Vorteile quelloffener Codes am Beispiel von Content Management Systemen
jasmin.weismann.uni-linz, 30. Juni 2017, 19:26
Inhalt
1. Einleitung
2. Begriffsdefinition Open Source und Quelloffen
3. Open Source Content Management Systeme und ihre Verbreitung
4. Proprietäre Content Management Systeme
5. CMS Systeme im Vergleich: Proprietär vs. Open Source
6. Fazit
1. Einleitung
In diesem Artikel möchte ich die Vorteile von quelloffenen Content Management Systemen (CMS) aufzeigen und anhand eines praktischen Beispiels diskutieren. Wenn man einen neuen Webauftritt aufbauen möchte, stellt sich zu Beginn die Frage, mit welchem CMS man arbeiten möchte. Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, da die Auswahl an Systemen groß ist. Eine Reihe von Produkten werden quelloffen bzw. Open Source angeboten für andere müssen wiederum Lizenzen erworben werden. Wo genau liegen die Vorteile von Open Source CMS-Lösungen und wieso kann hier ein proprietäres System nicht mithalten?
2. Begriffsdefinition Open Source und Quelloffen
Zu Beginn müssen wir den Begriff Open Source bzw. quelloffen definieren. Für eine einheitliche Definition legt die Open Source Initiative Merkmale dar, die es zu erfüllen gilt. Im Grunde wird aufgezeigt, dass der Quelltext einer Open Source Software eine für den Menschen lesbare und verständliche Form haben muss, die Software keinen Nutzungsbeschränkungen unterliegen darf und sie verändert und in dieser veränderten Form weitergeben werden darf.1
Oft wird dem Begriff "Open Source" der Begriff "quelloffen" gegenübergestellt. Hierfür gibt es keine einheitliche Deifinition. Manche Autoren setzen den Begriff "quelloffen" gleich mit dem Begriff "Open Source". Andere wiederum machen einen bedeutsamen Unterschied und sprechen davon, dass ein System quelloffen ist, wenn der Source Code (Quelltext) frei zugänglich ist. Es bedeutet aber nicht, so wie es bei Open Source der Fall ist, dass dieser verändert und weitergegeben darf. Der Code kann also bestimmten Nutzungsbestimmungen unterliegen.
In diesem Artikel schließe ich mich den Autoren an, die den Begriff "Open Source" und "Quelloffen" gleichsetzen.
3. Open Source Content Management Systeme und ihre Verbreitung
Heutzutage steckt hinter fast jeder Webseite ein sogenanntes Content Management System (CMS). Ein CMS ermöglicht dem Benutzer ein komfortables Editieren und Veröffentlichen von Inhalten wie zum Beispiel Text, Nachrichten, Bilder, Videos. Einmal aufgesetzt und an die jeweiligen Wünsche des Webseitenbetreibers angepasst, können mit einem CMS in wenigen einfachen Schritten Inhalte erstellt und online gestellt werden ohne dafür Code in Programmiersprache schreiben zu müssen.
Am Markt gibt es eine Reihe von Open Source Content Management Systemen. Die bekanntesten im deutschsprachigen Raum sind Wordpress, Typo3, Joomla!, Drupal und Contao.
Der Marktanteil von Wordpress in Österreich liegt beispielsweise bei 32,66%, Typo3 beansprucht 21,84% der österreichischen Webseiten und Joomla! immerhin auch 16.64%.2
Wordpress veröffentlicht auf seiner Webseite, dass sogar 20% des gesamten Internets über die Plattform Wordpress läuft.3
Quelle: Quantum Books, https://www.quantumbooks.com/technology/software/best-open-source-content-management-systems
4. Proprietäre Content Management Systeme
Proprietäre CMS sind in der Regel nicht quelloffen oder unterliegen bestimmten Nutzungsbestimmungen, die es nicht erlauben den Quellcode zu modifizieren. Proprietäre Content Management Systeme gibt es von bis: Kleine Lösungen, die sich Agenturen selber programmieren und bei ihren Kunden einsetzen, CMS-Lösungen von den Marktführern bei Software wie Microsoft und Oracle bis hin zu großen Enterprise Systemen (ECMS) die hochpreisig angeboten werden.
Die bekanntesten Hersteller von proprietären Content Management Systemen sind Vignette Corporation, RedDot Solutions AG, Hummingbird Communications GmbH, Interwoven Inc. 4
5. CMS Systeme im Vergleich: Proprietär vs. Open Source
In Folge werden die CMS Systeme in ihren wichtigsten Merkmalen verglichen:
- Leistungs- und Funktionsumfang
- Softwarequalität
- Kosten
- Support
Dabei werde ich von einem Fallbeispiel in der Arbeit mit einem proprietären CMS berichten. Berichtet wird von einem CMS, das eine Agentur selbst programmiert und für die Unternehmenswebseite eines mittelständischen Unternehmens eingesetzt hat.
