Ex-Soldatin postet entwürdigende Bilder von Häftlingen auf Facebook
rosa.stuehlinger.uni-linz, 6. Juni 2011, 09:42
Im August des Jahres 2010 erregte ein besonderer Fall der Verletzung der Privatsphäre durch die Web 2.0 Anwendung „Facebook“ die Aufmerksamkeit der internationalen Presse.
Die ehemalige israelische Soldatin Eden Aberjil hatte Fotos von sich und Gefangenen auf der Social Media-Plattform gepostet. Auf einem der Bilder posierte die junge Soldatin in olivgrüner Uniform mit einem süßlichen Lächeln vor bärtigen palästinensischen Gefangenen mit Plastikfesseln und Augenbinden. Andere Fotos zeigten einen israelischen Soldaten neben einem verletzten Palästinenser in einem Krankenwagen sowie einen Soldaten neben einen Gefangenen mit auf dem Rücken gefesselten Händen. Der Titel des Albums: „Die Armee – die beste Zeit meines Lebens“. Unter den Fotos waren hämische Kommentare wie „Du siehst sexy aus“ zu lesen. Inmitten der Wiederaufnahme der Nahost-Friedensgespräche, löste der Vorfall heftige Diskussionen im Internet und in den Zeitungen der ganzen Welt aus.
Die israelische Armee kritisierte in einer Erklärung "das beschämende Verhalten der Soldatin". Ghassan Chatib, Sprecher der palästinensischen Autonomiebehörde, meinte, die Bilder zeigten "die Mentalität des israelischen Besatzers, der stolz darauf ist, Palästinenser zu demütigen".
Das Beispiel zeigt, wie der gedankenlose Umgang mit diversen Anwendungen des Web 2.0 nicht nur die Privatsphäre einzelner Personen, hier die der Gefangenen, verletzen kann, sondern auch politische Diskussionen auslösen, auf sie Einfluss nehmen und sogar blockieren kann.
Berichterstattung
Zeitungen, Fernsehen und Internetportale waren gefüllt mit Schlagzeilen und Kommentaren zum Verhalten der ehemaligen Soldatin. Die Österreichischen Tageszeitungen „Kleinezeitung“, „Der Standard“ und das Magazin „News“ thematisierten den Vorfall, wobei mit dem vollen Namen der Soldatin und dem Abbilden der angesprochenen Fotos zurückhaltend umgegangen wurde.
Auch deutsche Zeitungsartikel zu dem Thema sind online nachzulesen:
http://www.merkur-online.de/nachrichten/internet/ex-soldatin-zeigt-gefangene-facebook-881203.html
http://www.bz-berlin.de/aktuell/welt/israeli-soldatin-verhoehnt-gefangene-article951092.html
http://www.sueddeutsche.de/digital/facebook-israelische-ex-soldatin-verhoehnt-gefangene-1.989040
Die englischsprachige Presse der BBC (UK) und der Time (USA) gingen weniger „schonend“ mit den Fakten des Falles um. Sie geben den vollen Namen der Soldatin an, zeigen vermehrt die vielfach diskutierten Bilder und drucken die Kommentare, die dazu auf dem Facebook-Profil erschienen waren.
http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-10994668
http://www.time.com/time/world/article/0,8599,2011984,00.html
Persönliche Stellungnahme
Ich selbst verwende Facebook regelmäßig und tausche mich über die Plattform mit FreundInnen aus. Wie man auf dich Idee kommt, Menschen in aller Öffentlichkeit dermaßen zu demütigen und sich über ein so ernstes Thema lustig zu machen, ist mir ein Rätsel. Meiner Meinung nach ist vielen Usern von diversen Internet-Portalen die Tragweite ihres Handelns im Internet kaum bewusst. Die Plattformen erwecken das Gefühl einer vertrauten und geschlossenen Umgebung, in der man sich mit seinen FreundInnen befindet und genau das wird häufig zum Problem und verletzt nicht „nur“ die eigne Privatsphäre massiv, sondern auch jene von Bekannten oder gar Fremden.
Im Blog von Jürgen Meister wird das Problem der freien Meinungsäußerung auf Web 2.0 – Plattformen beschrieben, was stark mit der von mir beschriebenen Thematik in Verbindung steht.
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