Eine Kriese, die am Ende garkeine ist?

stephan.hackl.uni-linz, 3. Juni 2014, 18:48

Statement zum Thema "Tageszeitungen in der Kriese"

Im Folgenden werden die Standpunkte von Christian Lindner [Q1], Armin Wolf [Q2] und Michael Haller [Q3] in der Debatte um die Zukunft der Tageszeitungen diskutiert und ihre jeweiligen Standpunkte, sowie Ansichten gegenübergestellt und Kernaussagen herausgearbeitet. Die Beiträge aller Autoren erschienen im August 2013 auf Spiegel Online.

 

Wolf, Lindner und Haller in der Zeitungsdebatte

Lindner ist Chefredakteur der Koblenzer Rhein Zeitung und vertritt den Standpunkt, dass die klassische Zeitung dem Web klar überlegen ist.  Erste Befunde in der Gegenüberstellung von Web und Print zeigen, dass überregionale Zeitungen Probleme beim Absatz bekommen, vor allem dann, wenn bei der Qualität gespart wird. Regionale Zeitungen können bei Bedacht auf „lokale Relevanz“ ihre Marktposition weiter ausbauen. Die Stagnation bei den Anzeigen Einnahmen lässt Zeitungen zu einem wirtschaftlich relevanten Faktor werden und fokussieren zunehmend auf die Interessen der Leser.
Wolf argumentiert eher aus der technologischen Perspektive und verheißt den neuen Medien eine goldene Zukunft. Die Qualität des Inhalts spielt bei seiner Argumentation eine eher verschwindende Rolle, allerdings scheint es, als wäre das ein gewohnter Standard den es ohnehin zu erfüllen gilt.
Die Gegenwart der sich Zeitungsverlage stellen müssen zeichnet Haller wie folgt, „Alle haben es mit unserem Patienten gut gemeint. Doch jeder von ihnen machte zwei fundamentale Fehler: Sie unterließen eine ganzheitliche Diagnose, und jeder hielt seine weltanschaulich verengte Perspektive für eine objektive Wahrheit.“

Der Leser im Fokus

Nicht nur die äußerliche Erscheinungsform ist es, die die Qualität eines Printmediums ausmacht. Vielmehr sind die Haltung der Zeitung und die Darstellung der Macher das was den Unterschied zwischen dem Wesen eines Printverlages und dem eines Onlineblattes ausmacht. Lindner wörtlich „Medienhäuser, die Ihr Publikum schon immer gemocht haben und nicht gerade erst entdecken, kommen mit dem Mitmach-internet glänzend klar und vermählen Print und Online Classic fast schon spielerisch pragmatisch mit Twitter, Facebook und Co.“

Print versus Online

Qualität ist das Stichwort mit dem Lindner die Renaissance der Zeitung einläutet. Nicht zuletzt das begrenzte Platzangebot, oder das Einprasseln von Meldungen über die online Kanäle ist es, was die Tageszeitung durch das von Lindner erwähnte „Innehalten“ und den Tiefgang der Meldungen weiterhin erfolgreich sein lassen.
Nach der Auffassung von Wolf ist es weniger der Aspekt, dass die Zeitung in Plus an Qualität bietet, als vielmehr der Aspekt, dass sie „rund zweihundert Jahre lang eine besonders effiziente Methode, geschriebene Nachrichten zu verbreiten“ darstellen.
Lindner in Bezug auf die Qualität der regionalen Zeitung „Eine gute Regionalzeitung ermöglicht einem in 30 Minuten einen einordnenden Überblick über das Geschehen vom Heimatort über die Landeshauptstadt und über Berlin bis in die Welt hinein, und das auf vielen Themengebieten.“ In Bezug auf überregionale Zeitungen betitelt Lindner „Eine gute überregionale Zeitung bietet einem zum Preis eines Glases Wasser in einer Stunde verlässlich den Zugang zum tiefgründigen Verständnis der Welt, zu großen Denkern, zu wichtigen Stoffen, und das oft mit grandiosen Texten.“

Die Schuld des World Wide Web sei es, das junge Menschen keine  Zeitungen mehr lesen. Falsch meint Haller und bezieht sich auf Messungen der AG Mediaanalyse. Der Reichweitenschwund habe schon ca. 10 Jahre zuvor, ganz unbemerkt von den Verlagshäusern, begonnen.

