Virtuelle Avatare - (In-) Transparenz

bettina.mittmannsgruber.uni-linz, 2. Dezember 2012, 18:04

Avatar ist ursprünglich ein Wort aus dem Sanskrit und bezeichnet die weltliche Gestalt der Hinduistischen GöttInnen – meist als Tier oder als Mensch dargestellt. Auch die personifizierten Figuren, die sich in der virtuellen Welt bewegen, werden Avatare bezeichnet. Digitale Avatare können als Rollen beschrieben werden, die auch einen Charakter besitzen, der sich wie ein emotionales Einkleiden entwickelt.1

Avatare und virtuelle Räume sind bereits heute und werden in Zukunft weitaus häufiger zum Ausgangspunkt der Bildung virtueller Gemeinschaften. Die Frage nach der Transparenz, die auch die Vertrauenswürdigkeit solcher telematischer Figuren anspricht, ist deshalb keine hypothetische, sondern bereits relevant.

Es ist unbestreitbar, dass Avatare an vielen Stellen intransparent sind. Es ist unklar, wer ihr Nutzer ist, wie sich die Gestalt des Avatars zu dessen faktischen Identität verhält und ob diese zum Zweck einer Täuschung ins virtuelle Leben gerufen wurde. Ein Beispiel für eine Identität die zum Zweck von Diebstahl ins Leben gerufen wurde, beschreibt meine Kollegin in ihrem Blog.

Dies ist allerdings ein Problem, das sich auch im faktischen Leben ganz ähnlich stellt, denn auch in der direkten Face-to-face-Interaktion ist die Identität nicht immer eindeutig zu bestimmen. Somit ist dies auch keine Besonderheit der Kommunikation via Avatar. Der Interaktionsforscher Erving Goffmann analysierte Täuschungen im Rahmen der Betrachtung von Interaktionen als Inszenierung des Selbst. Es gibt demnach Techniken, die zur Verfügung stehen und dazu dienen, eine situativ bestimmte Rolle zu erzeugen und aufrecht zu erhalten. Ein oder mehrere Menschen haben also Bemühungen, das Handeln so zu lenken, dass andere zu einer falschen Vorstellung von dem gebracht werden, was vor sich geht (Täuscher – Getäuschte). Wie verlässlich eine Person im realen Leben diejenige ist, die sie vorgibt zu sein, lässt sich erst durch intensives Kennenlernen einschätzen. Auch im faktischen Leben gehören (Ent-) Täuschungen zum Alltag, denn Heiratsschwindler oder Manipulatoren sind auch hier erfolgreich.

Im Nicht-Wissen um die tatsächlichen Verhältnisse, wie textliche Angaben, Fotos oder Videos beispielsweise modifiziert sind, hat man es mit einer höchst intransparenten Figur zu tun. Allerdings haben aber auch Studien gezeigt, wie schwierig das Spiel auch im Virtuellen ist und dass Habitualisierungen, beispielsweise geschlechterspezifisch, häufig kommunikativ nicht versteckt werden können.

Betrachtet man nun die Möglichkeiten der Verständigung, die mit einem Avatar und den virtuellen Umgebungen entstehen, können diese als Verbesserung gegenüber bisherigen textbasierten digitalen Interaktionsformen gesehen werden. Die Kommunikation geht über statische Formen wie Text und Foto hinaus und schließt visuelle Eindrücke, nonverbale Kommunikationsebenen und auditive Kanäle mit ein. Es hilft somit die gegenüber der direkten Face-to-face-Interaktion erhöhten Kontingenzen telematischer Kommunikation zu reduzieren. Potenziell erhöht sich dadurch die Transparenz in der virtuellen Kommunikation.

Auch Manipulation datentechnischer Art oder die unvermutete Steuerung eines Avatars über zwei Personen oder eine Software sind möglich. Offen liegende Quellcodes von virtuellen Umgebungen und Avataren mach demnach zwei Dinge möglich: die bessere Nachvollziehbarkeit ihrer Funktionsweise (Transparenz) sowie die aktive Manipulation zu Täuschungszwecken.

Das Conclusio des Artikels zeigt, dass sich die (In-) Transparenz des Avatars in kommunikativer Hinsicht in vielen Aspekten nur wenig von der, die auch in der Face-to-face-Interaktion gegeben ist, unterscheidet.2

Wie wichtig das Bewahren einer sogenannten virtuellen Maske - wie beispielsweise ein Avatar -  ist, behandelt mein Kollege Greiner in seinem Artikel.

Das virtuelle Identitäten aber auch Risiken mit sich bringen, erklärt Kollege Edelsbacher in folgendem Artikel.

 

1 Silbermayr: Die virtuelle Welt als Psychodrama-Bühne: Begegnung mit dem Avatar, p. 273f, in: Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie, October 2010, Volume 9, Issue 2, pp 269-280 – Link zur Quelle in Wiso

 

2 Koch, Ritzi-Messner: (In-) Transparenz telematischer Kommunikationsinfrastrukturen: Realfigur, Virtualfiguer und Infosozialität des Avatars, pp 269-280; in: Jansen, Schröter, Stehr (Hrsg.): Transparenz: Multidisziplinäre Durchsichten durch Phänomene und Theorien des Undurchsichtigen, Wiesbaden, 2010 – Link zur Quelle in Wiso

2 comments :: Kommentieren

christina.sternbauer2.uni-linz, 4. Dezember 2012, 08:01

Ich habe mich im Rahmen meiner Ausarbeitung ebenfalls mit Avataren beschäftigt. Auch ich bin der Meinung, dass man nicht weiß, ob Avatare oftmals intransparent sind. Man kann im Prinzip nie davon ausgehen, ob jemand sein wahres Ich im Avatar abbildet, oder nicht. Ist es nun besser, ein ideales Ich zu erschaffen, oder mit dem realen Ich zu interagieren? Damit habe ich mich in meinem Blogbeitrag auseinandergesetzt.

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negative Verwendung von Avataren

christoph.putz.uni-linz, 4. Dezember 2012, 22:38

Avatare können auch ganz bewusst für kriminelle Aktivitäten genutzt werden. Mein Blogartikel handelt darüber wie Anonymität und damit intransparente virtuelle Identitäten für kriminelle Machenschaften verwendet werden können.

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