Aufgabe 2
Max.Bauer.Uni-Sbg, 12. April 2010, 16:17
Ein globales Anwendungsfeld - High-Speed-Internet in Entwicklungsländern via Satellit
Nicht selten wird vom Internet als dem "globalen" oder das "weltumspannenden" Netz gesprochen. Diese Bezeichnungen sind insofern zutreffend, als dass es sich beim Internet um ein Netz handelt, das sich selbst aus vielen anderen Netzen zusammensetzt, die widerum aus Netzen bestehen und sich das Internet dadurch in seiner Gesamtheit (fast) über den gesamten Planeten erstreckt und ganze Erdteile miteinander verbindet. Bislang noch deutlich weniger "global" oder "world wide" erscheint das Internet, wenn man seine anteilsmäßige Nutzung in den verschiedenen Teilen der Erde betrachtet: Während das Internet mit seinen vielfältigen Funktionen, Diensten, Angeboten und Anwendungen aus dem derzeitigen gesellschaftlichen und persönlichen Alltag und Berufsleben in Industriestaaten und auch in immer mehr Schwellenländer nur schwer wegzudenken ist (egal wie man das nun bewertet) und die erforderlichen technischen und infrastrukturellen Grundlagen entsprechend gut entwickelt und ausgebaut sind, ist die Internet-Versorgung in Entwicklungsländer und Krisengebieten noch stark ausbaufähig bzw. die Gesamtheit an Zugangsbarrieren insgesamt noch sehr groß. Schätzungen zufolge nutzen derzeit "nur" 1,5 Milliarden Menschen das Internet, die überwiegende Mehrheit davon entfällt auf wohlhabende, westliche Nationen und aufstrebende Schwellenländer. Immer noch haben 5 von 7 Menschen auf der Erde keinen Zugang zum Internet, was für uns als (überwiegend) tägliche Nutzer doch schwer vorstellbar erscheint.
Den Kraftakt, dieses Missverhältnis zugunsten einer insgesamt stark erhöhten Zugangsrate zu ändern (wenngleich wirtschaftliche Erwägungen mit Sicherheit auch eine nicht unerhebliche Rolle spielen), hat sich das amerikanische Unternehmen O3b Networks auf Aufgabe gestellt. Dieser neugegründete Technologiekonzern, hinter dem namhafte Geldgeber wie Google, der Medienkonzern und Breitbandanbieter Liberty Global oder die Großbank HSBC stehen, hat sich ein geradezu riesiges "Anwendungsfeld" ausgesucht, er will 3 Milliarden Menschen (!) in Asien, Afrika, Lateinamerika und dem Nahen Osten mit leistungsfähigem, günstigem Zugang zum Internet versorgen. Die Breitbanddurchdringung in vielen dieser Gebiete befindet sich momentan noch im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Der Firmenname O3b rührt von "other 3 billion" - die geschätzte Zahl an Menschen, die in diesen Gebieten bisher aus finanziellen oder (infra-)strukturellen Gründen weitgehend von der Internetnutzung ausgeschlossen wurden. Da ein Ausbau der Internet-Infrastruktur via Glasfaser- oder Kupferkabel aufgrund der enormen Ausdehnungen und Entfernungen finanziell schwer realisierbar wäre, entschied sich das Unternehmen dafür, die flächendeckende Internetversorgung in den betreffenden Gebieten mit Hilfe von Satellitentechnologie bzw. -übertragung herzustellen. Dafür wurden eigens 16 High-Tech-Kommunikationssatelliten bei Thales Alenia Space in Auftrag gegeben, die voraussichtlich ab Ende 2010 in bestimmten Konstellationen um die Erde kreisen und eine stabile Versorgung mit High-Speed-Internet (weitgehend) unabhängig von terrestrischen Telefon- oder Datenleitungen ermöglichen sollen.
Die geplante Konstellation der 16 Satelliten
Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=NM-ArVxriwY
Jeder dieser Satelliten besitzt eine Gesamtübertragungskapazität von 160 GB/s, die in Paketen zwischen 1 und 10 GB/s abgerufen werden kann. Die übertragenen Datenmengen bzw. - ströme werden in Zusammenarbeit mit lokalen/regionalen/nationalen Telekommunikationsunternehmen in Kabelnetze (soweit vorhanden) eingespeist bzw. per Drahtlostechnologien lokal "am Boden" verbreitet. Im Vergleich zu den meisten bisher eingesetzten Kommunikationssatelliten sollen sich die 16 Satelliten von O3b Networks in einem deutlich geringeren Abstand zur Erdoberfläche befinden, um Signalverzögerungen zu vermeiden bzw. zu minimieren.
Die Abdeckung bzw. "Coverage" von Südamerika durch die Satelliten
Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=JECTvONMe3w
Die Kosten des Gesamtprojekts werden auf 650 bis 750 Millionen Euro geschätzt, beispielsweise kostet alleine jeder der 16 Satelliten rund 25 Millionen Euro. Die Kosten für Internetzugänge in Entwicklungsländer könnten durch dieses Projekt laut Google um bis zu 95 Prozent gesenkt werden. Ob eine flächendeckende, für die große Mehrheit der dort lebenden Menschen bezahlbare Internetanbindung tatsächlich Bildung und Wohlstand beschert (falls dies wirklich gewollt ist), wie u.a. in dieser Quelle vermutet wird, bleibt wohl umstritten und muss sich erst noch bestätigen. Jedoch zeigt das Projekt von O3b Networks m.E. klar, wie die technologischen Möglichkeiten bzw. der Stand der Technik die Form, Reichweite und Verfügbarkeit des Internets determinieren und es gleichzeitig für immer mehr Menschen zugänglich machen. Die Motive hierfür sollen in diesem Beitrag nicht näher erörtert werden, es ist aber davon auszugehen, dass es nicht nur um eine gemeinnützige Informationsversorgung geht. Auch lässt das Projekt in meinen Augen erkennen, in welchen Dimensionen und in welcher Geschwindigkeit diese infrastrukturellen Maßnahmen momentan stattfinden und greifen: Durch ein Projekt, das - obwohl natürlich ein sehr großes technisches Vorwissen und weitreichende Standardisierungs- und Normierungsübereinkünfte vorhanden sein müssen - in nur wenigen Jahren umgesetzt werden soll, könnte zumindest theoretisch 3 Milliarden Menschen der Weg ins Internet geebnet werden.
Quellen (alle zuletzt am 11.04.10 aufgerufen):
http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,577171,00.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Internetzugang_%C3%BCber_Satellit