Dagmar Forster
Mittwoch, 28. Januar 2004
Anonyme Kommunikation
»Anonyme
Kommunikation«

Einleitung

Virtuelle Gruppe

Wettbewerbssituationen

Problemlösen und Kreativität

Dumme Fragen

Probleme der anonymen Kommunikation

Fazit



Einleitung



Das Lernen in virtuellen Gruppen erlaubt
verschiedene Grade der Anonymität der einzelnen Teilnehmer untereinander, gegenüber
dem System oder gegenüber dem Gruppenleiter.

Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, ob es Bereiche im eLearning gibt, in denen eine anonyme Kommunikation als sinnvoll erachtet werden kann.



Virtuelle Gruppe



Eine virtuelle Gruppe ist eine Gruppe von Nutzern
rechnergestützter Dienste, die entweder implizit oder explizit zusammenhängen. Impliziter Zusammenhang kann durch das Interesse an einen gemeinsamen Thema gegeben sein dabei steht diese Thema und die über das Internet gelieferte Information zu dem Thema im Vordergrund.

Explizite Gruppen dagegen schließen sich bewusst zu einer Gruppe zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen.



Virtuelle Gruppen unterscheiden sich von realen
Gruppen in mehreren Punkten:



1. Physikalische Distanzen spielen keine Rolle

2. Physikalische Erscheinung und visuelle Hinweisreize sind kein Einflussfaktor.

3. Die Kommunikation verläuft in erster Linie
schriftlich.

4. Die Kommunikation bekommt eine besonders gewichtige Rolle.

5. Es ist möglich im Internet anonym zu bleiben.



In dieser Arbeit konzentriere ich mich auf die Möglichkeit der Anonymität. Anonymität wird vielfach als Problem dargestellt, kann aber Vorteile für den Lernvorgang bringen, da sie den Bewertungsdruck
aufheben kann. Wenn der Lerner nicht zu identifizieren ist, entsteht weniger Angst vor Bergewertung.



Anonymität ist ein relativer Begriff. Ein Gruppenmitglied kann gegenüber allen anderen oder einen Teil der Gruppe anonym sein. Falls ein Gruppenleiter existiert, können ansonsten anonyme Mitglieder diesem Leiter bekannt sein. Wenn auch an dieser Stelle Anonymität gewahrt wird, so kann immer noch auf Systemebene, z.B. aus Abrechungsgründen, eine Zuordnung zwischen anonymisierten Teilnehmern und ihren Identitäten möglich sein.



Anonymität ist auch in anderer Hinsicht relativ. Gerade im Internet verwendet man oft Pseudonyme statt seines Namens, um die Anonymität bezüglich der wahren Identität zu wahren. Ist man unter diesem Pseudonym eine Weile bekannt, findet eine Identifikation mit diesem Namen statt.



Welche Auswirkungen kann nun die Anonymität auf den Lernvorgang in Gruppen haben? Vorstellbare Szenarien, bei denen positive Auswirkungen durch Anonymität zu erwarten sind, können sein:



1. Wettbewerbssituationen

2. Problemlösen und Kreativität

3. dumme Fragen



Wettbewerbssituationen



Der erleichternde Effekt durch eine Wettbewerbsituation kann in virtuellen Lernumgebungen zum Beispiel durch ein Feedback simuliert werden, das sich aus den Leistungen der Mit-Lerner zusammensetzt.

Gleichzeitig entfallen aber Nachteile von direktem Wettbewerb mit bekannten Personen wie Belastung der persönlichen Beziehung, Angst vor Blamage, etc. Zusätzlich könnte dadurch der aktivierende Effekt des Wettbewerbes auch bei schweren Aufgabenstellungen genutzt werden, wobei durch die Anonymität der hindernde Bewertungsdruck entfallen würde. Diese Art der
Rückmeldung wäre bei jeder Gruppengröße möglich.



Problemlösen und Kreativität



Auch in komplizierten Problemlösesituationen kann Angst vor
Bewertung und Kritik der eigenen Beiträge die Kreativität hindern. Eine anonyme Situation bei der Generierung von Lösungsansätzen kann diese Angst nehmen und so einerseits die fördernde Wirkung der Gruppe beibehalten, währen die hindernden Effekte wegfallen.



Dumme Fragen



Eine weiteres Szenario, in dem Anonymität hilfreich für den Lernfortschritt sein kann, sind Situationen, in denen dem Lerner nötige Grundlagen fehlen, er sich aber nicht traut, zu fragen,
da er Angst hat, sich durch dumme Fragen zu
blamieren. Durch die fehlende Identifizierbarkeit des Lerners gegenüber seiner Gruppe (und eventuell einem Tutor/Lehrer) können solche Hemmungen umgangen werden, da eine persönliche
Blamage nicht möglich ist. Zusätzlich profitiert die ganze Gruppe durch das öffentliche Stellen und Beantworten von Fragen,
da eventuelle Wissenslücken erst entdeckt oder gefüllt werden können. In der Regel ist derjenige, der innerhalb Gruppe eine dumme Frage stellt, nicht der einzige, der diese Frage nicht beantworten könnte.



Probleme der anonymen Kommunikation



Die Sicherheit vor Kritik der anderen Teilnehmern ist nicht immer von Vorteil. Mit zunehmender Anonymität fallen auch die Hemmschwellen, Beschimpfungen werden daher viel schneller ausgesprochen als bei nicht anonymer Kommunikation. Bei den häufig
verwendeten Pseudonymen besteht zudem die Gefahr, dass ein Teilnehmer den Nickname eines anderen verwendet, um diesen gegenüber der Gruppe in Misskritik zu bringen.



Fazit



Anonyme Kommunikation kann sich in bestimmten Fällen als durchaus sinnvoll erweisen. Zu beachten ist dabei jedoch, dass sich nicht jede Gruppe dafür eignet. Voraussetzung für diese Art der Kommunikation ist es, dass die Teilnehmer vorher definierte Regeln einhalten.

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