Aufgabe 7: Gesellschaft und Demokratie im Web
Anhand einer ARD Studie (2010), welche sich mit dem Medienkonsumverhalten beschäftigt, geht hervor, dass sich der Medienkonsum in den letzten 50 Jahren beinahe verdreifacht hat. Laut dieser Studie, beläuft sich der Medienkonsum der 14- bis 29-jährigen auf 563 Minuten pro Tag. Wobei digitale Medien weit an der Spitze liegen.

Laut der JIM-Studie 2012 (Jugend, Information und Multimedia) sind in beinahe jedem Haushalt, in denen 12- bis 19-Jährige leben, digitale Geräte wie Computer/Laptop, Smartphones, Fernseher und ein Internetzugang verfügbar. Für die Mediennutzung der Jugendlichen spielt neben der Haushaltsausstattung, vor allem der Besitz von eigenen digitalen Geräten eine große Rolle. Dadurch können Sie größtenteils selbst über den Zeitpunkt und die Inhalte des Medienzugangs bestimmen. 96 % der Jugendlichen besitzen ein eigenes Handy, etwa die Hälfte davon sind Smartphones. 87 % der 12- bis 19-Jährigen haben die Möglichkeit vom eigenen Zimmer, mittels einem PC oder Laptop, auf das Internet zuzugreifen. Digitale Spielkonsolen sind in jedem zweiten Jugendzimmer vorhanden (vgl. o. A., JIM-Studie, 2012, S. 31).

Wird die Gesellschaft durch das Netz demokratischer?

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, da dies von verschiedenen Faktoren abhängt. Grundsätzlich würde ich diese Frage allerdings mit ja beantworten, da unterschiedliche Informationsquellen und Informationen meist dazu anregen Inhalte zu hinterfragen und eine eigene Meinung zu bilden.

Die Quantität der Informationen, welche beispielsweise im Web bezogen werden können ist jedoch kaum noch überschaubar. Suchmaschinen spucken seitenweise Ergebnisse aus zu verschiedensten Themen. Dadurch leidet oftmals jedoch auch die Qualität der gebotenen Informationen. Gerade bei Social Media Anwendungen wie z. B. Facebook spielt es auch eine Rolle in welche Kreisen man sich bewegt. Facebook Freunde, die Zugehörigkeit zu Gruppen und Gefällt mir Angaben sind ausschlaggebend für die empfohlenen oder verlinkten Beiträge anderer User einer Plattform.

Hier zwei interessante Videobeiträge zum Thema.



Die Qualität der Nutzung und die Kompetenzen der Nutzer im Umgang mit dem Web spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Anhand der JIM Studie wird sehr gut sichtbar dass die Anwender immer jünger werden. Oft haben solche User (noch) keinen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Medium gelernt. Bedenkt man das selbst in Österreich in den meisten Pflichtschulen und AHS nach wie vor kein IT Unterricht im Lehrplan vorgesehen ist, die Nutzer allerdings immer jünger werden, stellt sich für mich auch immer die Frage nach Medienkompetenz und sozialer bzw. politischer Kompetenz der User. Meiner Meinung nach sollte verantwortungsbewusster Umgang mit dem Web bereits in der Pflichtschule vermittelt werden um dieses Medium zu einem nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ hochwertigeren Medium zu machen. Ob und wie unerfahrene User Inhalte und Informationen aufnehmen bzw. reflektieren und wiedergeben ist manchmal sehr fragwürdig. Nicht selten werden Unwahrheiten auf Social Media Plattformen verbreitet, bis hin zu Hassparolen und rassistischen Äusserungen, welche wiederum von anderen Usern wahrgenommen werden. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig Informationen, welche im Internet aufgegriffen werden zu hinterfragen und zu reflektieren. Ich persönlich tendiere dazu verschiedene Quellen zu für mich interessante Themen, aufzusuchen. Oft ist anhand der Quelle schon erkennbar ob es sich dabei um einen vertrauenswürdigen Artikel handelt oder nicht.

Politische Aspekte

Rechtlich gesehen hat sich das Web in Österreich spätestens mit dem Aufkommen des Online-Volksbegehrens zu einem politischen Instrument entwickelt. Mit der staatlichen Handy-Signatur hat der österreichische Staat eine elektronische Unterschrift geschaffen, die der eigenhändigen Unterschrift gleichgestellt ist (siehe Signaturgesetz Paragraf 4, Absatz 1). (vgl. http://www.online-volksbegehren.at)

Ich finde auch die Idee des E-Voting sehr interessant und bin überzeugt davon, dass E-Voting auch die Wahlbeteiligung in Österreich erhöhen würde. In Liechtenstein besteht seit 2004 die gesetzliche Möglichkeit zur elektronischen Stimmabgabe bei Wahlen. (Quelle: http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_OeffentlicheSicherheit/2008/11_12/files/E_VOTING.pdf)

