Ein Leben nach dem "Social-Life"

rosa.stuehlinger.uni-linz, 21. März 2011, 10:51

Menschen nutzen Socialmedia-Plattformen wie „Facebook“, um Inhalte mit anderen zu teilen. Den wenigsten ist allerdings bewusst, in welchem Ausmaß die von ihnen selbst zur Verfügung gestellten Daten tatsächlich benutzt und vor allem an Dritte weitergegeben werden. Restriktionen diesbezüglich sind in den „Privatsphäre-Einstellungen“ zwar möglich, werden aber nur bedingt genutzt und sind oft undurchsichtig und kompliziert.
Besonders wenn es um das endgültige löschen der personenbezogenen Daten, wie zum Beispiel Fotos, Statusnachrichten, Interessen, politische Einstellungen etc. geht, kann es zu Problemen kommen.

Was passiert, wenn man sein Facebook-Profil löscht? Welche Daten verschwinden wirklich aus dem Netz? Wann sind die einst mit gutem Gewissen oder in unbedachten Momenten veröffentlichten Inhalte nicht mehr zugänglich und welche Informationen bleiben auch nach dem „Facebookleben“ erhalten?
Was geschieht mit „verlassenen“ Profilseiten, beispielsweise nach dem Tod eines Users?

Löschen des Facebook-Profils

Direkt unter dem Menüpunkt „Kontoeinstellungen“ findet sich der Button „Konto deaktivieren“. Durch dessen Betätigung werden jedoch keinerlei Daten gelöscht! Die Mitgliedschaft bleibt nach der Deaktivierung des Kontos bestehen, das Profil wird nur vor der Öffentlichkeit verborgen. Mit wenigen Klicks kann es wieder vollständig aktiviert werden. Das tatsächliche Löschen wird den Usern nicht gerade leicht gemacht. Unter Punkt 7 von Facebooks Datenschutzrichtlinien ist ein Link zu finden, über den man die Lösch-Anfrage an das Facebook-Team senden kann. Das vollständige Löschen des Profils zieht sich dann über 14 Tage. In diesem Zeitraum ist das Profil lediglich deaktiviert.  Meldet man sich innerhalb dieser Frist noch einmal beim zu löschenden Account an, wird der Löschantrag automatisch verworfen und das Profil wird sofort wieder aktiviert. Vgl. (Futurezone - Technology News)

Eine genaue Beschreiben bezüglich des Löschens eines Facebook-Accounts findet man hier, im Blog von Jürgen Meister.

Datenrückstände

Selbst nach dem Löschen eines Accounts sind die eigenen Spuren im Web ganz verschwunden.
„Selbst nachdem du Daten aus deinem Profil entfernt oder dein Benutzerkonto gelöscht hast, können Kopien der betreffenden Daten an anderer Stelle noch sichtbar sein […]“. (Facebook - Datenschutzrichtlinien)
In den unter Punkt 6 der Datenschutzrichtlinie geben die Betreiber von Facebook außerdem an, Daten an Dritte weiterzugeben, „ […] damit wir unsere Dienstleistungen verbessern oder bewerben können.“ (Facebook - Datenschutzrichtlinien)
Dies bedeutet, dass Benutzerdaten nicht nur auf Facebook-Servern gespeichert werden, sondern auch auf Großrechnern, sogenannten Content Delivery Networks (CDN).  Da die Plattform über kein weltweites Servernetzwerk verfügt, braucht Facebook diese CDNs, um die User schnell mit aktuell geforderten Daten versorgen zu können und um größere Datenvolumina verwalten zu können. So kann es passieren, dass schon längst gelöschte Daten (auch nach Ablauf der 14tägigen Frist) im Web kursieren. (Futurezone - Technology News)

Ein weiteres Problem stellen diesbezüglich die Verknüpfungen mit anderen Websites mittels Plug-Ins und Applikationen dar. Verwendet ein User Spiele, Test-Apliaktionen oder Ähnliches, so ist Facebook nicht dafür verantwortlich, dass diese Partnerunternehmen sich an gewisse Datenschutzrichtlinien halten. Sämtliche Informationen (Name, Profilbild, Statusmeldungen, Freundeslisten etc.) werden an die Anbieterorganisation übertragen. Was mit diesen Informationen nach der Löschung eines Profils passiert, ist dem App-Anbieter überlassen. Seit April des letzten Jahres dürfen besagte Unternehmen die Daten außerdem über einen unbegrenzten Zeitraum hinweg speichern. (Futurezone - Technology News)

Zusätzlich ist auch die Problematik des Speicherns der Metadaten zu beachten. Dazu finden sich im Blog von Samina Liegl detaillierte Informationen.

