Tageszeitungen Tageszeitungen in der Krise?

sabine.pupeter.uni-linz, 2. Juli 2014, 17:28

Immer wieder wird von der Krise der Tageszeitungen gesprochen. Durch den Onlinekanal Internet wurden neue Formen der Publikation und Verbreitung von Inhalten zugänglich gemacht. Oftmals wird besonders das Thema Leserschaft in Hinblick auf Tageszeitungen groß geschrieben, da deren Verhalten und Nutzungsgewohnheiten natürlich enorme Auswirkungen auf das Bestehen von Tageszeitungen haben.

Die Aussage von Puppis, Künzler und Jarren, die im Blog von Hrn. Pluschkowitz angeführt ist, legt klar, dass für diese Autoren die Krise als „Umbruchphase, die durch Erwartungsunsicherheit der Akteure im Medienbereich in Bezug auf bisher gültige Branchenregeln gekennzeichnet ist und aufgrund von veränderter technischer, sozialer und/oder politischer Strukturen entstanden ist“, gesehen wird. Der soziale Faktor kann daher bzgl. der Krise der Tageszeitungen eine wichtige Rolle spielen.

Ein Zitat von Hans Zehetmair unterstützt dies weiters: „Das unterscheidet das klassische Medium Zeitung von anderen Medien: Man muss nicht von ihr weg, sondern zu ihr hin erziehen.“

Hier stellt sich die Frage, inwiefern die heutige Generation noch zur Leserschaft von traditionellen Tageszeitungen erzogen werden kann, wo doch gerade bei der Generation der Digital Natives neue technische Entwicklungen Einzug halten und zur Selbstverständlichkeit werden.

 

# 5

Armin Wolf meint dazu, dass das Informieren über Neuigkeiten bei den Menschen immer Bestand haben wird – fragwürdig bleibt nur durch welches Medium bzw. wie die Informationen konsumiert werden. Eine Studie, die die Entwicklung der Tageszeitungsnutzung in unterschiedlichen Altersklassen untersuchte, konnte zwei Phänomene identifizieren. Hervorzuheben ist, dass das Alter die Nutzung von Tageszeitungen zum größten Teil bestimmt, dh je fortgeschrittener das Alter einer Person, desto häufiger wird eine Tageszeitung in regelmäßigen Abständen gelesen. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der durch die Untersuchung hervorging, ist, dass sich die Nutzung von Tageszeitungen im Lebensverlauf nicht mehr signifikant ändert. Die Nutzung von Tageszeitungen, die von einer Person mit 20-30 Jahren verfolgt wird, bleibt somit über das gesamte Leben hinweg ungefähr konstant. Folgend ein bemerkenswerter und bahnbrechender Fakt, der daher zu berücksichtigen ist: „Die Jungen, die heute keine Tageszeitungen lesen, werden auch nie damit beginnen.“ (Q1)

Ein sekundärer Faktor, der mit einer neuen möglichen Leserschaft von Tageszeitungen – den Digital Natives – in starker Beziehung steht, sind die technologischen Entwicklungen. Vor rund 200 Jahren war das Papier eine geeignete Variante Nachrichten gut und möglichst rasch zu verbreiten, was in heutiger Zeit nur noch bedingt gegeben ist. Heute wachsen Digital Natives mit den neuen Medien auf. Ein weiterer Grund, warum die Diskussion um die Krise von traditionellen Tageszeitungen durchaus berechtigt zu sein scheint. Als „Nebeneffekt“ hat die Entwicklung der neuen Technologien auch zur Folge, dass neue Finanzierungsmodelle in Zukunft für die digitale Welt notwendig werden. (Q1)

Im Gegenzug dazu meint der Artikel von Christian Lindner, dass aber gerade die traditionelle Zeitung für die heutige und zukünftige Leserschaft Vorteile gegenüber Online-Nachrichtenbeschaffung bieten kann. Es ist keine neue Tatsache, dass wir heutzutage mit Informationsüberflutung zu kämpfen haben. Eine Zeitung in Papierform bietet die Möglichkeit zum Innehalten beim Beobachten und Bewerten der Geschehnisse. Andererseits bietet auch der Informationsabruf durch das Web Mehrwerte für die Leserschaft. Informationen können durch Multimediainhalte unterstützt werden und orts- und zeitunabhängig abgerufen werden. Zusätzlich sind Nachrichten gratis abrufbar und durch die Eigenschaften des Web 2.0 können Leser aktiv an Diskussionen teilnehmen.
Nach derzeitigem Stand der Langzeittests können einige Aspekte bzgl. der Entwicklung von Zeitungen und Lesern festgehalten werden:

  • Überregionale Tageszeitungen neigen aufgrund des zu groß wahrgenommenen Angebots und folglich durch die Massen an Informationen eher zu Problemen.
  • Regionale Zeitungen hingegen, die auf Qualität setzen, werden von den Lesern nach wie vor geschätzt.
  • Die Leser werden durch die Stagnation von Anzeigenerlösen wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt.
  • Medienhäuser, die sich schon immer an der Leserschaft ausgerichtet haben, zeigen weniger Probleme mit den neuen Trends auf und können Offline und Online nach den Wünschen der Leserschaft gut vereinen.
  • Tageszeitungen haben nur einen begrenzten Platz zur Verfügung und damit auch ein abgegrenztes Informationsangebot, während im Internet Informationsüberflutung vorherrscht. [Q2]

 

# 10

Die Frage, die sich folgend nun auch stellt, ist, wie eine Zeitung gestaltet sein muss, um in Zukunft auch Leser zu finden und somit die Leser zu ihr hin erziehen zu können.
Kritisch wird vom Autor dieses Artikels hinterfragt, welche Form von Zeitung überhaupt als Normalzustand betrachtet werden kann. Während in der Nachkriegszeit die gedruckte Ausführung aufgrund Mangel an anderen technologischen Möglichkeiten den Normalzustand darstellte, sei dies heute schon ganz anders. Ganz klar ist, dass sich die Leser in ihrem Verhalten weiterentwickelt haben. Die Verleger jedoch haben sich oft noch nicht auf neue Trends eingelassen. Eine Umfrage zeigte, dass sich Leser noch mehr Analyse, mehr Tiefe und Experimentierfreude erwarten – letzteres vor allem auf die digitalen Kanäle bezogen.
Durch das Internet werden den Lesern ganz neue Wege eröffnet. Der Leser kann einfacher unterschiedliche Informationsangebote vergleichen und hinterfragen. Dadurch wird schnell klar, wo es an qualitätsreichen Inhalten fehlt.
Auch der Autor dieses Artikels bestätigt, dass das digitale Zeitalter in keinem Fall einen Rückgang am Abrufen von Nachrichten nach sich zieht, sondern eher das Gegenteil in Richtung der schon mehrfach erwähnten Informationsüberflutung.
Ein Phänomen, das dadurch heute weit verbreitet ist, stellt die Fragwürdigkeit des Wertes von Journalismus unter den Lesern dar – oft ist dieser nicht mehr klar. Durch die kostenlose Zurverfügungstellung von Inhalten im Netz wurde den Lesern vermittelt, dass hier Content nichts wert sei. Eine Abhilfe könnte hier die langsame Einführung und Gewöhnung des Kunden an Micropayments schaffen. Wird Qualität geboten, wird dafür auch bereitwillig gezahlt – frei nach dem Motto Amazon.
Es gilt daher für Verleger sich an der Zielgruppe auszurichten und durch gute Angebote und somit Qualität Erfolg zu erzielen. [Q3]

 

Fazit
Greift man nochmals das am Anfang angeführte Zitat auf, dass Leser zu Zeitungen hin erzogen werden müssen, gibt es nach den obigen Erläuterungen für Verleger in Zukunft noch einiges zu tun, um der Krise entgegenzuwirken und diese weiters zu vermeiden. Ansonsten besteht die Gefahr, unter Berücksichtigung des Faktums, dass jeder junge Mensch, der keine Tageszeitungen liest, auch später keine lesen wird, Tageszeitungen in derzeitigen Formen nicht mehr existieren werden.
Dass Nachrichten oder Informationsbeschaffung in dem Sinn überhaupt nicht mehr zum Alltagsgeschehen eines Menschen dazu gehören werden, wirken Aussagen der Autoren dagegen – Informieren über Geschehnisse wird in der Menschheit immer Bestand haben.
Jedoch müssen es Verleger und Medienhäuser schaffen, sich an heutige Gegebenheiten und Entwicklungen anzupassen, um die Leserschaft nicht zu verlieren und hin zur Nutzung neuer Formen von Nachrichtenerstattung zu erziehen.
Die Krise ist oft darauf zurückzuführen, dass ein Versteifen der Verleger auf die Zeitungen im Papierformat stattfindet. Dies sollte abgelegt werden. Vielmehr geht es um die qualitätsreiche Content Formulierung und Verbreitung. Fokus sollte auf die hilfreiche Strukturierung und Präsentation von Inhalten und die Aufnahme und Rezeption von Informationen gelegt werden, egal um welchen Kanal es sich handelt.

 

Quellen:

Q1: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/armin-wolf-zur-zeitungsdebatte-a-915556.html [01.07.2014]
Q2: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/christian-lindner-zur-zeitungsdebatte-der-wert-der-zeitung-a-915535.html [01.07.2014]
Q3: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/richard-gutjahr-zur-zeitungsdebatte-a-915257.html [01.07.2014]

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