In Estland wurden Wahlen über das Internet 2005 eingeführt, sowohl für nationale Parlamentswahlen als auch für Europawahlen. Das e-voting funktioniert dort über eine Karte zur digitalen Unterschrift und zwei Geheimzahlen (PINs). Der Anteil von e-voting an allen abgegebenen Stimmen stieg von zwei Prozent 2005 auf 5,4 Prozent 2007, auf 15 Prozent 2009 und schließlich 24,3 Prozent 2011. Die Beteiligung an den Europawahlen erhöhte sich von 27 Prozent 2004 auf 43 Prozent 2009, wobei nur ein lockerer Zusammenhang zum e-voting besteht.(Quelle: http://www.europarl.europa.eu/news/de/news-room/content/20110321STO15986/html/Kann-Wählen-über-das-Internet-die-Wahlbeteiligung-erhöhen)

In der österreichischen Bundesverfassung besteht derzeit keine geeignete Rechtsgrundlage für Wahlen auf elektronischem Weg (E-Voting). Dies gilt sowohl für Modelle einer Stimmabgabe mittels eines Terminals im Wahllokal, als auch für Formen der Stimmabgabe über Internet oder über ein anderes externes Medium. Im BM.I wird die Entwicklung auf diesem Gebiet im Inland (z.B. im Bereich von Körperschaften wie der Österreichischen Hochschülerschaft) und im Ausland dennoch genau beobachtet. (Quelle: http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_wahlen/wahlrecht/E_Voting.aspx)




nina.schauer.uni-linz am 01.Nov 14  |  Permalink
Handy-Signatur
Lieber Consti,

ich finde die Idee mit der Handy-Signatur eine wirklich gute Sache. Persönlich nutze ich sie ebenfalls, jedoch nur, um mir nicht noch mehr Passwörter merken zu müssen.

Ob die elektronische Unterschrift bei online Volksbegehren wirklich so hilfreich ist, da bin ich mir noch unsicher.

Mein Gedanke dabei war, dass trotzdem jemand anderer für mich einen Kommentar schreiben könnte und nur meine Daten für die Unterschrift nutzt. Oder mir wird gedroht, ich muss ein bestimmtes Statement abgeben, weil ich sonst meine Arbeit verliere ... oder keine Ahnung.

Auch wenn diese Aspekte im ersten Moment etwas absurd klingen - es könnte trotzdem vorkommen und so würden die Ergebnisse verfälscht werden und es kann nie herausgefunden werden in welchem Ausmaß dies geschah.

Hier sind wir dann wieder bei der Frage - ist das wirklich demokratisch?

Liebe Grüße
Nina

RE: Handy Signatur
Liebe Nina,

selbst eine handschriftliche Unterschrift ist nicht zu 100 Prozent fälschungssicher. Mit sensiblen Daten muss halt sorgfältig umgegangen werden, dann sollte weder die Handy Signatur noch das E-Voting ein Sicherheitsproblem sein und man spart sich mehrere Amtswege. Da hier am Land die Wahllokale meist Sonntags um 12:00 schliessen, bin ich ein starker Befürworter des E-Voting und der Meinung, dass dadurch die Wahlbeteiligung erhöht werden kann und somit auch das Web demokratischer wird.

Liebe Grüße

Ich bin da noch altmodisch eingestellt
Die Einführung von E-Voting wäre mit Sicherheit sehr sinnvoll und ich bin auch überzeugt, dass sie zu einer höheren Wahlbeteiligung führen würde. Es wäre für mich persönlich aber wichtig, dass die Möglichkeit des E-Votings als eine Möglichkeit neben dem altmodischen Gang zur Wahlurne bestehen bleibt, da ich es nicht nutzen würde. Einerseits hätte ich (noch) Zweifel, ob meine Wahl zu 100% anonym und geheim abliefe, oder ob meine Wahlentscheidung nicht doch kontrollier- und manipulierbar wäre. Andererseits mag ich auch den Akt mich zum Wahllokal zu begeben, da ich damit zum Ausdruck bringe, dass mir Demokratie und die Möglichkeit des Wählens wichtig ist.

julia.lenz.uni-linz am 02.Nov 14  |  Permalink
ÖH Wahlen 2009
Ich gebe dir recht in der österreichischen Bundesverfassung gibt es derzeit keine Rechtsgrundlage für das E-Voting. Jedoch gab es bei den ÖH Wahlen der Uni Wien im Jahr 2009 erstmals ein E-Voting, was nicht gegen die Verfassung verstieß, da sie mit keiner Nationalratswahl vergleichbar ist.
Bei diesem E-Voting ist aber noch so einiges schief gelaufen. Zum Einen wurde ein Listenname falsch geschrieben, zum Anderen fehlten von jeder Fraktion die Kurzbezeichnung. Auch war die Wahlbeteiligung noch ziemlich niedrig, nur 1% der Wahlberechtigten hat sich für das neue System des Online-Wählens entschieden.
Ebenfalls waren sich die WählerInnen nicht sicher, so wie du Sarah, ob den die Wahl überhaupt 100% anonym war. Man sprach auch davon, dass man sich nicht sicher war ob die Wahlordnung/Wahlgrundsätze eingehalten werden konnten, da sich der einzelne Wähler nicht sicher sein konnte, ob seine Stimme unverfälscht erfasst wurde.

