Projekt Bericht des Termins mit DI Dr. Wolfgang Narzt vom 2. Juni 2010
sebastian tober.Uni-Linz, 10. Juni 2010, 23:08
An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal sehr herzlich bei Herrn DI Dr. Wolfgang Narzt für seine Kooperation bedanken, die es uns ermöglicht das Projekt mit neuem Schwung weiter voran zu treiben. Darüber hinaus möchten wir hier darauf hinweisen, dass es sich bei diesem Bericht um eine Beschreibung des Gesprächs, sowie dessen Inhalten handelt. Weiters möchten wir anmerken, dass nicht alle im Anschluss beschriebenen Inhalte in der beschriebenen Art und Weise oder Intensität abgehandelt wurden, sondern teilweise eigenständig durchgeführte Erweiterungen sowie Anmerkungen angehängt wurden.
das Gespräch selbst
Unser Gespräch mit Herrn DI Dr. Wolfgang Narzt fand am 2. Juni 2010 in dessen Büro im MZ 303 A statt und wurde in Form einer Kombination aus Gespräch und Präsentation durchgeführt. Im Wesentlichen erhielten wir dabei eine ausführliche Präsentation des Smart Information Campus Systems mit Hilfe der Client Applikation sowie einiger Fotos und kleinen Videoausschnitten von unterschiedlichen Testversuchen. Diese Form des Informationsinputs mag auf den ersten Blick vielleicht etwas verwirrend klingen, was jedoch für dieses Projekt auf keinen Fall zutrifft. Ein Grund für diese Art der Präsentation ist jener, dass die Projektgruppe des Smart Information Campus der Meinung ist, ein reiner Verteilungsprozess von diversem Dokumentem und Abhandlungen sei unangebracht, da sich der Inhalt viel einfacher und besser durch eine interaktive Präsentation erklären ließe. In diesem Punkt stimmen wir vollkommen überein, da wir uns im Zuge der einstündigen Präsentation wesentlich mehr Wissen über das System an sich einverleiben konnten, als dies im Zuge unserer Online-Recherche der Fall war. Vor allem konnten einige noch offenen Fragen im Bezug auf den Status Quo, sowie technische Belange einfach geklärt werden.
zum Inhalt
Gleich zu Beginn wurde uns mit Hilfe eines Fernsehers und der Applikation selbst die Positionierung genauer erläutert. Die Positionierung des Smart Information Campus Systems erfolgt entweder mit Hilfe von WLAN-Positionierung (welche vorwiegend in Gebäuden verwendet wird) oder mittels GPS (zur Bestimmung außerhalb von Gebäuden). Ein wichtiger Punkt hierbei ist, dass die WLAN Positionierung, welche von Siemens entwickelt wurde, momentan in den folgenden drei Gebäuden des JKU-Campus möglich ist:
Um die Position möglichst genau zu bestimmen wurden bis dato ca. 280 sogenannte "Accesspoints" installiert. Der Grund dafür, dass momentan "lediglich" diese drei Gebäude mit entsprechenden Stationen ausgestattet sind, ist jener, dass zu einer raumgenauen Berechnung der Position in einem Gebäude viele Accesspoints benötigt werden, welche jedoch wie uns versichert wurde nicht gerade billig sind. Anders ausgedrückt kann es also vorkommen, dass die physische Positionierung einer Person in einem Gebäude mit kleinen Räumen (wie beispielsweise dem Managementzentrum) nicht auf den Punkt bzw. Raum exakt ist. In weiträumigen Gebäuden (wie beispielsweise dem Keplergebäude) hingegen ließe sich der Raum in dem sich eine Person befindet durchaus bestimmen.
Der Digital Graffiti Client
Die folgende Abbildung zeigt ein Bild des Digital Graffiti Clients, sowie dessen einzelnen Komponenten
Es ist deutlich zu erkennen, dass sich der Client aus den fünf Teilbereichen
- Profile
- Friends
- Map
- Graffiti
- Filter
zusammensetzt.
Der Bereich links oben heißt Profile und beinhaltet Informationen über den Namen des/der aktuell angemeldeten UsersIn des Clients, sowie deren/dessen aktuellen Standort, Geschwindigkeit (zu Fuß oder mit Hilfe eines Vehikels) und der Gewählten Art der Positionierung (in diesem Fall WLAN). Um dem/der BenutzerIn die Möglichkeit zu gewähren, sich unbemerkt zu bewegen hat man hier auch die Möglichkeit sich und die anderen BenutzerInnen mit einem Klick auf den (momentan aktivierten und daher grünen) Button "Visible" unsichtbar bzw. wieder sichtbar zu machen. Der daneben liegende Button "Autopositioning" ermöglicht eine automatische Positionierung der Map bezogen auf den/die aktuellen BenutzerIn. Das heißt der/die BenutzerIn befindet sich im Zentrum der aktuellen Karte.
