Das Henne-Ei-Problem der Internetgesellschaft

„Was war zuerst da: die Henne oder das Ei?“ kann man in Bezug auf das Web zu der Frage „Was war zuerst da: die Auswirkungen des Internets auf die Gesellschaft oder die Auswirkungen der Gesellschaft auf das Internet“ umformulieren, denn auch hier ist die kausale Beziehung unklar. Das sich die Strukturen im Internet und in der Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben, ist wohl unbestritten, doch wo hat der Wandel begonnen?

Zur Geschichte des Internets…

Das Internet entwickelte sich aus dem Vorläufer ARPANET, welches etwa 1969 entstand. Mitte der 90er Jahre wurde dann das World Wide Web, so wie wir es heute kennen (also mit grafischer Benutzeroberfläche und diversen Services wie E-Mail,…), geprägt. Daraufhin starteten immer mehr verschiedenste Internetdienste wie Internet Explorer 1995, Google 1998, Wikipedia 2001 sowie Facebook 2004 und YouTube 2005. Als dann 2003 erstmals der Begriff „Web 2.0“ erwähnt wurde, begannen Forscher die Wechselwirkungen zwischen der Gesellschaft und dem Webs mehr in den Fokus zu rücken. Seither wird (zumindest im Web) meist von den Auswirkungen des Internets auf die Gesellschaft, und nicht umgekehrt, geschrieben. Dabei werden sowohl positive als auch negative Entwicklungstrends betont. Im Folgenden möchte ich nun zwei deutliche Auswirkungen des Internets auf die Gesellschaft nennen:

Neue Sprache und Veränderung der Kommunikation

„Weniger ist Mehr“ heißt es häufig beim Kommunizieren via Internet. Begrüßungs- und Schlussformeln werden bei elektronischen Nachrichten oft weggelassen und Abkürzungen sind gang und gäbe. In Hinblick auf das gesellschaftliche Verhalten lässt sich demnach ein gewisser Ökonomisierungsprozess feststellen. Viele kommunizieren nur noch wesentliche Dinge und ersetzen echte Gespräche gegen Onlinekommunikationsarten. Die Auswirkungen der veränderten Kommunikation lassen sich auch in der „neuen“ Sprache wiedererkennen. Für alle gängigen Phrasen gibt es mittlerweile Abkürzungen, welche teils leider zum Verlernen von richtiger Grammatik und Rechtschreibung führen.

Veränderte Arbeits- und Denkweise

Dank des Internets, ist jede Art von Wissen und Information immer direkt abrufbar und uneingeschränkt verfügbar. Statt auswendig lernen oder intensives Nachdenken wird häufig einfach Google befragt. Nicht selten leiden unter diesen Recherchemöglichkeiten andere Kompetenzen wie die Lösung komplexer Probleme ohne Möglichkeit des Internetzugriffs. Andererseits haben sich bei Internetnutzer häufig andere Fähigkeiten wie rasche Aufnahme und Verarbeitung neuer Informationen verbessert. Es wird Wissen zugänglich, welches zuvor nicht verfügbar war und die Informationsvielfalt steigt zunehmend.

 

Bei diesen beiden Beispielen kann angenommen werden, dass die Veränderung tatsächlich vonseiten des Internets ausgelöst wurde. Allerdings wurde sie von den Menschen adaptiert als wäre das Bedürfnis nach dieser Veränderung schon lange zuvor vorhanden gewesen. Die Bedürfnispyramide nach Marslow gibt die Rangfolge verschiedener menschlicher Bedürfnisse an, wobei davon ausgegangen wird, dass zunächst Grundbedürfnisse wie Wohnung, Kleidung und Nahrung und Sicherheitsbedürfnisse gedeckt werden müssen, bevor soziale Bedürfnisse befriedigt werden können. Diese hierarchische Anordnung der Bedürfnisse wird auch heute meist noch als gültig betrachtet, wobei sich für mich die Frage stellt, ob für manche Menschen tatsächlich z.B. Nahrung wichtiger ist als ihr sozialer Status. Falls dem nicht so wäre, und die Befriedigung der sozialen Bedürfnisse weiter nach unten gerutscht ist, könnte diese Entwicklung ein Zeichen dafür darstellen, dass nicht nur das Internet die Gesellschaft, sondern auch die Gesellschaft (und deren Bedürfnisse) das Internet verändert hat.

 

Die Frage, welcher Faktor welchen beeinflusst ist schwer zu beantworten. Fakt ist, dass sich beide, sowohl das Internet als auch die Gesellschaft, in den vergangenen beiden Jahrzehnten stark verändert haben und noch weiter verändern werden. Vermutlich werden sie sich dabei mehr und mehr aneinander anpassen, wobei die Beeinflussung in beide Richtungen fließen wird. Meiner Meinung nach, hat aber auch die Technik Einfluss auf die zukünftige Entwicklung des Internets. Das Zusammenspiel aus den drei Faktoren Technik, Gesellschaft und Internet ist vorhanden, der Ausmaß der Beteiligung jedes Faktors ist allerdings fraglich.

 

Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Internetsoziologie

http://de.wikipedia.org/wiki/Web_2.0

http://www.paradisi.de/Freizeit_und_Erholung/Gesellschaft/Sozialverhalten/Artikel/16843.php

http://de.wikipedia.org/wiki/Maslowsche_Bed%C3%BCrfnishierarchie