Studierende und elektronische Wahlen: Eine Analyse

In meinem Beitrag zum Thema "Die transparente Verwaltung" möchte ich einen Artikel von Astrid Dickinger, Alexander Prosser und Robert Krimmer zusammenfassen. "Studierende und elektronische Wahlen" ist eine gute Einführung zum Thema E-Wahlen und enthält den Aspekt, wie die Studierende dieses Thema innerhalb und außerhalb der Universitäten behandeln können.

Internetwahlen sind schon seit Jahren, nicht nur für Organisationen sondern auch für politische Wahlen einsetzbar - Marion hat uns darüber informiert. Je höher die Komplexität einer Wahl ist, desto strengere Kriterien müssen in den Bereichen der Sicherheit, dem Schutz vor Manipulation und der Sicherstellung der Anonymität erfüllt werden.

Elektronische Wahlen

Zahlreiche Applikationen stehen im Internet für Wahlen zur Verfügung. Wie kann man aber online seine Stimme genauso abgeben wie z.B. bei einer Briefwahl? Die Antwort ist einfach, aber eine Lösung ist schon schwieriger. Man muss dazu ein ähnliches Verfahren erstellen.

1) Der Registrierungsprozess (Wähler ist eindeutig identifiziert)

2) Der Wahlprozess (Wähler müssen absolut anonym bleiben)

Das Grundproblem ist, laut die Autoren, folgendes: "Wie kann ich (i) die Wählerin absolut eindeutig identifizieren und ihr (ii) zugleich die anonyme Abgabe ihrer Stimme erlauben. Die Lösung für dieses Problem liegt in der von Prosser und Müller-Török [9, 10] vorgeschlagenen strikten Trennung der zwei Schritte und war die Basis für die Implementierung der Testwahl im Mai 2003 an der WU Wien." - (S. 146.)

Im ersten Schritt einer elektronischen Wahl beantragt der Studierende eine anonyme elektronische Wahlkarte, unter Benutzung einer digitalen Signatur und speichert die Wahlkarte auf seiner österreichischen Bürgerkarte (wofür der WU-Studierenden-Ausweis in Form einer Chipkarte dienen könnte).

Die folgende Abbildung zeigt den Prozess der Beantragung einer e-Voting Wahlkarte:

Wenn der Wahlberechtigte seine Stimme abgaben möchte, authentisiert er sich einzig und allein mit der elektronischen Wahl- und Prüfkarte. Dieser Schritt ist vollständig anonym.

Anbei die Schritte zur Stimmabgabe.

Die Test-Wahl

Um einen ersten Eindruck über die Akzeptanz der elektronischen Wahl zu erlangen hat die Wirtschaftsuniversität Wien eine Studie mit einer Umfrage im Jahr 2001 durchgeführt. In dieser Studie wurden die Studierenden gefragt, ob sie online wählen möchte und ob das e-Voting das klassischen Verfahren in der nahen Zukunft, ihrer Meinung nach, ersetzen kann.

Von 1033 Teilnehmer haben 83,6% geantwortet, dass das e-Voting Verfahren ihrer Meinung nach besser ist als das klassische Wahlverfahren. Darüber hinaus sind 71% der Meinung, dass e-Voting das Wahlverfahren der Zukunft ist.

Im Jahre 2003 hatten 978 Studierende die Berechtigung eine elektronische Wahlkarte zu beantragen, 412 Wahlkarten sind daraufhin beantragt worden und 355 wurden genutzt um eine Stimme abzugeben. Diese Zahl hat die Anzahl der Teilnehmer der klassischer Papierwahl (253 Stimmen) übertroffen.

Das Untersuchungsmodell

Der Erfolg der elektronischen Wahl war abhängig von mehreren Faktoren. Diese Faktoren, wie z.B. soziale Normen oder Anwesenheit der Studierenden an der Universität, beeinflussen grundsätzlich das Resultat, deswegen ist es wichtig diese Punkte zu Untersuchen.

Hypothesen der Studie

· H0: Die Einstellung zu e-Voting wird durch die Werte und Vorstellungen einer Person beeinflusst.

· H1: Die sozialen Norme und Wertvorstellungen beeinflussen die Annahme von e-Voting.

· H2: Die Internetnutzung ist ein Faktor, der e-Voting unterstützt.

