Datenschutz - Ökonomische Interessen und das Verhalten der User
Anna.Schusser.Uni-Sbg, 29. Mai 2011, 19:17
Momentan werden beinahe jede Woche Informationen über Sicherheitslücken, Diebstähle digitaler Daten oder Datensammlungen von riesigen Ausmaßen bekannt. Davon besonders betroffen scheinen alle großen Firmen des neuen Netzzeitalters zu sein, wie zum Beispiel Facebook, Sony, Microsoft oder Apple. Jede dieser Firmen hatte in der letzen Zeit Probleme mit der Einhaltung des Datenschutzes. Obwohl das Internet sehr viele Vorteile bringt und aus unserer heutigen Kommunikationsgesellschaft nicht mehr wegzudenken ist, bestehen im Bereich des Datenschutzes und dem Schutz der Privatsphäre jedes Einzelnen erhebliche Probleme. Weder ist das Dickicht der Gesetzgebung für den einzelnen Internetuser zu durchschauen, noch kennt jeder Einzelne die Risiken der Bekanntgabe vertraulicher Daten im Internet oder weiß was mit seinen Daten passiert.
Das Verhalten der User
Der Branchenverband Bitkom ließ anlässlich der „Safer Internet Days“ im Februar vom Institut Aris 1000 Internetnutzer befragen (vgl. Fokus Online). Nach der Umfrage des Branchenverbands Bitkom haben in Deutschland 27 Millionen User ein persönliches Online-Profil. 55% aller User zweifeln an der Datensicherheit im Internet und nur 6% glauben, dass ihre Privatsphäre im Netz sicher geschützt wird. Jeder achte Internetuser speichert seine Daten nicht im Netz, aus Angst vor Missbrauch. Durch das Datenschutzgesetz sollen v.a. personenbezogene Daten, wie z.B. Name, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit, Geschlecht, Familienstand, Bildung oder Kreditwürdigkeit etc. geschützt werden, da diese Informationen unter das „schutzwürdiges Geheimhaltungsinteresse“ fallen.
Was passiert aber wenn viele Menschen ihre persönlichen Daten völlig frei zugänglich im Internet preisgeben?
In der Bitkom Umfrage wurde ermittelt, dass zwar „das Bewusstsein für den Datenschutz“ erheblich zugenommen hat, dass aber 13% der Internetuser angeben, dass ihnen „[…] egal sei, was mit ihren Daten passiere.“ Das bedeutet, dass jedem Achten Nutzer der „[…] Datenschutz im Internet egal [ist]“. Des Weiteren gibt es für viele Personen fast keinen Unterschied mehr zwischen „[…] realem und virtuellen Leben“ (Die Welt Online).
Für viele Internetnutzer sind besonders soziale Netzwerke attraktiv. Bei Facebook sind beispielsweise 30 Millionen Menschen angemeldet und bei den 14-29 Jährigen, haben drei von vier Usern ein Profil auf Community-Seiten (vgl. Fokus Online). Im Folgenden ein Überblick über die 10 am meisten genutzten Online-Communities.
Quelle: Bitkom
Aus welchen ökonomischen Gründen entstehen Probleme bei der Einhaltung des Datenschutzes?
Im Bezug auf das Internet und Datenbanken ist sich der einzelne Nutzer oft nicht im Klaren darüber, welche Daten über ihn protokolliert und gesammelt werden. Bei Social Networks ist die Situation oft etwas anders. Denn hier werden die Informationen von den Nutzern selbst öffentlich bekannt gegeben. Weil die meisten Nutzer sich mit ihren realen Namen anmelden, sind sie schnell identifizierbar.
Quelle: Facebook
Dadurch sind die Profile in Social Networks auch gut geeignet um sie für andere Zwecke zu nutzen, wie z.B. für die Verwertung durch die Werbung. Einige der Netzwerkbetreiber geben die erhobenen Daten von ihren Mitgliedern direkt an die Werbewirtschaft weiter, weil dies oft eine wirksame Möglichkeit ist um Geld zu verdienen. Die Werbewirtschaft ihrerseits erhält dadurch äußerst aussagekräftige Werbeprofile ohne sie selbst ermitteln zu müssen. Für die User besteht zwar die Möglichkeit durch Voreinstellungen ihre Daten „einigermaßen“ schützen zu können, dafür müssten sie sich aber im Vorfeld damit auseinandersetzen, was viele nicht tun. In den AGB`s der Social Network-Seiten wird zwar darüber informiert, dass die Daten der Nutzer weitergegeben werden können, der Einzelne Nutzer jedoch steht vor dem Problem, dass er nicht weiß wie und von wem seine Daten weiter verwendet werden (vgl. Reygate 2009: 33f.). Die Wirtschaft stellt also einen bedeutenden Einflussfaktor im Bezug auf den Datenschutz, v.a. was Social-Network-Seiten betrifft, dar. Die Erstellung von Kundenprofilen wird oft ohne das Wissen der Kunden erstellt. Dabei kaufen Unternehmen Daten der Kunden von verschiedenen Anbietern und stellen anhand dieser Informationen ein Profil der Kunden zusammen. Besonders problematisch kann sich dieses Vorgehen der Firmen für den Kunden bei der Ermittlung des Scoring-Werts auswirken (vgl. ebd.: 46).
