Patrizias weblog
 
Freitag, 9. Januar 2004
Weblogs als Werbe- und PR-Instrument
Weblogs entstanden 1997 als privates, nicht kommerzielles Publikationsmedium. Tim Berners-Lee gilt als der erste Weblogger. Er betrieb eine stets aktuelle Liste aller existierenden Weblogs. Bis 1999 lief die Entwicklung eher schleppend, bis dahin gab es ca. 30 Weblogs. Dies änderte sich als 1999 neue Software geschaffen wurde, die das tägliche Aktualisieren einer Website extrem vereinfachte, z.B. Blogger, Pitas oder Antville. Zur enormen Popularisierung trugen auch die Terrorattacken auf das WTC bei. Blogger berichteten minütlich, unverblümt und persönlich über das Geschehen vor Ort. Seit 2 ½ Jahren also gewinnt dieses neue Publikationsmedium an Fahrt. Aus den USA kommend, hat sich mittlerweile auch in Europa eine aktive Bloggerszene entwickelt. Die neueste Entwicklung wicht von der ursprünglichen unkommerziellen Idee des Bloggings ab und geht in Richtung Weblogs als Werbe und PR-Instrument. „Dies scheint der übliche Lebeszyklus im Internet zu sein,“ (OQ 1) sagt Thomas N. Burg, Leiter des Zentrums für neue Medien der Donauuniversität Krems. Die Reaktion der Stammblogger auf die Kommerzialisierung „ihres“ Mediums ist eindeutig negativ. Hier nur ein Beispiel von vielen:
„Nun fällt mir in letzter Zeit auf, dass dieses Portal auch für Werbung vermehrt genutzt wird. Da preist ein Blog z.B. Wellnessprodukte an und wirbt sogleich um Mitarbeiter welche diese an den Mann (oder Frau) bringen sollen. Ein anderer Blog wirbt z.B. für Finanzprodukte und ebenso um Mitarbeiter welche diese verkaufen sollen. Dies geschieht natürlich verdeck *unter dem Mantel* in *Meine eigenen Interessen*, *Mein Tagebuch* oder so.... Ich finde es gut, dass man hier über soviel verschiedene Interessen lesen kann und man auch das eine oder andere *Schokostückchen* findet, ebenso nette Menschen kennen lernt.
Aber ich finde, Werbung hat hier in den Blogs nichts zu suchen! Das 20six Werbung einblendet ist ok, diese Art Werbung meine ich nicht. Ich bin für einen Werbefreien Blog!“ (OQ 2)
Burg sagt dazu: „Es gibt jedenfalls noch immer einige Leute, die an die mythische Kraft von Technologien glauben. Mythen wären: Demokratisierung, Egalisierung, Fragmentisierung. Auf der anderen Seite stehen die Realos: die wollen Geld damit machen.“ (OQ 1)

Das Internet als Werbemedium
Mir scheint es wichtig zunächst allgemein auf das Internet als Werbemedium einzugehen.
Die Frage, die sich beim Internet generell stellt, lautet: Handelt es sich um E-commerce oder um Cyberkultur? Die ursprüngliche Idee der Informationsfreiheit und einer neuen Forme von Öffentlichkeit scheint zu Beginn des 21. Jhdt. zunehmend utopisch. Wie aus einem Märchentraum erwacht, realisiert die Menschheit zunehmend, dass sich das Internet von der Cyberkultur zum E-Business-Instrument entwickelt hat. Diese globale Vermarktung begann, als in den USA die Finanzierung der Backbonestruktur des ursprünglich akademischen Netzwerkes auslief. Eine kommerzielle Providerszene entstand. (Vgl. Lichtenstein 2002, 56f)
Welche Vorteile bietet nun das Internet den Unternehmen?
Bedeutend ist sicherlich der globale Charakter des Internet der Marktchancen in neuen räumlichen und zeitlichen Dimensionen eröffnet. Im Zuge der Globalisierung ist es besonders für große Unternehmen wichtig, weltweit präsent zu sein. Dafür bietet das Internet eine ideale Plattform. Den größten Vorteil gegenüber der traditionellen Werbung sehen Lehtovirta und Ylönen (2001, 76) in der Größe des „zur Verfügung stehenden Raumes in Verbindung mit dem Interaktionspotentials des Internets. Hier werden vielfältigste und umfangreiche Informationen geboten, die Geschäftspartner und Kunden eingeninitiativ ihren Bedürfnissen und Interessen entsprechen nutzen können. Die Empfänger steuern somit selbst die Informationsübermittlung.“ Die einseitige „Push-Werbung“ hat sich zur „Pull-Werbung“ entwickelt, die einen aktiven, interessierten Kunden voraussetzen.
Ein weiterer großer Vorteil des Internets sind die geringen Produktionskosten. Die Publikation von Informationen wird so kostengünstig dass sie nicht mehr finanzstarken Organisationen vorbehalten bleibt, sondern für praktisch jeden erschwinglich wird.
Der Kommunikationsstil auf Websites liegt irgendwo zwischen Werbung und Informieren.