Leistungs- und Funktionsumfang
Unterschiedliche Systeme bieten unterschiedliche Funktionen. Hier kann man im Generellen nicht zwischen proprietären und Open Source Produkten unterscheiden.
Der klare Vorteil von einem quelloffenen System aber ist, dass man die Freiheiten hat, die Software zu verändern und Fehler zu beheben. Bei proprietärer Software kann man beim Anbieter anfragen, ob er die gewünschte Funktion einbaut und muss in der Regel dafür bezahlen. 5
Weiters gibt es bei den meisten Open Source CMS eine Reihe von Erweiterungen, die von den unterschiedlichsten Autoren programmiert und zur Verfügung gestellt werden. Diese ermöglichen es, das eigene CMS um gewünschte Funktionen zu erweitern.
FALLBEISPIEL
Nachdem das proprietäre CMS bereits im Einsatz war und wir damit gearbeitet haben, hatten wir den Wunsch mit Hilfe eines Sliders Inhalte zu präsentieren. Für die Agentur war dieser Slider ein großer Programmieraufwand und es stellte für uns einen großen Kostenaufwand dar.
Bei den gängigsten Open Source CMS gibt es hierfür eine Reihe von Plugins, die es lediglich zu installieren und minimal anpassen gilt und schon kann man den gewünschten Slider auf seiner Webseite präsentieren.
Ein Beispiel für ein dafür passendes Wordpress Plugin: https://premium.wpmudev.org/blog/free-responsive-slider-plugins/
Softwarequalität
In einer Studie zur Softwarequalität im Jahr 2013 wurde der Code von Open Source Software auf Fehlerdichte gescannt und dem Code von proprietärer Software gegenübergestellt. In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass die Fehlerdichte der Open Source Softwareprojekte geringer ist, als die von proprietären Systemen. 6
Durch die Offenheit kann ein Open Source CMS stets verbessert werden. Wordpress bietet zum Beispiel weltweit die Mitarbeit in unterschiedlichen Bereichen an.7 So kann der Vorteil der auch in Wikinomics beschrieben wird, zu Nutzen gemacht werden. Die vier Grundprinzipien der Wikinomics: Offenheit, Gleichranigkeit, Teilen und globales Handeln werden auch bei Open Source Software angewandt. So gilt das Prinzip, dass durch diesen unbeschränkten Informationsaustausch die Wissenschaft schneller und effizienter zu neuen Erkenntnissen kommen kann. 8
Bei proprietärer Software hat nur der Hersteller Zugriff auf den Code und somit tritt dieser Effekt nicht auf.
FALLBEISPIEL
In der Arbeit mit dem proprietären CMS kam der Wunsch auf die Webseite im Google Ranking weiter nach oben zu bringen. So haben wir die Seite mit unterschiedlichen Page-Rank Tools (u.a. http://www.seitenreport.de/ ) analysiert und gemeinsam mit der Agentur die angezeigten Fehler behoben. Hier wurde uns klar, dass das CMS sehr viele, einfache Fehler aufweist und auch nicht die aktuellen Standards in der Suchmaschinenoptimierung einhält.
Die Standards für Suchmaschienoptimierung sind in den führenden Open Source CMS Systemen bereits enthalten, da diese Systeme stets weiter entwickelt werden. So kam es erneut zu hohen Entwicklungskosten, die uns beim Einsatz eines Open Source CMS erspart geblieben wären.
Kosten
Einer der wichtigsten Faktoren bei einem Webseitenprojekt spielt der TCO (Total Cost of Ownership). Dabei werden nicht nur die Anschaffungskosten berechnet, sondern auch Kosten der späteren Nutzung sowie möglicherweise versteckte Kosten betrachtet.9
Bei proprietärer Software treten meist Lizenzkosten auf, Kosten für die Technologie (Datenbank, Applikationsserver), Kosten für Updates und Wartung und möglicherweise noch Provisionen für Serviceberater.10
Bei Open Soruce Software fallen lediglich Beratungs- und Implementierungskosten an.
