Statement: Das halbwegs Soziale
christina.kosmata.uni-linz, 4. Februar 2016, 07:05
Heutzutage gibt es eine Reihe von Publikationen und Forschungsergebnissen, die sowohl Nutzen als auch Schaden des WWWs genauer betrachten. Diese beinhalten individuelle als auch gesellschaftliche Effekte im alltäglichen Umgang mit unseren Mitmenschen, bis hin zu ethisch-moralischen und politischen Einflüssen. Die Diskussionen reichen von positiven, zustimmenden Reaktionen bis hin zu Schreckensszenarien die die Warnung "www is watching you" und ähnliches enthalten.
Der Autor des oben genannten Buches beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie die Entwicklung und Ausprägung der heutigen Vernetzungskultur aussieht und zieht dazu auch andere Literatur heran. Dabei erwähnt er Klassiker wie Facebook und Google, spricht aber auch über das Radio. Weiters geht er auf die scheinbar unverzichtbare benötigte Informationsflut ein, welche aber gleichzeitig zu einer Hektik und Zwang der Lebenserhaltung führt.
Ein sehr prägnanter Punkt ist auch die Suche nach einem Beleg der Abnahme der menschlichen Geisteskräfte. Diese werden durch den Einfluss von Facebook, Twitter, iPhones, aber auch von Fernsehen, Radio und Printmedien beeinflusst, sodass man fast nicht mehr schritthalten kann. Andererseits haben die Menschen bzw. Nutzerinnen und Nutzern keine Zeit mehr für "langsame" Medien in der hektischen Zeit.
Das Internet bietet den Menschen was sie wollen. Schnell, informativ und öffentlich. Geert Lovink bezeichnet das Internet als „Oase der Freiheit“. Extreme Meinungen können hier geäußert werden und Grenzen werden ausgetestet. Zwar steht die Behauptung des „gläsernen Menschen“, der Entprivatisierung und zunehmenden Öffentlichkeit jedes Einzelnen im Raum, doch bietet das Internet auch einen Nährboden für anonyme Aussagen und Meinungen.
Cyberkriminalität, Netiquette und Cybermobbing sind weitere Themen, die in diesem Buch behandelt werden. Hier wird beispielsweise erwähnt, dass das Netz explizit darauf ausgelegt war, dass die User nach der sogenannten Netiquette (Benimmregeln im Internet) agieren und dadurch keine staatliche Regulierung nötig wäre. Leider konnte dieser gute Vorsatz nicht gehalten werden, da nach 1995 das Internet für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde und das WWW explodierte. Ein Jahrzehnt später gibt es eine Vielzahl an Gesetzesbänden, die sich nur mit Cyberkriminalität befassen. Cybermobbing, das Pendant zu Mobbing, welches eben in der virtuellen Welt stattfindet, nimmt leider auch immer mehr zu. In den Schulen gibt es mittlerweile schon geschultes Personal, die Präventionsarbeit leisten und die Schülerinnen und Schüler für dieses Problem zu sensibilisieren.
DAS HALBWEGS SOZIALE. EINE KRITIK DER VERNETZUNGSKULTUR.
Geert Lovink (2012): Das halbwegs Soziale. Eine Kritik der Vernetzungskultur. Bielefeld: transcript Verlag.
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