· H3: Die elektronische Wahl ist abhängig von der Anwesenheit an der Universität.

Von den Möglichen 355 Studierenden, die e-Voting benutzt haben, haben nur 64 die Umfrage direkt nach der Stimmungsabgabe ausgefüllt (18%). Die Umfrage besteht aus 5-stufigen Scalas um die Zufriedenheit zu messen. Die Studie repräsentiert männliche Dominanz mit 70,3% männlichen und 29,7% weiblichen Teilnehmern. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 27,23 Jahre.

Ergebnis der Quantitativen Studie

Es besteht eine Signifikante und positive Korrelation zwischen der Variablen "Ich bevorzuge e-Voting" und der Variable "Es ist von Vorteil dass ich nicht zu Wahlkabine schreiten muss" (r=0.637; a=0.01).

Eine ähnliche hohe Korrelation besteht zwischen den beiden Variablen "Ich bevorzuge e-Voting" und "e-Voting ist benutzerfreundlich" (r=0.439; a=0.01)

Die Mehrheit der Befragten hat gesagt, dass durch die Isolierung der zwei Prozesse (Registrierung und Wahlprozess) das ganze Verfahren deutlich sicherer ist und das sie ein einstufiges Wahlverfahren nicht benutzen würden.

Anonymität - 84.4% sind der Meinung, dass die Anonymität bei e-Voting genauso gegeben ist wie beim herkömmlichen Wahlverfahren.

Sicherheit - 73,4% der Teilnehmer betrachtet das System als sehr sicher, wobei bei den komplexen Verfahren die gleiche Sicherheit garantiert wird.

Privatsphäre - 73% der Teilnehmer sehen ihre Privatsphäre in kleinster Weise gefährdet.

Benutzerfreundlichkeit - 86% der Befragten befand, dass der ganze Prozess sehr Benutzerfreundlich ist und 67,2% fand, dass er komplett unproblematisch ist.

Wahlverfahren - von 58,7% wird das ganze Verfahren als sehr einfach eingeschätzt und 73% der Befragten sehen den Prozess als sehr schnell.

Einstellung zur Wahlen - 90,5% der Teilnehmer sagen, dass sie Politikinteressiert sind und 96,9% sagen zudem, dass Politik sehr wichtig ist.

Wertevorstellungen - 62,7% meinen, dass Wahlen für ihre Familie sehr wichtig sind. Der Einfluss der Familie bei Wahlen ist sehr stark. Der familiäre Hintergrund hat das größte Potenzial jemand zu beeinflussen.

Bereitschaft zur Anpassung - 84,4% sagen, dass sie auch in Zukunft elektronisch wählen möchten. Hauptgrund war, dass sie während der Wahltage nicht an der Universität waren.

Internetnutzung - 56,3% sind mehr als 20 Stunde pro Woche online, wobei 26,6% zwischen 11-20 Stunden online sind.

Anwesenheit an der Universität - Der Großteil ist entweder 1-2 Mal pro Woche (40,6%) oder öfter (37,5%) anwesend.

· H0: Die Einstellung zu e-Voting wird durch die Werte und Vorstellungen einer Person beeinflusst. - Ja

· H1: Die sozialen Norme und Wertvorstellungen beeinflussen die Annahme von e-Voting. - Ja

· H2: Die Internetnutzung ist ein Faktor, der e-Voting unterstützt. - Ja

· H3: Die elektronische Wahl ist abhängig von der Anwesenheit an der Universität. - Ja

Fazit & Persönliche Anmerkungen

Der Artikel ist nur auf Studenten fokussiert, deshalb kann die Studie nicht als repräsentativ gelten. Außerdem haben von den möglichen 355 Studierenden nur 64 die Umfrage ausgefüllt, daher ist die basismenge nicht besonders groß bzw. umfassend und die Studie repräsentiert männliche Dominanz. Weder die Hypothesen noch die Ergebnisse waren überraschend. Die Möglichkeit elektronisch zu wählen existiert bereit seit mehreren Jahren, deswegen hat man sich schon daran gewöhnt.


Quelle:
e-Democracy: Technologie, Recht und Politik (Oesterreichische Computer Gesellschaft. Alexander Prosser, Robert Krimmer (eds.). 2003. S. 145-155.)





Sicht d VFGHs
Der Verfassungsgerichtshof hat e-voting als verfassungswidrig aufgehoben!
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