Aufgaben Die Krise der Tageszeitungen
jessica.hettich.uni-linz, 29. Juni 2014, 23:37
Die Krise, ihre Probleme und Lösungsansätze
In dieser Text-erörterung befasse ich mich mit den Artikeln von (10) Richard Gutjahr, einem freien Journalist und Blogger, und von (2) Daniel Drepper, einem freien Reporter im Recherche-Ressort der WAZ-Mediengruppe. In diesem Beitrag werden die zentralen Aussagen zusammengefasst und gegenüber gestellt.
Eins für alle!
Der Reporter ist der Ansicht, dass regionale Verlage den hohen Ansprüchen der Konsumenten nicht mehr gerecht wird. Dies begründet er teilweise auf einer Lesebefragung einer Regionalzeitung, die herausfand, dass die Leser extrem leidensfähig sind. Gemeint ist damit ihre Bereitschaft bei einer Zeitung zu verharren solange sie von den Artikeln nicht allzu oft und allzu schwer enttäuscht werden. Ein sehr interessanter aber irgendwie auch logischer Schluss.
Zudem schreibt Drepper, dass die alten Kunden langsam aussterben und die Konkurrenz immer stärker wird. Regionale Berichte sind angesichts der Fülle an frischen, überraschenden und mutigen Recherchen aus aller Welt nicht mehr anspruchsvoll genug.
Seine Lösung ist die Produktion hochwertiger Reportagen in zentralen Produktionen, die die nötigen Ressourcen dafür hat. Als Beispiel nennt er das Recherchebüro "ProPublica" in Amerika, dass mit "New York Times" und bekannten Fernseh- und Radiosendungen kooperiert. Dieses produziert zahlreiche Geschichten, die sie den Bürgern und den Verlagen kostenlos zur Verfügung stellen. Die Verlage haben daraus wiederum hunderte Berichte hergestellt und alle haben profitiert.
Drepper meint auch, dass qualitativer Journalismus nicht mehr mit hohen Renditeerwartungen einhergeht. Dafür gibt es die Option gemeinnützige Organisationen zu nutzen, die je nach Art der Einnahmen wenig bis keine Steuern zahlen müssen. In USA arbeiten schon tausende Journalisten nach diesem Prinzip wie bei "National Geographic" oder bei der Nachrichtenagentur "AP".
Vorteile für alle: Die Büros müssen anspruchsvollen Journalismus liefern und ihn dann so vielen Bürgern wie möglich zur Verfügung stellen über Kooperationen oder eine eigene Website. Die Politik kann dies fördern, in dem sie die Hürden für die Etablierung dieser Recherchebüros beseitigt.
Drepper kritisiert auch die Stiftungen sonder fordert viel mehr Hilfe für den Journalismus um sich selbst zu helfen. Alte Strukturen werden durch Steuererleichterungen und Förderungen nur beibehalten und ermöglichen keine Fortschritt für den Journalismus, der beständig ist.
Er erwähnt auch das Crowdfunding, das bei der Musiker Amanda Palmer sehr gut funktioniert. Diese stellt ihre Musik kostenlos zur Verfügung und hat die Menschen aufgerufen, zu spenden. Drepper wirft folgende wichtige Frage in den Raum: "Wie lassen wir Menschen für Musik bezahlen?".
Man kann niemanden dazu zwingen für Qualität zu zahlen aber der Leser, der das Produkt liebt, wird auch dafür bezahlen. Der Journalimus sollte aufgrund seiner besonderen Eigenschaften den Leser motivieren, dafür zahlen zu wollen und ihn nicht dazu zu zwingen.
Zusätzlich meint er, dass Journalisten besser werden müssen und durch ihr Werk erklären, warum man ihre Arbeit unterstützen sollte.
It's the customer, stupid!
Richard Gutjahr schreibt seinen Bericht sehr flüssig und hinterfragt die bestehenden Strukturen unserer Gesellschaft. Er beleuchtet den Journalismus von einer anderen Seite und sucht in der Etablierung einer Micropayment-Plattform die Lösung.
Der Journalist beginnt mit dem Ergebnis einer Befragung auf seinem Blog: Viele Leser wünschen sich von den Verlagen mehr Tiefe, Anaylse und Experimentierfreude und eine einfache Möglichkeit, für Journalismus im Internet zu bezahlen.
Jede Branche benötigt Innovationsfreude um Geschäftsmodelle im Internet zu entwickeln, die ihr weiteres Bestehen möglich machen. Gutjahr legt offen, dass Journalisten gern die anderen Branchen hinsichtlich der fehlenden Innovationsfreude kritisieren, sich selbst die Versäumnisse jedoch nicht zugestehen.
Er zitiert einen deutschen Verleger, der sagte: "Die Lizenz, im Nachkriegsdeutschland eine Zeitung herausbringen zu dürfen, war über Jahrzehnte hinweg eine Lizenz zum Gelddrucken". Renditen von 20 bis 30% gehören nun aber der Vergangenheit an und die Verleger müssen sich mit der Strukturkrise auseinandersetzen.
