BuI Aufgabe 1
julia.pammer.uni-linz, 18. November 2013, 12:58
Geschäftsmodelle im e-Business
Marktleistungsmodell
Wirtz/Becker unterscheiden in ihrem 4C-Net-Business-Modell (siehe Abb.) vier Basisgeschäftsmodelltypen im E-Business anhand des Leistungsangebots (Marktleistung). Die Autoren stellen zusammenfassend fest, dass „sich zur Zeit weitgehend alle derzeit verfolgten Geschäftsmodellvarianten unter die vier Basis-Geschäftsmodelle Content, Commerce, Context und Connection einordnen lassen.“ Wirtz/Becker verfolgen damit vorrangig das Ziel, E-Business-Geschäftsmodelle formal zu klassifizieren, nicht jedoch deren umfassende Beschreibung. Aufgrund seiner Prägnanz leistet das 4C-Net-Business-Modell jedoch als Orientierungshilfe bei der Erstellung eines Teil-Geschäftsmodells zur Marktleistung sehr gute Dienste.
Das Geschäftsmodell „Content“
Dieses Modell beinhaltet die wertgenerierenden Schritte der Sammlung, Selektion, Systematisierung, Kompilierung und Bereitstellung von Inhalten in einer für den Nutzer attraktiven Art und Weise. Diese Inhalte sollen für den Konsumenten einfach, bequem und visuell ansprechend aufbereitet werden. Das Ziel ist es eine kommerziell vermarktbare, professionelle Dienstleistung, die sowohl informierende und bildende als auch unterhaltende Inhalte vermittelt, zu schaffen. Mittels dieses Modells werden zum einen Public-Interest-Inhalte, zum anderen aber auch Special-Interest-Inhalte in Nischenmärkten etabliert. (vgl. [WIRTZ00], S. 630/631)
Die Content-Anbieter nehmen relevante Inhalte und generieren unter Zuhilfenahme elektronischer Medien die „First Copy“. Diese wird dann im Internet verbreitet bzw. präsentiert, und da kaum Vervielfältigungs-bzw. Distributionskosten anfallen, kommt es grundsätzlich zu keinen finanziellen Problemen. (vgl. [WIRTZ00], S. 630/631)
Den Erlösmodellen kommt eine besondere Bedeutung zu, weil man durch die Distribution von Free Content keine Erlöse erzielt, und da direkte transaktionsabhängige und transaktionsunabhängige Erlösformen von den Konsumenten kaum akzeptiert werden, implementieren die Unternehmen meist indirekte Erlösmodelle. Die Unternehmungen beziehen also ihre finanziellen Mittel aus den Bereichen der Bannerwerbung, dem Sponsorship, aber auch Provisionserträge gehören zu den Erlösen derartiger Anbieter. (vgl. [WIRTZ00], S. 630/631)
Beispiele:
Das Videoportal „Youtube“ bietet die Möglichkeit kostenlos Videos online zu stellen oder diese herunter zu laden, und verfolgt somit eindeutig das Geschäftsmodell „content“. Es finanziert sich hauptsächlich indirekt durch Werbung.
Seit kurzer Zeit spielt jedoch auch das Geschäftsmodell „connection“ eine große Rolle, sodass man um Videos kommentieren zu können jetzt ein google+ Konto besitzen muss. Diese neue Verpflichtung hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass google Eigentümer von Youtube ist.
Die Enzeklopädie „Wikipedia“ ist ebenfalls eindeutig dem Geschäftsmodell „content“ zuzuordnen. Sie finanziert sich hauptsächlich durch Spenden. (crowdfunding)
Das Geschäftsmodell „Commerce“
Das Geschäftsmodell „Commerce“ umfaßt die Anbahnung, Aushandlung und die Abwicklung von Transaktionen zwischen Unternehmen und privaten Konsumenten. Man möchte die traditionellen Transaktionsphasen durch den Einsatz des Internets unterstützen, ergänzen oder überhaupt substituieren, weil dadurch die Kosten für die diversen Transaktionen gesenkt werden sollen. (vgl. [WIRTZ00], S. 631/632) Unternehmer die im Bereich der Herstellung, des Handels oder der Maklertätigkeit arbeiten, machen sich dieses Modell häufig zu Nutzen. Hersteller können damit den Handel umgehen und den Konsumenten ihre Produkte und Dienstleistungen direkt anbieten. Der Handel erweitert durch das Internet seine stationären Eigenschaften, und Makler benützen das Netz, um private Konsumenten zu Käufergemeinschaften zu aggregieren, oder Online-Auktionen zu organisieren. (vgl. [WIRTZ00], S. 631/632)
Erlöse werden meist aus transaktionsabhängigen, direkten und indirekten Erlösmodellen generiert. Hersteller und Händler erzielen grundsätzlich Transaktionserlöse i. e. S. Makler finanzieren sich vorwiegend durch die Vereinnahmung von Provisionen. (vgl. [WIRTZ00], S. 631/632)
Beispiele:
Der momentan erfolgreichste Onlinehändler welcher das Geschäftsmodell „Commerce“ verfolgt ist „Amazon“. Das Unternehmen finanziert sich zum großen Teil aus Transaktionserlöse (direkt).
Die Auktionsplattform „ebay“ ist ebenfalls in diese Kategorie einzuordnen. Es bietet privaten wie auch geschäftlichen Anbieter die Möglichkeit Waren online zu versteigern. Auch hier werden Gebühren bei den Anbietern eingehoben.
