Am 14.05.2012 werde ich im Rahmen unserer VU zum Thema „Die Zukunft des E-Commerce ist Social“ referieren (Präsentation via Slideshare). Dafür sollen zunächst einige Fakten zum Thema E-Commerce vorgestellt werden.

Facts

Nach dem der Bereich E-Commerce bereits seit den 90er Jahren eine steile Wachstumskurve zurückgelegt hat sehen auch die Prognosen für die kommenden Jahre sehr positiv aus. Der Prognose des Forschungsinstituts Statista  zufolge, werden die Umsätze in Deutschland bis 2015 nochmals um 10% steigen (vgl. Quelle 1). Das ist nicht verwunderlich, immerhin haben 38 Mio. Deutsche im vergangenen Jahr etwas Online gekauft (vgl. Quelle 2). Mit der zunehmenden Bedeutung von Social Networks, wird auch dem Social Commerce großes Potential zugeschrieben, die Umsätze noch weiter zu steigern. Diese sollen sich, laut Statista, bis zum Jahr 2015 sogar verdreifachen!

 

Social Commerce

Social Commerce wird als „E-Commerce-Form [verstanden], bei der die aktive Beteiligung der Kunden und die persönliche Beziehung der Kunden untereinander im Vordergrund stehen. Zentrale Elemente sind Beteiligungen der Kunden am Design, Verkauf und/oder Marketing über Kaufempfehlungen oder Kommentare“ (Quelle 3).

Allerdings ist Social Commerce nichts Neues und hat bereits lange vor dem Facebook-Siegeszug eine Rolle gespielt. Schon in den 90er Jahren nutzten Amazon und eBay, die bis heute noch zu den umsatzstärksten Unternehmen im Online Business zählen, soziale Features wie Bewertungen und Empfehlungen, um der Schwäche des Online Commerce zu entgegnen. Diese Schwäche war zunächst die Unpersönlichkeit des Onlinekaufs und nicht zuletzt das fehlende Vertrauen in die Online-Händler.

Mit Social Commerce treten Unternehmen nun in den Online-Dialog mit ihren Kunden und begleiten so deren Kaufentscheidungen. User werden zum Berater anderer Kunden und liefern Unternehmen wiederum direktes Feedback zu ihren Leistungen. Die Distanz zwischen Kunde und Händler ist somit stark reduziert worden. Dabei ist das Prinzip uralt: Man kauft das, was einem Freunde und Bekannte empfehlen. Neu sind daran nur die eingesetzten modernen Technologien.

Paul Marsden, Social Media Stratege bei der Syzygy-Gruppe für interaktives Marketing unterscheided 6 Dimensionen des Social Commerce (vgl. Quelle 4): 

1. Social Shopping 

2. Bewertungen 

3. Empfehlungen

4. Foren und Communitys 

5. Social Media Optimization 

6. Social Ads und Apps

Unter jedem dieser Punkte lassen sich verschiedene Beispiele anführen, die Unterscheidungen sind dabei nicht immer trennscharf. In meiner Präsentation werde ich mich auf die Punkte 1, 3 und 4 beschränken.

 

Social Shopping

Zur ersten Dimension, Social Shopping, gehören sowohl all diejenigen Anwendungen, die es Gruppen erlauben gemeinsam Schnäppchen Deals abzuschließen, z.B. Groupon Deals, aber auch die Verknüpfung von Shopping Erlebnissen mit seinem Sozialen Netzwerk. Seit 2007 öffnet Facebook mit seinen Facebook Pages Unternehmen eine Plattform, um seine Kunden genau dort abzuholen wo sie sich am liebsten aufhalten, im Sozialen Netzwerk (vgl. Quelle 5).

Nach Paul Mardsen bieten sich grundsätzlich zwei Social-Commerce-Strategien an: Menschen dort Kontakte pflegen lassen, wo sie ihre Einkäufe tätigen; oder Menschen da einkaufen lassen, wo sie ihre Kontakte pflegen (vgl. Quelle 4). 

Für den letzteren Fall nutzen zahlreiche Unternehmen die Möglichkeit auf ihren Facebook Pages besondere Promotions anzubieten, Unternehmensneuigkeiten mitzuteilen und hier und da ein Gewinnspiel zu veranstalten, um noch mehr Fans zu gewinnen. Einige Online Shops haben aber auch einen internen Facebook-Shop angelegt, damit Kunden ihre Käufe abschließen können, ohne dass sie das Netzwerk verlassen müssen.

