Transparenz und virtuelle Identitaet Mobilität als Service

irena.grbic.uni-linz, 9. November 2016, 14:50

 

Titel: Mobilität als Service - Nutzerorientierung als Paradigma zwischen Markt und öffentlicher Grundvorsorge

Autoren: Martin Russ, Karin Tausz

Erscheinungsdatum: November 2015

Veröffentlichung im Journal e&i-Elektrotechnik und Informationstechnik (S. 404-408) 

 

MaaS – Service first

Der Artikel geht zunächst darauf ein, dass das Potential für eine Transformation des Mobilitätssystems gegeben ist und durch technologische Entwicklungen laufend neue Möglichkeiten entstehen und diese Entwicklungen eine enorme Dynamik in den Markt bringen. Im Mittelpunkt steht dabei der Nutzer, der zu einem veränderten Mobilitätsverhalten motiviert werden soll. (Vgl. Q1, S. 404)

Der Markt versucht neue Ideen durch erfolgreiche Geschäftsmodelle als Produkte und Services umzusetzen und die öffentliche Hand möchte die Mobilität sicher, effizient, leistbar und nachhaltig gestalten. Dadurch ergeben sich Spannungsfelder. Das Ziel ist es ein kooperatives, vernetztes Mobilitätssystem zu schaffen. Dieses soll durch IKT und neue Geschäftsmodelle die Nutzerbedürfnisse erfüllen und gleichzeitig nachhaltige Mobilität sicherstellen. (ebd., S. 404)

Um den Ansprüchen der Nutzer Folge zu leisten ist es daher vonnöten den Ansatz einer Verkehrspolitik von der Infrastruktur auf Service zu legen. D.h. am Beginn von Mobilitätsplanungsprozessen steht das künftige Kundenbedürfnis und wie dieses mit gesellschaftlich erwünschten Wirkungen in Einklang gebracht werden kann. (ebd., S. 405)

 

Europäische Vorgaben: Marktaufbau für MaaS

Um einen Service-Markt für MaaS zu schaffen, müssen administrative und rechtliche Hürden beseitigt werden, um somit den Zugang zu Daten in Europa zu öffnen. Die Richtung für die Gewährleistung des Datenzugangs, wie die Bereitstellung EU-weiter multimodaler Reise-Informationsdienste und die Bereitstellung EU-weiter Echtzeit-Verkehrsinformationen gibt allen voran die EU-IVS (Intelligente Verkehrssysteme)-Richtlinie vor. (Vgl. Q1, S. 406)

 

MaaS in Österreich

Damit sich ein effizienter Markt für MaaS entwickeln kann, bedarf es einen soweit als möglich kostenlosen Zugang zu Daten, die von der öffentlichen Hand erzeugt werden. Somit ist Open Data die Voraussetzung für datengestützte Services, die sich an den Mobilitätsbedürfnissen der NutzerInnen orientieren und global anwendbar sind. Die verschiedenen Daten werden von den NutzerInnen selbst, Unternehmen, der Infrastruktur, aus Fahrzeugen u.a. generiert. Somit muss der Nutzer Vertrauen in die Datensicherheit haben. (Vgl. Q1, S. 406)

Darüber hinaus braucht es für MaaS auch eine qualitativ hochwertige digitale Basisinfrastruktur. Daher steht der Zugang zu Mobilitätsdaten für die Etablierung neuer nutzerorientierter Mobilitätsservics im Zentrum der zunehmenden Digitalisierung des Verkehrssystems. (ebd., S. 406)

Zur Umsetzung neuer Mobilitätsdienste im Sinne von Maas, muss in der Bereitstellung und dem Betrieb einer digitalen Infrastruktur sichergestellt werden, dass ein diskriminierungsfreier Zugang zu Daten und Diensten für Testzwecke im Rahmen von regionalen wie auch internationalen Kooperationen oder für interessierte Dritte bereitgestellt wird. (ebd., S. 406)

 

Basisinfrastrukturen in Österreich

Bedeutende digitale Basisinfrastrukturen hat Österreich bereits mit der GIP (Graphenintegratios-Plattform) und der VAO (Verkehrsauskunft Österreich) bereitgestellt. (Vgl. Q1, S. 406)

Die gesammelten Verkehrsdaten der Basisinfrastrukturen können transparent öffentlich nach dem Open Data-Prinzip verwaltet und bereitgestellt werden. Sind Daten offen zugänglich, können sie von Nutzern mit unterschiedlichen Interessen verwendet, weiterverarbeitet oder mit anderen Daten verknüpft werden. Die Daten können folglich bspw. für wissenschaftliche Untersuchungen, wirtschaftliche Geschäftsmodelle o.ä. verwendet werden. Somit werden neue Informationen erzeugt, die über den eigentlichen Zweck der Datenerhebung hinausgehen und am Ende entsteht ein Mehrwert, der den ursprünglichen Wert der Daten übertrifft. (Vgl. Q7)