Direkt unter dem Profile befindet sich der Bereich Friends, welcher es dem/der BenutzerIn ermöglicht andere BenutzerInnen (momentan noch) mittels direkter Namenssuche zu finden und gegebenenfalls auch zu adden. Des weiteren beinhaltet dieser Bereich eine Liste aller bereits hinzugefügten BenutzerInnen (vorausgesetzt diese haben dem Hinzufügen auch zugestimmt), deren aktuellem Standort sowie der Entfernung zu eben diesem. Auch der Bereich Friends hat am unteren Ende verschiedenste Buttons, wobei der in dieser Abbildung grüne Button "Group friends by connection state" genau wie die beiden rechts daneben liegenden Buttons "Sort friends by first name" und "Sort friends by distance" lediglich der Darstellung der Freundesliste dienen. Der Button rechts außen, mit der Bezeichnung add friend erfüllt, wie der Name schon sagt, die Funktion einen Freund zu adden.
Im rechten unteren Feld das die Bezeichnung Filter trägt hat der/die BenutzerIn die Möglichkeit die Anzeige der unterschiedlichen Graffitos zu steuern, indem die jeweils gewünschte Kategorie angeklickt wird. Nebenbei bemerkt, wurde seit dem Beginn unseres Projekts die Filterliste um einige Punkte erweitert, was für uns darauf hindeutet, dass stetig am Smart Information Campus Projekt und dessen Verbesserung in Sachen Benutzerfreundlichkeit gearbeitet wird. Momentan umfasst der Filter 17 unterschiedliche Kategorien, welche in 83 Unterkategorien zerteilt werden können. Das heißt es sollte derzeit für nahezu jedes Graffito eine entsprechende Kategorie vorhanden sein. Auch der Bereich Filter enthält einen Button - "Show my Graffiti", welcher es dem/der BenutzerIn ermöglicht die eigens erstellten Graffitos ein- oder auszublenden.
Der Bereich direkt über dem Filter ist mit dem Begriff Graffiti betitelt und beinhaltet neben der direkten Suche nach diversen Graffitos bzw. Graffitonamen noch eine Auflistung der zuvor im Filter ausgewählten Graffito-Typen. Hier hat der/die UserIn wieder die Möglichkeit mittels den Buttons "Sort Graffiti by subject" und "Sort Graffiti by distance" die Anzeige der Graffitos zu steuern. Darüber hinaus kann man mit dem Button "Create new Graffito" direkt in den Graffiti Editor wechseln um die Parameter für ein neues Graffito festzulegen.
Im Zentrum des Digital Graffiti Client befindet sich der fünfte und letzte Bereich mit dem Namen Map. Wie der Name schon andeutet werden in diesem Bereich die vom Client benötigten Karten, Graffitos und Friends angezeigt. Grundsätzlich basiert das Smart Information Campus System auf Open-Street-Map, wobei an der JKU ein eigener Server mit den diversen benötigten Gebäudekarten zwischengeschaltet wurde. Auf der vorangegangenen Abbildung kann man deutlich erkennen, dass sich in diesem Bereich links oben ein Autopositioning-Button, eine Navigationsleiste sowie eine Beschreibung der Anzahl der möglichen Karten befindet. Das am linken unteren Ende integrierte Adresse-Suchen-Feld ermöglicht es dem/der BenutzerIn direkt zu einer gewünschten Adresse zu wechseln. Darüber hinaus verfügt dieses Feld über einen Button der die Freundesanzeige ein- und ausschalten kann sowie einem Button um eine gleichmäßige Bewegung auf der Karte sicherzustellen.
Momentaner Stand des Smart Information Campus Systems
Das wohl am längsten andauernde Pilotprojekt ist der Smart Information Campus, welches seit Oktober 2009 für Studenten, Lehrende, Bedienstete und Besucher des Campus der Johannes Kepler Universität Linz kostenlos zur Verfügung steht. Herr DI Dr. Wolfgang Narzt hat uns in diesem Zusammenhang erklärt, dass es sich hierbei um eine Beta-Testphase handelt, bei der rund 200 Handys an Angestellte, Studierende, Professoren, etc. verteilt wurden, damit diese das System auch tatsächlich nutzen. Allem Anschein nach dürfte das System bereits tatsächlich zu einer positiven Beeinflussung der Meetingkultur am Software-Engineering-Institut beigetragen haben, da die bis dato problematischen Wartezeiten, durch eine bessere Koordination, fast zur Gänze kompensiert werden konnten. Das heißt Wartezeiten hinsichtlich anreisender Kollegen von anderen Universitäten, welche durch Verkehrsprobleme oder Staus verursacht werden sind somit hinfällig, da mit einem kurzen Blick in den Digital Graffiti Client die aktuelle Position in Echtzeit übertragen wird. Weiters kann man sich leicht mit Hilfe der Nachrichtenfunktion direkt an KollegInnen wenden um sich leichter mit ihnen abzustimmen, was durchaus eine Verbesserung darstellt.
