Praesentation Medien im Alltag
rainer.kroisamer.uni-linz, 25. Juni 2014, 18:54
1. Medialer Wandel
Gesellschaftliche Medienstrukturen werden durch Informations- und Kommunikationstechnologien, durch Digitalisierung und das Web stark beeinflusst. Schon jetzt ist der überwiegende Teil von produzierten Gütern in den verschiedenen Mediensektoren wie der Musik- und Filmindustrie, dem Buchhandel und der Presse digitalisierbar und die digitalen Medienträger verfielfachen sich durch den starken Zuwachs von mobilen Endgeräten. Online- und Mobiltechnologen haben bereits bedeutende Auswirkungen auf Produktions- und Vertriebsprozesse in den Mediensektoren, es entstanden neue Geschäftsmodelle für neue Medienakteure und letztendlich tragen neue Medientechnologien zu einem Strukturwandel in der Öffentlichkeit und im Alltagsgebrauch von Medien bei. (Dolata, Schrape, 2013)
2. Mediendefinition
Zunächst soll eine Definition und Übersicht zum Begriff Medien gegeben werden. Werden alltagssprachlich unter Medien meist "Kommunikationsmittel" verstanden, so gibt es in den Sozialwissenschaften (Medien- und Kulturwissenschaften, Kommunikationswissenschaften) verschiedene Verwendungen für den Begriff Medien. Mock (2006, S. 185) identifiziert uA:
- die wörtliche Bedeutung ==> Mitte, (Hilfs-)Mittel, Mittleres,...
- die alltgägliche Bedeutung ==> Kommunikationsmittel
- eine psychologische und spirituelle Bedeutung ==> (Versuchs-)Person, (Ver-)Mittler
- eine physikalische Bedeutung ==> Medium als Träger (Luft, Wasser, Stoffe,...)
Für diesen Beitrag ist zunächst die Verwendung des Medienbegriffes in den Kommunikationswissenschaften relevant. Doch auch hier findet sich keine klare Definition. Mock (2006, S. 189ff) klassifiziert Medien als Mittel von Kommunikation als:
- Mittel der Wahrnemung ==> Luft als Medium für Schallwellen
- Mittel der Verständigung ==> Zeichen u. Zeichensysteme; Mediale Kommunikation als symbolisch vermittelte Interaktion
- Mittel der Verbreitung ==> Übermittlung von Kommunikation über räumliche und zeitliche Grenzen hinaus
Weiters unterscheiden wir Medien nach dem Grad des Technikeinsatzes nach Pross (1972) in:
- Primäre Medien ==> kein Gerät erforderlich (Sprache, Rituale, Tanz, Gesang,...)
- Sekundäre Medien ==> Kommunikator benötigt Technik, Rezipient jedoch nicht (Brief, Druck)
- Tertiäre Medien ==> Technik für die Rezeption notwendig (Fernsehen, Radio, Telefon,...)
Faßler (1997) erweitert die Einteilung nach Pross um
4. Quartäre Medien ==> Digitale Medien
Des Weiteren lassen sich Medien nach dem Grad der Öffentlichkeit unterscheiden in:
- Individualmedien (Telefon, E-Mail,...)
- Massenmedien (Fernsehen, Radio, Zeitung,...)
