MANGEL AN SOZIALER PRÄSENZ
Situation:
Im Vergleich zur Face-to-face-Situation verfügt die computerunterstützte Kommunikation über viel weniger Kommunikationskanäle. Dadurch fehlen zumeist soziale und nonverbale Hinweisreize wie Gesichtsausdruck, Blickrichtung oder Kleidung.
Folge:
·
Fehlendes Erleben einer Kommunikationssituation
·
Dysfunktionales soziales Verhalten
·
Apersonale Beziehungsstrukturen
·
Vernachlässigung sozialer Bedürfnisse
Mögliche Lösung:
Ø
Jeder Teilnehmer entwirft zu Beginn seine eigene Visitenkarte. Diese soll unter anderem ein Portrait-Photo sowie ein Monogramm zur Signierung der eigenen Nachrichten enthalten.
Ø
Die Einrichtung eines Konferenzmoduls, das neben informellen auch die Möglichkeit für persönliche Mitteilungen (i.S. einer Cafeteria) bietet, kann soziale Beziehungen unterstützen.
Ø
Icons mit unterschiedlichen Gesichtsausdrücken, mit denen die Teilnehmer ihre jeweiligen Stimmungen signalisieren können, helfen möglicherweise, den Mangel an nonverbalen Kommunikationsmöglichkeiten ansatzweise auszugleichen.
FEHLENDE GRUPPENKOORDINATION
Situation:
Erfolgreiches, gemeinsames Arbeiten, bedarf der Koordination. Aufgrund der mangelnden sozialen Präsenz bildet sich kaum eine Gruppenstruktur heraus, durch welche Personen sich verantwortlich erleben Koordinationsmaßnahmen, wie die Aufteilung der Gruppenarbeit in einzelne Beiträge, in die Hand zu nehmen.
Folge:
·
Schleppende und ineffiziente Zusammenarbeit
·
Hoher Zeitverlust
·
Inkohärenz der gemeinsamen Arbeit
Mögliche Lösung:
Ø
Verwendung von Interaktionsregeln
§
Technologisch-basierte Interaktionsregeln: Sind durch die Groupware vorgegeben. Beispielsweise kann ein "floor-control"-Mechanismus dafür sorgen, dass zu einem Zeitpunkt immer nur die Eingabe eines Gruppenmitglieds angenommen wird.
§
Sozial-basierte Interaktionsregeln: Werden von der Gruppe selbst entwickelt und zeichnen sich durch eine höhere Flexibilität aus.
Ø
Begleitung der Gruppe durch einen Moderator
Ø
Jeder Teilnehmer stellt eine allen zugängliche Liste mit den Aufgaben zusammen, die er für die Gruppe übernimmt.
Ø
Information über die Verteilung der Teilnehmer auf verschiedene Subgruppen
Ø
Teilnehmern unterschiedliche Zugriffsrechte zu erteilen
Ø
Die Durchführung einer Abstimmungsrunde, kann zu einer schnellen Einigung, hinsichtlich dem weiteren Vorgehen, verhelfen.
FEHLENDE ABSTIMMUNG ÜBER DEN GEMEINSAMEN WISSENSHINTERGRUND
Situation:
Das Verstehen bestimmter Informationen setzt einen Wissenshintergrund voraus. Aufgrund der mangelnden sozialen Präsenz, hat der Sender häufig keine Kenntnis über den Wissensstand des Empfängers. Eine Einschätzung des Gesprächspartners unter sozialen Gesichtspunkten wie, Kleidung, Sprache oder Sozialverhalten ist ebenfalls nicht möglich. Zudem entfallen nonverbale und paraverbale Rückmeldungen über das laufende Verständnis des Partners.
Folge:
·
"unfruchtbarer"
Informationsaustausch
·
Keine sinnvolle Aufgliederung und Koordination der Arbeitsaktivitäten
·
Keine Anpassung an das momentane Wissen des Empfängers und dessen, möglicherweise schnell wechselnden, Perspektive
è
erlaubt das Generieren hochgradig verbundener Nachrichten nicht.
