Netatmo und Datenschutz

elke.strobl.uni-linz, 13. März 2014, 20:14

Netatmo ist eine Wetterstation, bestehend aus Aluminium-Zylindern. Display haben sie keines. Aber die Stationen sind über W-Lan mit dem Internet verbunden, so werden das Smart Phone, ein Tablet oder Computer zum Display. Es gibt eine Innenstation und eine Außenstation, Teile der Daten der Außenstation werden auf der Website und der Handy App veröffentlicht (es gibt außerdem die Funktion andere User einzuladen, seine vollständigen Daten einzusehen).

Gleich am Beginn meiner Recherche stieß ich auf allerlei Kritik oder zumindest Sorgen über den Umgang der Firma mit den Daten. Deshalb möchte ich meinen Blogeintrag auch gleich mit diesem Thema starten und bezüglich der Funktionen auf die hervorrangenden Artikel meiner beiden KommilitonInnen Hannes Werner und Stefanie verweisen. Beide haben ganz großartige Blogeinträge verfasst, in denen man sehr schon den Nutzen und die Funktionen von Netatmo nachlesen kann. Aber beide haben sich auch negativ zum Thema Datenschutz geäußert. Auf diversen Websites kam vor allem immer wieder der Vorwurf, dass Netatmo ein Gadget ist, das sich nur über W-Lan, nicht aber ohne Internetzugang bedienen lässt.

Und was sagt Netatmo selbst dazu? In ihren Datenschutzerklärungen schreiben sie, sie sammeln:

Personal Data that you provide through registration to or usage of Netatmo's Services: We collect Personal Data when you register through the Site or the Mobile Software and create an account. This Personal Data includes email and Netatmo account password. Except in connection with your order to purchase a product through the Site, we do not collect any credit card or other financial account information. We also collect information when you set up Netatmo's Product such as the set up location. We collect Personal Data and Measurements when you use Netatmo's Products and Services. Personal Data That You Provide through other use of the Site: We also collect Personal Data when you access the Netatmo Services and/or other parts of the Site and elect to provide Personal Data through the Site.

Laut ihren Angaben sammeln sie also eine e-Mail-Adresse, ein Passwort, den Ort und praktisch alles, was man sonst noch so angibt. Später gibt es auch noch einen Passus über Cookies, bei dem die Daten aber nicht rückverfolgbar sein sollen und natürlich, dass sie einem Werbung zusenden und auch Dritte einem Werbung zusenden werden (was klar macht, dass Netatmo seine Daten weiterverkauft).Was außerdem auch schnell ersichtlich ist, ist, dass die Daten der Außenstationen auf die Website gestellt werden. So siehen diese Infos dann aus:

 

Im Wesentlichen bedeutet das, ich sehe, dass jemand in der Robert-Stolz-Straße in Linz eine Netatmto-Wetterstation hat, auf welchem Höhenmeter die Station liegt, wie die Temperatur, Feuchtigkeit und der Druck dort ist. Ich sehe eine Wettervorschau für die nächsten drei Tage und kann diese Infos über diverse soziale Netzwerke teilen.

Soweit so gut. Nachdem was ich gesehen habe, reicht bei der Anmeldung wirklich nur eine Mailadresse und ein Passwort. Ich kann laut ihren Angaben Netatmo sogar nutzen, ohne, dass ich irgendwelche Daten von mir Preis gebe und kann angeben, dass ich keine Werbung von Dritten erhalten möchte.

Von den Daten, die die Messstation sammelt, kann man theoretisch Rückschlüsse ziehen, wie oft ich lüfte, ob ich Raucherin bin, wieviel ich heize und wie laut es bei mir ist, ob ich vielleicht oft eine Party mache. Aber das sind Dinge, die meine Nachbarn sicherlich alle längst schon wissen und außerdem ist das weit weniger, als wir doch jeden Tag ohne Bedenken in sozialen Netzwerken und über Handy Apps herausschleudern. Als ich von den Bedenken bezüglich der Datensicherheit bei Netatmo gelesen habe, war ich wirklich gespannt, was da dahintersteht, aber jetzt fast etwas erstaunt darüber. Oder habe ich da etwas übersehen?

Nachdem, was ich erkennen kann, weiß Netatmo weit weniger über einen, als Marc Zuckerberg es bereits über Milliarden Menschen nicht nur seiner Oma erzählt hat, sondern vor allem auch jedem verkauft hat, der es wissen wollte. Und ich rede hier nicht nur von sozialen Netzwerken, sondern auch von Smart Phone Apps, Supermarkt- und Drogerie- und Möbelhauskundenkarten (mit der Bipa-Card bekomme ich das Waschmittel um 30 Cent günstiger). Und was der Staat und meine Versicherung über mich weiß und was sie mit diesen Daten macht, möchte ich zwar eigentlich schon gerne wissen, die Vorstellung alleine finde ich aber schon gruselig.

