Social Commerce - Yahoo! Shoposphere
thomas.pichler.uni-linz, 18. Jänner 2010, 23:33
Social Commerce - Yahoo! Shoposphere
Der Begriff Shoposphere ist eine Wortkreation aus Shop und Blogosphere und ist der Name einer Social Commerce Anwendung von Yahoo! bei der jeder zum Verkäufer werden kann und die es den Benutzern erlaubt Einkaufslisten mit ihren persönlichen Lieblingsprodukten anzulegen und auf diese Einkaufslisten dann von ihrem Blog aus zu verweisen. Wenn daraufhin ein anderer Benutzer den Blog liest und auf einen Artikel aus der Einkaufsliste klickt und diesen dann im von Yahoo! gehosteten Webshop des Anbieters kauft, erhält der Blogger einen Bonus bzw. einen Anteil am Verkaufserlös. Der Erfolg den Shoposphere bisher verzeichnet hat angeblich sogar Yahoo selbst überrascht und ist umso bemerkenswerter da diese Social Shopping Anwendung bisher nur in Amerika eingeführt wurde, wobei eine Einführung in Deutschland durchaus möglich ist. [1][2]
Yahoo! selbst beschreibt seine Social Shopping Anwendung wie folgt: "Yahoo! Shopping's shoposphere is a new form of social commerce where the Yahoo! user community can get involved in commerce without having to worry about any infrastructure." [3]
In einem Interview meinte Jasper Malcolmson seines Zeichens General Manager der Shopping-Sparte bei Yahoo!:
"Through Yahoo! Shopping’s social commerce tools, shoppers can find, use and share product information, as well as search for other shoppers’ recommendations. Yahoo! Shopping created the Shoposphere, a place where users can sort merchandise into thematic lists of favorite products called Pick Lists, and discuss why they are must or must-not haves in a blog-like fashion. In addition, to complement existing user reviews of merchants and products, consumers can use Yahoo! Answers within Yahoo! Shopping to tap other online shoppers and their experiences." [4]
Price Waterhouse & Coopers schreibt etwa in seinem Artikel "Social Commerce - Viel ungenutztes Potenzial" über Yahoo! Shoposphere folgendes:
"Durch die geschilderte Entwicklung könnte sich der Handel dezentralisieren, Kunden wer-den selbst zu Händlern – wie beispielsweise das Geschäftsmodell von Yahoo mit dem Shopping-Portal „Shoposphere“ beweist. In diesem Onlineshop bietet Yahoo jedem Inter-net-Nutzer die Möglichkeit, aus Millionen von Produkten seine persönlichen Lieblinge aus-zuwählen und in Form einer „Picklist“ zu veröffentlichen – entweder auf der Yahoo-Plattform selbst oder auf der eigenen Homepage. Bestellt jetzt irgendein Online-Nutzer ein Produkt aus dieser Liste bei einem Online-Händler, dann zahlt dieser eine Provision an den Autoren der Picklist. So wird im Prinzip jeder Website-Betreiber zum Händler. Der wiederum kann durch diese Picklisten seine Reichweite extrem ausweiten. [Quelle PWC]
Das Konzept von solchen Public Shopping Communities bzw. Social Shopping Anwendungen geht auf Wists (www.wists.com) zurück die hier im Jahr 2005 die Pionierarbeit geleistet hatten und erweitert die Ideen des Social Bookmarking um das Einbinden von Bildern um Produktempfehlungen oder Rezensionen zu ermöglichen. [6]
Andere Beispiele für solche Public shopping communities sind beispielsweise Kaboodle und eBay Neighborhoods.
Welche (Geschäfts-)Idee steckt dahinter?
Die Geschäftsidee die hinter Yahoo! Shoposphere steckt ist ganz einfach jene, dass potentielle Käufer eher auf Empfehlungen von Freunden oder Bekannten vertrauen als auf jene von Herstellern oder Webshop-Betreibern, da sie davon ausgehen, dass sich Freunde durchaus auch kritisch über ein Produkt äußern bzw. sich kritisch mit diesem auseinander setzen. Die Mühe die ein Blogger beim Schreiben seines Blogs, der Erstellung seiner persönlichen Einkaufsliste und auf diese Weise der Empfehlung der Produkte auf seiner Liste auf sich nimmt vergütet Yahoo! dem Blogger mit einer Provision, wenn einer der Leser seines Blogs auf einen Artikel auf der Einkaufsliste klickt und ihn beim entsprechenden Anbieter dann auch kauft. Natürlich verdient Yahoo! auch durch entsprechende Verkaufsprovision des Anbieters und gibt quasi einen Teil davon an den Blogger weiter.
