Umberto Eco Umberto Eco's Aussagen

sabine.pupeter.uni-linz, 2. Juli 2014, 23:40

Umberto Eco ist einer der bekanntesten lebenden Semiotiker. Er bezeichnet sich außerdem als Kritiker, Essayist und Schriftsteller. Er wurde 1932 in Alessandria, Italien, geboren. 1980 erlangte Umberto Eco mit seinem Roman „Der Name der Rose“ einen internationalen Erfolg und zählt seither zu den meistgelesenen Roman-Autoren der heutigen Zeit. Auch weitere Romane wie „Das Foucaltsche Pendel“, „Die Insel des vorigen Tages“ oder „Baudolino“ fanden große Anerkennung und Aufmerksam in der ganzen Welt und zählen zu den Bestsellern. [Q1]


Im Folgenden habe ich für mich spannende und bemerkenswerte Aussagen aus dem Interview mit Umberto Eco, geführt von Hrn. Bischofberger, vom Youtube Video, welches auf dem Blog von Hrn. Mitterndorfer abrufbar ist, heraus genommen und transkribiert. Diese habe ich dann versucht in Zusammenhang mit Inhalten aus unserer Lehrveranstaltung Web Kommunikation zu diskutieren.

 

16:25 – 16:52
„… so wie ich das Auto benutze, aber nicht überfahren werde möchte. Das Auto kann mich töten, aber auch nützlich sein. Das Internet ist wie das Auto. Man soll es benutzen, wenn man es braucht. Doch es gibt Menschen, die sich davon in den Abgrund ziehen lassen. Sie surfen Tag und Nacht darin herum und finden nicht mehr aus diesem Strudel, Labyrinth heraus.“

Bei dieser Aussage Eco’s lässt sich auf das in der LVA behandelte Thema der „Beiläufigen Kommunikation“ schließen.  Es wurde die These aufgestellt, dass ein maßgeblicher Teil der Webkommunikation als beiläufige Kommunikation angesehen werden kann. Als Metapher wurde die Aufmerksamkeit, welche man einem Hund beim Spaziergang schenkt, herangezogen. [Q2]

Beobachtet man seine eigenen Verhaltens- und Nutzungsgewohnheiten bewusst, wird man selbst feststellen, wie oft unbewusst über verschiedene Endgeräte kommuniziert wird. Immer und überall ist man online und es scheint so, als komme man davon, zu einem großen Teil durch die Falle der Unbewusstheit, nicht mehr los.
Dies kann nicht nur aus eigenen Erfahrungen abgeleitet werden, sondern wird als Phänomen des Multi-Screening benannt. Als typisches Beispiel wird hier meist die Wohnzimmersituation geschildert – der Fernseher läuft, am Tablet wird in einem Onlineshop gestöbert und am Smartphone mit dem Freund gechattet. Auch Minderjährige dh die kommende Generation bzw. die Digital Natives leben dieses Phänomen und sehen es als reines Alltagsgeschehen an. Das World Wide Web ist somit ständig ein beiläufiger unbewusster Begleiter, wobei Unbewusstheit meiner Meinung nach in diesem Fall oft aus Selbstverständlichkeit resultiert.

Konsumiert man die Inhalte mehrerer Bildschirme gleichzeitig ist ganz klar Multitasking gefordert. Daraus folgt die digitale Demenz, welche behauptet, dass digitale Informationen im Gehirn weniger gut verarbeitet werden, als Informationen per F2F Gespräche vermittelt werden. Dies geht dadurch hervor, da wir unserem Gehirn nicht genug Zeit die neuen Informationen im Langzeitgedächtnis zu verarbeiten. Dieser Aspekt steht daher in enger Beziehung mit der heutzutage vorherrschenden Informationsüberflutung. [Q3]

Nutzt man das Internet somit ständig – und dies auch noch unterbewusst – und nicht gezielt, führt dies zu einem eben dargelegten Teufelskreis oder wie Eco es in seiner Aussage dazu ausdrückt, zu einem Strudel, Labyrinth.

 

36:29 – 36:57
„Anscheinend ist es so: wenn es zwei Menschen auf eine abgeschiedene Insel verschlägt, erfinden sie eine andere Sprache. […] Für den Menschen ist es wichtig eine Sprache zu schaffen, die der eigenen Gruppe und Umgebung entspricht.

