Referat: Social Networking
Anna.Schusser.Uni-Sbg, 21. Juni 2011, 21:33
Gliederung
- Definition
- Rahmenbedingungen für die Entstehung
- Historische Entwicklung
- Netzwerke und Netzwerkstrukturen
- Soziale Netzwerkforschung
- Zahlen
- Nutzen & Vorteile
- Gefahren & Risiken
- Weiterentwicklung
1. Definition
Es gibt verschiedene Arten von Social Software. Es kann unterschieden werden in:
- Weblogs
- Wikis
- Social Tagging (-Anwendungen)
- Social Networking (-Anwendungen)
Das „Social Software Dreieck“ (Richter/Koch 2007: 13)
Im Web 2.0 haben sich Community-Netzwerke gebildet. Sie werden als soziale Netzwerke bzw. Social Networks bezeichnet. Das Social Networking ist beim Beziehungsmanagement angesiedelt und leistet auch einen Beitrag zum Identitätsmanagement, d.h. das Social Network ist besonders für die Aufnahme und Aufrechterhaltung von Beziehungen in der Internetnutzung wichtig.
Diese Netzwerke sind Beziehungsgeflechte, die von Usern mit meist gleichen oder ähnlichen Interessen genutzt werden. Über diese Netzwerke werden persönliche Daten und Informationen ausgetauscht und es werden Beziehungen zueinander hergestellt und vertieft (vgl. Ebersbach/Glaser/Heigl 2008).
“We define social network sites as web-based services that allow individuals to (1) construct a public or semi-public profile within a bounded system, (2) articulate a list of other users with whom they share a connection, and (3) view and traverse their list of connections and those made by others within the system. The nature and nomenclature of these connections may vary from site to site.” (Boyd/Ellison 2007: 1)
In Social Networks stehen der einzelne Mensch und seine Beziehungen im Mittelpunkt. Die User gruppieren sich bei der Nutzung um ein bestimmtes Thema bzw. sie verfolgen gemeinsame Ziele. Diese Anordnung nennt man „Content-Aggregatoren“. Es gibt auch „People-Aggregatoren“, in denen die Beziehungen des Einzelnen noch stärker im Mittelpunkt stehen, also der Inhalt und das Mittel der Anwendung sind (vgl. Szugat et al. 2006, zit. nach Ebersbach/Glaser/Heigl 2008: 79). Diese sozialen Online-Netzwerke, auch „Social-Network-Dienste“ (SND) oder „Online Social Networks“ (OSN) genannt, wurden extra dafür geschaffen, Bekannten- und Freundeskreise sowie Geschäftskollegen miteinander zu verbinden (vgl. Ebersbach/Glaser/Heigl 2008: 79). In Social Networks tauschen die Nutzer private oder geschäftliche Informationen aus und diskutieren über gemeinsame Themen. Bei der Nutzung von Social Networks geht es v.a. darum, Kommunikationspartner zu finden, neue Freundschaften zu schließen und auch darum, geschäftliche Interessen zu verfolgen. Das Beziehungsgeflecht in Social Networks geht soweit, dass Suchende einem Teilnehmer einen Kontaktwunsch mitteilen und sich dann sofort mit diesem vernetzen können. Social Networks unterstützen also die Suche nach Freunden und den Aufbau bzw. die Weiterführung von Freundesschaften im Netz. Die Merkmale von Social Networks sind:
- Erforderliche Registrierung
- Profilseiten mit Interessen und Tätigkeiten
- Daten in strukturierter Form
- Darstellung von Beziehungen zu anderen Menschen
- Nachvollziehbarkeit von Bekanntschaften über sprichwörtlich
„fünf Ecken“
- Starker Bezug zu realen Sozialbindungen
(vgl. Ebersbach/Glaser/Heigl 2008: 79)
Die bekanntesten Social Networks heute sind Facebook, MySpace, Xing, Stayfriends, Linkedln, StudiVZ, Passado und viele mehr.
2. Rahmenbedingungen für die Entstehung
Durch den User Generated Content hat sich der Nutzen für den User im Web verschoben. Im Web 1.0 waren die User hauptsächlich Informationskonsumenten, deshalb gab es in dieser Generation kaum Partizipationsmöglichkeiten. Das Internet hatte (abgesehen von E-Mails) nur sehr wenige Plattformen für soziale Tätigkeiten, wie z.B. Freunde treffen und suchen. Es lässt sich also feststellen, dass es vor dem Jahr 2001 sehr viele Konsumenten, aber wenig Produzenten gegeben hat. Mit der Zeit entstanden durch neue Techniken immer mehr Webseiten und Webapplikationen (wie z.B. ICQ), welche für den User einen sozialen Nutzen haben. Diese Entwicklungen führten zu den sogenannten Social-Networking-Plattformen, wie XING, MySpace, Facebook und StudieVZ etc., Seiten die als Vertreter der Web 2.0-Generation bekannt sind (vgl. Leibinger/Fürst 2007: 12).
