Die Gemeinsamkeiten von Hypertexten
und dem menschlichen Denken
"kognitive Plausiblität"
(1) Einleitung
(2) Begriffsdefinition
(3) Problematik
(4) Fazit
(1) Einleitung:
Eine netzwerkartige Organisation (Hypertext) von Lehrstoff zeigt Gemeinsamkeiten mit der ebenfalls netzwerkartigen Organisation der menschlichen kognitiven Struktur auf. Und eben wegen dieser Form der Gedächtnisorganisation, kann (bei Hypertexten) das Gelernte ohne Arbeitsaufwand bearbeitet und aufgenommen werden entsprechend der individuellen kognitiven Organisation des Individuums.
(2) Begriffsdefintion:
Im Jahre 1945 versuchte Bush in seinem Essay "As we may think" eine Brücke zwischen der Funktionsweise des menschlichen Gedächtnisses und der bibliothekarischen Datenorganisation zu schlagen. Grundlage hierfür waren zum einen die Betrachtung des Gehirns als neuronales Netzwerk, zum anderen die Erfahrung des oft assoziativen Fortschreitens der Gedanken. Dieser Ansatz ist bis heute im Gebrauch, für ihn spräche, sagt das Schlag-
wort, eine "kognitive Plausibilität".
Eine weitere Idee besagt, dass Hypertext, gerade weil es ähnlich dem assoziativen Denken ist, auch das nicht-lineare Denken fördert. Gemeint ist damit das formale, relativierende Denken nach Piaget/Kohlberg, bei dem sinnliche Eindrücke abstrahiert werden und Probleme, die sich nicht eindeutig entscheiden lassen, gelöst werden. Hierbei agiert Hypertext als didaktische Förderung.
(3) Problematik:
Ein starker Kritikpunkt an dieser These ist, dass es sehr fragwürdig und unproduktiv erscheint, eine derart (im Vergleich zum Gedächtnis) simple Technologie wie Hypertext mit komplexen menschlichen Fähigkeiten wie der Gedächtnisleistung zu vergleichen. Darüber hinaus ist es auch so, wenn man die These der kognitiven Plausibilität von Hypertexten genauer betrachtet, können sich erhebliche Zweifel an ihrer Einfachheit ent-
stehen
Eie weitere Überlegung und auch einen weiteren Kritikpunkt an der These der kognitiven Plausibilität ist das Folgende: Klassische Texte dienen teilweise dazu, Wissen von einem Kopf in einen anderen zu transportieren, das funktioniert folgendermaßen, indem:
(a) der Autor sein netzwerkartiges Wissen hierarchisch und produziert daraus einen linearen Text anordnet
(b) der Text publiziert und verteilt wird.
(c) der Lerner sich die benötigten Wissensteile aus dem linearen Dokument zusammen sucht und sie wieder in ein Wissensnetzwerk einbaut.
Dies hört sich natürlich sehr kompliziert an, die These der kognitiven Plausibilität soll die Lösung sein, es sollte auch einfacher funktionieren: Wenn der Autor schon ein Wissensnetzwerk hat, dann kann er dies ja dem Lerner direkt zur Verfügung stellen. Ein Hierarchisieren und ein erneutes Erstellen von Querverbindungen würden somit wegfallen. Anders ausgedrückt als am Beginn dieses Berichtes, besagt die These der kognitiven Plausibilität folgendes:
Die Chancen einer Wissensaufnahme durch den Leser so wie sie der Autor beabsichtigt hat und die Effizienz (Geschwindigkeit und Behaltensleistung) müssen bei Hypertexten höher sein, als bei linearen Texten, weil der Umformungsprozess entfällt.
Diese These hält sich leider wieder nicht, weil sich einige Punkte als sehr problematisch heraus- gestellt haben:
Leser mit guten Lernvoraussetzungen (bezüglich Zeit, Intelligenz oder Motivation) können mit Hypertexten souveräner umgehen, als Leser mit geringeren Lernvoraussetzungen. Leser mit geringeren Lernvoraussetzungen haben von der linearen Darstellung Vorteile, weil sie einen Leitfaden vom Autor haben.
Texte eignen sich in interschiedlichem Maße als Hypertext. Texte, die einen linearen Konzeptaufbau brauchen, kann man eben auch schlecht als Netzwerk darstellen. Texte, die aus weitgehend unabhängigen Informationseinheiten bestehen, eignen sich hingegen gut für netzwerkartige Darstellungen.
Unabhängig davon, wie netzwerkartig ein Hypertext ist, Menschen können die komplette Wissensverarbeitung auf so hoher Symbolebene wie bei Texten nicht gleichzeitig durchführen. Wir müssen alles der Reihe nach durch einen relativ engen Wahrnehmungsschlitz schleusen, um damit interne ganzheitliche mentale Wissensmodelle aufzubauen. Bei dieser Aufgabe helfen lineare Texte oft besser als Netzwerke.
Bei Experimenten hat sich herausgestellt, dass Hypertextstrukturen am besten als Add-on zu hierarchischen Strukturen zu verwenden sind Altes und Neues soll kombiniert werden.
Fazit:
Der Vergleich war zwar gut und auch sehr wohl überlegt, aber das das Gehirn nicht dieselbe Simplizität wie ein Computer aufweist ergeben sich hier für dieses Modell Probleme.
(3)Quellen:
http://www.wiwi.uni-wuppertal.de/kappelhoff/webtest/vorwort.pdf
http://www.jura.uni-sb.de/dissertationen/krueger/diss-235b.html
http://www.eds.schema.de/doku/html-deu/schemapu/abschnit/kognitiv.htm
http://www.update.ch/beluga/digital/99/schroeder.htm