 

Facebook – ein Leben nach dem Tod?

Durch Anwendungen wie Facebook wächst das virtuelle Leben immer mehr mit dem realen zusammen. Doch was geschieht, wenn unser reales Leben einmal endet? Auf Facebook gibt es seit einiger Zeit den „Gedenk-Status“. Dadurch „lebt“ das Profil eines Menschen auch nach dessen Tod noch weiter, man kann beispielsweise weiterhin an seine Pinnwand posten und ihn auf Fotos verlinken.

Widerstrebt diese Art des „virtuellen Kondolenzbuches“ allerdings den Angehörigen, so können diese, auf nicht ganz unkomplizierte Weise, die Löschung des Profils beantragen.  (FM4 - ORF)

Das Facebook-Team erläutert dies in seinen Datenschutzrichtlinien: „Wenn wir über den Tod eines Nutzers benachrichtigt werden, dürfen wir das Konto dieses Nutzers in seinem Gedenken aufrechterhalten. In solchen Fällen schränken wir den Profilzugriff auf bestätigte Freunde ein, damit Freunde und Verwandte im Gedenken an diesen Nutzer an seine Pinnwand schreiben können. Wir können ein Konto schließen, wenn wir von dem nächsten Angehörigen des verstorbenen Nutzers eine dahingehendes, förmliches Ersuchen oder eine sonstige, rechtlich begründete Aufforderung hierzu erhalten.“ (Facebook - Datenschutzrichtlinien)

Sollte dieses „Feature“ einigen noch nicht eigenartig vorkommen, so gibt es auch noch weitaus bizarrere Formen aus dem Ableben eines Users Profit zu schlagen. So gibt es inzwischen Unternehmen, die unser Ableben in Sozialen Netzwerken regeln.  Mehr dazu unter den folgenden Links:

·         www.mywebwill.de

·         http://www.andersdenken.at/testament-sterben-social-networks/

 

Kontrollverlust – ein Resümee

Welche Daten auch nach dem Löschen verfügbar bleiben, ist schwer zu sagen, weiters können wir kaum kontrollieren, welcher „Freund“ welche Bilder von uns hoch lädt und mit unserem Namen versieht – auch wenn wir keinen Account (mehr) auf Facebook hat. Ist man Mitglied, so wird man bei Aktivitäten dieser Art meist benachrichtigt und hat somit jedenfalls ein bisschen Kontrolle über die Darstellung der eigenen Person in den Untiefen des WWW.

Quellenverzeichnis

Facebook - Datenschutzrichtlinien. (kein Datum). Abgerufen am 16. März 2011 von http://www.facebook.com/note.php?note_id=10150163898150301

FM4 - ORF. (kein Datum). Abgerufen am 17. März 2011 von http://fm4.orf.at/stories/1666439/

Futurezone - Technology News. (kein Datum). Abgerufen am 17. März 2011 von http://futurezone.at/digitallife/89-konto-loeschen-schwer-gemacht.php

 

1 comment :: Kommentieren

"Facebook nach dem Tod"

gerald.oswald.uni-linz, 21. März 2011, 12:30

"Widerstrebt diese Art des „virtuellen Kondolenzbuches“ allerdings den Angehörigen, so können diese, auf nicht ganz unkomplizierte Weise, die Löschung des Profils beantragen."

Meine Kollegin hat meiner Ansicht nach bei ihrer Bearbeitung dieses Aspektes den Nagel auf den Kopf getroffen! Dies ist ja eigentlich ein Frage der "Ethik".

Das Thema "Ethik" auf Facebook bzw. allgemein im Internet ist aber ohnehin eine ganz eigene Thematik.

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