Christoph Bernauer
Sonntag, 25. Januar 2004
Wo liegt ein Handlungsbedarf in eLearning?

eLearning kann Lernprozesse bereichern und neue Möglichkeiten erschließen. Wenn aber nicht ein grundlegendes Konzept dahinter steht, was mit eLearning erreicht werden soll, wenn nicht technische Infrastruktur, Software und Lerninhalte auf ein Ziel hin optimiert und koordiniert werden, dann nützen selbst die ausgefeiltesten Multimedia-Produkte, die raffiniertesten interaktiven Programme,
die lebendigste Kommunikation und die schlaueste Nutzung des Internet wenig. Computer allein machen nicht schlauer, es braucht das Zusammenwirken von methodisch-didaktischen Konzeptionen, deren medien-adäquate technische Umsetzung, die dazu nötige IT- Infrastruktur und die Vernetzung und Kooperation der Schulen, Lehrpersonen, Berater, Lerninhaltproduzenten, Techniker und Bildungsverantwortlichen aller Stufen.


Im Folgenden sind sechs Bereiche, in denen im Blick auf eLearning Handlungsbedarf besteht, aufgeführt:

1. DIE POLITISCHE EBENE


Auf der politischen Ebene stehen gegenwärtig nicht mehr Grundsatzentscheidungen auf der Agenda, sondern es herrschen ein Koordinationsbedarf und die Notwendigkeit, vorhandene Überkomplexität an Programmen, Aktionsplänen und Initiativen zu bündeln und zu reduzieren. Das Bereitstellen von Technik und Content, sowie die Ausbildung der Lehrpersonen allein genügen nicht, um ein den Möglichkeiten des eLearning entsprechendes Lernen in Bildungsinstitutionen aller Stufen zu implementieren. Innerhalb jeder Bildungsinstitution ist ein neues Verständnis der Aufsichtsbehörden, der Schulleitung und des gesamten Lehrpersonals sowie eine Anpassung der Schulorganisation nötig. Ebenso wichtig ist die Bereitschaft, jede Koordinationsbestrebung so zu konzipieren, dass sie stufenübergreifend von der Volksschule bis zur Universität Synergien schafft.

2. ICT-INFRASTRUKTUR


In diesem Bereich besteht ein Bedarf, die bisherigen Bestrebungen weiterzuführen und in nachhaltige Systemkonzepte und Basisdienste zu überführen. Handlungsbedarf ist zu sehen im technischen wie im politischen Bereich in der Koordination der verschiedenen Tätigkeiten, die von verschiedenen Instanzen und auf den verschiedenen Schulstufen im Gange sind und in der nachhaltigen Einrichtung zentraler Dienstleistungen.

3. AUS- UND WEITERBILDUNG IN ICT-BASISKOMPETENZ

Handlungsbedarf liegt in diesem Bereich in der Koordination, Vereinheitlichung, Qualitätskontrolle, Optimierung und Professionalisierung der vielen vorhandenen Aus- und Weiterbildungsangebote und in der Erarbeitung eines realistischen Konzeptes für ICT (neue Informations- und Kommunikationstechnologien an Schulen, im Rahmen dessen ICT- Basiskompetenz („Informatik“), allgemeine Medienkompetenz, die Nutzung neuer Medien im Unterricht („Integrierte Informatik“) und eLearning, aber auch der technische Support berücksichtigt werden.

4. TECHNISCHER SUPPORT


Die Implementierung von eLearning verlangt nach einer gut funktionierenden Kommunikation an der Schnittstelle zwischen Lehre und Technik. IT- Experten und Lehrpersonen müssen einander verstehen lernen. Sie müssen lernen, die Probleme an der Schnittstelle zwischen Technik und Unterricht gemeinsam zu lösen. Dies ist eine große Herausforderung, die in der Ausbildung von technischen Supportdiensten in Schulen ebenso wie in der Ausbildung von Lehrpersonen im Bereich eLearning berücksichtigt werden muss.

5. CONTENT


Content, Lerninhalte, Lernsoftware, „Teachingware“ oder „Learning Objects“, das eigentliche Unterrichtsmaterial und die spezifischen Methoden, welche in der Benutzung von ICT-Infrastrukturen für Lernzwecke zur Anwendung kommen sollen, sind weitgehend noch nicht vorhanden. Jedes Konzept für die Einführung von eLearning muss eine Lösung des Content- Problems (Herstellung, Veröffentlichung, Zugänglichmachung, Austausch) beinhalten und diesem eine hohe Priorität zuschreiben.

6. AUS- UND WEITERBILDUNG IN eLEARNING


ICT-Basiskompetenz ist nicht eLearning, sondern eine Voraussetzung dafür. Die bloße Computer-Anwendungskompetenz bedeutet nicht, dass Lehrpersonen eLearning mit seinen Möglichkeiten und Grenzen verstehen oder tatsächlich in der Lage sind, eLearning in den Unterricht zu integrieren. Bevor sich die erworbene ICT- Basiskompetenz positiv auf die Einführung von eLearning in der Schule auswirken kann, muss das vorhandene Rüstzeug an einen eLearning- spezifischen Umgang (vor allem Webdidaktik, Moderation, Benutzung einer Lernplattform, Autorenwerkzeuge etc.) angepasst werden. Dafür braucht es Ausbildungsgänge, die spezifisch auf eLearning ausgerichtet sind.

 

Quellenverweis:

http://www.bpb.de/files/FWQFK9.pdf

http://www.elearning-zentrum.de/index.cfm?uuid=1453C24E5C4E4491AF92A29C399E99EF&o_lang_id=1&frameset=yes

http://wwwipr.ira.uka.de/~proserv/proserv/docs/elearning.pdf

http://www.bpb.de/methodik/YCIQ3X,5,0,ELearning_in_der_politischen_Bildung.html

http://www.apo-it.de/workshop2002/praesentationen/gamer_elearn.pdf



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