Projekt Digital Graffiti (DG) im Überblick
sebastian tober.Uni-Linz, 7. Juni 2010, 10:51
Der erste Satz der einem Besucher der Digital Graffiti Homepage sofort ins Auge sticht lautet übersetzt:
"Digital Graffiti - ein orts- und kontextbezogenes Informations- und Kommunikationssystem für mobile Endgeräte"
Grundsätzlich klingt das schon einmal nicht schlecht, jedoch um mehr zu erfahren muss man sich sämtliche "Informationsfetzen" die quer über die Homepage verstreut sind zusammentragen und dann verbinden. Selbstverständlich haben mein Kollege und ich dies im Zuge unseres Projektes auch gemacht. Um diesen langwierigen Prozess jedoch jedem weiteren Interessenten zu ersparen versuchen wir in diesem Beitrag eine Gesamtzusammenfassung darzustellen die sich mit unterschiedlichen Teilaspekten, wie beispielsweise den Hintergründen für solch ein Forschungsprojekt, den Funktionsweisen, etc...auseinandersetzt.
Hintergründe für das Forschungsprojekt - Digital Graffiti
Der Grund für den Start des Digital Graffiti Forschungsprojektes war der, dass bis zum damaligen Zeitpunkt erhältliche mobile ortsbezogene Kommunikationsservices lediglich grobe (annäherungsweise) räumliche Informationen anboten, welche Texte, Abbildungen, Audio oder Video beinhalteten. Das Forschungsteam, das aus einer Kooperation
- der Johannes Kepler Universität Linz- Institut für Software Engineering
- der Siemens Corporate Technology München - Siemens AG
- Ars Electronica Futurelab - Ars Electronica Linz GmbH
bestand, sah die Situation jedoch so, dass ortsbezogene Services weitaus mehr Potenzial bergen. Eine neue Idee, ähnlich eines realen Graffiti war geboren. Das Team hatte die Vision Information in Form von Nachrichten, Bildern, Audio-, Videofiles,... an bestimmte Umgebungen zu knüpfen und das auf einer zielgruppenbasierenden Ebene stattfinden zu lassen.
Konzept des Digital Graffiti
Auf der Homepage verweist das Forschungsteam darauf, dass Information im Zusammenhang mit Digital Graffiti einem Konzept mit vier Kernpunkten unterworfen sind, welche im Folgenden kurz wiedergegeben werden:
- Adressierung - hierbei geht es darum, dass Information nicht nur an eine ausgewählte Gruppe von Empfängern, welche sich der Information physisch nähern gerichtet ist. Das heisst sie soll indirekt geschehen, also eine one-to-any Adressierung, welche beinhaltet, dass die Anzahl von Empfängern sowie deren Identiät dem Verfasser der Information unbekannt ist.
- Zeit - diese Komponente besagt, dass Information nur so lange präsent ist, wie deren Inhalt gültig ist bzw. bis eine vom Verfasser vorher festgelegte Zeitspanne abläuft.
- Zusammenhang - der Zusammenhang von Information kann als variierender Term gesehen werden. Das bedeutet übersteigt oder fällt ein Benutzer unter einen bestimmten technisch meßbaren Grenzwert, so wird der Inhalt von Informationen auf unterschiedliche Art und Weise für den jeweiligen Benutzer dargestellt.
- Smartness - bei diesem Punkt geht es darum, dass Information nicht immer in einem statischen Zusammenhang vorhanden sein muss. Es sollte auch möglich sein Inhalte dynamisch zu adaptieren bzw. funktionsfähige Inhalte einer aktiven Beeinflussung (beispielsweise durch die Anbindung an externe Informationsquellen) zugänglich zu machen.
Was genau ist ein Digital Graffito und wie funktioniert es?
Um zu beschreiben, was genau ein Digital Graffito ist möchten wir gerne ein paar Punkte und Teilbereiche eben dieses Digital Graffito beschreiben. Wie bereits zu Beginn erwähnt ist ein Digital Graffito für mobile Endgeräte entwickelt (jedoch ist es darüber hinaus auch auf stationären Geräten einsetzbar), wobei Informationen an beliebigen Standpunkten platziert werden können. Diese Informationen können aus Texten, Bildern, Audio- oder Videofiles bestehen, die sowohl in Form von statischen als auch dynamisch veränderbaren Inhalten auftreten. Darüber hinaus beinhaltet das Konzept des Digital Graffitos, dass vom BenutzerIn selbst elektronisch steuerbare Aktionen ausgelöst werden können, wenn sich diese/r einer bestimmten Position physisch oder virtuell nähert. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass BenutzerInnen den momentanen Aufenthaltsort anderer SystembenutzerInnen sehen können (wenn diese/r dazu zustimmt).
Laut Wolfgang Narzt, dem Projektmanager des JKU-Digital-Graffiti-Teams ist in seiner Kurzbeschreibung von Digital Graffiti die Grundphilosophie von Digital Graffiti die, dass Informationen
- von jedermann
- zu jeder Zeit
- an jedem Ort
mit einem geeineten Endgerät erstellt und angesehen werden kann. Um jedoch die einzelnen Komponenten und damit die Funktionsweise eines Digital Graffitos zu verstehen möchten wir an dieser Stelle einen kurzen Überblick über den Aufbau geben.