Doch warum sollen sich Unternehmen nun wirtschaftlich mit Weblogs beschäftigen?
Zwar ist ein großer Teil der Werbeblogs „sinnlos“, wie bei jeder Werbekampagne ein Großteil ins Leere läuft, ein kleiner Teil von anspruchsvollen Weblogs wird sich aber künftig als Meinungsmarkt heraus kristallisieren. Schon heute diskutieren eine reihe ambitionierter Amateure und Profis über Weblogs. Richtig eingesetzt können Weblogs im Unternehmen wichtige und nützliche Aufgaben erfüllen und das bei vertretbarem Aufwand. Mit einer Weblogsoftware kann jedes kleinere Unternehmen eine Website auf neuesten Stand betreiben, der Investitionsaufwand für die Software beginnt bei 0 Euro. Weblogs können problemlos in die bestehende Webstruktur integriert werden. Außerdem werden Weblogs von Suchmaschinen leicht gefunden. So kann es kommen, dass ein Blog durch eine hohe Themen- und Schlagwortdichte, in den Suchergebnissen lange vor einer Unternehmenswebsite rangiert.
Thomas N. Burg sieht das Weblog-Format künftig als neue Kommunikationsform, integriert in Email, Forum und Online-Portal. „ Der wesentliche Unterschied ist allerdings: Das Weblog-Format ist sowohl ein Brodcasting-Format als auch ein „per-to-per“-Format und ein „many-to-many“-Format. Auf technologischer Ebene lässt sich viel damit machen.“ (OQ 1) Bilder, Audio und Video lassen sich problemlos einbinden. Durch einen PR-Log hat ein Unternehmen einen persönlichen, aktuellen Zugang zu seinen Zielgruppen.
Als wesentliches Element nennt Burg auch die Gruppenformierung oder Szenenbildung. Das Unternehmen soll vor allem die besten technologischen und sozio-psychologischen Ramenbedingungen schaffen. Den Rest, also Inhalte, Kommunikation und Kontakte, schaffen die Teilnehmer aus sich heraus. Der Blog entwickelt seine eigene Dynamik. (Vgl. OQ 1)
Allerdings muss der Einsatz von Weblogs genau geplant sein, damit sie sinnvoll in die Unternehmensstruktur eingegliedert werden können. Ein Unternehmen muss sich vor dem Einrichten eines Weblogs folgende Fragen stellen: „Wer ist Zielgruppe des Weblogs? Welche Themen und Inhalte stehen überhaupt zur Verfügung? Wer soll das Weblog füllen? Welcher Zweck soll damit erreicht werden? Und wie fügt sich das Weblog in die anderen Aktivitäten des Unternehmens ein?“ (OQ 3)

Wer ist Zielgruppe des Weblogs?
Nicht nur mit Kunden und Interessenten kann per Blog kommuniziert werden, auch intern können sie als Kommunikationsplattform und Wissensspeicher genutzt werden. Generell sind die Zielgruppe für Weblogs vor allem junge Menschen, wie auch die Wahlkampagne von Howard Dean zeigt, die später noch beschrieben wird. In seinem Team gibt es keine Wahlhelfer über dreißig Jahren. Außerdem sind neunzig Prozent aller Jugendlichen zwischen vierzehn und neunundzwanzig Jahren mittlerweile online. Sie sind aufgeschlossener für Trenderscheinungen, wie sie das Bloggen zweifellos darstellt.