„Wenn man die Entwicklung heute rückwirkend betrachtet, fällt auf, dass es eine Interaktion wie im Web 2.0 vorher noch nicht gegeben hat. Aus simplen E-Mail Kontaktformularen wurden Flash Animierte Feedback Möglichkeiten, die heute durch interaktive Freunde längst als überholt erscheinen, da man jegliche Kommunikation mit diesen sofort über die jeweilige Plattform abwickeln kann.“ (vgl. ebd.: 17f.)
Heute ist es also so, dass irgendwann einmal jeder Nutzer im Internet sowohl Konsument als auch Produzent ist (vgl. ebd. 11).
Die Community-Plattformen wie MySpace oder Friendster haben ab Anfang des 21. Jahrhunderts noch ein sehr breites Spektrum an Möglichkeiten abgedeckt wie z.B. Musik, Fotos, Kommunikation etc. In den darauf folgenden Jahren entstanden immer mehr auf ein oder wenige Themen spezialisierte Plattformen wie z.B die Musik-Plattformen last.fm oder YouTube für Videos. Durch diese Entwicklung verlor die Social-Networking-Komponente, d.h. die Kommunikation der User untereinander bzw. miteinander an Bedeutung, weil diese auf Spezial-Plattformen meist auf die Kommentierung beschränkt war. Seit der Einführung von Web 2.0 stieg die Nutzung von „klassischen Social-Networking-Plattformen“ stark an. Nicht nur die einschlägigen „Social-Networking-Plattformen“ profitieren seit dem von der „Aktivität“ der Nutzer, sondern auch die „Software-Spiele-Industrie“ Die Software-Spiele-Industrie nutzt seit Web 2.0 ebenfalls die Möglichkeit der Einbindung der sozialen Komponente wie z.B. bei „World of Warcraft“ oder bei „Second Life“ (vgl. ebd.).
Das Web 2.0 hat gerade durch die soziale Komponente eine attraktive Umsatzmöglichkeit für viele verschiedene Unternehmen geschaffen. Diese führt wiederum zu einem Anstieg der Kommerzialisierung (vgl. ebd.).
3. Historische Entwicklung
Als erstes Social Network Angebot auf dem Markt startete SixDegrees. Nach ein paar Jahren wurde der Dienst verkauft und 2000 eingestellt. SixDegrees.com ermöglichte Usern seit 1997, Profile zu gestalten, Freundeslisten zu erstellen, seit 1998 konnte man auch in den Freundeslisten von eigenen Freunden surfen.
„Each of these features existed in some form before SixDegrees, of course. Profiles existed on most major dating sites and many community sites. AIM and ICQ buddylists supported lists of Friends, although those Friends were not visible to others. Classmates.com allowed people to affiliate with their highschool or college and surf the network for others who were also affiliated, but users could not create profiles or list Friends until years later. SixDegrees was the first to combine these features.” (Boyd/Ellison 2007)
SixDegrees traf scheinbar noch nicht den richtigen Zeitpunkt, denn kurz danach starteten die Anbieter Tribe und LinkedIn, die in kürzester Zeit Millionen von Mitgliedern verzeichnen konnten (vgl. Boyd/Ellison 2007).
Timeline of the launch dates of many major SNSs and dates when community sites re-launched with SNS features (vgl. Boyd/Ellison 2007).
Von 1997 bis 2001 entstanden AsianAvenue, BlackPlanet, MiGente u.a. Diese ermöglichten professionelle, persönliche und Dating-Profile zu erstellen. Weitere Plattformen in dieser Zeit waren LiveJournal, Cyworld (Korea) und LunarStorm (Schweden) (vgl. ebd.).
Die nächste Welle begann mit dem Business-Network Ryze.com im Jahr 2001. Dieses Netzwerk wurde aber nie massentauglich. Tribe.net wurde als Nischenplattform gegründet und LinkedIn wurde ein geschäftsbasierter Service. Während sich die meisten Social-Networking-Plattformen bisher darauf konzentrierten, Leute mit verschiedenen Interessen zusammen zu bringen, wurde Friendster entwickelt, um Freunde von Freunden zu finden. Friendster war der bedeutendste Dienst in dieser Phase, obwohl er letztendlich scheiterte (vgl. ebd.).