Ein pragmatisches Beispiel das auf die Aussage von Eco hier treffend ist, sind die unterschiedlichen Bedeutungen zB der Farbe Weiß auf den Kontinenten. Während im Westen die Farbe Weiß für Unschuld und Reinheit steht, bedeutet diese Farbe in China Trauer und Unglück. [Q4] Es wurde daher ein Code geschaffen, der für die jeweilige Gruppe verständlich ist und dieser entspricht.
Bezieht man diese Aussage von Eco auf die Lehrinhalte von Webkommunikation kann diese einerseits mit dem „Code der Jugendlichen“ in Verbindung gebracht werden, andererseits mit der Semiotik.

Die Semiotik wird als „die Wissenschaft, die sich mit Zeichen (Signalen) aller Art, deren Codierung und Decodierung, deren Interpretation und Sinngebung beschäftigt“, definiert. Es können also verschiedene Indizes, Symbole, Icons oder Codes heran gezogen werden, die etwas Bestimmtes vermitteln, eine bestimmte Bedeutung haben und für die zugelassene Gruppe nicht erklärungsbedürftig sind. In der Web Kommunikation zeigt sich diese zB in Chats oft mittels Emoticons. Für jede/n Internetnutzer/in ist ohne Erklärung verständlich, welche Bedeutung einem lachenden Smiley zugrunde liegt. [Q5]

Die Jugendlichen haben sogar nicht nur einen Code, sondern nach Recherche konnte herausgefunden werden, dass eine Vielfalt an sogenannten Jugendszenen existiert. Jede Jugendszene definiert sich über unterschiedliche Kleidungsstile, sprachliche Formulierungen und Ausdrücke, Körperkulturen, Veranstaltungen und Treffpunkte, Statussymbole und Musik. Dadurch werden klare Abgrenzungen kommuniziert und der Code/die Sprache an die eigene Kultur und damit an die eigene Umgebung angepasst. [Q6]

Eco lässt in dem Zusammenhang der vorher angeführten Aussage aber auch anmerken, dass es nicht DIE perfekte Sprache gibt –  „[…] dass die perfekte Sprache eine Utopie ist.“ (35:40 – 35:43) Dies ist aus unterschiedlichsten Toleranzmotiven ein wichtiger Aspekt, der sowohl online als auch offline seine Gültigkeit hat.

 

52:35 – 52:55
„Wir definieren uns über das Ausmaß an Kontakt, den wir mit anderen haben. Das ist ein weiteres Merkmal des Menschen. […] wenn man uns isolierte […] stürben wir womöglich.  Das Gegenüber ist also sehr wichtig für uns.“

Diese Aussage bezieht sich auf das Fundament von Kommunikation. Ohne ein Gegenüber kann nicht kommuniziert werden. Um eine effiziente und effektive Kommunikation führen zu können, muss das Sender-Empfänger Modell Anwendung finden.

Auch im Internet ist ein Gegenüber von hoher Wichtigkeit – vor allem seit dem Beginn des Web 2.0, dem sogenannten Mitmach-Web, bei dem die Rolle der Produzenten und Konsumenten nicht mehr klar verteilt ist.
Durch das Aufkommen von sozialen Netzwerken, kamen neue Methoden auf, wie das Ausmaß des Kontakts nach außen hin gemessen werden kann. Studien belegen, dass die Anzahl der Freunde zB auf Facebook dazu herangezogen wird. Eine niederländische Studie zeigte sogar auf, dass die Beliebtheit von Facebook Usern steigen kann, wenn sie attraktive Freunde in ihren Freundeslisten verzeichnen können. [Q7]

Dies würde somit die oben angeführte Aussage von Eco, der starken Abhängigkeit von anderen in Bezug auf die Definition des eigenen Ichs, nur unterstützen.

 

Quellen:

Q1: http://www.umberto-eco.de/umberto-eco/umberto-eco.html [Stand 30.06.2014]
Q2: https://collabor.idv.edu/webkomm14s/stories/47664/
Q3: https://collabor.idv.edu/WebKommPupeter/stories/47828/
Q4: http://www.china9.de/knigge/china-knigge-gluecksbringer.php [Stand 01.07.2014]
Q5: https://collabor.idv.edu/webkomm14s/stories/48587/
Q6: https://collabor.idv.edu/WebKommPupeter/stories/49065/
Q7: http://www.sueddeutsche.de/digital/studie-attraktive-facebook-freunde-steigern-die-beliebtheit-1.1340450

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