Auch der Verband Deutscher Zeitschriftenverlger widmet sich in seinem Artikel "Social Shopping" unter anderem Yahoo! Shoposphere und beschreibt die dahinter liegende Geschäftsidee wie folgt:
"Unter Yahoo Shopping findet sich die im November 2005 gestartete und noch in der Testphase steckende Yahoo Shoposphere, Yahoos „Social Commerce“ Site. Mitglieder stellen ihre Picklists zu verschiedenen Themen aus den über 90 Millionen Produkten in Yahoo Shoppingzusammen und teilen sie mit anderen – wahlweise nur mit ihrem Freundeskreis oder mit allen Yahoo Besuchern. Sie können ihre Listen einführend beschreiben und die einzelnen Produkte mit Kommentaren versehen sowie die Listen und Produkte anderer kommentieren. Yahoo Shoposphere will nach Branchenberichten seine „Pick List Publisher“, die Hersteller von Picklists, an den Verkaufserlösen beteiligen, die durch Käufe aus ihren Listen entstanden sind. Auch Vermarkter können eigene Picklisten zusammenstellen, die unter anderem in abgesetzten Textboxen als „Partner Pick List“ angeboten werden.
Die Profile und Social Networking Aspekte sind mit Yahoos Social Networking Infrastruktur Yahoo 360 integriert. Empfehlungen können für potenzielle Käufer mehr Gewicht erhalten, wenn sie von mit ihnen verbundenen Mitgliedern stammen. Auch die Verbindung mit Yahoo Shopping, mit seiner Produktsuche und Produktführern, professionellen Produktkritiken und denen von Nutzern, Preisvergleichen und bestehenden E-Commerce-Partnerschaften, gibt Yahoos Social Shopping Initiative einen weiteren möglichen Vorteil." [7]
Der nachfolgende Screenshot zeigt eine von mir testweise angelegte Einkaufsliste:
Welches Geschäftsmodell steckt dahinter? Wie werden Erlöse lukriert?
Betrachtet man die Klassifizierung von Geschäftsmodelltypen nach Rappa [8], so müsste man das Geschäftsmodell das Yahoo! mit Shoposphere verfolgt wohl am Ehesten als Affiliate Model bezeichnen. Rappa beschreibt das Affiliate Model als ein Partnerprogramm bei dem der Vertriebspartner vom Produktanbieter beim Verkauf eine Provision erhält. Nun ist das eigentlich genau das was Yahoo! im Fall von Shoposphere auch macht. Hinsichtlich der Einordnung des Geschäftsmodells in Bezug auf die Basisgeschäftsmodelltypologien im Internet nach Wirtz [8] würde man es wohl dem Sektor Commerce zuordnen, da es sich ja mit der Anbahnung von Geschäften befaßt.
Erlösmodell
Das Erlösmodell denke ich wurde weiter oben schon ausführlich beschrieben, deshalb nur noch mal in aller Kürze:
Yahoo! verlangt vom Produktanbieter eine Provision wenn dieser über seine Shopping-Plattform einen Artikel verkauft und gibt nur einen Teil dieser Provision an den Blogger durch dessen Blog der Konsument auf den gekauften Artikel aufmerksam wurde weiter.
Darüber hinaus muss ein Anbieter der einen Webshop auf der Shopping Plattform von Yahoo! betreibt für die Zurverfügungstellung auch eine monatliche Grundgebühr an Yahoo! bezahlen.
Was ist der Nutzen für die User?
Bezüglich dem Nutzen für den User muss zwischen dem User der den Blog schreibt und jenem der den Blog liest und eventuell ein Produkt über diesen kauft unterschieden werden.
Der User der Blog schreibt wird eventuell für seine Mühe durch die Provision entlohnt wenn jemand aufgrund seines Blogs bzw. seiner Einkaufsliste ein Produkt kauft.