Seit 2003 hatten die meisten Social-Networking-Dienste „profile-centric“ Seiten, weil sie versuchten, den ersten Erfolgen von Friendster nachzueifern. Im Gegensatz dazu stehen „passion-centric“ SNSs wie z.B Dogster, die sich auf spezifische Themengebiete spezialisiert haben. Auf den Bereich der Geschäftsleute spezialisierten sich z.B. die professionellen Dienste „LinkedIn, Visible Path and Xing“ (vgl. ebd.).
4. Netzwerke und Netzwerkstrukturen
Soziale Netzwerke funktionieren durch ein Schneeballsystem. Wenn sich ein User bei einem Netzwerk anmeldet, lädt er daraufhin Bekannte, Kollegen und Freunde ein. Diese wiederum laden dann ihrerseits ihre Bekannten, Freunde etc. ein usw. Durch diese Funktionsweise entstehen schnell Netzwerke mit Hunderten, Tausenden oder mehr Nutzern.
Quelle:http://www.theprofessionalismblog.com/wp-content/uploads/2009/06/network.jpg
5. Soziale Netzwerkforschung
Bevor es das Web 2.0 und des Internet gab, waren Social Networks bereits wissenschaftlich interessant. Besonders zwei Ansätze sind bei der Erforschung von Online Social Networks (OSNs) relevant. Erstens das „Kleine-Welt-Phänomen“ von Stanley Milgram und die „starken/schwachen Bindungen“ von Granovetter (vgl. Ebersbach/Glaser/Heigl 2008: 81).
Die Verknüpfung und Verbindung von Usern untereinander in Social Networks wurde bereits 1967 durch Milgrams Ausführung des „Kleine-Welt-Phänomens“ bzw. „Small World Phenomenon“ populär. Der amerikanische Soziologe zeigte darin, dass Mitglieder bzw. Teilnehmer eines sozialen Netzwerks über Knotenpunkte miteinander verbunden sind. In seinem Experiment (1967) fand er heraus, „[…] dass jeder Mensch über durchschnittlich sechs Bekannte mit jedem anderen Menschen bekannt ist […]“ (ebd.).
Quelle:http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/8f/Watts_strogatz.svg/350px-Watts_strogatz.svg.png
Quelle:Norton Company
Im Jahr 1998 veranschaulichten der Soziologe Duncan Watts von der Columbia University und Steven Strogatz Milgrams Theorie mit Hilfe einer Computeranimation. Es gelang ihnen zu zeigen, dass man „[…] sechs Milliarden Punkte[n] – die die Bevölkerung der Erde repräsentieren – so miteinander […] [verbinden kann], dass man von jedem beliebigen Punkt [aus] über höchstens sechs Knotenpunkte zu jedem beliebigen anderen Punkt gelangen kann.“ (Ebd.)
Der Versuchsvorgang von Watts und Strogatz sowie die Idee der Theorie wird in den folgenden Videos erklärt. Des Weiteren wird darin darauf eingegangen, wie die Theorie von Social Networks auch auf andere Bereiche des Lebens, wie beispielsweise die Medizin etc. übertragen werden kann.
Quelle:Essential Media and Entertainment
Im Jahr 2003 wurde die „Kleine-Welt“-Hypothese von Dodds et al. mit einem Experiment auch für das Internet bestätigt. In dem Experiment wurde dafür „[…] der E-Mail-Verkehr von 60.000 Testpersonen aus 166 Ländern ausgewertet.“ (Ebd.). Obwohl die These immer wieder heftig kritisiert wird, wird sie dennoch gerade im Bereich der OSN häufig weiter verwendet (vgl. ebd.). Dieser Ansatz bildet also so gesehen die Grundlage für heutige Social-Networking Portale (vgl. Leibinger/Fürst 2007: 15).
