Transparenz und virtuelle Identitaet Der Einfluss der digitalen Revolution auf die Unternehmensführung

michael.kronsteiner.uni-linz, 2. Mai 2018, 21:32

 

Digitale Führung

- Wie die neuen Technologien unsere Zusammenarbeit wertvoller machen

Der folgende Beitrag ist der Arbeit von Martin A. Ciesielski & Thomas Schutz (2016) gewidmet, welche sich mit ihrem Werk "Digitale Führung: Wie die neuen Technologien unsere Zusammenarbeit wertvoller machen" vor allem mit der "Gap" zwischen Digitalisierung bzw. Technologie & Unternehmen bzw. Mitarbeiter auseinandersetzen.

Die Arbeit befasst sich mit dem Einfluss, den die digitale Revolution auf die Unternehmensführung hat. In meinem Beitrag möchte ich zuerst einen kurzen Überblick über die behandelten Themen geben und mich dann auf das erste Unterkapitel 1.1 "Die digitale Welt und ihre Regeln" (S. 3-8) fokussieren.

 

Zusammenfassung

- Digitale Führung von M. A. Ciesielski & T. Schutz (2016), S. 3

Aufgrund der Digitalisierung wird "Führung" heutzutage sehr stark von rein technologisch basierten Fragestellungen beherrscht - aber: "Führung ist immer auch Kulturarbeit - Unternehmenskulturarbeit." Vorangestellt sei, dass das Verständnis des technischen Prinzips einer Technologie nichts über die Kompatibilität im Unternehmen aussagt. Folglich erfordern "notwendige Kulturtechnik und deren Wertekategorien" einen hohen Grad an Anpassungsfähigkeit bei der praktischen Anwendung und Implementierung. Innovation und neue Technologien beeinflussen die Unternehmenskultur, wobei die Kultur wechselwirkend auch auf die innere Entwicklung und den Einsatz der Technologie einwirkt. Jede Organisation bringt unter anderem Werte mit sich, die auf die neue Technologie entsprechend reagieren und interagieren - oder auch nicht. Im Vordergrund stehen vor allem die Kulturtechniken, welche auch die vorhandene Organisationskultur und ihr bestehendes Wertegefüge beeinflussen, prüfen und herausfordern. - Und genau dieser Challenge muss sich jedes Unternehmen (Führungskraft) forschend und ergebnisoffen stellen, ob die Implementierbarkeit gegeben ist oder nicht. Darauf aufbauend ist es essentiell, die technologische Funktionsweise zu verstehen und Expertise aufzubauen, sowie die sozialen und kulturellen Wirkweisen der Technolgie weiterzuentwickeln.

Der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien ist für Menschen quasi ein Abgleich von Wertekategorien und Beziehungspflege. "Die Auswahl erfolgt dabei in Hinblick auf Vielfalt, Tiefe, Leichtigkeit, Spontanität und Einfachheit der Ausdrucksmöglichkeiten für die eigene Person. Wird der Einsatz und Umgang mit Kommunikationstechnologien allein auf Effizienzen und den Datenaustausch hin optimiert, besteht die Gefahr, dass andere Wertekategorien, wie Vertrauen, Ehrlichkeit, Verbindlichkeit, Spaß, Kreativität, Kritik, Verantwortung etc. unter Druck geraten."

 

1.1  Die digitale Welt und ihre Regeln

Wir leben und befinden uns dirket im digitalen Wandel, der unsichere Zeiten mit sich bringt - vor allem arbeitstechnisch. Es ist die Zeit indem wir Gewohnheiten ständig anpassen und weiterentwickeln müssen. Durch die Vielzahl an Wahlmöglichkeiten können Technologien über die Zeit vor allem die Methoden, Techniken und Artifakte vermehren. "Seien es die Beschäftigungsverhältnissse, ihre Dauer und inhaltlichen Aufgaben, die stets wechselnden und aus verschiedenen Generationen und kulturelllen Hintergründen zusammengesetzten Teams, Mitarbeiter und Kollegen, die Produkte und Services oder die Ansprüche der Kunden."