Der User der den Blog liest, bekommt eventuell ehrlich gemeinte Produktempfehlungen und eventuell Informationen über das Produkt die der Anbieter eventuell so nicht zur Verfügung stellen würde.
Hier noch ein Beitrag von einem Interview mit Rob Solomon einem Vice-President bei Yahoo!:
The experiments are coming from startups to Web giants alike. Yahoo! Inc. (YHOO ) is testing Shoposphere, a networking site within Yahoo! Shopping that offers thousands of reviews, blogs, and shopping lists generated by members. Rob Solomon, a vice-president at Yahoo! Shopping, says relying on users lets Yahoo serve markets too small to command space on its front pages. An example: One member's "Poker Night" shopping list, which tells readers where to find 16 must-haves, from strategy books to green, felt-covered tables. "If you can tap into expertise like that, it's really special," Solomon says. [9]
Wie sehen die Zukunftsentwicklungen und die Mitbewerber aus?
Tja um die Zukunftsentwicklungen vorauszusagen müsste ich schnell einen Blick in meine Glaskugel werfen ;-)
Nein, Scherz beiseite. Nachdem sich die Quellen die sich mit Yahoo! Shoposphere befassen diesbezüglich in Schweigen hüllen, werde ich meine persönliche Einschätzung zu diesem Thema weiter unten bei meiner persönlichen Beurteilung kundtun.
Die Mitbewerber in diesem Markt sind jedenfall zahlreich und wie könnte es anders sein: Es finden sich alle Branchengrößen darunter, wie man dem nachfolgenden Ranking aus dem Jahr 2005 basierend auf dem Traffic den US-basierte Shopping-Engines verursachten entnehmen kann [10]:
1. Shopping.com sites (eBay)
2. Shopzilla/BizRate sites (E.W. Scripps)
3. Yahoo! Shopping
4. NextTag sites
5. inStore (AOL)
6. PriceGrabber
7. ShopLocal (Gannett, Knight Ridder and Tribune)
8. Froogle (Google)
9. CNET Reviews
10. Monster Marketplace.com
Persönliche Beurteilung
Persönlich finde ich die Geschäftsidee sehr interessant und gehe auch davon aus, dass sie weiterhin ziemlich erfolgreich sein wird und sehe der Einführung in Europa gespannt entgegen. Allerdings bezweifle ich auch, dass Shoposphere eine große Bedrohung etwa für eBay und sein Geschäftsmodell oder auch Amazon's Marketplace darstellt und denke, dass es viel eher nur ein weiterer für Anbieter interessanter Vertriebskanal sein wird. Aber wer weis der Teufel schläft nicht und das Urteil über bzw. die Bewertung eines Produktes durch einen Freund oder Bekannten ist auch für mich sehr viel mehr wert als irendein Testbericht eines Online-Mediums welches für das Publizieren eines guten Testergebnisses bezahlt wurde und somit würde es mich nicht verwundern wenn Yahoo's Idee aufgeht.
Quellen:
abgerufen am 15.01.2010
[2] http://ecommerce.typepad.com/exciting_ecommerce/2005/11/easy_shopping_w.html
abgerufen am 15.01.2010
[3] http://yhoo.client.shareholder.com/PRESS/inthenews_2005.cfm?ArchiveWeek=20051118
abgerufen am 15.01.2010
[4] http://pickt.corank.com/tech/framed/interview-Jasper-Malcolmson-Talks-Abou
abgerufen am 15.01.2010
[5] http://www.pwc.de/fileserver/RepositoryItem/tmt_Social%20Commerce_02_2007.pdf?itemId=1209260
abgerufen am 18.01.2010
[6] http://acta.uta.fi/pdf/978-951-44-6850-6.pdf
abgerufen am 15.01.2010
[7] http://www.vdz.de/ustrends.html?ustDataId=60
abgerufen am 18.01.2010
[8] M. Rappa: Business Models on the Web, http://digitalenterprise.org/models/models.html
abgerufen am 15.01.2010
[9] http://www.businessweek.com/magazine/content/05_50/b3963120.htm?chan=tc
abgerufen am 18.01.2010
[10] http://www.searchenginejournal.com/enter-the-yahoo-shoposphere/2518/
abgerufen am 18.01.2010
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