Der Aufbau eines Digital Graffitos beinhaltet grundsätzlich
- Ort
- Titel
- Inhalt
- Sichtbarkeitsradius
- Adressatenkreis
Zum Ort ist zu sagen, dass es natürlich für jedes Digital Graffito essentiell ist einem geographischen Ort zugewiesen zu sein. Da der Titel zusammen mit dem Namen des Verfassers die Kurzbeschreibung darstellt und darüber hinaus noch in der Überblicksansicht der Client-Applikation angezeigt wird, gilt er ebenfalls als wichtiger Bestandteil des Aufbaus. Betreffend dem Inhalt ist zu erwähnen dass dieser nicht nur durch eine beliebige Kombination aus Text, Bild, Dokumenten oder Audio- bzw. Videoclips besteht, sondern auch gewisse Informationsteile enthalten kann, welche, wie wir bereits aufgezeigt haben, nicht nur statisch sondern auch dynamisch veränderbar sein können. Dies bringt uns zum vierten Bestandteil, dem Sichtbarkeitsradius, welcher definiert, innerhalb von welchem Radius, die vorhandene Information für andere Benutzer überhaupt sichtbar ist. Der fünfte und letzte Punkt, der Adressatenkreis, legt fest, welchen Personen bzw. Personengruppen es erlaubt ist, ein Graffito überhaupt wahrzunehmen. Hierbei kann der Verfasser frei wählen, ob er/sie den Adressatenkreis direkt per Namen auswählt, oder ob die Auswahl über die Interessen der BenutzerIn geschieht.
Nachdem der Aufbau jetzt klar sein sollte, widmen wir uns den vier Komponenten eines Digital Graffiti Systems. Der folgende Abschnitt über die vier Komponenten spiegelt die zuvor erwähnte Kurzbeschreibung von Digital Graffiti wieder und gibt einen Überblick über Teile der Arbeit von Wolfgang Narzt.
1.) Digital Graffiti Client-Applikation
Im Verlauf unserer Arbeit werden wir auf die Client-Application im Zuge unserer Testphase des Smart Information Campus noch etwas genauer eingehen, daher beschränken sich diese Information nur auf das Wesentliche.
Die Client-Applikation läuft auf unterschiedlichen mobilen und stationären Endgeräten. Sie zeigt aufgrund der Benutzerposition und den vom Benutzer definierten Interessensgebieten die unterschiedlichen hinterlegten Informationen im aktuellen virtuellen oder physischen Radius (dem sogenannten Sichtbarkeitsbereichs). Die zweite wichtige Funktion der Client-Applikation ist, dass sie dem/der BenutzerIn erlaubt selbst digitale Graffitos zu erstellen um sie anderen BenutzerInnen zu offenbaren.
2.) Technik zur Bestimmung der aktuellen Position
Das erfolgreiche Benutzen der Client-Applikation bedarf der aktuellen (virtuellen oder physischen) Positionierung des/der BenutzerIn. Um die physische Position zu bestimmen werden laut Wolfgang Narzt unterschiedliche Techniken, je nach Anwendungsfall eingesetzt:
- Lokalisierung mittels GPS (speziell im Freien)
- Lokalisierung über WLAN (in Gebäuden, benötigt jedoch eine spezielle vorhandene Infrastruktur)
- Objekterkennung und indirekte Lokalisierung durch Bilderkennung über die eingebaute Kamera
- Objekterkennung und indirekte Lokalisierung durch RFID-Tags
Weiters kann zwischen der Lokalisierung mittels GPS und über WLAN automatisch umgeschaltet werden, je nach Qualität des empfangenen Signals. Die virtuelle Positionierung kann unabhängig vom momentanen Standpunkt manuell in der Client-Applikation eingegeben werden.
3.) Digital Graffiti Server
Der Digital Graffiti Servers erfüllt vor allem eine Verwaltungs- sowie eine Versorgungsfunktion. Die Verwaltungsfunktion dient klarerweise zur Verwaltung der digitalen Graffitos. Die Versorgungsfunktion hingegen dient der Versorgung der Client-Applikation und kann in zwei Teilbereiche gegliedert werden. Einerseits werden sie mit den speziell für sie sichtbaren Graffitos versorgt und andererseits werden benötigte Kartenabschnitte dargestellt.
4.) Technik zur drahtlosen Übertragung der Daten
Laut Narzt kommunizieren Client-Applikation und Server über eine drahtlose Verbindung. Im allgemeinen fall wird dies mit Hilfe von GPRS-, UMTS-Mobilfunkverbindungen oder WLAN stattfinden. Dabei hält die Client-Applikation den Server über die Position des/der Benutzers/in auf dem laufenden, damit diese/r die relevanten digitalen Graffiti geschickt bekommt. Im Prinzip geschieht das gleiche, wenn der/die BenutzerIn selbst Graffitos erstellt.
Soviel vorerst einmal zur Theorie, wie dieses Projekt umgesetzt wurde bzw. noch umgesetzt werden soll verdeutlicht der anschließende Videoclip. Es werden sowohl die Funktionsweise sowie einzelne typische Anwendungsbeispiele veranschaulicht.
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