Nicht nur die Beziehungen an sich spielen eine Rolle, sondern auch die Qualität der Beziehungen ist entscheidend. Diesem Thema widmet sich der zweite wichtige Ansatz in der Social Networking Forschung, nämlich Granovetters Ansatz (1973) der „starken/schwachen Bindungen“. Denn die wissenschaftliche Forschung hat inzwischen bewiesen, „[…] dass jeder Mensch starke Bindungen zu einer beschränkten Anzahl von Menschen hat, die ihrerseits durch ein dichtes Beziehungsgeflecht miteinander verknüpft sind.“ (Ebersbach/Glaser/Heigl 2008: 82) Zusätzlich zu diesen Beziehungen gibt es auch noch „[…] auf schwachen Bindungen basierende Zufallsbekanntschaften.“ (Ebd.) Gerade in beruflich-orientierten Netzwerken sind diese schwachen Bindungen (weak ties) sehr wichtig, weil sie auf ökonomischen Chancen und Informationsaustausch basieren (vgl. Granovetter 1973, zit. nach Ebersbach/Glaser/Heigl 2008: 82). Besonders wichtig dabei ist nicht
“[…] die schwache Relation an sich, sondern die Überbrückung von ‚strukturellen Löchern‘ (Burt 1992) zwischen verschiedenen Teilnetzwerken, also die Verknüpfung dieser Teile über Relationen zu Akteuren, die untereinander unverbunden sind.“ (Ebersbach/Glaser/Heigl 2008: 82)
Quelle: http://blog.hallowelt.biz/wp-content/uploads/Week-Ties.jpg
Der Wert dieser Beziehungen bzw. das „soziale Kapital“ bezieht sich bei den „schwachen Bindungen“ nicht auf die Personen selbst, sondern auf die Beziehungen zwischen den Leuten.
„Während bei den ‚strong ties‘ das soziale Kapital höher ist, je enger die Beziehungen sind, steigt bei den ‚weak ties‘ – und damit für die Teilnehmer der Online Social Networks – das soziale Kaptal, je mehr Kontakte ein Teilnehmer zu anderen Netzwerkteilnehmern besitzt, die untereinander nicht verbunden sind.“ (Granovetter 1973, zit. nach Ebersbach/Glaser/Heigl 2008: 82)
Den Ausführungen zu den Gliederungspunkten 5-9 widmet sich meine Kommilitonin Martina Kube in ihrem Blog.
Quellen:
Boyd, Danah/Ellison, Nicole (2007): Social Network Sites: Definition, History, and Scholarship. Michigan State University. Online im Internet unter: http://mimosa.pntic.mec.es/mvera1/textos/redessociales.pdf , siehe auch unter: http://jcmc.indiana.edu/vol13/issue1/boyd.ellison.html
Ebersbach, Anja/Glaser, Markus/Heigl, Richard (2008): Social Web. Konstanz: UVK.
Fuchs, Christian (2009): Social networking sites and the surveillance society : a critical case study of the usage of studiVZ, Facebook, and MySpace by students in Salzburg in the context of electronic surveillance. Salzburg, Vienna : Verein zur Förderung der Integration der Informationswissenschaft.
Kneidinger, Bernadette (2010): Facebook und Co: Eine soziologische Analyse von Interaktionsformen in Online Social Networks. Wiesbaden: VS Verlag.
Leibinger, Johannes/Fürst, Johannes u.a. (2007): Social-Networking Plattformen. Nutzen und Möglichkeiten. Projektarbeit. Fachhochschule Köln. Online im Internet unter: http://www.bernd-schmitz.net/skripte/Social-Networking.pdf
Neumann-Braun, Klaus (Hrsg.) (2011): Freundschaft und Gemeinschaft im Social Web. Baden-Baden: Nomos-Verlag.
Riesen, Melanie (2007): Vom Arpanet zum Web 2.0. Neue Kommunikationsformen und -strukturen. Norderstedt: Grin Verlag.
Richter, Alexander/Koch, Michael (2007): Social Software. Status quo und Zukunft. Technischer Bericht Nr. 2007-01. Fakultät für Informatik. Universität der Bundeswehr München. Online im Internet unter: http://www.kooperationssysteme.de/docs/pubs/RichterKoch2007-bericht-socialsoftware.pdf
Bilder:
http://www.theprofessionalismblog.com/wp-content/uploads/2009/06/network.jpg
http://blog.hallowelt.biz/wp-content/uploads/Week-Ties.jpg
http://www.thefriendshipblog.com/files/imagecache/thumbnail/files/Six_degrees_of_separation.png
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/8f/Watts_strogatz.svg/350px-Watts_strogatz.svg.png
Videos:
http://www.youtube.com/watch?v=pFK1bpQwHF4
http://www.youtube.com/watch?v=RcCpEf6_Ofg
http://www.youtube.com/watch?v=n1-nfySqf9M&NR=1
http://www.youtube.com/watch?v=61a_uTmVk0c&NR=1
http://www.youtube.com/watch?v=nIQfuaymmdY&NR=1
http://www.youtube.com/watch?v=9rCMWvFGIfM&NR=1
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