„Der Scoring-Wert bietet die Grundlage der Risikobewertung durch Unternehmen. Bewertet wird dabei, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Konsument seine Kreditkarten oder seine Rechnungen nicht bedienen wird. Fällt der Scoring-Wert für einen Kunden negativ aus, so kann es sein dass er einen Kredit nicht bewilligt bekommt oder z.B. einen Mobilfunkvertrag nicht abschließen kann.“ (ebd.: 44)
Der Scoring-Wert kann einen erheblichen Einfluss auf das Leben von Menschen haben. Da der einzelne nicht nachvollziehen kann woher die Daten für seine Bewertung bezogen wurden, kann er darauf keinen Einfluss nehmen. Besonders schlecht ist es wenn es sich bei den vorhandenen Informationen um „fehlerhafte Negativeinträge“ handelt, die gar nicht der Realität entsprechen (vgl. ebd.: 46).
Probleme bei der Einhaltung des Datenschutzes gibt es bei vielen Internet-Anbietern. Genauso wie die User oft die Nutzungsrechte an ihrem geistigen Eigentum auf die Anbieter von Social Networks (wissend oder unwissend) übertragen. Beispielsweise verliert ein Facebook-Nutzer die Rechte an seinen, auf die Seite hochgeladenen Bildern oder Texten und ein MySpace-Nutzer muss damit rechnen, dass die Datenschutzrechtlinien jederzeit geändert werden können.
Quelle: YouTube
Fazit
Auch wenn sich in der Studie von Bitkom abzeichnet, dass zunehmend mehr Menschen der Schutz ihrer privaten Daten „egal“ ist, kann festgestellt werden, dass jeder vorsichtig bei der Bekanntgabe von Informationen im Netz sein sollte. Nicht nur weil von Firmen das „Surf-Verhalten“ bzw. die Nutzung aller vom User besuchten Seiten nachvollzogen werden kann was ihn zum „potentiellen Opfer“ der Werbewirtschaft macht, sondern auch weil durch die Angabe sehr persönlicher Informationen wirklich erhebliche Probleme im alltäglichen Leben für den User entstehen können, wie z.B. durch den Scoring-Wert. Jeder einzelne muss selbst wissen, wie viele Informationen er von sich selbst preisgeben will. Wenn man im Internet aktiv sein will, kann man nicht verhindern, dass einige Informationen über einen selbst im Netz vorhanden sind, aber wie weit die Kenntnisse der Firmen reichen, kann durchaus von jedem selbst mitbestimmt werden. Einen 100% Schutz persönlicher Daten im Internet wird es mit Sicherheit nie geben, aber jeder sollte sich bewusst machen, dass einmal bekannte Informationen nur sehr schwer wieder gelöscht werden können.
Ein zurzeit diskutierter Lösungsvorschlag für das Problem mit der Einhaltung des Datenschutzes ist die Beachtung dreier Faktoren.
„Aufklärung, Transparenz, Medienkompetenz – das könnte der Dreiklang sein, der die Balance zwischen Datenschutz und dem Ende der Privatsphäre definiert: Aufklärung über Chancen und Risiken der Netzgesellschaft, Transparenz darüber, was mit den Daten passiert, verbunden durch eine Medienkompetenz, die die Sinne für einen vernünftigen Umgang mit neuen Techniken schärft.“ (Badische Zeitung)
Quellen
Reygate, Stephen (2009): Die Privatsphäre im Internet. Norderstedt: Grin Verlag.
Köhntopp, Marit (2000): Sicherheit im Internet. Datenschutz als Standortvorteil im E-Business. Online im Internet unter: https://www.datenschutzzentrum.de/download/ihkgrund.pdf
Badische-Zeitung (2011): Datenschutz im unkontrollierbaren Internet? Hoffnung im Spannungsfeld. Online im Internet unter:
http://www.badische-zeitung.de/kommentare-1/datenschutz-im-unkontrollierbaren-internet-hoffnung-im-spannungsfeld--45408820.html (27.05.2011)
Die Welt Online (2011): Datenschutz ist vielen egal. Online im Internet unter: http://www.welt.de/print/welt_kompakt/webwelt/article13360429/Datenschutz-ist-vielen-egal.html (27.05.2011)
Fokus Online (2011): Datenschutz im Internet. Viele Surfer unbedarft. Online im Internet unter: http://www.focus.de/digital/internet/datenschutz-im-internet-viele-surfer-unbedarft_aid_598120.html (27.05.2011)
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http://i.computer-bild.de/imgs/3/4/7/9/0/2/3/Bitkom-Studie-zur-Community-Nutzung-745x559-d76078649d3a3b94.jpg
http://www.youtube.com/watch?v=Rwnmqjv7xXY
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