Partizipativer Journalismus

In diesem Blogbeitrag möchte ich mich mit dem Begriff „Partizipativer Journalismus“ und dessen Vielfalt sowie Erscheinungsformen beschäftigen.

Begrifflichkeit

„Partizipativer Journalismus“ wird häufig auch als „Graswurzel-Journalismus“ oder „Bürger-Journalismus“ bezeichnet.[1] Eine eindeutige und befriedigende Definition dieses Begriffes ist schwer zu finden. Auch Engesser befindet es in seiner Arbeit als „so gut wie unmöglich“ eine kurze und prägnante Definition des Begriffs zu formulieren.[2] Allerdings zitiert er Bowman und Willis, welche darunter den „Akt eines Bürgers oder eine Gruppe von Bürgern versteht, welche eine aktive Rolle im Prozess der Sammlung, Berichterstattung, Analyse und Verbreitung von Neuigkeiten und Informationen spielen. Die Intension dieser Partizipation ist es, unabhängige, vertrauenswürdige, akkurate, weitreichende und relevante Informationen, welche eine Demokratie benötigt, zur Verfügung zu stellen.“[3] Prinzipiell kann zudem gesagt werden, dass sich beim partizipativen Journalismus Menschen „an der Herstellung von Medianöffentlichkeit [beteiligen], ohne damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen.“[4]

 

Traditioneller vs. partizipativer Journalismus

Der traditionelle Weg der Verbreitung von Neuigkeiten ist „top-down“. Dieser Weg wird meist bei Firmenwebseiten, TV-Shows, Tageszeitungen, etc. verfolgt. Dabei werden von einer Partei (Redaktion, Unternehmen,…) Informationen gesammelt, gefiltert und danach für die breite Maße bereitgestellt.

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Beim partizipativen Journalismus wird demgegenüber eher ein „bottom-up“ Weg eingeschlagen, wobei es wenig oder gar keine redaktionelle Aufsicht, und dadurch häufig ungefilterte Beiträge, gibt. Es ist das Ergebnis vieler verteilter, parallel ablaufender Konversationen.[6]

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Ein wesentlicher Unterschied zwischen diesen beiden Ansätzen ist zudem die unterschiedliche Sicht- und Schreibweise zwischen Journalisten traditioneller Massenmedien und sogenannten „Bürgerjournalisten“. Anstelle von bisher neutralen Berichterstattungen treten beim partizipativen Journalismus Erfahrungsberichte, lebendige Sprache und subjektive Standpunkte.[8] Diese Beiträge werden dadurch auch häufiger von den Lesern akzeptiert und verstanden.

 

Erscheinungsformen

Es handelt sich dabei keineswegs um ein neues Phänomen, bereits vor Hunderten von Jahren traten Formen des partizipativen Journalismus auf, welche teilweise auch heute noch vorzufinden sind. Beispiele hierfür sind laut Engesser[9]:

  • Heimatzeitungen
  • Leserbriefe
  • Hörer- bzw. Zuschauertelefon
  • Alternativpresse
  • Nichtkommerzielle Radios
  • Offene Kanäle

 Seit der Verbreitung des Internets haben sich zudem, durch die neuen Möglichkeiten der Partizipation, weitere Erscheinungsformen des „partizipativen Journalismus“ entwickelt[10]:

  • Weblogs (z.B. Experten-Blogs, Journalisten-Blogs, Watchblogs, PR-Blogs,…)
  • Mikroblogging (z.B. Twitter, Tumblr,…)
  • Kollektive Webangebote (ein Kollektiv übernimmt die Herstellung und Bearbeitung von Inhalten)
  • Wikis (z.B. Wikinews,…)
  •  Soziale Nachrichtenangebote (z.B. Reddit, ShortNews,Digg,…)
  • Professionell-redaktionelle Webangebote (hohes Maß an Professionalität und hoher Organisationsgrad z.B. MySun von The Sun)
  •  Leserreporter-Angebote (Art von Professionell-redaktionelle Webangebote --> Nutzer werden von der Redaktion dazu aufgerufen, Beitragselemente einzusenden)
  •  Professionell-partizipative Webangebote (Im Gegensatz zu Professionell-redaktionelle Webangebote dürfen Nutzer hier eigenständig Beiträge verfassen z.B. OhmyNews, Onlinezeitung24, Cafebabel, 7iber,…)
  • Sublokale Webangebote (Fokus auf Inhalte und Leserschaften, die aus einem eng begrenzten Einzugsgebiet stammen z.B. Myheimat.de, wvblog.at, stadt-wien.at,…


[2] Vgl. Engesser, Sven: Die Qualität des Partizipativen Journalismus im Web, 2011, Springer Verlag

[9] Vgl. Engesser, Sven: Partizipativer Journalismus: Eine Begriffsanalyse, 2008, Herbert v. Harlem Verlag

[10] Vgl. Engesser, Sven: Die Qualität des Partizipativen Journalismus im Web, 2011, Springer Verlag