Die Politik der Frequenzvergabe

claudia stefanie.irrmann.uni-linz, 29. Oktober 2014, 15:24

Die Kommunikation wird immer mobiler. Die Nutzung mobilen Internets entwickelt sich äußerst rasch und in die unterschiedlichsten Richtungen – die Möglichkeiten der Nutzung scheinen unbegrenzt. Während im städtischen Bereich die Netzabdeckung sehr gut bis ausgezeichnet ist, hinkt der ländliche Raum stark nach. Das ist nicht nur für private Nutzer unangenehm, sondern hat für Unternehmen massive wirtschaftliche Nachteile.

Was aber sind die technologischen Vorausset­zungen, um privat und/oder beruflich mobiles Internet immer zur Verfügung zu haben? Zum jetzigen Zeitpunkt stellt LTE (Long Term Evolution) die attraktivste Form dar.

Exkurs: "Long Term Evolution (LTE) ist ein Mobilfunktstandard der vierten Generation (3,9G-Standard),, der mit bis zu 300 Megabit pro Sekunde deutlich höhere Downloadraten erreichen kann. Das Grundschema von UMTS wird bei LTE beibehalten. So ist eine rasche und kostengünstige Nachrüstung der Infrastruktur der UMTS-Technologie (3G-Standard) auf LTE-Abvanced (4G-Standard) möglich. LTE-Advanced ist abwärtskompatibel zu LTE. Die benutzten Frequenzbereiche unterscheiden sich regional und variieren von ca. 700 bis 2600 MHz." [1]

Wie sieht nun die Entwicklung von LTE Mobilfunk in Österreich aus? Bei der Versteigerung 2013 erhielten Telekom Austrai, T-Mobile und "3" (Hutchinson) den Zuschlag für die MHz Bereich 800, 900 und 1800. Detail am Rande: während der 800 MHz Bereich sofort zur Verfügung steht, werden der gesamte 900 MHz Bereich und fast der gesamte 1800 MHz Bereich noch für GSM genutzt. Wenn alter und neuer Inhaber also nicht ident sind und keine Einigung über die Nutzung finden, muß der neue Eigentümer so lange warten, bis die Frequenzen frei werden. Und das kann im schlimmsten Fall bis 2019 dauern. Die Betreiber hoffen, durch LTE Datenpakete effizienter und billiger transportieren zu können und durch neue Produktangebote die sinkenden Umsatzzahlen zu stoppen oder sogar zu erhöhen.

Ursprünglich hätten die Lizenzen schon wesentlich früher versteigert werden sollen. Grund für die Verzögerung waren regulatorische Bedenken der TKK (Telekom Control Kommission) bezüglich der Übernahme von Orange durch "3".

Die Ausschreibungsmodalitäten der TKK verfolgten mehrere Ziele: „Durch die Reservierung zweier Frequenzpakete im 800 MHz-Bereich für einen Neueinsteiger und den entsprechenden Aus­schrei­bungsbedingungen, die einem Neueinsteiger den Markteintritt erleichtern, soll der Wettbewerb in Österreich gestärkt werden. Weiters soll für einen Neueinsteiger die Möglichkeit bestehen, Standorte (Sites) zu übernehmen, ein Spektrum im 2,6 GHz-Bereich zu kaufen sowie National Roaming zu nutzen. Dieses "Neueinsteigerpaket" habe die TKK in Abstimmung mit der Europäischen Kommission geschnürt. Weiters soll durch technologieneutrale Nutzung aller Fre­quenz­bänder eine effizientere Frequenznutzung möglich sein.“ [2]

Auffallend ist, dass das Angebot in Österreich an LTE-Mobilfunk nur in den Ballungsräumen zu finden ist. In Deutschland hingegen haben "Politik und Bundesnetzagentur [...] im Zuge der Frequenzversteigerung 2010, die Provider dazu verpflichtet, LTE zuerst auf dem Land auszubauen. Dies geschah vor dem Hintergrund der (damals) sehr weitreichenden Breitbandflecken außerhalb der Städte. Letztere konnten in Deutschland dank LTE-Funk, schon zu einem Großteil geschlossen werden. In Österreich hingegen, wurden zuerst die Frequenzen um 2,6 MHz versteigert. Die Blöcke eignen sich hervorragend für den LTE-Ausbau in urbanen Gebieten, wie etwa Wien. Aufgrund der kürzeren Wellenlänge jedoch nicht zur Erschließung weitflächiger Areale im ländlichen Raum". [3] Österreichs Politik hat diese Verpflichtung leider verabsäumt.

Folgende Grafiken zeigen, wo es bereits LTE Mobilfunk in Österreich gibt:

A1

 

Quelle: http://www.a1.net/handys-telefonie/LTE

 

T-Mobile

Quelle: http://www.lte-anbieter.info/laender/lte-in-oesterreich.php

 

"3" (Hutchinson

Quelle: https://www.drei.at/portal/de/bottomnavi/kontakt-und-hilfe/netzabdeckung

 

Ein interessanter Aspekt sei noch erwähnt: in Deutschland gab es 2013 eine Diskussion über die Lizenzvergabe im 700 MHz Bereich. Dieser Bereich ist belegt von Kulturbetrieben wie Theater, Sportstadien, Konzertveranstaltern und Fernsehsendern. Deren drahtlose Mikrofone funken im 700 MHz Bereich. Das bedeutet, dass eine versendete SMS die Akustik einer Show beeinträchtigen kann [4]

 

 

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Long_Term_Evolution (aufgerufen am 28.10.2014)

[2] http://www.computerwelt.at/news/wirtschaft-politik/infrastuktur/detail/artikel/95776-frequenzvergabe-fuer-lte-ausgeschrieben (aufgerufen am 28.10.2014)

[3] http://www.lte-anbieter.info/laender/lte-in-oesterreich-php (aufgerufen am 28.10.2014)

[4] http://www.zeit.de/2013/40/frequenzpolitik-dividende-internet-fernsehen (aufgerufen am 28.10.2014)

1 comment :: Kommentieren

Übersicht Frequenzversteigerungsverfahren in Österreich

hannes werner.steininger.uni-linz, 29. Oktober 2014, 19:05

Hier der Link dazu:

https://www.rtr.at/de/tk/FRQ_procedures

Verlinken :: Kommentieren


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.