Das Geschäftsmodell „Context“
Dieses Modell klassifiziert und systematisiert die im Internet verfügbaren Informationen. Mit Hilfe technischer Applikationen wird das Internet, aufgrund von Nutzerabfragen, auf relevante Informationen untersucht, diese Informationen werden dann kriterienspezifisch zusammengefaßt und dem Nutzer präsentiert. Man will den Nutzer eine bessere Markttransparenz und Orientierung bieten. (vgl. [WIRTZ00], S. 632) Die Anbieter von Suchmaschinen, intelligenten Agenten oder Internetportalen verfolgen hauptsächlich dieses Modell. Mittels Suchmaschine n können Verzeichnisse mit Verbindungen zu den relevanten Themen erstellt werden. Internetportale bieten Navigationshilfen an. Intelligente Agenten sind zum Beispiel in der Lage, den günstigeren Preis eines durch den Nutzer spezifizierten Produktes oder einer Dienstleistung zu finden. (vgl. [WIRTZ00], S. 632)
Das Geschäftsmodell „Context“ wird von den direkten Erlösmodellen dominiert. Bannerwerbung und Sponsorship finden, aufgrund der hohen Zugriffsraten, ebenso Anwendungen, wie Provisionserträge im Rahmen von partnerschaftlichen Programmen.(vgl. [WIRTZ00], S. 632)
Beispiele:
Die wohl bekannteste Suchmaschine „google“ verfolgt das Geschäftsmodell „Context“. Das Unternehmen finanziert sich zu rund 90% aus Werbeeinnahmen, welche unter anderem den Verkauf von User Daten beinhalten.
„Geizhals.at“ bietet den Onlinedienst Preise verschiedenster Händler zu vergleichen. Das Unternehmen trägt ebenfalls dazu bei relevante Informationen im Internet schnell abrufen zu können, und ist somit ebenfalls der „Context“-Kategorie zuzuordnen. Die Finanzierung erfolgt hauptsächlich durch Gebühren der Anbieter, welche im Ranking aufgelistet werden wollen.
Das Geschäftsmodell „Connection“
Durch dieses Modell soll die Möglichkeit des Informationsaustausches zwischen privaten Konsumenten bzw. zwischen Unternehmen und privaten Konsumenten geschaffen werden. Die herzustellenden Verbindungen können dabei technologischer und/oder rein kommunikativer Natur sein. Das Ziel ist also die Generierung von Connections in einer von den Kunden präferierten Weise. (vgl. [WIRTZ00], S. 633)
Dieser Typ ermöglicht die Interaktion von diversen Akteuren in virtuellen Netzwerken.
Diese virtuelle Interaktion beruht zum einen auf der Bereitstellung eines Zugangs zu
physischen Netzwerkverbindungen und zum anderen auf dem Angebot von kommerziellen oder kommunikativen Dienstleistungen innerhalb des Internet. Kommerzieller Verbindungsaufbau liegt vor, falls ein Unternehmen damit den Absatz forciert, rein kommunikativer Verbindungsaufbau findet statt, wenn Konnektionen zwischen privaten Konsumenten, deren Kommunikation kein direkter kommerzieller Zweck zugrunde liegt, geschaffen werden. (vgl. [WIRTZ00], S. 633)
Die Erlösmodelle der physischen Konnektoren gestalten sich weitgehend direkt. Sie
stellen sich in der Regel als transaktionsabhängige Verbindungs-und Nutzungsgebühren sowie als transaktionsunabhängige Einrichtungs-und Grundgebühren dar. Außerdem verfolgen die Unternehmen aufgrund der hohen
Nutzerintensität auch indirekte Erlösmodelle. So werden auch Erlöse aus der Bannerwerbung, dem Sponsorship und durch Provisionen lukriert.
(vgl. [WIRTZ00], S. 633)
Beispiel:
Das Konzept des sozialen Netzwerks „Facebook“ ist sicherlich das bekannteste Unternehmen welches diesem Geschäftsmodell zugrunden liegt. Es wird privat als auch von Unternehmen als Werbe- und Kommunikationsplattform genützt. Die Einnahmen werden durch den Verkauf der User Daten zu Werbezwecken lukriert.
In Zukunft wird es wohl viele Unternehmen, die zunehmend durch die Kombination, Adaption und Aggregation der grundlegenden Geschäftsmodelltypen mit sogenannten hybriden und multifunktionalen Geschäftsmodellen arbeiten, geben.
Ziel ist die Einnahme vorteilhafter Wettbewerbspositionen im Internet, und dies soll durch eine erhöhte Nutzerattraktivität aufgrund der funktionalen Extension des Geschäftsmodells erreicht werden. (vgl. [WIRTZ00], S. 634
Quellen:
http://www.dke.univie.ac.at/extern/bi_ws20012002/ss2002/E-Business.pdf
http://geb.uni-Giessen.de/geb/volltexte/2004/1548/pdf/Apap_WI_JLUGiessen_2004_02.pdf
http://stefan-mey.com/2009/11/16/geschaftsmodelle-im-internet/
peter.kuehlian.uni-linz, 13. November 2013, 21:42
Das Thema wurde sehr genau und detailiert aufgearbeitet. Dass nach jedem Unterpunkt ein praxisbezug hergestellt wird, lockert die Theorie auf. Alles in allem ein sehr informativer und interessanter Beitrag.
wolfgang.schwarzl.uni-linz, 16. November 2013, 14:10
Der Eintrag ist sehr informativ und alles wird sehr ausführlich erklärt. Anhang von vielen, gut gewählten Beispielen wird der Zusammenhang zu realen Geschäftsfällen anschaulich und man kann sich als Leser ein besseres Bild vom Inhalt machen.