Abschlussstatement zur LVA Aktuelle Forschungsthemen der Webwissenschaften von Ted Nelson
Herzlich willkommen zu meinem Abschlussstatement. Da ich keine explizite Aufgabenstellung für die Vorlesung von Ted Nelson finden konnte, nahm ich an, dass die Aufgabenstellung vom Propädeutikum der Webwissenschaften auch für die 3-tägige LVA von Herrn Nelson angewendet werden kann. Mein Name ist Michaela Loher und ich studiere im neuen Joint-Masterstudiengang "Digital Business Management" der FH Steyr und der JKU Linz. Da wir in unserem ersten Semester eine gewisse Anzahl an ECTS an Brückenkursen an der JKU absolvieren dürfen, war ich begeistert, als ich feststellte, dass einer der großen IT-Pioniere an der JKU referieren wird und beschloss sofort, diese einzigartige Gelegenheit zu nützen.
Mein Blog zur Lehrveranstaltung ist unter folgender Adresse aufrufbar:
http://collabor.idv.edu/MichaelaLoher
Ich werde auf die von mir über die Lehrveranstaltung von Ted Nelson verfassten Beiträge hier in meinem Abschlussstatement verweisen. Zu Beginn der Lehrveranstaltung haben wir uns mit den Unterschieden des Hypertext Systems von Ted Nelson und dem uns heute bekannten Hypertext von Tim Berners-Lee beschäftigt. Außerdem stellte uns Ted sein Hyptertext-Projekt Xanadu vor. In folgendem Beitrag setze ich mich mit diesen Themen auseinander:
http://collabor.idv.edu/MichaelaLoher/stories/36051/
Herr Prof. Sieck zeigte uns mögliche Implementierungen von Museumsinformationssystemen an den Beispielen "Koscher & Co" über Essen und Religion des Jüdischen Museums in Berlin sowie der Sonderausstellung "Schahnamen: Heroische Zeiten. 1000 Jahre persisches Buch der Könige" des Pergamonmuseums. Außerdem gab er uns eine kleine Aufgabenstellung, in dem er uns aufforderte, uns Gedanken bezüglich einer Ende im Jänner stattfindenden Ausstellung mit dem Titel "Roads of Arabia" zu machen. Der von mir verfasste Beitrag hierzu befindet sich hier:
http://collabor.idv.edu/MichaelaLoher/stories/36049/
Ted Nelson zeigte uns ebenfalls das zweite große Projekt neben Xanadu, an dem er gearbeitet hatte bzw. noch immer arbeitet, nämlich die ZigZag Database. Ausführungen dazu finden sich hier:
http://collabor.idv.edu/MichaelaLoher/stories/36089/
Aufgrund gegeben Anlasses, des Besuches von Tim Berners-Lee, habe ich auch dazu einen kurzen Beitrag verfasst und habe mir vorgestellt, wie ein mögliches Aufeinandertreffen dieser so unterschiedlichen Charaktere hätte aussehen können:
http://collabor.idv.edu/MichaelaLoher/stories/36128/
Die Vorlesung mit Ted Nelson war eine ganz besondere Erfahrung für mich. Einmal einen so großen IT-Pionier persönlich zu treffen, sah ich als eine große Gelegenheit an. Da ich mich zuvor noch nie mit der Arbeit von Nelson auseinandergesetzt habe, war ich nach Ende des ersten Tages ziemlich verwirrt und ich war mir nicht ganz sicher, ob ich alle von Nelson geschilderten Dinge richtig aufgefasst hatte. Auf den ersten Blick kam mir sein Hypertext System äußerst komplex vor und ich fand wenige Gemeinsamkeiten mit dem mir heute vertrauten Web.
Als Prof. Mittendorfer Ted ersuchte, anhand eines Bildes das Transcopyright Modell von Xanadu Space zu erklären, da antwortete Ted: "
No one understands this picture". Dies ist nur eines von vielen Beispielen, die mir klar machten, dass Nelsons Forschungsarbeiten für viele nicht verständlich waren/sind, viele Menschen wollen alles so einfach wie möglich. Ted hält nicht viel vom heute existierenden Web, das merkt man sofort. Nach der 3-tägigen Lehrveranstaltung kann ich dies aus seiner Perspektive jedoch gut nachvollziehen, da seine Jahrzehnte lange Forschungsarbeit viel Zeit und Energie kostete und beispielsweise Xanadu seiner Meinung nach viel mächtiger ist als das heutige Web, das nur unidirektionale Links ermöglicht. Für ihn ist die Form der bidirektionalen Links einfacher und viel verständlicher, da Verweise in beide Richtungen passieren und dadurch alles besser nachzuvollziehen ist. Das Web ist seiner Meinung nach nur eine langweilige "paper imitation", das zwar grundsätzlich auf seiner Idee basiert, jedoch nicht viel daraus gemacht wurde. Aussagen wie "
the web could be much better today" zeigen dies deutlich.
Folgender Artikel beschäftigt sich genau mit diesem von Ted erwähnten Aspekt:
"Autorenrechte statt Geschäften der Medienkonzerne: Das World Wide Web von heute bleibt weit hinter den Möglichkeiten zurück, die das System "Xanadu" schon vor 40 Jahren entworfen hatte" (http://fsub.schule.de/freie/xanadu.htm)
Ted Nelson - brillante Ideen von einem definitiv sehr intelligenten Menschen. Seine Ideen wurden jedoch nicht in der ursprünglichen Form weiterverwendet sondern stark vereinfacht. Daher ist es nachzuvollziehen, dass Ted zu eingangs etwas deprimiert und verbittert wirkte, denn er hat nie wirklich Anerkennung für sein Werk erhalten. Man weiß nicht, ob es das Web ohne ihn in der heute existieren Form geben würde. Jedoch war dies auch gar nicht seine Absicht, denn das heutige HTML war genau das, was er verhindern wollte. (Vgl.
http://collabor.idv.edu/MichaelaLoher/stories/36051/)
Wenn auch die Umsetzung und Verwirklichung der Ideen scheiterten, so lieferte Ted Nelson trotzdem wesentliche Denkanstöße für die Entwicklung des uns heute bekannten Hypertextes und des Webs. Den großen Vorteil an Teds Entwicklungen sehe ich in der Idee der bidirektionalen Links. Vor allem im WWW veralten Inhalte sehr schnell und statische Verweise aktualisieren sich darüber hinaus nicht selbst. Der Vorteil in Ted Nelsons Idee von Xanadu besteht darin, dass sich User den benötigten Content selbst virtuell aus dem Originaldatenbestand zusammenstellen. Besonders fasziniert hat mich das von Ted entworfene Transcopyright-Modell. Auch datenschutzrechtliche Aspekte wurden im Xanadu System von Ted Nelson miteinbezogen. Falls User auf kostenpflichtige Inhalte zugreifen, indem sie ihre Inhalte selbst zusammenstellen, werden dem Autor automatisch minimal kleine Beträge gutgeschrieben sgn. Micropayments. Vielleicht war es die Komplexität, die Nelson's perfektionistischen Visionen im Wege stand.
michaela andrea.loher.uni-linz am 16. Oktober 11
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