Transparenz und virtuelle Identitaet 5. Aufgabe: Virtuelle Identität
doris.beneder.uni-linz, 17. November 2015, 17:25
Netz, Online-Kommunikation und Identität
Zusammenfassung des Artikels
Die Menschen von heute sind umgeben von technologischen Standards, die es ermöglichen ein Doppelleben in zwei Welten zu führen. Der Spagat zwischen Realität und Virtualität fällt kaum mehr auf, da wir zu jeder Stunde die Realität verlassen und in eine neue Welt eintauchen können, in der wir eine neue Identität ausleben.
In der zwischenmenschlichen Kommunikation von Angesicht zu Angesicht, ist das Individuum an seinen Körper gebunden und wird daher aus der Sicht des anderen anhand seines Geschlechts, Alters und Verhaltens wahrgenommen und bestimmt so seine Ich-Identität. Die Identität besteht aus verschiedenen komplexen Faktoren, die sich über eine bestimmte Zeit in unterschiedlichen Situationen zeigen und von anderen in ihrer Individualität unterscheidbar und das Individuum einzigartig machen. Bei der Identität im virtuellen Raum wird vorrangig über Textbotschaften kommuniziert und es kommt zu einer Abnabelung vom Körper und damit fallen die wichtigsten Kriterien zur klassischen Identitätsbildung weg. Es entsteht ein mentaler Kommunikationsrahmen, der eine explorative Netznutzung erlaubt. Die virtuelle Identität dient der Selbst-Präsentation des Menschen, die mit Hilfe des Computers handelt und kommuniziert. Die Menschen können im Netz anonym auftreten und den eigenen Namen ändern und unterschiedliche, neue Identitäten annehmen. Das Internet bietet neue Möglichkeiten an, sich in unterschiedliche Rollen hineinzuversetzen. Die Internetnutzer können jederzeit ihr neues Ich konstruieren und damit experimentieren. Diese spielerische Komponente birgt auch ein Risiko für den Einzelnen mit sich – nämlich die Entfremdung von sich selbst. In der folgenden Tabelle werden die Vor- und Nachteile der virtuellen Identität aufgezeigt.
Chancen für User |
Risiken für User |
Nachdenken über das eigene Selbstbild (möglich durch virtuelle Identität) |
Verschwimmen der Konturen der realen und virtuellen Identitäten |
ungezwungene Auseinandersetzung mit der eigenen Person (über Anonymität und Befreiung jeglicher Erwartungshaltung möglich) |
Entkoppelung der Patchwork-Identität von der realen Identität (über Anschlussverlust an soziale Erlebniswelt unter der Gefahr von Ausgrenzung und Vereinsamung) |
Differenzierung der Identität und Stärkung der Selbstachtung (durch Teilidentitäten möglich) |
Enthemmung der menschlichen Persönlichkeit und apersonale Beziehungen |
Erweiterung des sozialen Handlungshorizonts und Multiplizierung der kommunikativen Möglichkeiten |
Verdrängung sozialer, biografischer Face-to-Face-Kontakte |
Experimente mit dem Ich (über Stellvertreter-Egos wie Avatare) |
Sanktionsfreiheit sowie minimierte bis fehlende Feedback-Möglichkeit (zur Reflexion der gespielten Identität) |
Sensibilisierung auf das Andere und den Anderen (durch Interaktionen über formelle und informelle Regelungen im Netz, in der Community |
Erfahrungen zur Selbstaufwertung als generelles Bewältigungsmuster im Alltag (über Selbstzentrierungstendenz) |
Tabelle 1 Pro und Contra einer virtuellen Identität - eine Auswahl
Im Vergleich zur realen Welt, werden in der virtuellen online-Welt kaum soziale Sanktionen erteilt. Es kommt zu einer Entkoppelung von der handelnden Person und ihrem Verhalten, gerade dann, wenn die Übermittlung der Präsentation anhand von Textentwürfen passiert. Das grundlegende Motiv eine virtuelle Identität zu leben ist, die Sehnsucht nach Erfolg und Anerkennung zu leben, die für den einzelnen einen Mehrwert bringt. Es kann online eine andere Selbstdarstellung gelebt werden, die für manche Menschen in der Öffentlichkeit nicht vorstellbar ist. Jeder Mensch kann in der online-Welt seine eigenen Dramen produzieren und in unterschiedliche Rollen schlüpfen.