Welche Themen und Inhalte stehen überhaupt zur Verfügung?
Wichtig bei einem Werbeblog ist, dass er sich auf ein bestimmtes Thema konzentriert. Ist dies nicht der Fall, ufert das Ganze aus. Ebenso ist zu beachten, dass eine reine Zweitverwertung von bereits bekannten Inhalten wenig Sinn macht. Die Inhalte müssen einen originären Charakter haben. Die Möglichkeit Weblogs zu gestalten sind sehr vielfältig. Film- und Fotowettbewerbe, wie sie Nokia veranstaltet, oder reine Produktinformationen, sind nur zwei Beispiele von vielen. Wichtig ist dass die Inhalte kommunikationsfördernd sind.

Wer soll das Weblog füllen?
Weblogs können von einem oder mehren Redakteuren betreut werden. In der Projektkommunikation werden meist alle Teammitglieder als Redakteure tätig. In den meisten Werbeblogs kommen Kunden und Interessenten selbst zu Wort und geben ihre Erfahrung weiter. Durch eine geringe zentrale Steuerung gewinnt der Prozess an Dynamik und der Blog wächst von allein . Wie weite Kreise eine solche Kampagne ziehen kann, zeigt sie Howard-Dean-Wahlkampfkampagne.

Welcher Zweck soll damit erreicht werden?
Ein Weblog steht rasch wieder zur Disposition, wenn die Ziele nicht feststehen und eine Zielrichtung nicht nachgewiesen werden kann. Deshalb ist es nicht nur wichtig, die Ziel klar zu definieren, sondern auch Erfolgskontrollen durchzuführen. Werden die ursprünglichen Ziele aus den Augen verloren, läuft das Weblog Gefahr dadurch zu „verwässern“.
Wie können Qualität und Konstanz des Engagements sichergestellt werden?
Ein Weblog lebt von seiner Aktualität, Inhalte müssen deshalb ständig erneuert werden. Reine Zweitverwertungen von bereits bekannten Meldungen sind nicht zielführend. Hat sich ein Weblog erst einmal in der Zielgruppe etabliert, muss eine gewisse Regelmäßigkeit bei der Eintragsfrequenz eingehalten werden. Deshalb müssen immer wieder neue Anreize zur Nutzung geboten werden.

Und wie fügt sich das Weblog in die anderen Aktivitäten des Unternehmens ein?
Erst einmal muss sichergestellt werden, dass auch die relevanten Mitarbeiter im Kundensupport über die Inhalte des Weblogs informiert sind. Beiträge müssen auf Unternehmenskonformität überprüft werden, was leider aufgrund der schnellen Weiterentwicklung oft nicht der Fall ist.

Natürlich gibt es beim Blogging von Unternehmen auch diverse Schwierigkeiten. Viele Unternehmen verfügen über wenige originäre Inhalte und haben nicht das Personal und das Know-how zur richtigen Weblog-Betreuung. Ebenso ist es oft sehr schwer einen Weblog auf Dauer zu erhalten. So lange die Idee neu ist und alle mitziehen wird es hier keine Probleme geben. Aber mit der Zeit besteht die Gefahr dass Langeweile eintritt.
All diese Aspekte setzen eine gute Planung voraus. Einfach einen Weblog einzurichten und darauf zu hoffen, dass er ein paar positive Effekte zeigen werde, wäre grob fahrlässig.