Mögliche Lösung:
Ø
Den Diskussionsbeiträgen ein elektronisches Bulletinboard voranstellen, aus welchem Informationen über den jeweiligen Wissens- und Einstellungshintergrund hervorgehen.
Ø
Jeder Teilnehmer macht auf einer allen zugängliche Liste Angaben zu seinem Ausbildungs- und Wissenshintergrund
Ø
Zur Förderung des gemeinsamen Wissenshintergrund, kann
§
eine "message history"
(Palme, 1992) dienen, aus welcher hervorgeht, von wem welcher Beitrag stammt und wer ihn wann bereits gelesen hat.
§
die Methode des "strict
WYSIWIS" (What You See Is What I See, Ellis, Gibbs & Rein, 1991) angewendet werden. Sie stellt sicher, dass alle Teilnehmer den selben Bildschirminhalt vor sich haben.
Ø
Konferenzarchive: Sie geben Einblick, was bereits diskutiert und erarbeitet wurde.
ÜBERANGEBOT AN INFORMATION
Situation:
Die technologischen Möglichkeiten moderner elektronischer Medien verleiten dazu, große Informationsmengen zu erzeugen und darzubieten. In beliebiger Anzahl und Länge können Nachrichten generiert werden. Ferner besteht die Möglichkeit, auf externe Informationsbestände wie Datenarchive oder Hypertexte zurückzugreifen.
Folge:
·
Überlastung der Verarbeitungskapazität der einzelnen Gruppenmitglieder è Beeinträchtigung der Gruppenarbeit.
·
Die Informationsüberlastung führt
zu einer ungenauen Beantwortung von Nachrichten oder sogar zur Nichtbeachtung.
Mögliche Lösung:
Ø
Gezielte Auswahl der Informationen
bzw. der Nachrichten. Die Informationsauswahl kann erfolgen, durch:
§
das System (Priorisierung und
Filterung der eingehenden Post),
§
den Nutzer selbst.
Ø
Verständigung auf Richtlinien zum
Gestalten und Verteilen von Informationen
Ø
Nutzung von Tools zur Archivierung
und zum Auffinden abgelegter Post
FEHLENDE NACHRICHTENVERBUNDENHEIT
Situation:
Kommunikation
erfolgt in Zyklen. Zu jedem Zyklus gehört:
§
das Erstellen und einer Nachricht
§
das Übersenden
§
das Empfangen
§
den Empfang bestätigen
§
die Beantwortung der Nachricht
Bei einer
computerunterstützten Kommunikation greifen diese Kommunikationszyklen nur
selten reibungslos ineinander. Dies gilt besonders für eine asynchrone
Kommunikation.
Nonverbale (Nicken,
Blickrichtung) und paraverbale Hinweise (Stimmodulation) unterstützen in herkömmlichen
Arbeitsgruppen eine reibungslose Kommunikation und erleichtern die
Interpretation von Nachrichten. Diese Hinweise fehlen bei einer computerunterstützten
Kommunikation.
Folge:
·
ungenügende inhaltliche Bezüge
von Nachrichten
·
zeitliche Verzögerung von
Nachrichten
·
inkohärente Kommunikations- und
Arbeitsprozesse
·
Fehlinterpretationen und Missverständnisse beeinträchtigen die Nachrichtenverbundenheit.
·
Zersplitterte Dialoge in Computerkonferenzen und Schwierigkeiten der Teilnehmer, der Konferenz zu folgen
·
Viele isolierte Mitteilungen
Mögliche Lösung:
Ø
Untergliederung einer Konferenz in verschiedene Themen. Erleichtert die Bezugnahmen der Beiträge untereinander.
Ø
Die Möglichkeit, kurze Anmerkungen an die jeweilige Nachricht "anzuheften". Dadurch kann die unübersichtliche Flut an eigenständigen Nachrichten eingedämmt werden.
Quellenverweis:
http://www.vox-populi.de/benjaminbirkenhake/Hypermedia2001/007.html