Wachstum von Facebook durch Zukauf von WhatsApp - der 11 Mrd. Euro Deal

franz.gruber.uni-linz, 20. Februar 2014, 09:53

http://orf.at/stories/2219080/2219079/

„WhatsApp wird autonom bleiben“

Der Kurznachrichtendienst WhatsApp versprach, anders als Facebook und Co. zu sein: keine Werbung, keine Abhängigkeit von Nutzerdaten. Doch jetzt wird die kleine Firma mit 450 Millionen Nutzern ausgerechnet von Facebook gekauft, wie das weltgrößte, von Mark Zuckerberg gegründete Soziale Netzwerk am Mittwochabend nach US-Börsenschluss bekanntgab.

Laut Facebook beträgt der Kaufpreis für den populären Kurznachrichtendienst WhatsApp 16 Milliarden Dollar (rund elf Mrd. Euro). Der Kaufpreis wird in bar und Facebook-Aktien bezahlt, wie das US-Unternehmen weiter ankündigte. Später sollen weitere drei Mrd. Dollar (rund zwei Mrd. Euro) in Form von Aktien an die Gründer und Mitarbeiter fließen. Es ist der bisher größte Kauf des vor zehn Jahren gegründeten und seit dem 18. Mai 2012 an der Börse notierenden Internetkonzerns.

„Nichts“ soll sich ändern

WhatsApp verspricht seinen Nutzern, dass sich nach der Übernahme durch Facebook für sie nichts ändern wird. Der Dienst werde nach wie vor für eine kleine Gebühr nutzbar sein, und keine Werbung werde die Kommunikation unterbrechen, erklärte die Firma in einem Blogeintrag am Mittwoch. „WhatsApp wird autonom bleiben und unabhängig agieren“, hieß es. „Für Sie, unsere Nutzer, wird sich Folgendes ändern: nichts.“ Auch Zuckerberg versicherte, das WhatsApp-Team werde seine Unabhängigkeit behalten.

„Vor fast fünf Jahren begannen wir WhatsApp mit einer einfachen Mission: ein cooles, weltweit von allen genutztes Produkt zu schaffen. Nichts anderes war uns wichtig“, schrieb WhatsApp-Mitgründer Jan Koum in einem Blog. Die Partnerschaft mit Facebook werde ihnen erlauben, mit dieser Mission weiterzumachen.

50 Mitarbeiter

WhatsApp hat sich mittlerweile fest als SMS-Alternative etabliert. Über die Smartphone-App können Nutzer miteinander Textnachrichten und Fotos austauschen. 70 Prozent der 450 Millionen monatlichen Nutzer schauen täglich vorbei. Pro Tag werden weltweit rund 18 Milliarden Nachrichten verschickt. WhatsApp schaffte das mit einem schmalen Budget und nur 50 Mitarbeitern. Geht es nach Zuckerberg, verspricht WhatsApp noch massives Wachstumspotenzial. Es sei „auf dem Weg, eine Milliarde Leute miteinander zu verbinden“. Facebook selbst kommt auf mehr als 1,2 Milliarden Nutzer.

Ein Dollar Abogebühr pro Jahr

WhatsApp gilt als ein Experiment für einen nicht auf Nutzerdaten fokussierten und nicht durch Werbung finanzierten Kommunikationsdienst. Koum, der jetzt in den Facebook-Verwaltungsrat einzieht, hatte stets betont, man wolle das nicht. WhatsApp finanzierte sich anfangs über den Kaufpreis für die App und zuletzt über eine jährliche Abogebühr von einem Dollar. Angesichts der Größe sei auch so genug Geld für den Betrieb zusammengekommen, beteuerte Koum noch vor einigen Wochen bei der Internetkonferenz DLD in München.

Facebook hat bereits einen eigenen Messagingdienst mit ähnlichen Funktionen. Allerdings kaufte Zuckerberg auch schon für knapp eine Milliarde Dollar die Fotoplattform Instagram, obwohl Facebook-Nutzer bereits Bilder austauschen konnten. Auch die derzeit populäre Foto-App Snapchat wollte Facebook dem Vernehmen nach vor kurzem kaufen, die Gründer lehnten jedoch ab.

Eine Schüssel Erdbeeren

Wenn man Zuckerberg glauben darf, hat er die Übernahme in nicht einmal elf Tagen eingefädelt. Vorletztes Wochenende habe er WhatsApp-Mitgründer Koum vorgeschlagen, „dass wir uns zusammentun“, sagte Zuckerberg am Mittwoch. „Ich kenne Jan schon eine ganze Zeit.“ Die zwei seien sich schnell handelseinig geworden. Laut einem Bericht der „New York Times“ reden die beiden Seiten allerdings schon seit zwei Jahren miteinander - auf Initiative von Zuckerberg.

Bei Spaziergängen und gemeinsamen Abendessen hätten sie über Kommunikationsdienste gesprochen, schildert der Artikel. Vor etwa zwei Wochen habe Zuckerberg dann ein konkretes Angebot unterbreitet. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit habe Koum Zuckerberg am Freitag daheim besucht und ihn vom Abendessen mit seiner Frau Priscilla Chan abgehalten. Die beiden hätten verhandelt „und dabei einen Teller mit Schokolade überzogenen Erdbeeren gegessen, die eigentlich für Frau Chan gedacht waren“. Am Ende des Wochenendes sei man sich einig gewesen.

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