Man nehme ein paar Schwimmnudeln, stecke an den Enden ein Paar Gummistiefel und Handschuhe an, befestige dieses Konstrukt an einem mit Technik ausgestattetem Eimer und et voilà -
Hitchbot, der Roboter ist geboren und soll auch gleich mal per Hitchhiking, völlig auf sich selbst gestellt, quer durch Nordamerika.
Dieses ausergewöhnliche interdisziplinäre Kunstprojekt, ins Leben gerufen von der Kommunikationswissenschaftlerin Frauke Zeller und David Smith, dient vorrangig dem Anregen von Diskussionen zum Thema Mensch und Technik sowie Sicherheit und Vertrauen bzw. steht ebenso der Gewinn von neuen Erkenntnissen im Bereich (unkontrollierte) Mensch-Roboter-Interaktion im Vordergrund. Mittels dem trampenden Hitchbot soll nun ein Verhältnis bzw. Dialog zwischen Roboter und Mensch entstehen, welches zu interessanten Reaktionen und Ergebnissen führen soll. Der moderne Hitchbot ist auf Menschen angewiesen um von A nach B zu gelangen. Vertraut der Mensch einem reisenden, fremden Roboter (bzw. der Technik)? Kann das Team auch auf den Mensch vertrauen, dem Roboter/Experiment keinen Schaden zuzufügen?
Aus Design- und Technik-Sicht ist nicht nur das Aussehen relevant, ergänzend spielt hier vor allem Psychologie eine wesentliche Rolle. Wie gewinnt man am besten Vertrauen auf den ersten Blick bzw. WAS veranlasst einen Autofahren den kleinen Kerl mitzunehmen? Alles was klein ist und vor allem
kindliche Charakterzüge besitzt, empfindet der Mensch als niedlich, süß und weckt vor allem
Vertrauen. Das zweite Attribut lautet
Persönlichkeit. Folglich wurde Hitchbot nicht größer als ein sechsjähriges Kind und mit lustigen, ausgefallenen und auffallenden Merkmalen kreiert. Wer würde so einen crazy little Guy nicht gerne auf dem Beifahrersitz neben sich haben? Und noch dazu, er kommuniziert!
Neben kreativen und technischen Kennzeichen des Projektes, lässt sich hier ebenso aus
sozialwissenschaftlicher Perspektive einige interessante Charakteristika hervorheben. Die Kommunikation bei Projekt Hitchbot beschränkt sich zweifellos nicht nur zwischen Hitchbot und seinem Fahrgast. Jene welche alleine auf der Durchfahrt waren, fanden es vielleicht als durchaus angenehm einen etwas anderen Fahrgast als Begleitung zu haben.
Es ergaben sich hier mehrer Schnittstellen zum World Wide Web. Zum einen, der kleine Roboter bedient sich bei seinen Dialogen durchaus dem, was vielen Schülern und Studenten bei Abschluss- oder Seminararbeiten Stunden an Recherche erspart - die freie Enzyklopädie, Wikipedia. Weiters ist Hitchbot fähig den Dialog zwischen ihm und seinem Gesprächspartner aufzunehmen. Das gespeicherte Material kann zu einem späteren Zeitpunkt auf seine für ihn eigens errichtete Homepage in seinem Reise-Blog hochgeladen werden. Somit kann er seine gesammelten Erfahrungen und Bekanntschaften mit der ganzen Welt teilen. (Bzw. das Experimententeam kann die Daten für ihre Evaluierung speichern und sammeln.) Teilen bzw. Sharen ist ein interessantes Stichwort und führt uns zum nächsten relevanten Punkt -
Social Media.
Natürlich wurde von Anfang an daran gedacht Social Media - Facebook, Twitter und Instagram - in das Projekt miteinzubeziehen. Einerseits geht es bei dem Experiment darum ohne großartige Mithilfe den Roboter auf Reisen zu schicken, jedoch etwas Mogelei muss ja schon drin sein (um nicht zu vergesseen, das Material ist für die Ausarbeitung der Ergebnisse von Relevanz).
Mithilfe von Social Media möchte man Hitchbot´s Bekanntheit und Persönlichkeit erhöhen, damit Menschen bewusst die Nähe des kleinen Roboter suchen und noch mehr Vertrauen aufgebaut wird. Folglich kann man daraus schließen, dass Menschen einem Roboter bzw. der Technik durchaus nicht immer nur mit Skepsis begegnen. Es wurden via Twitter Einladungen von Menschen ausgeschickt die den Roboter gerne ein Stück begleiten würden, Fotos von gemeinsam verbrachten Events oder Autofahrten mit dem Roboter wurden online geteilt und mittels Hashtags verbreitet. Hitchbot rühmt sich mit großer Beliebtheit.
Nach ca. 7000km ist Hitchbot an sein Ziel angekommen. Als anfängliches Ergebnis lässt sich zusammenfassen, dass der Mensch mit ansprechende Technik durchaus kommuniziert. Man musste Hitchbot nicht helfen, die Leute haben es dennoch gemacht. Grundsätzlich ist es auch so, dass eine
physische Interaktion zwischen Mensch und Roboter
Voraussetzung für ein emotionales Verhältnis ist. Dennoch mittels Social Media, blieben eine Menge Menschen in Kontakt mit Hitchbot und verfolgten seine Reise auch wenn sie ihn nie live gesehen haben bzw. werden.
Literatur:
1)
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/hitchbot-roboter-trampt-per-anhalter-quer-durch-kanada-a-982477.html (2.11.2014 19:15)
2)
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/hitchbot-roboter-hat-per-anhalter-kanada-durchquert-und-ist-am-ziel-a-986707.html (2.11.2014 19:30)
3)
http://derstandard.at/2000003719207/HitchBot-Ein-Roboter-trampt-durch-Kanada
(2.11.2014 19:15)
4)
http://www.br.de/puls/themen/netz/hitchbot-interview-frauke-zeller-100.html
(2.11.2014 20:00)
Caroline.Abl.Uni-Wien am 02. November 14
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