Ich glaube ich würde auch die Form des E-Votings aus praktischen Gründen bevorzugen, obwohl es bei dem ersten E-Voting in Österreich so einiges schief lief. Und bis es E-Votings zB. für eine Nationalratswahl geben wird, wird sicher noch an den Feinheiten des Systems gearbeitet.

E-Voting
Ich finde die Idee des E-Votings grundsätzlich keine schlechte. Jedoch wie schon vor mir einige angemerkt haben, stehe ich dem Ganzen auch recht kritisch gegenüber. Ich wäre mir nicht sicher, ob die Stimmabgabe zu 100% anonym ablaufen würde und nicht doch irgendwie manipuliert werden könnte. Weiteres finde ich auch die Aussage vollkommen richtig, dass der Gang zur Wahlurne ein symbolischer Akt ist welcher zeigt, dass mir meine Stimme wichtig ist und ich mitreden möchte.
Für Personen denen der Gang zur Wahlurne zu "mühsam" ist oder aus zeitlichen, beruflichen,... Gründen nicht möglich ist, kann ich mir das E-Voting als gute Alternative vorstellen. Und ich glaube auch, sollte es in Österreich eingeführt werden, würde es gut ankommen.

evelin.mueller.uni-linz am 03.Nov 14  |  Permalink
um dort allgemeine Wahlen abzuhalten. Momentan noch wegen Sicherheits- und Manipulationsgefahren. Aber auch wenn diese behoben wären, findet er, dass die Grundsätze der demokratischen Wahl nicht gewährleistet wären, da die Wahl zu einem oberflächlichen, schnellen Mausklick führen würde. Erfahrungswerte zeigen, dass eine Beteiligung durch eine Abstimmung im Internet nicht steigern, sondern sich nur dorthin verlagern würde.

Vielleicht findet sich aber dennoch einmal ein Weg. Das politische Interesse ist mit und ohne E-Voting nicht gerade hoch. Liegt wohl doch an was anderem?!

evelin.mueller.uni-linz am 03.Nov 14  |  Permalink
Information selektieren lernen
Ich denke, dass das Internet zwar eine Fülle von Informationen bereitstellt, aber die Auswahl nach hochwertigen Inhalt die Schwierigkeit ist. Daher braucht es meiner Meinung nach frühzeitige Bildung in diesem Bereich - da eben viele Jugendliche das Netz nutzen. Zudem müssen auch Informationen außerhalb des Webs gesichtet werden... ansonsten wird es mit der Meinungsbildung wieder schwierig.

Den Aspekt des E-Votings habe ich noch gar nicht in Betracht gezogen. Vielen Dank für deine Recherchen und damit verbundenen Denkanstoß.
Fragen, die sich in diesem Zusammenhang ergeben:
~ wie sicher ist ein derartiges E-Voting?
~ kann man das Ergebnis manipulieren?
~ Datenschutz hinsichtlich der Stimme?
~ würden die Bürger so viel Vertrauen ins E-Voting stecken und ihre Stimme online abgeben?

Zur Zeit kann ich mir nur wenig vorstellen, dass sich das E-Voting in Ö durchsetzt...

Danke für deinen Beitrag. Du hast einige Möglichkeiten aufgezeigt, die der Grundstein für eine demokratischere Gesellschaft sein können. Nun fehlt es meiner Meinung nach am konsequenten Einsatz dieser Möglichkeiten und an der Sensibilisierung der Bürger für die Nutzung des Internets als Möglichkeit der Beteiligung am politischen Geschehen.

Web und Demokratie
Hallo Consti!

Deine Recherchen zu dem Thema finde ich sehr interessant!

Was mir ganz neu war ist das E-Voting. Ich bin mir sicher, dass man damit mehr Menschen erreicht. Jedoch hoffe ich, dass sich eine Sicherheitsmaßnahme finden lassen wird, um diese Form der Mitbestimmung nicht zu verfälschen.

Toller Artikel. Ich wäre auch sehr dafür wenn es die Möglichkeit eines E-Votings gäbe. Bin mir auch sicher, dass das die Wahlbeteiligung erhöhen würde. Natürlich wie bereits erwähnt nur als Alternative, da ich nichts von radikalen Umstellungen halte nur um jeden Preis modern zu sein, a la verpflichtende e-Rechnung an Bundesdienststellen.

Ich bin jedoch skeptisch bezüglich Sicherheit und korrektem Ablauf bei E-Votings, schließlich handelt es sich um ein heikles Thema, dass ich unserem Land leider so noch nicht zutraue.

E-Voting willkommen
hallo, danke für deine ausführlichen Recherchen und Ausführungen. Sie haben mir ein neues Themenfeld eröffenet. Ich muss erhlich sagen, dass ich mich mit dem Thema E-Voting bisher noch nicht beschäftigt habe. Ich sehe es aber als einen guten Zusatz zu den vorhandenen Voting-Möglichkeiten. Das es Sicherheitslücken hat das ist klar. Ich denke aber auch dass es auf lange Sicht viel mehr Vorteile, vor allem eine höhrere Wahlbeteiligung, bringen kann. Und eine klassiche Wahl kann man ja bekanntlich auch fälschen.