Statement Nischenproduktion - die Zukunft des sterbenden Radios

Carla.Stenitzer.Uni-Sbg, 31. Mai 2011, 20:03

Nischenprodukte sind im Internet auf dem Vormarsch. Der enorme Nutzerzuwachs auf Plattformen wie Flickr, MySpace und Co spricht für sich. Einen weiteren Beleg für diese Entwicklung findet man auf der Plattform Amazon. Denn auf Amazon wird bereits heute viel mehr Umsatz mit dem Verkauf von Nischenprodukten gemacht, als mit den Verkaufsschlagern der grossen Marken. (Quelle: retail.wordpress.com, 31.05.2011) Die Frage, die sich hier stellt ist, inwieweit sich diese Entwicklungen auf die traditionellen Medien auswirken. Behandeln möchte ich diese Frage hier anhand des Radios.


Ein kurzer Blick auf die derzeitige Lage des Radios: Oft wird dem Radio nachgesagt, es hätte sich vom Hauptmedium zum Nebenbeimedium avanciert und wäre inzwischen vom Aussterben bedroht.
Laut Media Analyse 2011 ist die Radiohörerschaft jedoch im Vergleich zum Vorjahr um 500.000 Hörer gestiegen. (Vergleichraum Deutschland). Die größten Zuwächse stammen hierbei aus der relativ jungen Hörerschaft, nämlich den 10- bis 29-Jährigen. Doch woher stammt dieser Zuwachs? Laut Studie ist dies dem digitalen Radio zu verdanken, "der   beliebteste mediale Begleiter ins Web, wie das Marktforschungsinstitut TNS Emnid in der Studie 'Surfer wollen was auf die Ohren' im Jahr 2009 festgestellt habe. Je mehr (mobiles) Internet, desto mehr Radio – mehr Empfangswege, mehr Programme, mehr Nutzungsgelegenheiten." (Quelle: absatzwirtschaft.de, 31.05.2011)
Ein weiterer treibender Faktor für diese Entwicklung stellt das IP-Radio dar. Dies ist ein kleines Gerät mit dessen Hilfe per W-Lan, unabhängig von einem PC, Webradios gehört werden können. Bei einer Studie zum Thema IP-Radionutzung wurde festgestellt, dass etablierte Radiosender dadurch große Konkurrenz bekomme, und zwar in Form vieler kleiner Spartensender. Denn die Nutzer probieren über das IP-Radio gerne verschiedene Sender aus und speichern diese bei Gefallen auch in ihren Favoriten ab. (Quelle: media-perspektiven.de (pdf), 31.05.2010) Die These liegt nahe, dass es durch die Webradios zu einer Ausdifferenzierung der Sendernutzung kommen wird. Die Möglichkeit besteht jedenfalls, dass für jede beliebig kleine Interessensgruppe ein eigenes Programm erstellt werden kann. (Quelle: felixhuegel.posterous.com, 31.05.2011)
Und genau an dieser Stelle kommt, meiner Meinung nach, der Wirkmechanismus des Long Tail zum Zug. Denn durch diese Diversifizierung an Radioprogrammen und die daduch entstehende Fülle, ist es nötig Aufmerksamkeit zu bekommen, um auch wirklich Gehör zu finden. Filter des Long Tail, in Form von Empfehlungen von anderen Nutzern, können dazu führen, dass bestimmte Nischenprogramme eine breitere Öffentlichkeit erreichen. Auch Aggregatoren spielen eine große Rolle. Denn sie fassen die vielen Angebote so zusammen, dass Nutzer sie bequem fidnen können. Ein Beispiel für einen solchen Aggregator wäre die Seite radio.de (31.05.2011), die es ermöglicht Webradios nach bestimmten Schlagwörtern zu durchforsten. Gute Vernetzung und Marketing in verschiedensten Online Communitys sind also einerseits unabdingbar um eine größtmögliche Aufmerksamkeit zu bekommen und andererseits damit diese Nischenprodukte in weiterer Folge auch den großen und bereits bekannten Marken Konkurrenz machen können. 
Eine weitere wichtige Voraussetzung für den Vormarsch des Webradios ist das Vorhandensein einer Flatrate. Lutz Kuckuck, Geschäftsführer der Radiozentrale, geht davon aus, "[...] dass sich die Radionutzung in der digitalen Welt weiter dynamisiert. Die zunehmende Zahl der Internet-Flatrates und der Smartphones, aber auch der Trend hin zur Region, sind dabei weitere starke Treiber." (Quelle: absatzwirtschaft.de, 31.05.2011) 

Abschließen möchte ich diesen Beitrag mit einem Zitat von John Harris, dem Gründer des US-Online-Magazins Politico:"Ich glaube, dass die Zukunft der Medien in Nischen liegt. Es geht dabei gar nicht so sehr um die Medienplattform, sondern um einen ganz klaren redaktionellen Fokus: Man muss die Zielgruppe deutlicher definieren als früher und gleichzeitig in der Lage sein, den ausgewählten Bereich zu dominieren." (Quelle: Spiegel.de, 31.05.2011)


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Connector

Carla.Stenitzer.Uni-Sbg, 7. Juni 2011, 09:18

Da sich dieser Beitrag mit dem Thema der Nischenproduktion auseinandersetzt, hier der Link zum passenden Connector.

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