Besonders Wertschöpfungsketten und Lieferketten können aufgrund von Wirtschaftskrisen oder Kriegen schnell unterbunden werden und zusammenbrechen, aber auch genauso schnell wieder aufgebaut werden. Die technologischen Vernetzungen werden vielfältiger, allerdings nicht immer robuster. Aufgrund der verdichteten Vernetzung und mobilen Arbeits- und Kommunikationsgeräte ist man heutzutage 24/7 erreichbar, wodurch auch das Privatleben nur noch schwer von der Arbeit zu trennen ist und sich psychosoziale Gesundheitshemmer einschleichen. Nicht zu vergessen ist das stark steigende Potenzial für Überlastung und Konflikte in der Arbeitswelt - oftmals weil Umstände bzw. Tagesverfassungen vom Privatleben in das Arbeitsleben getragen werden und diese Wechselwirkung aufgrund der Unmittelbarkeit stets gegeben ist. Zusätzlich werden die Projekte und Zielvorgaben immer komplexer und anspruchsvoller. Folglich steigen auch die Chancen auf neue Geschäftsfelder, Innovationen und Arbeitsweisen. Diese Hochgeschwindigkeitsgesellschaft in der wir leben konfrontiert "Führung" mit einem regelrechten Zwang zur Entscheidungsfreudigkeit, welche der Vielzahl an Optionen und Möglichkeiten "geschuldet" ist.

Diese aktuellen Entwicklungen und Ereignisse lassen sich mitterweile fast im Akronym VUCA zusammenfassen: "VUCA steht für volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig - Wir leben und arbeiten heute in einer VUCA Welt." Ein bereits etablierter Begriff und eine allgemeine Beschreibung, um die Anforderungen an Führungskräfte und Mitarbeiter in der heutigen Zeit darzustellen. Interessanterweise ist es ein häufiges Praxisresultat, dass einfach "mehr vom Alten" gemacht und erarbeitet wurde. Meistens wurde versucht, einfach mehr und besser zu planen bzw. mit anspruchsvollere Planungsverfahren und das professionelle Einschätzen von Risiken und Szenarien zu arbeiten. Dieser Versuch galt der Eliminierung der (Planungs-)Unsicherheiten, indem Risiken umgedeutet und somit berechenbar gemacht wurden. Um die Auswirkungen von Technologien verstehen zu können, werden Organisationen mit einigen Hindernissen und Schwierigkeiten konfrontiert. "Die eigentliche Herausforderung einer VUCA-Welt besteht nämlich darin, sie anzunehmen und mit ihr mitzugehen." Soll heißen: Es ist wichtig, dass die Organisation nicht gegen die Schwankung arbeitet, sondern mit ihr geht und die Nicht-Berechenbarkeit von Unsicherheiten akzeptiert. Weitere verwandte Problemfelder sind beim Versuch der Bewertung der Qualität in Produktionsprozessen anzutreffen. Jedoch ist es wichtig, dass man nicht ständig versucht, das Chaos in den Griff zu bekommen und zu analysieren, besiegen und aufzuräumen, sondern eben lernt damit umzugehen und neue Einstellungen gegenüber dem Risiko entwickelt. VUCA bedeutet darüber hinaus auch noch Methoden und Praktiken anzuverwenden, um das Risiko an Beteiligte effizient auslagern zu können. Aber Achtung: Rückkopplungseffekte, womit Kosten und Risiken wieder beim "Verursacher" landen können & Vertrauensverlust bei Kooperationspartner möglich.

Eine weitere Disziplin für Führungskräfte und Mitarbeiter in Organisationen stellt die Mehrdeutigkeit dar: Oftmals ist es notwendig mit Doppel- oder Mehrdeutigkeiten zurecht zu kommen, um integrative Lösungsansätze finden zu können. Dies liegt vor allem daran, dass die dafür notwendigen Konzepte nicht im klassischen Repertoire der Unternehmensführung bzw. nicht im Wortschatz der Arbeitswelt vorhanden sind. Hierbei geht es um Konzepte und auch Begriffe wie "Zusammenspiel", "Improvisation" und "Kunst". Besonders im Falle von höchst komplexen Ereignissen passiert es oftmals, dass die Handlungen quasi zu Tode analysiert werden und ein unsinniges Re-Engineering betrieben wird. Nicht besser ist es, wenn sich die Organisation mit Chaos konfrontiert sieht - in den seltesten Fällen werden hier Chancen , sondern nur das Durchkreuzen der betrieblichen Pläne wahrgenommen, was wiederum zum Improvisieren führt. Weiters geben Organisationen häufig zu, dass improvisiert wird - allerdings aus ganz anderen Motiven heraus, zB. dem Mangel an Mitarbeiter, finanziellen Ressourcen oder "falscher" Planung. Die externe Umwelt und deren Komplexität, Unsicherheit und Schnelligkeit bestimmt den Grad der Notwendigkeit zur Improvisation - improvisieren heißt soviel wie mit Materialien der Wirklichkeit zu arbeiten und die entstehende Realität aktiv mitzugestalten. 