Beispiele:
Es gibt bereits eine Reihe gelungener Werbekampagnen die durch Weblogs unterstützt wurden. Zwei besonders bezeichnende werde ich nun hier beschreiben.
Howard-Dean-Wahlkampfkampagne (OQ 4):
Ein Beispiel wie erfolgreich Werbung über Weblogs sein kann, zeigt sich zur Zeit in den Vorwahlkämpfen zur Präsidentschaftswahl in den USA. Howard Dean, bisher als ehemaliger Gouverneur von Vermont weitgehend unbekannt in der Öffentlichkeit, setzt in seinem Wahlkampf auf Weblogs. Zu Beginn des Wahlkampfs fand Joe Trippi, des Manager der Dean-Kampange gerade mal 427 Unterstützer online vor. Bereits zuvor hatte Trippi Interentcommunities für private Unternehmen aufgebaut und wollte diese Strategie nun auch im Wahlkampf ausprobieren. Am ersten Tag richtete er einen Meet-up.com Link auf seiner Seite ein. Eigentlich sollten sich dadurch nur Helfer einer Stadt treffen, doch bald registrierten sich jede Woche Tausende neue Helfer.
Dies rührt auch daher, dass Trippi Fragen in Direktzeit oft selbst beantwortete und Unterstützer auch in Chatrooms von Anti-Bush-Websites kontaktierte. Eine zentrale Steuerung der Kampagne ist eher selten. „Das würde die Dynamik zerstören“, so Trippi. Die Basis kontrolliert das Geschehen. Als Beispielsweise das Hauptquartier Poster zum Herunterladen verschickte, auf denen die Namen der 50 Bundesstaaten „FOR DEAN“ standen, dauerte es nicht lange und Dean-Fans im Ausland beschwerten sich im Blog darüber, dass man sie vergessen hatte. Nach drei Minuten war ein Schild mit der Aufschrift „Amerikaner im Ausland FOR DEAN“ als Download bereit gestellt.
„Als Dick Cheney bei einem Lunch mit 125 reichen Unterstützern 250.000 Dollar einsammelte, stellte Joe Trippi ein Foto von Howard Dean ins Netz, der ein Drei-Dollar-Truthansandwich an seinem Computer isst- innerhalb von nur drei Tagen spendeten 9.700 Unterstützer durchschnittlich 53 Dollar, insgesamt mehr als 500.000 Dollar. In drei Monaten waren es 15 Millionen Dollar, das ist Rekord für einen Kandidaten der Demokraten.“ (OQ 4)
Die Wahlkampagne entfaltete eine ungeheure Dynamik. 1.300 Online-Treffen hat es allein im Monat Oktober gegeben. Rund 460.000 Helfer haben sich mittlerweile für das „Dean-Team“ eingetragen. Trippi will es auch eine Million Helfer bringen. Der amerikanische Wahlkampfexperte Dick Morris sieht eine Revolution im Gange: „Das ist wie ein Guerillakrieg“ (OQ 4) lässt er verlauten.
Andere Politiker werden dieses Konzept aber nur schwer kopieren können. Der Washingtoner Politikberater Jeffrey Stanger sagt: „Das Internet ist maßgeschneidert für Howard Dean, nicht unbedingt für Bewerber aus dem politischen Establishment.“(OQ 4) Mittlerweile gilt Dean als der aussichtsreichste Kandidat der Demokraten. Zu seinem offiziellen Blog geht es hier: http://www.blogforamerica.com/
Unbestritten hat Amerika im Werbeblogging gegenüber Europa einen großen Vorsprung. Doch Europa erwacht mittlerweile aus seinem Winterschlaf und zieht nach. Den Anfang macht das finnische Unternehmen Nokia (OQ 5):
Bereits im Frühjahr 2003 sucht Nokia acht Blogs aus, um die Kampagne zur Einführung des neuen Nokias Fotohandys 3650 zu unterstützen. Ausgewählt wurden Blogs auf denen bereits digitale Fotografien gepostet waren. Die Blogs sollten von Bloggern über 18 Jahren sein, unkommerziell und cool gestaltet. Die Blogger erhielten ein kostenloses Handy angeboten und sollten es als Gegenleistung ausprobieren und ein paar Bilder auf der Nokia Microsite veröffentlichen. (http://www.nokiaadvantage.com./) Sie wurden nicht gebeten auf ihren eigenen Blogs darüber zu schreiben. Trotzdem bloggten fünf der acht Testpersonen Bilder und Erfahrungen auf ihrer eigenen Website und linkten zu Nokia. Dies reichte aus um den Traffic auf der 3650 Microsite spürbar zu erhöhen. Die Blogs gehörten vorübergehend zu den Top 15 Refferern zur Website.
Nach diesem erfolgreichen Test hat Nokia bereits die nächste Kampagne gestartet. Ein Wettbewerb wurde ausgerufen, bei dem Studenten als TV-Ads konzipiert und über ihre Erfahrungen auf der neuen Nokia Microsite bloggen sollen.