- Hybridmedien (Social Media, Blogs, Foren,...) (Pluschkowitz, 2014)
3. Mediennutzung, Mediennutzungsforschung und neue Medien
Von Mediennutzung im engeren Sinne wird gesprochen wann immer jemand mit einem Medienangebot in Kontakt kommt, was so viel bedeutet wie dass dem Angebot zumindest ein Minimum an Aufmerksamkeit geschenkt wird um es wahrzunehmen. Es zählt aber nur der bloße Kontakt, nicht wie er Zustande kommt oder welche Bedeutung er für den Nutzer hat. (Hasebrink, 2003) Unter Mediennutzungsforschung wird die Analyse der Nutzung von Medien, insbesondere Massenmedien, durch deren Publikum verstanden. Sie ist Teil der Kommunikations- und Medienforschung. (Fries, 2009)
Uwe Hasebrink (2003) unterteilt die Mediennutzungsforschung in vier Teilbereiche: die Mediennutzung im engeren Sinn, Medienauswahl, Medienrezeption und Medienaneignung. (Hasebrink, 2003 in: Fries 2009)
Unter neuen Medien versteht man im Allgemeinen Medien, deren technische Basis auf Digitalisierung, Vernetzung und Datenkompression beruht. (Fries 2009)
Ausgehend von einem medialen Wandel, führen neue Möglichkeiten der Interaktion und Produktion und neue Vermarktungsstrategien zudem zu einer konvergierenden Medienumgebung. Dies bedeutet ein verschwimmen von Grenzen unter anderem zwischen Angeboten und Formaten die mit ein und demselben Endgerät genutzt werden können, verschiedenen Endgeräte die jeweils für ganz unterschiedliche Dienste genutzt werden und letztlich verschwimmende Grenzen zwischen Freizeit und Beruf. (Hasebrink, 2011)
Hasebrink beschreibt gesellschaftliche Anlässe zur Veränderung der Mediennutzung in folgender Abbildung:
4. Medien im Alltag
Umfrage 1: Medienkonsum:
Laut einer Studie von SevenOne Media (2012) verbringt die "Werberelevante Zielgruppe" der 14 bis 49 jährigen 585 Konsumminuten pro Tag - also fast 10 Stunden - mit medialen Inhalten. Das sind 16 Prozent mehr Zeit Medienkonsumation als vor zehn Jahren:
Die ARD/ZDF Langzeitstudie kommt auf etwas andere Zahlen, jedoch werden hier auch die Altersgruppen genauer aufgeteilt. Des weiteren spricht die Studie von "Mediennutzung" anstatt von "Medienkonsum".
Frage 1:
Wann spricht man Eurer Meinung nach eher von Medienkonsum und wann eher von Mediennutzung?
Kein anderes Medium ist so sehr von Bedeutung, gemessen an der Gesamtbevölkerung, wie das Fernsehen - trotz der stark zunehmenden Nutzung von Internet und mobilen Endgeräten. Das Fernsehen bleibt das bedeutendste Massenmedium unserer Gesellschaft mit der höchsten Nutzungsdauer. Medien sind längst ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft (Stichwort Informationsgesellschaft) und sie werden immer wichtiger, wie die Zuwachsraten in der Mediennutzung zeigen. (vgl. sevenonemedia.de)
Interessant dabei ist vor allem die Parallelnutzung von Medien, vor allem TV und Internet ergänzen sich zueinander. "Viel-Surfer" sind dabei auch "Viel-Seher". 60 Prozent nutzen das Internet (vorwiegend über Tablet und Smartphone) zumindest ab und zu neben dem Fernsehen, vor allem für TV-relevante Inhalte. Das Fernsehen ist durch die Zunahme neuer digitaler Medienangebote nicht unbedingt negativ betroffen. Der Preisverfall bei TV-Geräten, und besseres Nutzungserlebnis durch zB HD und Smart-TV Funktionen werten das Fernseherlebnis zusätzlich auf (vgl. sevenonemedia.de)
Frage 2:
Nutzt Ihr Medien und mediale Inhalte mehr beruflich oder mehr privat (oder beides gleich viel)?
5. Nutzungsmotive für Medien im Alltag
Welches Medium wird wofür verwendet? Die sogenannte Nutzungsmotivation ist ein wichtiges Kriterium für die Bewertung von Medien im Alltag. Bei der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation aus dem Jahr 2010 wurden für zehn unterschiedliche Milieus (Bevölkerungsgruppen in Deutschland) die wesentlichsten Nutzungsmotive der Medien Fernsehen, Radio, Zeitung und Internet ermittelt. (vgl. media-perspektiven.de)
Für die Fernsehnutzung spielen beispielsweise die Motive Information, Spaß und Entspannung die größte Rolle. Beim Radio gelten die gleichen Motive, aber in anderer Reihenfolge, nämlich Spaß, Information und Entspannung. Die Nutzung von Zageszeitungen ist durch die Motive Information, Nützlichkeit im Alltag und "mitreden können" begründet. Beim Internet werden die Motive der Information, Spaß und der Nützlichkeit im Alltag als vorwiegende Nutzungsmotive genannt. (vgl. Engel u. Mai, 2010)
Umfrage 2: Welches ist für Euch das wichtigste Medium
6. Das Medium Internet
Das Mediennutzungsbudget der unter dreißigjährigen für das Internet ist meiner Ansicht nach deswegen so hoch, weil sie Kommunikation, Information und Unterhaltung in einem Medium verbinden, und selbst für die Zusammenstellung der genutzen Inhalte sorgen können. Das Internet komplementiert (aber erstzt nicht) die Tageszeitung durch Online-Ausgaben und Online-Nachrichten, das Fernsehen durch Videos und TV on demand, und Kommunikationsmittel durch E-mail, Chat und Internettelefonie.