FALLBEISPIEL
In unserem Fall waren die Beratungs- und Implementierungskosten in etwa gleichzusetzen mit denen bei einem Open Source Softwareprojekt. Extra Lizenzkosten fielen nicht an. Doch die Kosten der späteren Nutzung waren hoch, da das System den aktuellen Standards nicht entsprochen hat und der Programmieraufwand für jede Kleinigkeit viel höher war, als es bei einem Open Source CMS gewesen wäre.
Support & Sicherheit
Open Source CMS verfügen über eine starke Community und eine Vielzahl an spezialisierte Agenturen. Der Kundendienst von proprietären Softwareherstellern bietet meist lückenloses Service doch ist sehr teuer. 11
Ein großer Nachteil in der Arbeit mit einem proprietären CMS, ist dass man an den Anbieter gebunden ist. Scheinen Implementierungskosten von Erweiterungen zu hoch, kann man sich nicht Angebote von anderen einholen. Der Wechsel von einem Serviceanbieter bei einem Open Source CMS ist schnell durchgeführt.
Sichheitslücken können bei Open Source Systemen meist durch die große Community früher erkannt und bereinigt werden. Bestehen bei proprietären Systemen Sicherheitslücken, werden diese zumeist durch kostenintensive Updates bereinigt.
FALLBEISPIEL
Im Laufe der Zeit waren wir sehr unzufrieden mit der Arbeit unserer Agentur. Ein ständiger Wechsel der Ansprechpersonen und die hohen Kosten für jede kleine Erweiterung führten zum Entschluss, die Agentur zu wechseln. Das hatte zur Folge, dass die Webseite in einem anderen Content Management System neu aufgesetzt werden musste. Das neue CMS war ein Open Source System und erfüllte out-of-the-box all unsere Ansprüche.
6. Fazit
Die Vorteile des Einsatzes von Open Source Content Management Systemen spiegeln sich in deren Verbreitung wieder. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass sich Unternehmen durch den Einsatz von quelloffenen CMS Kosten sparen und auch von weiteren Vorteilen wie Softwarequalität, den erweiterbaren Funktionsumfang und dem weitläufigen Support profitieren können.
Natürlich haben auch proprietäre Content Management Systeme seine Berechtigungen. Gerade wenn es um komplexe Integrationen in die bestehende IT-Landschaft geht. Für eine reine Firmenpräsentation würde ich aber aufgrund der gegebenen Vorteile zu einer Open Source Lösung raten.
Quellen
1 vgl. https://opensource.org/osd (Stand 24.6.2017)
2 vgl. Sebastian Prohaska: Die 10 besten CMS Systeme 2016 - Marktanteile, Kosten und mehr, https://www.ithelps.at/blog/97-webseiten/223-die-10-besten-cms-systeme-2014-marktanteile-,-kosten-und-mehr (Stand 20.6.2017)
3 vgl. https://de.wordpress.com/about/ (Stand 17.06.2017)
4 vgl. Sylvia Adamski: Open Source vs. proprietäre Content Management Systeme (CMS), http://docplayer.org/3812897-Open-source-vs-proprietaere-content-management-systeme-cms.html (Stand: 27.06.2017)
5 vgl. http://openall.info/open-culture-offene-kultur/open-source-software/ (Stand 28.06.2017)
6 vgl. Alexander Neumann: Studie zur Softwarequalität: Open Source schlägt proprietär, https://www.heise.de/developer/meldung/Studie-zur-Softwarequalitaet-Open-Source-schlaegt-proprietaer-2175954.html (Stand 20.06.2017)
7 vgl. https://make.wordpress.org/ (Stand 21.06.2017)
8 vgl. Don Tapscott, Williams D. Antony (2007), Wikinomics: Die Revolution im Netz, München: Hanser
9 vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Total_Cost_of_Ownership (Stand 29.06.2017)
10 vgl. Sylvia Adamski: Open Source vs. proprietäre Content Management Systeme (CMS), http://docplayer.org/3812897-Open-source-vs-proprietaere-content-management-systeme-cms.html (Stand: 27.06.2017)
11 vgl. Sylvia Adamski: Open Source vs. proprietäre Content Management Systeme (CMS), http://docplayer.org/3812897-Open-source-vs-proprietaere-content-management-systeme-cms.html (Stand: 27.06.2017)
Quelloffene Codes und Verschlüsselungssoftware
jasmin.weismann.uni-linz, 1. Juli 2017, 21:51
Nicht nur Content Management Systeme profitieren von quelloffenen Code. Auch beim Einsatz von quelloffenen Codes bei Verschlüsselungssoftware überwiegen die Vorteile. Lest mehr in diesem interessanten Artikel: https://collabor.idv.edu/WebWiundRecht/stories/54253/ von Hannes Huber.