden helfen, das Produkt zu finden
Amazon hilft seinen Kunden durch verschiedene Filter. So werden Kunde gebeten, Rezensionen zu schreiben, eigene Tags zu setzen und diese werden der eigenen Amazon-Kategorisierung vorgezogen. Weiters wird das Suchverhalten anderer Käufer für Vorschläge genutzt. Mit diesen und anderen Werkzeugen (Data Mining) erleichtert Amazon seinen und so auch unseren Kunden die Suche beziehungsweise das Finden der Bücher.
So erreichen wir viel mehr Kunden und müssen unser Sortiment nicht ständig ändern. Im Gegenteil wir können unser Sortiment noch vertiefen, da wir unseren Markt geographisch enorm vergrößert haben. Amazon macht 30 % seines Umsatzes mit den Produkten, die im klassischen Einzelhandel nicht zu finden sind (Q4, Seite 26).
Quellen (Qn):
(Q1) http://www.teialehrbuch.de/Kostenlose-Kurse/eBusiness/12195-Geschaeftsmodelle-im-Electronic-Business.html , abgerufen am 30.03.2012
(Q2) http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2004/1548/pdf/Apap_WI_JLUGiessen_2004_02.pdf, abgerufen am 30.03.2012
(Q3) https://partnernet.amazon.de/ abgerufen am 30.02.2012
(Q4) Chris Anderson: "The Long Tail - Nischenprodukte statt Masssenmarkt". Erweiterte Ausgabe München 2009
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