Wie soll ein Werbeblog eigentlich aussehen?
Ein Werbeblog kann entweder in die Unternehmenssite integriert sein, oder auch als eigene Website bestehen. Als eigene Website hat er in der Regel die Aufgabe Produkte und Dienstleistungen zu kommunizieren. Der Kontakt zu Kunden oder Partnern wird also täglich über aktualisierte Einträge hergestellt. Die Einträge sind in der Regel salopper formuliert als bisherige Werbeschaltungen. Die Kontrolle eines Werbe- und PR-Blogs liegt beim Unternehmen. Als Erweiterung einer bestehenden Firmenseite ist ein Weblog nichts anderes als die Weiterführung einer „Was gibt es neues“- Seite.
Eine festgeschriebene Regel für die Gestaltung eines Werbeblogs gibt es nicht. Generell gilt, was für jede Werbekampagne gilt. Der Blog muss kreativ und auffallend sein, um sich von der breiten Masse abzuheben. Nur so kann die Blogger-Szene auf ihn aufmerksam werden. Wie dies erreicht wird, liegt beim Mut und der Kreativität jedes einzelnen Unternehmens.
Gegenüber den klassischen Werbe- und PR-Instrumenten wie Fernsehspots, Zeitungsinseraten oder Plakatwänden, bieten Blogs eine Reihe von Vorteilen in der Gestaltungsmöglichkeit. Es können Links integriert werden, die die nötigen Hintergrundinformationen über Produkt und Unternehmen liefern. Diese müssen so nicht mehr vorausgesetzt werden. Bilder und Filme können angefügt werden und es besteht die Möglichkeit einen direkten Draht zu seinen Kunden aufzubauen (one-to-one-Marketing).
Gegenüber einer Unternehmenswebsite hat ein Werbeblog den Vorteil, dass es sich schneller öffnet und so die Geduld von Interessenten nicht überstrapaziert. Außerdem wird er, wie schon erwähnt, von Suchmaschinen oft schneller gefunden als die Unternehmenswebsite.

Anja Förster und Peter Kreuz (2003) beschreiben einige Marketingtrends zu deren Unterstützung sich Weblogs besonders eigenen:
Virus-Marketing
Das Beispiel Nokia zeigt, dass mit Weblogs aktives Virus-Marketing betrieben werden kann. Dabei geht es nicht, wie bei klassischer Werbung darum, dass ein Unternehmen seine Message einseitig an möglichst viele Konsumenten sendet. Beim Virus-Marketing kann jeder Teilnehmer gleichzeitig Sender und Empfänger sein. So verteilt nicht einer an viele, sondern viele an viele. Eine erfolgreiche Viruskampagne muss sich aber von allen anderen, täglich im Internet ausgetauschten Botschaften abheben um „ansteckend“ zu sein. Förster und Kreuz (2003, 29) beschreiben diese Strategie wie folgt: „Virus-Marketing steht für Marketingkampagnen, die so gut und clever sind, dass jeder über sie redet und die sich deshalb in Windeseile, eben wie ein Virus, verbreiten. Die Kunden selbst werden zum Werbeträger für die Anbieter, indem sie ihren Kollegen oder Freunden eine bestimmte Website oder ein bestimmtes Angebot weiterempfehlen.“ Genau so Funktionierte auch die Blogging-Strategie von Nokia. Fünf Blogger berichteten selbständig über ihre Erfahrungen mit dem neuen Modell, die Anzahl der Klicks auf die entsprechende Site stiegen beträchtlich.
Virus-Marketing bietet den Unternehmen enorme Vorteile. Angeboten, die durch persönliche Empfehlungen vorgeschlagen werden, wird in der Regel mehr Aufmerksamkeit geschenkt als den klassischen Werbekampagnen über Massenmedien. Die beste Methode, Neukunden zu gewinnen, sind die Empfehlungen zufriedener Kunden. Der Zukunftsforscher Matthias Horx (zit. nach Försters/Kreuz 2003, 30) sagt dazu:“ Mit einer geschickten Infektionsstrategie lassen sich Neugierige in Anhänger und Skeptiker in Fans verwandeln.“
Erfolgreiches Virus-Marketing muss Stoff zur Kommunikation bieten. Damit macht es sich das menschliche Bedürfnis nach Kommunikation zugute. Personen entwickeln soziale Netzwerke auch im Internet und dort eben auch durch Weblogs. Sie sind bereit, positive Erfahrungen über ein Produkt in ihren Blogs zu veröffentlichen, das gilt allerdings auch für negative Erfahrungen. Deshalb ist die Grundvoraussetzung für die Empfehlung zufriedener Kunden ein wirklich gutes Produkt oder eine gute Dienstleistung zu bieten.
Bietet ein Unternehmen seinen Kunden Gesprächsstoff und eine Grund zur Kommunikation, werden viele freiwillig bei marketing mithelfen. Interessant ist auch, dass das werbetreibende Unternehmen nicht als Störer gesehen wird. Das Unternehmen erschleicht sich die Sympathien der Konsumenten über deren persönliche Beziehungen. Weblogs sind dafür ein besonders geeignetes Instrument, da sie eine einfache und aktuelle Kommunikation zwischen Kunden und Unternehmen ermöglichen, die in einer lockeren Atmosphäre abläuft.