 

GIP - Graphenintegrations-Plattform

Die GIP ist ein routenfähiger digitaler Verkehrsgraph. Die Pflege und Wartung der Daten erfolgt durch die Infrastrukturhalter wie Bundesländer, Städte, Gemeinden, ASFINAG oder der ÖBB Infrastruktur AG. (Vgl. Q2) 

GIP & Open Data

Die Inhalte der GIP werden seit Jänner 2016 als Open Government Data (OGD), im Sinne einer transparenten öffentlichen Verwaltung, veröffentlicht. Der OGD-Export der GIP Österreich wird etwa alle zwei Monate aktualisiert. (Vgl. Q3) Die Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Österreich erlaubt explizit jegliche Nutzung - auch kommerziell, solange die Auflagen zur Nennung der Quelle eingehalten werden. (Vgl. Q2)

 

VAO - Verkehrsauskunft Österreich

Die VAO ist eine Verkehrsmittel übergreifende Verkehrsauskunft für ganz Österreich. Die VAO deckt somit das gesamte Verkehrsgeschehen ab. Es werden Routinginformationen und sonstige Informationsinhalte für die meisten Verkehrsmittel und deren Verknüpfungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt, wie z. B. PKW-Routing, Öffi-Routing, Fahrrad-Routing, Bike & Ride, Park & Ride, Leihfahrräder oder Carsharing. (Vgl. Q6)

VAO & Open Data

Die Daten der VAO sind lediglich für Wissenschaftler zu Forschungszwecken zugänglich. Jedoch dürfen sie nicht für kommerzielle Zwecke genutzt werden (z. B. App-Entwickler). (Vgl. Q4)

Der Grund hierfür ist das Geschäftsmodell der VAO. Denn die VAO ist eine GmbH. Zwar wurde sie ursprünglich mit einem Großteil aus Steuermitteln finanziert, jedoch muss sie sich im laufenden Betrieb selbst finanzieren. (Vgl. Q5)

 

Bezug zur Transparenz

Transparenz ist gegeben da: (Vgl. Q1, S. 407)

  • Einsicht in intermodale Verkehrslage inkl. Verkehrsmeldungen
  • Reisezeitvergleiche
  • Umweltbelastungsvergleiche

Darüber hinaus sehe ich den Bezug zur Transparenz in dem vorliegenden Artikel in der transparenten öffentlichen Verwaltung von Verkehrsdaten. Diese sind vonnöten um Mobilitätsservices im Sinne von MaaS umzusetzen. Wie oben erwähnt stellt die GIP sämtliche Daten der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Dass das Open Data-Modell jedoch nicht auf jede Organisation zutrifft zeigt das Beispiel der VAO. Denn würde die VAO ihre Verkehrsdaten für jedermann zugänglich machen, würde dies zwar zahlreiche neue Geschäftsmodelle fördern, jedoch ihr eigenes bedrohen.

 

Fazit

Zur Umsetzung von MaaS bedarf es der Auswahl und Vorbereitung von adäquaten verkehrspolitischen Strategien und Werkzeugen. Durch Zulassen von Pilotversuchen und der Unterstützung der Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet werden innovative und agile Lösungen ermöglicht. Darüber hinaus müssen alle relevanten Stakeholder in den Planungsprozess mit eingebunden werden. Daher ist es zunächst wichtig die Debatte über MaaS zu initiieren und das Bewusstsein für die Vorteile von MaaS zu schaffen. Damit sich ein wettbewerbsstarker Service-Markt in der Mobilität rasch entwickeln kann, und damit europäische Unternehmen auch den internationalen Markt erreichen können, muss es gleichzeitig Initiativen auf europäischer Ebene geben. (Vgl. Q1, S. 407)

 

Quellen

Q1:

Russ, Martin/Tausz, Karin: Mobilität als Service.Nutzerorientierung als Paradigma zwischen Markt und öffentlicher Grundvorsorge, in: Elektrotechnik und Informationstechnik, 2015, S. 404-408

Q2:

https://www.data.gv.at/2015/05/28/gip-daten-werden-ogd/ (abgerufen am 05.11.2016)

Q3:

http://www.gip.gv.at/ogd-228.html (abgerufen am 05.11.2016)

Q4:

https://futurezone.at/netzpolitik/verkehrsauskunft-kritik-an-mangelnder-offenheit/51.905.726 (abgerufen am 05.11.2016)

Q5:

http://www.offene-oeffis.at/2016/05/14/die-schwierigkeit-mit-vao-und-open-data/ (abgerufen am 05.11.2016)

Q6:

http://www.verkehrsauskunft.at/ (abgerufen am 07.11.2016)

Q7:

https://www.data.gv.at/wp-content/uploads/2016/07/Open-Data-aus-internationaler-Perspektive.pdf (abgerufen am 07.11.2016)

 

 

 

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