Es ist für uns an dieser Stelle wichtig, zu erwähnen, dass das Projekt des Smart Information Campus nicht das einzige laufende Projekt ist, da nach und nach eine Reihe von Pilotprojekten in der Praxis gestartet wurden und auch werden. Nennenswerte Partner in der Praxis wären die Linz AG, das AKH Linz, der Flughafen Wien, MAN Steyr Logistik und einige andere, welche sich jedoch in der Vortestphase befinden.
Derzeit noch in Arbeit
Da das System des Smart Information Campus ein System mit einer großen sozialen Komponente ist, wird beispielsweise versucht etwas anzustreben, das wie eine Art Chatroom funktioniert. Dabei soll es möglich sein sich durch das physische Betreten eines Raumes anonym anzumelden und direkt mit anderen anwesenden Usern in Kontakt zu treten. Beispielsweise in der Form, dass Studenten die in einer Vorlesung präsent sind, automatisch die Dokumente aus der Vorlesung bereitgestellt bekommen. Das heißt die einzige Voraussetzung wäre ein physisches Anwesendsein.
Selbstverständlich wird momentan an der Entwicklung und Weiterentwicklung unterschiedlicher Client-Versionen mit verschiedenen Plattformen gearbeitet. Wobei uns bereits verraten wurde, dass eine iPhone-Version, in einer eingeschränkten Form, vielleicht sogar bereits zum Ende dieses Semesters bereitstehen wird.
Eine weitere Sache, an der momentan heftig am Instituts für Software-Engineering gearbeitet wird ist die Einführung eines Webclients, welcher auf unterschiedlichen Browsern mit W3C-Standards laufen soll. Genauere Informationen in diesem Zusammenhang haben wir jedoch noch nicht erhalten.
Abgesehen von diesen Technischen Vorhaben sind auch diverse Ideen für den Campus in Planung wie beispielsweise das Aufstellen eines Informationssystems mit touch-sensitiven-Bildschirmen, die Außenstehenden eine leichtere Orientierung anhand der Positionierung auf einer Karte ermöglichen sollen. Oder eine Art Geo-Caching in Form eines Gewinnspiels, bei dem eine Frage mit diversen Anwortmöglichkeiten gestellt wird und die Antworten eine geografische Position auf der Karte wiederspiegeln. Weiß oder errät ein/e MitspielerIn die Antwort, so erhält er/sie durch die bloße Anwesenheit den Preis oder den Zugang zu diesem.
unser Fazit sowie ein kurzer Zukunftsausblick
Durch das Gespräch mit Herrn DI Dr. Narzt wissen wir nun, dass das System echtzeitfähig und daher sowohl für den Consumer als auch für den Nicht-Consumer-Bereich interessant ist. Des Weiteren konnten wir uns davon überzeugen, dass die Friend- und damit Soziale-Komponente eine äußerst wichtige Rolle spielt, was darauf hindeutet, dass das Potenzial derzeit noch nicht absehbar, jedoch durchaus vorhanden ist.
Die weiteren Fragen die wir uns im Zuge unseres Projektes noch stellen werden sind:
- Wofür könnte man die Echtzeitkomponente noch nützen?
- Inwiefern könnte das Smart Information Campus die Informations- Lebens- Freizeitqualität positiv/negativ beeinflussen?
- Welches Potenzial verbirgt sich hinter diesem System?
Anhang zum Bericht
igor.gorbunov.Uni-Linz, 10. Juni 2010, 23:06
Herr DI Dr. Narzt hat uns noch seinen Artikel empfohlen. Der Artikel heißt „Location-Triggered Code Execution - Dismissing Displays and Keypads for Mobile Interaction “ (W. Narzt, H. Schmitzberger. 2009. S. 374–383. Springer-Verlag Berlin Heidelberg). Dies Artikel enthält wesentliche Information über Funktionsvorgehen von Digital Graffiti bzw. Smart Information Campus. Unten ist kleine Zusammenfassung.
Diese Abbildung zeigt die schematische Funktionierung von Digital Graffiti. Diese Architektur erlaubt den BenutzerInnen das Nutzen von Drittmobilsystemen. Von technischer Sicht kann man diese Architektur als Client-Server-Model nennen, bei dem ein/e BenutzerIn übermittelt (1) Geo-Server eigene Position. Normalerweise wird solches Übermitteln mit Hilfe von GPS durchgeführt. Der Geo-Server analysiert und/oder bearbeitet (2) die „rohe“ Geo-Information und dann schickt (3) Client das Ergebnis. Dies Ergebnis wird Smart Gadget genannt. Wenn solche Smart Gadgets Texte und/oder Bilder enthält, werden sie gleichzeitig auf Display des Geräts gezeigt (4).