Szenenmarketing
Weblogs eignen sich auch sehr gut als Instrument des Szenenmarketing. Es stellt die übliche Zielgruppenorientierung von Werbekampagnen in Frage und fordert neue Segmentierungsmerkmale. Szenen bieten das, was klassische Segmente nicht bieten: ähnliche Präferenzen, Interessen, Kommunikationscodes, Sichtweisen etc. Das erleichtert die Kommunikations- und Produktionspolitik enorm. Die Marketingaktivitäten lassen sich so genauer planen. „Gelingt es Unternehmen nicht nur, gut in eine Szene hineinzuhorchen, sondern darüber hinaus, sie zu beeinflussen und sich auch von ihr beeinflussen zu lassen, kann eine enormen Identifikation mit der Marke kreiert werden.“ (Försters/Kreuz 2003, 59). Dieser Vorgang nennt sich Interfussion und kann zu einer lukrativen und monopolartigen Maktsituation führen. Um mit Weblogs aktives Szenenmarketing zu betreiben, müssen die Blogs, in denen das Unternehmen „mitreden“ will, genau ausgesucht werden. So suchte sich auch Nokia seine Zielblogger nicht nach den klassischen Mustern Einkommen, Schulabschluss, Wohnort, Geschlecht oder Alter aus. Das Unternehmen suchte sich cool gestaltete und unkonventionell betrieben Blogs aus, um in eine entsprechende Szene eingang zu finden. Die Kampagne von Howard Dean zeigt, dass auch die ganze Bloggergemeinde als eine Szene verstanden werden kann.
Unternehmen, die sich für Szenenmarketing entscheiden, müssen sehr genau über die jeweilige Szene bescheid wissen. Schon durch einen leicht verfehlten Szenencode verliert man seine Glaubwürdigkeit, in Szenen verbreitet sich das rasend schnell. Außerdem müssen die Unternehmen Mut und Kreativität beweisen, um aufzufallen. Einfache Anzeigen in Szenenmedien zu schalten oder Events zu Sponsorn reicht noch nicht aus. Szenenmarketing funktioniert nur dann dauerhaft, „wenn Unternehmen und Szenen zumindest ein Stück weit miteinander verschmelzen und sich gegenseitig beeinflussen.“ (Förster/Kreuz 2003, 60)

One-to-one-Marketing
Es wird immer schwieriger, Personenkreise mit gemeinsamen Bedürfnissen und Ansprüchen zu bestimmen. Sie Gesellschaft zersplittert in immer kleinere Fragmente. Setzt sich diese Entwicklung fort, so wird das Individuum bald die größte Markteinheit sein. Dieser Trend zur Individualisierung stellt Marketingexperten vor schier unlösbare Aufgaben, denn es fehlen feste Lebens- und Orientierungsmuster an denen sich Werbestrategien ausrichten lassen. Will ein Unternehmen seine Kunden nicht verlieren, so muss es die individuell sehr verschiedenen Wünsche seiner Kunden verstehen und erfüllen. Neue Medien bieten dafür sehr gute Möglichkeiten. Neben Emailkommunikation eignen sich auch Weblogs für ein gezieltes One-to-one-Marketing.
Kunden wollen individuell angesprochen werden, sie wollen mehr über das Produkt und seine Herkunft wissen. Erfüllt ein Unternehmen diese Bedürfnisse, so kann, nach einer Studie von Frederick Reichelt, eine um fünf Prozent verbesserte Kundenbindung steigert den Profit um 25 bis 29 Prozent.
Für ein aktives One-to-one-Marketing ist es wichtig den Kunden und seine Bedürfnisse genau zu kennen um eine maßgeschneiderte Leistung erbringen zu können. Um Kunden und Bedürfnisse kennenzulernen, muss das Unternehmen in einen echten Dialog mit seinen Kunden treten.
Werden Weblogs als One-to-one Instrument eingesetzt, ist es wichtig, dass die Mitarbeiter die den Blog betreuen, ständig auf die Anfragen und Beschwerden der Kunden reagieren. Wie schon erwähnt, ein Weblog lebt von seiner Aktualität. Ein Interessent, der eine Frage zu einem Produkt hat, will nicht mehrere Tage auf die Antwort warten. Da kann er ja gleich einen Brief schreiben. Die Mitarbeiter müssen die Kommunikation im Blog am Laufen halten um ständig im Dialog mit den Kunden zu stehen. Nur so können sie individuelle Wünsche herausfinden. Ziel des One-to-one-Marketing ist es nicht möglichst viele Kunden für ein Produkt zu finden, sonder möglichst viele Produkte für einen Kunden zu finden.