In puncto Unterhaltung spielt vor allem das Bewegtbild eine große Rolle. Hier sehen sich 55 Prozent der Internetnutzer zumindest gelegentlich Videos an. (vgl. sevenonemedia.de) Das Angebot schließt mittlerweile auch Videos on demand (Mediathek) mitein, sodass traditionelle Fernsehformate auch zeitversetzt online angesehen werden können.
Letztlich führten aber mAn erst eine Preisanpassung bzw. Preismodelle ohne Datenlimit dazu, dass das volle Potenzial des Internet genutzt werden kann, und die tägliche Nutzungsdauer des Internet weiter zunehmen wird.
Umfrage 3: Wofür nutzt Ihr das Internet am meisten?
Umfrage 4: Wer von Euch bezieht mehr als 50 % seiner medialen Realität aus dem Web?
Fazit
Der Langzeitstudie von ARD/ZDF und der Studie von Sevenonemedia zufolge sind Radio und Fernsehen die Basismedien, und bleiben die meistgenutzten Medien in allen Bevölkerungsgruppen (-> Beachte! Unterschiede in den Studien: Unterteilung in Bevölkerungsgruppen und Unterteilung nach Altersangaben) Die Gesamtnutzungsdauer der Medien unterscheidet sich zwischen den Bevölkerungsgruppen nur wenig. Fernsehen und Radio haben wie in der Reichweite, auch die größten Anteile an der Nutzungsdauer. Die Tageszeitung spielt in der täglichen Nutzungsdauer nur eine geringe Rolle. Insgesamt verbringen wir heute mehr Zeit denn je mit medialen Inhalten - nämlich 585 Minuten pro Tag, das sind fast 10 Stunden unserer Zeit. Die Nutzungsmotivation für die einzelnen Medien sind über die Bevölkerungsschichten hinweg ähnlich, wobei Information, außer für das Radio, das am häufigsten genannte Motiv ist. Spaß und Unterhaltung sind die beiden anderen Hauptmotive.
Aus gegebenem Anlass, Umfrage außer Konkurrenz:
Quellen:
Dolata, Ulrich; Schrape, Jan-Felix: Internet, Mobile Devices und die Transformation der Medien: radikaler Wandel als schrittweise Rekonfiguration, edition sigma, 2013, S. 7-9
Engel, Bernhard; Mai, Lothar: Mediennutzung und Lebenswelten, Ergebnisse der 10. Welle der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation, Media Perspektiven, 12/2010, S. 558-568
Faßler, Manfred: Was ist Kommunikation? München: Fink, 1997
Fries, Nina: Mediennutzung und Mediennutzertypologie. Eine Untersuchung anhand der Studien, Grin Verlag, 2009, S. 4-7
Gehrke, Jens; Großmann, Stefan: Medien. In: MedienKulturWiki, Online: http://www2.leuphana.de/medienkulturwiki/medienkulturwiki2/index.php/Medien, abgerufen am 15.6.2014
Hasebrink, Uwe: Nutzungsforschung, Handbuch Kommunikations- und Medienwissenschaft, Verlag f. Sozialwissenschaften, 2003, S. 101-102
Hasebrink, Uwe: Mediennutzung in konvergierenden Medienumgebungen, 2011, Online: http://mhw.at/cgi-bin/file.pl?id=277, abgerufen am 23.6.2014
Media-perspektiven.de, Online: http://www.media-perspektiven.de/uploads/tx_mppublications/Media_Heft_12_2010_Engel.pdf, abgerufen am 16.6.2014
Mock, Thomas: Was ist ein Medium? In: Publizistik 51; H. 2, 2006, S. 183-200
Pluschkowitz, Alois; Online: https://collabor.idv.edu/webkomm14s/stories/48114/, abgerufen am 15.6.2014
Pross, Harry: Medienforschung. Darmstadt: Habel, 1972
Saxer, Ulrich: Das Buch in der Medienkonkurrenz. In: Herbert G. Göpfert u. a. (Hrsg.): Lesen und Leben. Frankfurt a.M.: Buchhändler-Vereinigung, 1975, S.209-210
Sevenonemedia, Online: https://www.sevenonemedia.de/c/document_library/get_file?uuid=2a6db46d-ed67-4961-a31f-722360028543&groupId=10143, abgerufen am 16.6.2014
Spiegel.de, Online: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/medienkonsum-steigt-auf-neue-rekordhoehe-a-877354.html, abgerufen am 15.6.2014
#1
markus.moser.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:44
Nutzung = Mittel zum Zweck (Arbeit)
Konsume = Genuss (Filme ansehen)
christoph.koch.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:46
Stimme voll zu, so würde ich es ebenfalls formulieren
#1
thomas.neumayer.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:44
Nutzung=Interaktion mit dem Medium
Konsum= reines Wahrnehmen der Inhalte
#1
christian josef.eller.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:44
Mediennutzung wird wahrscheinlich ohne interaktion gesehen, während bei der Mediennutzung diese Komponente gemeint ist.