Diese Smart Gadgets könnten als kleine Anwendungen bezeichnet, aber sie bestehen aus keinen Quellcode, sondern erhalten ein URL zum Remote Web-Server, genau wo der Quellcode ausgeführt wird. So, wenn Client solches Smart Gadget mit URL bekommt, wird es in HTTP-Request transformiert (5). Dieses Request wird (6) durch Web-Service an „Internal data and Control“ weitergeleitet. Da wird genaue die Aktion (7) durchgeführt. Und dann Client bekommt die Antwort (8)(9). Danach wird die Aktion auf Gerätsdisplay illustriert.
Solches Vorgehen des Systems umfasst folgende Vorteile:
- Clients sollen eine Funktion enthalten, HTTP-Requests zu behandeln. Das erhöht die Kompatibilität und reduziert die Zeit des Durcharbeitens.
- Drittsysteme bzw. Drittdienstleister können einfach und schnell in solcher Architektur einbinden werden. Das erhöht die Flexibilität des Systems und auch deren Kompatibilität.
- Das Benutzen von Drittsystemen bzw. Drittdienstleister bedeutet, dass die interne Information nicht veröffentlicht ist. Das erhöht die Sicherheit für allen Akteure des Systems.
Bezüglich der Friendfinder-Komponente..
sebastian tober.Uni-Linz, 22. Juni 2010, 10:37
Um eine der wichtigsten Komponenten dieses Systems nicht ausser Acht zu lassen, möchte ich mit diesem, als Kommentar verfassten, Beitrag ein bisschen auf die Friendfinder-Komponente eingehen. Bei der Absprache mit Herrn DI Dr. Wolfgang Narzt habe ich erfahren, dass es kein spezielles Dokument hinsichtlich der Friendfinder-Komponente gibt, jedoch wurden mir einige interessante Punkte genannt, auf die ich im Folgenden eingehen möchte.
Der momentane Stand der Dinge hinsichtlich der Friendfinder-Komponente ist jener, dass das System auf Gegenseitigkeit beruht und momentan hauptsächlich dem Finden von sozialen Kontakten dient. Das bedeutet wenn zwei Personen miteinander in Kontakt getreten sind (also beide den anderen als Kontakt akzeptiert haben und in dessen Friendlist aufgenommen haben) ist es möglich den Standort der jeweiligen Person zu bestimmen (vorausgesetzt diese Person ist sichtbar). Hinsichtlich der Sichtbarkeit, also der Bestimmung der Position des/der Freundes/Freundin ist zu sagen, dass aufgrund des Prinzips der Gegenseitigkeit momentan folgende Situation auftritt:
Sieht Person A die Person B, so muss umgekehrt auch Person A für Person B sichtbar sein!
An dieser Stelle ist zu sagen, dass beim ursprünglichen Beitrag unter dem Teilbereich "Friends" die Möglichkeit besteht die Berechtigung der Sichtbarkeit für einzelne Freunde bzw. für die gesamte Freundesliste zu ändern. Anders ausgedrückt kann der/die BenutzerIn für jede/n individuell entscheiden, ob er/sie den aktuellen Standort sieht und ob sein/ihr Standort sichtbar ist. Für denn Fall, dass sich jemand unbemerkt innerhalb des Systems bewegen will, so besteht die bereits genannte Möglichkeit des Abschaltens der gesamten Friendslist. Durch die Aktivierung dieser Funktion ist es möglich von der Client Applikation quasi zu verschwinden.
Wie bereits im Originalbericht über das Meeting erwähnt, besteht die Möglichkeit das System an den Markt oder die Märkte anzupassen und mit anderen Systemen zu verbinden. Herr DI Dr. Wolfgang Narzt hat uns versichtert, dass für den Fall wenn beispielsweise ein Industrieunternehmen sich wünscht, dass eine Führungsperson wie der Leitstand das gesamte arbeitende Personal sieht, jedoch das Personal ihn/sie nicht, so bestünde die Möglichkeit das System dahingehend anzupassen, dass diese Möglichkeit bestünde. Anders ausgedrückt könnte man bestimmten Gruppen oder Personen die Rechte geben, nur sich selbst unsichtbar zu machen, andere jedoch weiterhin beobachten zu können.
Ob bzw. inwiefern die Friendfinder-Komponente jedoch zum Lehr- bzw. Lernerfolg an der Universität Linz beitragen könnte, kann momentan von der Entwicklergruppe rund um Herrn DI Dr. Wolfgang Narzt noch nicht abgeschätzt werden, jedoch möchte unsere Gruppe sich damit im Laufe dieser Woche noch auseinandersetzen.