 

Eigene Meinung

Die Arbeit von Ciesielski & Schutz (2016) gibt einen sehr guten Überblick über die intensiven Problematiken der Kompatibilität einer neuen Technologie und einer bestehenden Organisation. Aufgrund der Schnelligkeit und Dynamik des technologischen Fortschritts, so glaube ich (auch), dass fixe Pläne, Vorhaben und Prozesse eher behindern und aufhalten - das improvisierte Handeln hingegen kann sich der Situation flexibel anpassen und das Neue aktiv mitgestalten. Die Improvisation spielt im Text eine gewaltige Rolle und muss in der Arbeitswelt erst richtig aufgenommen und umgesetzt werden. Das umfassende Analysieren und Begründen warum bei einer Innovationen was wann eintrifft ist weniger zielführend, als mit den erzeugten Materialien zu arbeiten und versuchen die dabei entstehende Wirklichkeit zu arrangieren. Stichworte sind hier Anpassung & Adaption !

 

Quelle der Arbeit

Ciesielski, Martin A.; Schutz, Thomas (2016): Digitale Führung - Wie die neuen Technologien unsere Zusammenarbeit wertvoller machen". Springer-Verlag Berlin Heidelberg, S. 3-8.
DOI: 10.1007 / 978-3-662-49125-6

URL aufgerufen am 29.04.2018: https://books.google.at/books?hl=de&lr=&id=NV2hCwAAQBAJ&oi=fnd&pg=PR6&dq=digitale+F%C3%BChrung+und+Transparenz&ots=oklV6f8Jo8&sig=641zE5qN634TsWBUguYVwXL6uv0#v=onepage&q=digitale%20F%C3%BChrung%20und%20Transparenz&f=false

 

3 comments :: Kommentieren

Schnellere Veränderungen

marian.limberger.uni-linz, 2. Mai 2018, 08:46

Das Thema Volatilität wird in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. Daher ist es notwendig die Strukturen anzupassen. Wir müssen lernen mit den Schwankungen umzugehen.

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VUCA Welt

susanne.groiss.uni-linz, 2. Mai 2018, 22:42

Die VUCA Welt in der wir uns befinden erwartet den Wandel zu agilen Organisationen. Unternehmen müssen in der Lage sein, Veränderungen wahrzunehmen um adäquat und schnell darauf zu reagieren. Dabei geht die Veränderung mehr in Richtung Auflösung von organisationsinterne Hierarchien und zu mehr Entscheidungsbefugnis für den einzelnen Mitarbeiter, für mehr Flexibilität und schnellerer Reaktionsfähigkeit auf Veränderungen durch Selbststeuerung. Mehr dazu auch in meinem Beitrag.

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gertrude.dienstl-ottensamer.uni-linz, 2. Mai 2018, 23:08

Brauchen Organisationen nicht auch einmal Beständigkeit und Zeit, dass sich Veränderungen "setzen" können? Jeder Change-Prozess endert mit der Phase der "Integration", wo man die Veränderung annnimmt und selbstverständlich wird.

In der jetzigen Zeit hat man den Verdacht, dass dieser Zeitpunkt nie eintritt bzw. nie eintreten darf, weil schon wieder der nächste technologische Fortschritt vor der Tür steht. Ich denke, dass sich Führungskräfte durchaus Gedanken machen sollen, was für das Unternehmen strategisch sinnvoll ist und nicht jedem Hype hinterherrennen.

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