Und damit möchte ich jetzt nicht sagen, dass wir alle mit unseren Daten um uns schmeißen sollen. Ich werde in meinem Lernblog auch keine Baby- oder Bikinifotos von mir posten, auch meine Handynummer nicht veröffentlichen, aber man muss manchmal die Kirche ein bisschen im Dorf lassen. Als Facebook WhatsApps gekauft hat, hab es auf Facebook (!!!) einen Aufschrei darüber, wie schlimm das in Zukunft mit den Daten sein wird und dass man sich sofort von WhatsApp abmelden muss... Wer erkennt da die Ironie? Oder bin ich wirklich zu blauäugig und habe bei Netatmo etwas verpasst?

Natürlich kann man, wie gesagt, durch Daten über die Lautstärke in meiner Wohnung feststellen, ob ich gerade eine Party mache oder ob es gerade völlig still ist. Aber heißt das etwa, dass man auch gleich Rückschlüsse ziehen kann, ob ich zuhause bin oder nicht? Das glaube ich nicht, denn die Abwesenheit von Geräuschen ist ja nicht gleichzusetzen mit einer Abwesenheit meiner Person (ich kann ja z.B. schlafen). Umgekehrt weiß ich als Katzenbesitzerin, dass es in der Wohnung wohl auch einmal Krach gibt, wenn ich nicht zuhause bin.

In einem Artikel habe ich sogar gelesen, man würde anhand der Luftfeuchtigkeit wissen, ob jemand gerade schläft oder sich vielleicht sogar (in welcher Form auch immer) sportlich betätigt. Da würde mich jetzt sehr interessieren, wie sensibel das Gerät ist. Selbst für den Fall, dass ich es beim schlafen direkt neben meinem Gesicht stehen habe und es so erkennt, dass die Luftfeuchtigkeit sich verändert, trage ich es ja sonst in der Wohnung nicht immer vor meinem Gesicht... Wie gesagt: vielleicht sind die Bedenken etwas zu stark.

 

Quellen:

http://www.netatmo.com/en-US/site/terms#div_privacy1

http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/netatmo-wetterstation-a-894813.html

http://superwallah.twoday.net/stories/565871746/

3 comments :: Kommentieren

Dieser Beitrag differenziert das Thema der Privatsphäre..

Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, 14. März 2014, 10:46

.. mehr als biser geleistete Beirträge. Das ist bemerkenswert. Doch sind die ageführten Überlegungen oftmals nur der Anfang "der Fahnenstange". Untersuchte man exakt jene Daten, in Menge, Qualität, Intervall und Zeitpunkt, welche übermittelt werden und in unterschiedliche Zusammenhänge und Kontexte gebracht werden könnten, so ergäbe sich ein Bild, welches weitaus mehr an Konsequenzen nach sich ziehen könnte, als unerwünschte Werbung. Dennoch ein Anfang ist hier gemacht.

ABER: im Studium der Webwissenschaften sind wir ohne jeden Zweifel aufgefordert, auch die Potenziale zu suchen, welche die betrachteten Technologien bergen. Wenngleich..

»In die Ecke,
Besen! Besen!
Seid’s gewesen.
Denn als Geister
Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
Erst hervor der alte Meister.«

 

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Danke für das Feedback

elke.strobl.uni-linz, 14. März 2014, 12:28

Ja, das ist nur der Anfang der Fahnenstange, da gebe ich Ihnen Recht. Ich würde mich wirklich sehr auf eine Diskussion freuen und dazu noch mehr Inputs, Ideen, Fakten un Meinungen hören!

Über die Potenziale kann ich jedenfalls sagen, dass es mehr ist, als nur reines Spielzeug. Die Menschheit sammelt schon seit Jahrhunderten Wetterdaten anhand derer wir Überlegungen zum Thema Klima treffen. Außerdem, wie ich bei einem anderen Beitrag schon kommentiert habe, das neue Armband von Netatmo scheint auch mit Voice Over für Blinde und Sehbehinderte zu funktionieren. Für sie wäre ein Gadget, das ihnen sagt, wie stark die UV-Einstrahlung ist (die ja nicht gleichzusetzen ist mit Wärme, die man spüren kann) sicherlich hilfreich.

Und zum schönen Zauberlehrling: Haben nicht Sie gesagt, Sie hätten sich Netatmo zuhause zugelegt? Können Sie hier etwas zu Ihren Beweggründen und eventuell zu Ihren Bedenken sagen? Wissen Sie, was Netatmo für Daten über Sie sammelt?

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Hallo Elke,

rainer.kroisamer.uni-linz, 14. März 2014, 12:57

ich habe ähnlich wie Du den Eingriff in die Privatsphäre, vor allem aber das scheins bedenkenlose liefern von riesigen Datensätzen durch Private an Netatmo zu meinem Schwerpunkt gemacht. Von Facebook über Apps bis hin zu Wetterstationen, clevere Geschäftsmodelle eignen sich das Wertvollste an das es im Internet gibt - private (Konsumenten) Daten. Schau einfach mal auf meinen Beitrag zu netatmo

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