Erwartungen des Mobile Business/LTE
thomas.reisinger2.uni-linz, 22. November 2013, 10:57
zu frage 1
- Was leistet die LTE-Technologie im Vergleich zu G3? handelt es sich lediglich um eine Erhögung der Übertragungsgeschwindigkeit, eine bessere Abdeckung des ländlichen Raumes, oder bietet sich weitere Qualitäten, die möglicher Weise neue Dienste und neue Geschäftsfelder eröffnen?
in meinen augen ist LTE in erster linie einfach eine erhöhung der übertragungsgeschwindigkeit. dies ist jedoch nicht als ein mangel zu werten, da die bandbreite letztlich der einzige faktor ist, welcher eine rolle spielt. die bandbreite ist insofern "nur" das fundament auf dem etwaige neue dienste/geschäftsfelder aufbauen.
ein beispiel dazu aus der "vergangenheit" ist etwa der aufstieg des cloud-computing bzw der online-datensicherung, welche ohne die etablierung von breitband-internetzugängen nicht möglich gewesen wäre.
die frage, ob die einführung von LTE letztlich dazu führen wird, dass sich neue geschäftsfelder eröffnen werden bzw bestehende dienste nicht unwesentlich ändern werden, ist also sehr wahrscheinlich.
zu möglichen neuen geschäftsfeldern (= frage 2 und 3):
hier wird unter anderem das potential von LTE für den gesundheitsbereich; konkret im bereich der tele-medizin / fernüberwachung von patienten. aufgrund der höheren verbindungsgeschwindigkeiten ist die 24/7 überwachung von vitalzeichen möglich. damit ist eine bessere/schnellere versorgung im notfall möglich.
ein anderer anwendungsbereich, welcher angesprochen wird, sind versicherungen: krankenversicherungen im allgemeinen, sowie kfz-versicherung. basierend auf der 24/7 überwachung soll ein profil des versicherten erstellt werden und - darauf beruhend - eine maßgeschneiderte prämie erstellt werden.
im bereich der kfz-versicherungen ist dieses konzept nicht gänzlich neu, sondern bereits als "Pay as you drive" oder "usage-based insurance" - modell bekannt.
aus rechtlicher sicht ist dabei das thema datenschutz1 und (indirekt) auch das thema diskriminierung relevant. die datenschutzrechtlichen bedenken ergeben sich evidentermaßen daraus, dass zur erstellung der prämienbegründenden statistik eine 24/7-überwachung erfolgt. aufgrund der tatsache, dass die versicherung nicht unmittelbar auf die daten ( = rohdaten) zugreift, sondern meist einen externen dienstleister zwischenschaltet, wird bzw soll dem missbrauchs-potential entgegengewirkt (werden).
das thema diskriminierung wird durch usage-based systeme hingegen positiv beeinflusst. denn falls sich dieses system durchsetzen sollte fußt die prämienberechnung nicht mehr auf konventionellen generellen statistiken, sondern auf dem individuellen fahrverhalten bzw auf bisherigen gesundheitszustand im falle der krankenversicherungen.
offen bleiben jedoch 2 fragen:
erstens: es stellt sich die frage, wonach der einstiegstarif berechnet wird, denn der individuelle tarif setzt ja gerade per definitionem einen beobachtungszeitraum voraus. (im fall der kfz versicherung uU eine beobachtung der fahrpraxis?)
zweitens: es stellt sich - gerade im bereich der krankenversicherung - die frage, ob es in hinblick auf soziale härtefälle/chronisch kranke/ etc... nicht zu einem gesetzlich vorgeschriebenen kontrahierungszwang bzw zu einer tarifdeckelung kommen muss.
zu frage 4 und 5
- Was kann die Erweiterung der Freiheitsgrade an Ort und Zeit noch bringen und wird der Gleichtakt der Couch-Potatoes dann endgültig der Geschichte angehören?
- Wie wird sich das mobile Internet auf das Verhalten (die Kommunikation) der Gesellschaft auswirken?
mMn ist LTE - wie bereits gesagt - in erster linie "nur" eine erhöhung der bandbreite/übertragungsgeschwindigkeit. das potential die "gleichtaktung" der gesellschaft gänzlich oder in erheblichem ausmaß zu beseitigen, sehe ich - aus ähnlichen gründen wie sie hier angeführt werden - nicht. im gegenteil sehe ich eher potential zur verstärkung der synchronität. der stand der technik erlaubt es einem (mehr denn je) ereignisse von jedem punkt der erde zu verfolgen. wenn heute eine neue episode einer "fernseh"-serie - zB in den USA - ausgestrahlt wird, so kann/könnte theoretisch jeder mit internetanschluss das live mitverfolgen, sofern man bereit dazu ist die zeitzonendifferenz in kauf zu nehmen.
auch für mehr synchronität spricht, dass die zunehmende vernetzung zu mehr spoiler-gefahr führt bzw, wird es schwieriger "nicht-informiert" zu sein. ZB sobald kinofilm "X" anläuft, sind 10 minuten nach der ersten vorstellung bereits rezensionen online. die absicht, den film wider dem herdentrend erst 3 wochen später zu sehen, wird auf diese weise erheblich schwerer. ähnliches gilt für sportereignisse, welche aus gutem grund im fernsehen nicht wiederholt werden.
ebenso gg eine desynchronisierung der gesellschaft spricht, dass viele "offline" aspekte in unsrer gesellschaft uns zum gleichtakt zwingen. zB ladenöffnungszeiten oder zB die biologische eichung darauf nachts schlafen zu wollen, weshalb wir in folge tagsüber arbeiten.
zum thema couchpotatoe und mobile internet sehr interessant:
http://www.thelowdownblog.com/2011/07/mobile-couch-potatoes-prime-time-phone.html
http://schedule.sxsw.com/2013/events/event_IAP6491
http://www.grahamjones.co.uk/2013/blog/retail/mobile-generation-are-actually-couch-potatoes.html#axzz2l5WVB5aN
1 vgl http://www.focus.de/digital/multimedia/tid-7650/big-brother-awards_aid_135688.html und http://www.bigbrotherawards.de/2007/.tec
2 vgl http://www.kfz-versicherung.info/begriffe/pay-as-you-drive.html und http://de.wikipedia.org/wiki/Pay_as_you_drive#cite_note-2
Hallo Thomas!
magdalena.leitner.uni-linz, 21. November 2013, 15:10
Ich habe mich in meinem Blogbeitrag auch mit den Vorteilen und Anwendungsmöglichkeiten von LTE beschäftigt. Ich habe dich auch verlinkt, weil ich unter anderem auch, so wie du, eine mögliche Anwendung im Gesundheitssektor gefunden habe.