Blick in die Zukunft

Wolf bezieht sich auf eine Untersuchung des Allensbach-Institutes in der das Alter der Menschen als entscheidender Faktor über das Fortbestehen der Tageszeitungen bestimmt. Im Gegensatz zu Lindner, der auf den qualitativen Aspekt der Zeitung eingeht bezieht sich Wolf auf die eher pragmatische Eigenschaft in Bezug auf die Technik der Verbreitung und schreibt, „Wenn es neue technische Möglichkeiten gibt, die das Gleiche besser leisten, werden sie sich durchsetzen. So wie Steintafeln ausgestorben sind, weil leistungsfähigere Medien entstanden, die das Gleiche und mehr besser konnten, werden gedruckte Tageszeitungen aussterben.“
Gemäß Haller ist die Zukunft der Zeitungen aber, zumindest aus heutigem Standpunkt, eher ungewiss und Prognosen dahingehend gleichen, so wörtlich einer „Kaffeesudleserei“.  Haller weiter über die künftige Entwicklung, „niemand weiß, ob der formal besser ausgebildete Teil der jungen Erwachsenen andere Orientierungswünsche entwickelt und sein Medienverhalten verändern wird. Niemand weiß, wie sich die Oberflächen der Mobiles und Tablets weiter verändern werden.“

Fazit

Lindner steht dem Web kritisch gegenüber. Das Web bietet vielerlei ungefilterten Inhalt, welcher sich in Bezug auf die Qualität der Meldungen fernab jeder Zeitung befindet. Die Aufbereitung und ist es die der Kunde mit dem Erwerb des Prints bezahlt und welche Zeitung er kauft, eine Frage der Haltung des Medienhauses dahinter, ganz unabhängig davon ob Print oder digital.
Dem pragmatischen Ansatz von Wolf kann ich mich nur anschließen. Er bezieht weniger eine fixe Position sondern beleuchtet die Thematik mehr aus der technologischen Perspektive. Wolf selbst liebt zwar Zeitungen, lehnt es aber nicht ab 2034 auf einer Folie zu lesen, sofern die Qualität dem entspricht was er heute in der Zeitung vorfindet.
Ziemlich schlüssig scheinen auch die Aussagen die Haller in seinem Beitrag liefert. Die drei wesentlichen Fehler in der Retrospektive in Bezug auf die Fehleinschätzung des Webs als Auslöser der Krise, der falschen Zielgruppenausrichtung und dem mangelnden journalistischem Angebot der Zeitungen, sind in Anbetracht der Daten auf die sich Haller bezieht, ebenfalls schlüssig und final betrachtet am besten nachvollziehbar.

 

Quellen:

 [Q1]: Lindner, C. Online unter URL: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/christian-lindner-zur-zeitungsdebatte-der-wert-der-zeitung-a-915535.html [abgerufen am 03.06.2014]

[Q2]: Wolf, A. Online unter URL:  http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/armin-wolf-zur-zeitungsdebatte-a-915556.html [abgerufen am 03.06.2014]

[Q3]: Haller, M. Online unter URL: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/michael-haller-zur-zeitungsdebatte-a-917026.html [abgerufen am 03.06.14]

1 comment :: Kommentieren

Aussage von Lindner ....

dieter.boehm.uni-linz, 5. Juni 2014, 08:36

Dieser kann ich mich persönlich nicht anschließen. Für mich ist es entscheidender, welche Informationen (in welcher Qualität) übermittelt werden. Das Medium als solches ist hier eher nebensächlich. Diese Aussage findet sich auch in dem Statement von Jeff Jarvis. Näheres dazu in meinem Blog.

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