#1
dieter.boehm.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:44
Sowohl als auch würd ich sagen: Konsum im Sinne von Information (z.B. Online-Nachrichten) aber auch Nutzung im Sinne von eMail, Blogs & Co
#1
judith.eibl.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:45
Medienkonsum = passive Nutzung
Mediennutzung = aktive Nutzung
#F1
sarah.jakober.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:45
Das Wort Medienkonsum würde ich bei einer regelmäßigen Nutzung eines Mediums verwenden, das Wort Mediennutzung eher bei einer vereinzelten Nutzung.
#Frage 1 - Konsum vs. Nutzung
christoph.poetscher.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:45
Beim Konsum verhält sich der Nutzer eher Passiv (zB. Video-Streaming, Moodle-E-Kurse genießen....) während er bei der Nutzung eher aktiv tätig wird (Recherchen, ...)
#1
stephan.hackl.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:45
Mediennutzung: ist dann wenn weitere Aktionen auf Basis der Informationen erfolgen.
Medienkonsum: Partizipationsloses Wahrnehmen von Medien jeglicher Art, bzw. Wahrnehmung ohne Verwertung.
#Frage 1
birgit maria.kohl.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:45
Konsum wäre für mich eine regelmäßige Nutzung des Mediums. Die Nutzung beginnt sobald ich das Medium verwende.
Frage 1
alexander.forstner.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:46
Mediennutzen ist für die Arbeit und Medienkonsum ist Freizeit
#1
christa.leitner.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:46
Meine persönliche Unterscheidung
Mediennutzung: Man ist aktiv. Bspw. sucht man im Internet nach Informationen.
Medienkonsum: Hier ist auch eine passive Nutzung möglich. Bspw. Fernsehen ohne dem Programm bewusst zu folgen.
#Frage 1
mario.antunovic.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:47
Ich verbinde mit dem Wort "Konsum" die Einnahme von etwas, beispielsweise Nahrung oder sonstiges.
"Nutzung" hingegen sehe ich nicht unbedingt in dem Sinne nur etwas zu sich zu nehmen, sondern möglicherweise auch etwas von sich zu geben.
#1: Konsum vs. Nutzen
hannes werner.steininger.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:47
Medienkonsum = passiv (z.B. TV)
Mediennutzung = aktiv (z.B. Internet- Recherche für Uni)
#1
daniela.hinterleitner.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:50
Ich würde es auch so sehen, wie einige andere Kollegen:
Mediennutzung = aktiv
Medienkonsum = passiv, man muss nicht unbedingt etwas dabei tun, zB vor dem TV liegen
#2
christian josef.eller.uni-linz, 25. Juni 2014, 17:51
mehr privat
Frage
markus.moser.uni-linz, 25. Juni 2014, 18:16
Was ist mit SmartTV?
Ist es Fernsehen wenn ich You Tube schaue?
rainer.kroisamer.uni-linz, 25. Juni 2014, 18:44
Deine Frage ist ein Beispiel für den medialen Wandel den wir im Alltag erleben, das verschwinden von Grenzen bei der Nutzung und Konsumation von medialen Inhalten und Medienträgern. Ebenso die Frage ist es Internet wenn ich eine Mediathek-Sendung anschaue? Im Fall des SmartTV würde ich meinen es bleibt fernsehen.