Multi-Channal Management
Kunden werden immer anspruchsvoller, sie wollen wählen könne. Deshalb ist es für ein Unternehmen wichtig, seinen Kunden mehrere Möglichkeiten zur Kontaktaufnahmen zu bieten. Ein mögliches Instrument dieses Multi-Channal Management sind Weblogs. Durch ein Multi-Channal Management kann ein Unternehmen seine Kunden differenzierter und zielgenauer ansprechen. Kommunikation kann so gezielt über die Vertriebswege erfolgen, die dem Kundenbedürfnis am meisten entsprechen.
Fazit: Weblogs sind heute noch kein Medium, das von einer große Masse benutzt wird. Sie sind aber ohne Zweifel auf dem Vormarsch. Im Vordergrund steht noch eine unkonventionelle Nutzung im privaten Bereich. Doch glaube ich, dass Weblogs künftig mehr in die diversen Marketingstrategien von Unternehmen eingebunden werden. Sie können sicher nicht als einziges Werbe- und PR-Instrument eines Unternehmens funktionieren. Doch eingebettet in eine Kampagne können sie diese wirksam unterstützen und eine eigene Dynamik entfalten, die jedem Unternehmen einen großen Nutzen erbringen kann.


Quellenverzeichnis:

Förster, Anja/Kreuz, Peter 2003. Marketing-Trends. Ideen und Konzepte für Ihren Markterfolg. Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler/GWV Fachverlage GmbH;

Hartmann, Frank 2002. Im Datenstrom. Auf dem Weg in die Cyberkultur. In: Lichtenstein, Alfred von (hg.) 2002. Internet und Öffentlichkeit. Wien: WUV-Universitätsverlag; 55-56

Lehtovita, Marja-Maria/Ylönen, Sabine 2001. „Webvertising“ am Beispiel von WWW-Präsenz deutscher und finnischer Unternehmen. In: Hahn, Martin/Ylönen, Sabine (Hg) 2001. Werbekommunikation im Wandel: modernes Marketing in deutschen und finnischen Unternehmen. Frankfurt am Mein/Berlin/Bern/Brüssel/New York/Oxford/Wien: Lang; 75-79

Plake, Klaus 2001. Öffentlichkeit und Gegenöffentlichkeit im Internet. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag; 49-53


Internetquellen:

OQ 1: Malmoe on the web. Weblogs: Leichtgewichtiges Wissensmanagement. In: http://www.malmoe.org/ artikel/erlebnispark/514

OQ 2: 20six.de „schmoki“. Blog mal anders genutzt. In: http://www.20six.de/weblogEntry/ro3jxovc9b9q.htm

OQ 3: eDings.de. Weblogs für Unternehmen. In: http://www.edings.de/eentry00745.html

OQ 4: Spiegel.de. Howard Deans Guerilla-Wahlkampf im Web. In: http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,268915,00.html

OQ 5: more brains. Guerillos: Blogger für Nokia. In: http://www.morebrains.de/news/archives/cat_fuer_sie_entdeckt.php#000109

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Endlich
Endlich ist sie da, meine Semesterabeit. ich werde...
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by patrizia.pircher.salzburg (2004.01.09, 20:25)
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Hallo, kaum zu glauben, ich habe es tatsächlich...
by patrizia.pircher.salzburg (2003.10.21, 20:59)

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