Kritische Reflexion des Textes
Der Autor hat in diesem Artikel die Begriffe Identität und virtuelle Identität genauer erläutert. Besonders interessant fand ich die tabellarische Darstellung der Chancen und Risiken der virtuellen Identität. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die virtuelle Identität dem Einzelnen eine ungezwungene Auseinandersetzung mit der eigenen Person ermöglicht, durch das anonyme Verhalten und durch die Befreiung von jeglicher Erwartungshaltungen. Das Internet bietet so die Möglichkeit sich selbst neu zu erfinden und auszuprobieren. Weiters kann der Nutzer sich dem Gegenüber so zumuten, wie er es in der realen Welt vielleicht nicht tun würde bzw. ist es leichter, Meinungen und Ansichten zu vertreten, die nicht mit der Norm einhergehen, da jeder Einzelne trotz der unterschiedlichen Meinung unangetastet und anonym geschützt bleibt. Dies ermöglicht dem Einzelnen seine eigene Persönlichkeit auszuleben und trotzdem intransparent zu bleiben. In Communities oder Online-Partnerbörsen können auch natürlich fiktive Profile erstellt werden, in die sich andere Benutzer dann verlieben und nicht mehr mit der real existierenden Person in Verbindung stehen. Dies kann dazu führen, dass die Personen dann bei einem Treffen in der realen Welt enttäuscht werden, weil sich das Gegenüber besser dargestellt hat, als es tatsächlich ist. Dies wäre eine negative Seite dieser Intransparenz von virtuellen Identitäten, da sich die Menschen in anderen Personen leichter täuschen können.
Der Autor hat in seinem Artikel auf die ursprünglichen Quellen verwiesen und diese angeführt. Der Artikel selbst war sehr komplex aufbereitet. Was ich als kritisch an diesem Text anmerken würde ist, dass dieser für den Leser schwer verständlich geschrieben war und das flüssige Lesen des Textes nur schwer durchführbar war.
Bezug zum Thema
Mich hat der Artikel besonders angesprochen, da dieser das Thema virtuelle Identität aus psychologischer Sicht sehr gut erläutert und erklärt. Für mich persönlich war es interessant zu erfahren, was die Beweggründe für eine virtuelle Identität sind und was die Vor- und Nachteile sein können. Darüber hinaus denke ich, dass heutzutage sehr viele Menschen den Umgang mit der realen Welt und virtuellen Welt automatisch erlernen und in das tägliche Leben integrieren. Ich denke, dass die Herausforderung dabei ist, dass man trotz der vielen Möglichkeiten unterschiedliche Identitäten ausleben zu können, sich selbst treu bleibt und den Bezug zur eigenen Ich-Identität nicht verliert. In der virtuellen Welt können bestimmte Charaktereigenschaften oder Schwächen verborgen oder überspielt werden, die in der zwischenmenschlichen Kommunikation sichtbar werden und hervorkommen. Dennoch denke ich, dass die virtuelle Welt, die Möglichkeit bietet, neutral seine Meinung zu äußern, ohne aufgrund von Äußerlichkeiten diskriminiert zu werden.
Quelle: Benke, Karlheinz: Netz, Online-Kommunikation und Identität. IN: Handbuch Online-Beratung, Psychosoziale Beratung im Internet, 2012, S. 47-52
Backlinks |
christian.haiden.uni-linz, 17. November 2015, 19:49
hallo doris, danke für deinen beitrag. du hast recht, die tabelle ist super. gerade der punkt "verschwimmen der konturen der realen und virtuellen identität" finde ich besonders spannend. sei es klassische klischee gamer, 4channer oder second world player, hier gibt es sicher spannende arbeiten zu diesen themen.
falls wer interesse, mein beitrag ist über ein anderes thema, und zwar die alternative zahlungsmethode mit bitcoins
manuel.reischl.uni-linz, 17. November 2015, 20:05
Hallo Doris.
Bin generell deiner Meinung, muss dir allerdings in einem Punkt wiedersprechen. Du schreibst das die virtuelle Identität eine Befreiung der Erwartungshaltung mit sich bringt. Wenn ich das Beispiel Facebook hernehme, finde ich das oft genau das Gegenteil der Fall ist: Viele User definieren sich selbst nur über Likes auf diesen Plattformen. Dies führt oft dazu das sie jeden Tag neue Fotos reinstellen und sich zu ihren Schönheitsidealen quälen.
Also finde ich das die Flucht in eine virtuelle Identität oft nur auf den ersten Blick und oberflächlich betrachtet weniger Druck und Erwartungshaltung bedeutet, in Wirklichkeit verschlimmert sich dieser aber oft durch soziale Netzwerke. Die virtuelle Identität sollte meiner Meinung nach daher immer hinter der realen stehen und niemals wichtiger als diese werden.
Hier nochmal der Link zu meinem Beitrag.