Osterstatement zu IPv6 und die datenschutztechnischen Herausforderungen
Alexander.Reimann.sbg, 7. Mai 2011, 15:52
IPv6 und die datenschutztechnischen Herausforderungen
In meinem Statement beschäftige ich mich mit den Schlüsseltechnologien des Web und möchte hier im speziellen auf IPv6 eingehen und die Datenschutz Probleme ansprechen und näher betrachten. Ähnlich hat sich auch Thomas Kofler in seinem Statement mit Mobile Ipv6 auseinandergesetzt oder auch Philipp Sinner mit den Datenschutz Problemen von IPv6 speziell bei Apple geräten. Mein Beitrag wird sich auf die Datenschutzprobleme allgemein beziehen.
Durch IPv6 besteht die Möglichkeit jedem User beziehungsweise jedem Gerät seine eigene IP Adresse zu geben. Diese werden aber nicht mehr dynamisch vergeben wie es derzeit mit IPv4 geschieht sondern mit IPv6 könnte einem User sogar lebenslang eine IP Adresse zugewiesen werden.
Durch Eingabe von persönlichen Daten wäre ein anonymes Surfen nicht mehr möglich. Dies hört sich an wie der erste Schritt zum gläsernen Internet Bürger oder wie 1984 von Orson Wells wo jeder beobachtet wird. Nur auf dem digitalem Spielplatz. Jüngst haben sich nach dem ersten Aufschreien von Datenschützern Deutsche Internet Provider dazu erklärt auch in Zukunft die IP Adressen ihrer Internet Kunden dynamisch zu vergeben.
Doch was passiert damit in Diktaturen oder in schein demokratischen Staaten. Reicht diese Freiwilligkeit der Provider und die Möglichkeit im Betriebssystem die Privacy Extension zu aktivieren aus um jeglichen Missbrauch auszuschließen. Wahrscheinlich eher nicht. Die Kommunistische Partei in China hat dadurch wahrscheinlich noch mehr die Möglichkeit die Chinesische Bevölkerung zu drangsalieren und zu überwachen. Auch in den arabischen Staaten in welchen die Bevölkerung gegen korrupte oder despotische Herrscher beziehungsweise quasi Diktaturen aufbegehrt könnten die Bürger überwacht werden. Doch gerade das Internet hat dort sicher auch zur Mobilisierung beigetragen.
Mobile Endgeräte
Zudem könnte IPv6 auch beim mobilen Surfen mit mobilen Endgeräten zu datenschutztechnischen Problemen führen, da auch beim Wechseln in verschiedene Funkzellen die IP Adresse gleich bleibt. Das eigentliche Problem ist, dass Teile der IPv6 Internet Protocol Adresse aus der Hardware Kennung des jeweiligen Gerätes besteht. Durch diese sogenannte MAC-Adresse wird die IP Adresse erst hergestellt. Die jeweilige MAC-Adresse könnte aber zu jeder beliebigen Person zurückverfolgt werden und damit wäre eine leichte Überwachung sowie Ausspähung des Verhaltens eines jeden einzelnen möglich.
Dies betrifft aber nicht nur die mobilen Endgeräte, sonder auch alle anderen Personal Computer und Laptops. Bei diesen gibt es aber in den Betriebssystemen wie Windows oder Unix die Möglichkeit durch eine Privacy Extension das anonymere Surfen weiterhin zu ermöglichen. Aber gerade in den jetzigen Apple und Android mobile Devices gibt es diese Entwickelte Privacy Extension noch nicht. Bei Apple, sprich IPhone und IPad, soll sie durch ein Software Update ermöglicht werden, bei Googles Betriebssystem für Handys und Smartphones (Google Android) ist die Privacy Extension nicht enthalten.
Bei Apple ist sie zudem bei der Default Einstellung ausgeschaltet. Jeder Nutzer von Apple Geräten müsste also wissen um was es geht und das die Privacy Extension ausgeschaltet ist. Zudem muss jeder wissen wie beziehungsweise wo man diese einschaltet um anonymer im Netz unterwegs zu sein. Vielen Nutzern könnte diese Problem nicht bewusst sein oder sie könnten nicht genügend sensibilisiert sein für die Sicherheit im Internet. Gerade im Zeitalter der Freizügigen Präsentation im Social Web könnte diese Sensibilität fehlen.
Interview mit Eric Huizer über Kosten von IPv6
Erik Huizer besagt, dass zwar die meiste Hardware schon IPv6 fähig ist, dass aber die meisten Router der normalen Internet Nutzer die sie für den Vertragsabschluss bekommen haben nicht IPv6 fähig sind. Das liegt an der Billigen und Kosten minimierenden Bauweise. Diese müssten gänzlich neu angeschafft werden wenn IPv6 Standard ist und IPv4 nicht mehr unterstützt wird. Es wird aber eine Zeit der Übergangsphase geben wo es beide Adresse Protokolle nebeneinander gibt. Somit werden diese Probleme vielleicht nicht mehr bestehen wenn es nur noch IPv6 gibt.
Dabei löst das neue IPv6 auch viele Probleme und ist dringend nötig. Denn der jetzige Adressraum im Internet ist langsam ausgeschöpft. Doch was passiert wenn die Durchdringung des Alltags mit dem Internet weiter fortschreitet. Wenn noch mehr Geräte (wie beispielsweise alle Kühlschränke, Autos, Stromablesegeräte) auch mit dem Internet verbunden sind oder sein müssen. Was heute technisch schon möglich ist oder wie beim Auto entwickelt wird. Wenn alle Fernseher Internetfähig sind und Waschmaschinen über das mobile Endgerät ferngesteuert werden können, dann könnte der Raum für Adressen mit IPv6 auch irgendwann zur Neige gehen. Jedes Gerät hätte seine eigene IP Adresse. Wer weiß was noch alles vernetzt wird in unserer digitalen Zukunft.
Alternative IPvX?
Eine Gruppe von Wissenschaftlern hatte die Idee IPv4 weiter zu nutzen und nur im Optionen Teil Änderungen vor zu nehmen und das ganze alternativ IPvX genannt. Das Ergebnis wäre theoretisch das gleiche gewesen. Ein Adressraum so groß wie mit IPv6. Zudem wäre kein Umstellen nötig von IPv4 auf IPv6 deshalb keine große Umstellung in Hardware und Software und auch die Router müssten nicht ausgetauscht werden. Hier würde im Optionen Teil von IPv4 das 128-Bit Packet eingesetzt durch das die neue Adresse hätte ausgelesen werden können. Es wäre also weiterhin IPv4 aber auch mit 128-Bit Adressen. Es hätte beides weiterhin parallel genutzt werden können und man hätte IPvX über die IPv4 Infrastruktur nutzen können. Dies blieb aber nur eine Idee. IPv6 wird kommen und ist schon bei neuen Geräten Implementiert. Mit all seinen Vor- und Nachteilen.
0 comments :: Kommentieren