Der Code der Jugendlichen
stephan.hackl.uni-linz, 2. Juni 2014, 16:14
Der Code der Jugendlichen, zumeist verbalsprachlich interpretiert äußert sich aber in durchaus unterschiedlichen Ausprägungen. Beispielsweise erhält man bei einer Suchanfrage auf der Suchmaschine Google vorrangig sprachlich basierte Assoziationen, allerdings schon auf der ersten Seite der organischen Suchresultate knapp gefolgt von Links zu Seiten bei denen es um das Auftreten nach außen geht.
Aus Sicht verbalsprachlicher Aspekte, scheint das aus der Norm zu fallen eine Modeerscheinung zu sein, die durchaus Tradition hat. So schreibt Klaus Bayer in der Zeitschrift für germanistische Linguistik schon im Jahre 1982, dass man als Sprachkritiker schnell als Konservativist abgestempelt und wenig originell kategorisiert wird [Q1].
Der Einfluss der heute reichhaltigen Medienlandschaft auf die Jugendsprache ist nicht zu vernachlässigender Faktor bei der Prägung und der weiteren Entwicklung vielerlei Ausdrucksformen der Jugend in den quasi verschiedenen Epochen entlang der Entwicklungsgeschichte. Dass Medien zunehmende Bedeutung in der Gesellschaft erlangen wird nicht zuletzt belegt, durch die Körung des Wortes Multi-Media, durch die Gesellschaft für deutsche Sprache im Jahre 1995 [Q2].
Jugendliche integrieren den Umgang mit den quasi neuen Medien in ihren Alltag und verwenden eine durchaus beträchtliche Menge an Zeit um den Umgang mit diesen zu erlernen und fortwährend zu üben. Für Jugendliche, die bereits mit den Massenmedien aufgewachsen sind, ist der Umgang mit diesen fester Bestandteil des täglichen Lebens, noch viel mehr als diejenigen, die den Umgang erst erlernen mussten [Q3].
Cornelia Poth-Paul beschreibt die Jugendsprache als Zeitspiegel, der sich als Code versteht und bei Bedarf On The Fly generiert und verwertet werden kann, quasi ein Differenzierungsmerkmal, mit dem sich die Angehörigen der Jugend von den Alten abheben können [Q4]. Den Bogen spannend verweist die Autorin in einem Kommentar zugleich aber auf eine andere Ausdrucksform als Code der Jungen und zwar die Kleidung. Poth dazu wörtlich „zu meiner Teenagerzeit waren lange Haare, ausgefranste Jeans, Clogs, das Palästinenser-Tuch, der (Bundeswehr-)Parka (selbstverständlich ohne Emblem!) und der Hippie-Look in“ [Q5].
Das Verhältnis von Trenddiktatur und dem Selbstbaukasten zur eigenen Persönlichkeit manifestiert sich heute mehr denn je an den Vorlieben, bzw. am äußeren Erscheinungsbild der Jugend. Mode ist neben der Sprache das wohl wesentlichste Merkmal sich von der Maße abzuheben und sogar selbst in eine Kategorie der öffentlichen Wahrnehmung zu stecken. Etablierte Ideale in Bezug auf Auftreten und Kleidung, weiter gefasst in Sachen Mode, scheint es heute kaum mehr zu geben. Geradezu kontrovers und bizarr, vergleicht man Früheres mit heute Angesagtem. Oma’s Unterwäsche als trendige Hotpants? Noch im vorigen Jahrzehnt undenkbar und heute einen Click weiter modisch der letzte Schrei. Dabei spielt das Internet und seine wachsende Verbreitung eine große Rolle. Speziell die Entwicklung der jungen Mode in den Sechzigern und Siebzigern war geprägt von der Abwendung der elterlichen Ideale, bedingt durch die Etablierung der Mode aus dem zweiten Weltkrieg [Q6].
Geradezu Kontrovers stellt sich das Bild der Jugend und den offensichtlichen Merkmalen der Repräsentation von Jugendlichkeit dar, glaubt man einer repräsentativen Studie der Universität Köln, die besagt, dass Jugendliche in der heutigen Zeit eher nach guten Noten und hohen Bildungsabschlüssen strebt. Die Studie ist eine Folgeuntersuchung der der Vorgängerin ‚Null Zoff und voll busy‘ aus dem Jahr 2001 an. Im Vergleich beider Studien ist eine massive Steigerung im Bewusstsein der Jungen Menschen heute, gegenüber der Wichtigkeit eines Bildungsabschlusses noch in den Neunzigern [Q7].
Der Deckungsgrad der zuvor erfolgten Ausführungen wird zudem von Statista mit folgender Grafik untermauert. Befragt wurden Jugendliche, wofür sie ihr Geld ausgeben [Q8].
Erwähnenswert ist ebenso der Faktor Musik, welcher neben den übrigen sprachbildenden Massenmedien als Mittel zu Selbststilisierung herangezogen wird. Heinzlmaier beschreibt Musik als einen der wichtigsten Identitätsbildenden Faktoren der Jugend in der Postmoderne. Dabei nehmen Interpreten der verschiedenen Genres eine Vorbildhaltung ein und beeinflussen maßgeblich die weitere Entwicklungen, insbesondere auf den Kleidungsstil, das Verhalten und mitunter die Einstellung gegenüber Bildung [Q9].
Quellen:
[Q1]: Vgl. Bayer, K. in: Zeitschrift für Germanistische Linguistik. Band 10, Heft 2, Seiten 139–155, Oktober 2009
[Q2]: Vgl. Chun, M. in: Jugendsprache in den Medien – Dissertation zur Erlangung des Grades Doktor phil., Universität Duisburg-Essen, Mai 2007
[Q3]: Vgl. Kreutz, H. in: Soziologie der Jugend – Grundfragen der Soziologie. Band 9, Seiten 194-195, München 1974
[Q4]: Vgl. Poth-Paul, C. in: Die besondere Sprache der Jugend, Online unter URL: www.suite101.de, September 2013 [abgerufen am 02.06.2013]
[Q5]: Poth-Paul, C. Online unter URL: http://suite101.de/article/die-besondere-sprache-der-jugend-a42558 [abgerufen am 02.06.2014]
[Q6]: Vgl. Prüfer, T. Online unter URL: http://www.zeit.de/lebensart/mode/2014-01/Fashion-Week-Berlin-Mode-Jugendwahn [abgerufen am 02.06.2013]
[Q7]: Vgl. Lüpke-Narberhaus, F. Online unter URL: http://www.spiegel.de/schulspiegel/leben/studie-jugend-leben-jugendliche-legen-wert-auf-gute-noten-a-927207.html [abgerufen am 02.06.2014]
[Q8]: Vgl. Statista.com, Online unter URL: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/154439/umfrage/wofuer-jugendliche-am-haeufigsten-ihr-geld-ausgeben/ [abgerufen am 02.06.2014]
[Q9]: Vgl. Heinzlmaier, B. in: Jugend und Musik Dossier, Institut für Jugendkulturforschung, Wien 2011
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