Exkurs Anwendergetriebenheit in der Musikindustrie

Carla.Stenitzer.Uni-Sbg, 20. Juni 2011, 10:33

 

In diesem kleinen Exkurs greife ich auf den Connector "Anwendergetriebenheit" der letzten Lehrveranstaltung zurück. Es handelt sich hierbei nicht direkt um ein Statement zur Lehrveranstaltung. Dieser Beitrag soll jedoch einen Exkurs - eine Ergänzung - zum Thema der Anwendergetriebenheit darstellen, das meiner Meinung nach etwas vernachlässigt wurde. Ich möchte hier einige Aussagen aus dem Buch von Rötgers, Janko "Mix, Burn & RIP. Das Ende der Musikindustrie. Netzausgabe" aufgreifen, das aus dem Jahre 2003 stammt und die Entwicklungen in der Musikindustrie aufgreift.

Mit der Entwicklung der Paketvermittlung wurde im Internet praktisch eine Revolution ausgelöst. Fortan wurden die Daten in kleine Päckchen zerlegt und stückchenweise vom Sender zum Empfänger verteilt. Die einzelnen Päckchen wählen dabei die Routen, die sie zurücklegen selber aus. Dies führt dazu, dass die Übertragung dezentral stattfindet. (vgl. Wikipedia, 21.03.2011)
Auf diese Idee griff auch Shawn Fanning zurück, als er im Jahr 1999 anfing das Musiknetzwerk Napster ins Leben zu rufen. Sein Grundgedanke war folgender: Nutzer sollten direkt auf die Festplatten anderer Musikfans zugreifen können. Die Netzwerk-Architektur sollte dazu dienen "[...]Community-Funktionen wie etwa den Chat sowie eine schnelle Suche möglich zu machen, [darum] setzte Napster auf ein semizentrales Peer-to-Peer-
Modell, in dessen Mittelpunkt die Serverfarm der Firma stand. Sobald ein Nutzer Napster startete, setzte sich das Programm mit einem dieser Server in Verbindung. Damit ließ sich immer überblicken, wer gerade das System nutzte."(1Rötgers 2003: 23) Danach konnten Lieder einfach von der Festplatte der anderen Nutzer heruntergeladen werden. Diese Peer-to-Peer Netzwerke waren bereits seit den 70er Jahren bekannt. Doch erst die Entwicklung der Musiktauschbörse Napster machte die Technik zu einem Massenphänomen. Aber eine Reaktion der Musikindustrie lies nicht lange auf sich warten. Denn im Jahr 2000 klagte die Recording Industry Association of America (RIAA) Napster auf 100.000$ Schadenersatz für jeden auf Napster getauschten Song. Napster musste seine Server vorerst abschalten. (vgl. ebd: 17-25)
Filesharing war aber seit der Entstehung von Napster bei den Internetnutzern in aller Munde. Kein Wunder also, dass andere Tauschbörsen entstanden. Auch die Industrie erkannte sehr schnell, dass hinter diesen Tauschbörsen weitere Potentiale steckten. Es wurde also von Seiten großer Unternehmen versucht mit verschiedensten Mitteln diese Filesharing-Plattformen in die Legalität zu bringen. So beispielsweise durch Pauschalverträge mit Musikkonzernen, oder durch die Idee eines P2P-Shops.(Wikipedia Artikel zu P2P; 29.03.2011) Bei letzterem bezahlte man pro Song einen gewissen Betrag und konnte diesen von den Festplatten der anderen Nutzer herunter laden. Von Erfolg geprägt war dies jedoch nicht, da die meisten Kunden zu illegalen Tauschbörsen wechselten. Die kommerziellen Angebote hatten das Nachsehen. (vgl. ebd: 30-55)

Hieran sieht man meiner Meinung nach, dass die Anwendergetriebenheit eine große Rolle spielt. Denn obwohl die Technik an sich bereits länger bekannt war, wurden die Entwicklungen erst durch de Art ihrer Anwendung in eine bestimmte Richtung getrieben. Die Entwicklung der Filesharing-Plattformen zu einem Massenphänomen spricht hier wohl für sich. Aufgrund dieser Tendenzen kam es auch zum Umdenken in zumindest kleinen Teilen der Musikindustrie.
Ein Beispiel dafür ist das Label Soulseek Records. Die Idee dahinter ist simpel: Über eine eigene Filesharing-Tauschbörse werden Lieder kostenlos und unter Creative Commons Lizenzen zwischen den Nutzern übertragen. (vgl. ebd: 129)

 

1 Rötgers, Janko (2003): Mix, Burn & RIP. Das Ende der Musikindustrie. Netzausgabe (pdf)

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