Gutjahr hinterfragt auch den Normalzustand wenn es um die Zukunft der Zeitung geht. Er stellt die gewagte Frage: "Wer sagt denn, dass wir gedruckte Zeitungen überhaupt brauchen? Sind sie systemrelevant?". Der Journalist beschreibt die veränderte Mediennutzung und fragt sich, ob gedruckte Zeitungen im Jahr 2013 der Normalzustand sind. Er schreibt auch, dass er gerne für Texte bezahlen würde, die er online liest, aber ihm dass nicht wirklich ermöglicht wird. Apps, die ein Bündel von Artikeln verkaufen, bewertet er negativ, da nicht alle Themen immer gewünscht sind.
In seinen Augen hat sich nur das Publikum nicht aber die Macher weiterentwickelt. Im Internet werden die Allerweltsgeschichten wie auch gedruckt einfach präsentiert und die vielen Funktionen des Internets werden nicht genutzt. Er bezeichnet dies auch als analoger Wein in digitalen Schläuchen.
Das Internet hat vielen Lesern die Augen geöffnet und Beiträge minderer journalistischer Qualität haben sich verbreitet. Die neuen Vergleichsmöglichkeiten bietet den Konsumenten den Blick auf dieselben Informationen.
Mehr Geld für digitale Meiden! Der Autor des Beitrags sagt aus, mehr Geld auszugeben als früher und kritisiert die fehlenden bis schlecht umgesetzten Bezahlmöglichkeiten der Verlage. Jeder Verlag hat sein eigenes und auch die Sicherheitsvorkehrungen beim Login stellen für ihn eine Hürde dar.
Seine Lösung ist eine einheitliche Micropayment-Plattform für alle Verlage, die vielleicht auch an die monatliche Telefonrechnung gekoppelt sind. Seiner Meinung nach spielt diese Lösung auch eine wichtige, psychologische Rolle, da der Leser den Wert für Journalimus nicht mehr kennt. Dies sei der Gratisstrategie der Verlagshäuser zu verdanken. Mit Kleinbeträgen soll der Kunde wieder an das Erkennen des Wertes herangeführt werden. Durch den Kauf eines Artikels erhält der Kunde unmittelbar einen Gegenwert - instant gratification. Nach einer Eingewöhnungsphase kann über Paywalls und All-You-Can-Read-Angebote nachgedacht werden.
Eine weitere Überlegung von Gutjahr: Autoren liefern die Werke gratis und werden an den direkten Erlösen für die Abrufe beteiligt. Die Verlage nehmen somit eine Rolle als Marktplatz wahr, Leser und Journalisten profitieren. Weniger populäre Themen können querfinanziert werden.
Gutjahr trifft die Aussage, dass eine angemessene Bezahlung für Journalismus im Netz eine wichtige Voraussetzung für dauerhafte Qualität ist. Dennoch sollte der Profit nicht im Zentrum stehen, da es sich um das Web 2.0 handelt und Visionäre wie Jobs und Zuckerberg es vorgelebt haben. (Q2)
Gegenüberstellung
Beide Journalisten sind der Meinung, dass sich der Journalismus verändern muss. Drepper geht aber von der Seite heran, dass Verlage mit gemeinnützigen Recherechebüros zusammenarbeiten sollten um ansprechende Beiträge zu liefern. Gutjahr hingegen sieht die großen Probleme im Erlösmodell und fordert eine Micropayment-Lösung um den Journalismus auch zu finanzieren.
Drepper wie auch Gutjahr finden, dass Kunden den Wert des qualitativen Journalismus erst wieder entdecken müssen. Gutjahr möchte sie mit Kleinbeiträgen dazu führen wohingegen Drepper die Möglichkeit des Crowdfunding aufwirft. Mich persönlich begeistern beide Ideen wobei ich der Idee von Gutjahr mehr abgewinnen kann.
Wohingegen Drepper von gemeinnützigen Organisationen zur Herstellung von Beiträgen spricht, denkt Gutjahr auch an ein Erlösmodell, dass Journalisten je nach Abruf der Beiträge am direkten Erlös beteiligt. Generell haben beide Herren gute Ideen, die man sich als Verlag durch den Kopf gehen lassen sollte. Auch hier stimme ich Gutjahr zu, denn dass Marktplätze gut funktionieren sehen wir am Beispiel Amazon. Ich denke, dass Beiträge einzeln gehandelt sehr wertvoll gehandelt werden können.
Gutjahr erwähnt auch das Web 2.0 und die Erfolgsgeschichten nicht Profit im Zentrum ihrer Bemühungen hatten. Auch Drepper erwähnt, dass mutige, frische und überraschende Beiträge bei den Lesern gefragt sind. Durch das Web 2.0 werden globale Nachrichten in Windeseile verbreitet und senken somit die Relevanz von regionalen Berichten. Dennoch finde ich, dass das regionale Geschehen ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft ist und beibehalten werden muss.
Fazit
Beide Artikel waren äußerst spannend für mich und ich war froh, die Auswahl so getroffen zu haben. Besonders die Idee der Micropayment-Lösung fasziniert mich sehr und ich denke, dass dies in Zukunft wirklich durchgesetzt werden könnte. Aus dem Artikel von Drepper sollte hervorgehoben werden, dass es eine Chance für regionale Verleger gibt, wettbewerbsfähig zu bleiben in dem sich neue Strukturen aufbauen. Auch Gutjahr spricht von einer Strukturkrise, die bewältigt werden muss. Mit besseren Inhalten und einem ausgeklügelten Erlösmodell kann der Journalismus weiterbestehen. Aber in meinen Augen befindet er sich in der Krise.
Quellen:
Q2: http://bit.ly/1r26z4h
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