Seit 2010 ermöglicht der Facebook „Social Graph“ als Schnittstelle zwischen Netzwerk und Shopseite zum einen die einfache Registrierung auf den Shopseiten via Facebook Connect und zum anderen können Nutzer externe Inhalte teilen, Freunde um Rat fragen oder sehen, was andere geliked bzw. gekauft haben. Die Webseiten können dabei auf Facebook-Daten der Nutzer zugreifen und somit maßgeschneiderte Angebote aussteuern (vgl. Quelle 6). Ein frühes Beispiel für die erfolgreiche Integration von des Social Graphs liefert der Levi’s Friend Store (Quelle 7): 

 

 

Empfehlungen

Für die zweite Dimension, Empfehlungen, bietet sich Amazon als Beispiel an. Amazon nutzt Kundenbewertungen und Empfehlungen bereits seit 1995 für sich und treibt das Ganze in Verbindung mit Facebook Connect noch auf die Spitze. Auf der Seite Amazon.com ist es bereits möglich, sich mit seinem Facebook Konto anzumelden und sowohl maßgeschneiderte Empfehlungen für sich, als auch für Geburtstagsgeschenke seiner Facebook Freunde zu erhalten, welche mit Bild und Geburtsdatum im Amazon Store erscheinen. Darüber hinaus, kann der User natürlich auch von dem Angebot Gebrauch machen und eine persönliche Wunschliste anlegen, die für Freunde sichtbar ist. 

Die Shopping Plattform Stylefruits.com ist ein weiteres Beispiel für gelungenes  Social Commerce. Sie vereint Marketplace (es werden Artikel aus verschiedenen Shops angeboten), Forum (User können sich über Modefragen etc. austauschen), Interaktive Elemente (User können eigenes Outfit zusammenstellen) und Bewertungsmöglichkeiten (Artikel und User-Outfits werden von der Community bewertet). Natürlich können Outfits und Artikel über Social Plugins auf Facebook und Twitter geteilt werden.

Neben Facebook ist nun auch Pinterest, ein Online Bulletin Board, auf dem User ihre Lieblings-Artikel, -Rezepte, -Orte usw. pinnen und veröffentlichen können, als Social Commerce Plattform in aller Munde. Das Unternehmen wurde erst 2011 gegründet und ist mit einem rasanten Wachstum innerhalb eines Jahres auf Platz 3 der beliebtesten Social Networks in den USA gestiegen und erfreut sich nun auch in Deutschland wachsender Userzahlen und Beliebtheit (vgl. Quelle 8). Das folgende Video zeigt, wei man Pinterest geschäftlich nutzen kann (Quelle 9):

       

Eine interssante Infografik zu Pinterest findet sich auch hier.  

 

Foren und Communitys

In der vierte Dimension, Foren und Communities, finden sich Plattformen, die Unternehmen ihren Kunden entweder für die Kommunikation untereinander, für den B2C Dialog oder als Ideenplattform für neue Produkte etc. zur Verfügung stellen. Ich möchte mich besonders auf den letzten Punkt konzentrieren, den ich unter dem Begriff „Crowdsourcing“ vorstelle.

Crowdsourcing ist ein Begriff, den Jeff Howe vom Wired Magzine 2006 geprägt hat. Er setzt sich aus den Bestandteilen Crowd und Outsourcing zusammen und wird wie folgt definiert: “Crowdsourcing is the act of taking a job traditionally performed by a designated agent (usually an employee) and outsourcing it to an undefined, generally large group of people in the form of an open call” (Quelle 10)

Wie schon 1980 von Alvin Toffler prophezeit,  wird der passive Konsument damit zum aktiven Mitgestalter: Er wird zum Prosument (vgl. Quelle 11). Ein oft zitiertes Beispiel für Crowdsourcing ist die Plattform „Tschibo Ideas“. Hier werden User in einem „open Call“ dazu aufgerufen entweder Alltagsprobleme anzusprechen, für die sich sich eine Lösung wünschen oder aber gleich Lösungen, innovative Produkte, vorzustellen. Die eingereichten Ideen werden schließlich von der Community bewertet und die besten Vorschläge von Tschibo entsprechend belohnt.

Auch Mc Donalds hat Crowdsourcing zu einem wichtigen Aspekt seines Marketings erklärt (vgl. Quelle 12). Im Rahmen der Aktion „Mein Burger“ können Kunden ihren eigenen Burger kreieren. Die von der Community am besten bewerteten Burger kommen schließlich in die engere Auswahl. Der Sieger wird von einer Experten-Jury gekürt.

Die Vorteile die Unternehmen durch Crowdsourcing erhalten sind offensichtlich (vgl. Quelle 13):

       Marketing: Crowdsourcing als Kommunikationsanlass

       Recruiting: Prosumer könnten zu neuen Mitarbeitern werden

       Produktideen: Unternehmen wählen aus einem großen Pool an Ideen aus

       Kundenbindung: Kunden fühlen sich als Teil des Unternehmens

       Image: Unternehmen, die Wert auf  Ideen und Meinungen der Kunden legen

       Kosten: Die Kosten sind im Vergleich zu Kosten für Marketingagenturen sehr gering

 

Mobile Social Commerce

Als letzten Aspekt des Social Commerce soll schließlich noch die Mobile Komponente angesprochen werden. Mobile Internetnutzung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Schon bald wird die Anzahl der genutzten Mobilgeräte die der Desktop Computer übersteigen (vgl. Quelle 14).

Und auch hier spielen Bewertungen und Empfehlungen von Freunden eine zentrale Rolle. Über Location Based Applications können User sehen an welchen Orten ihre Freunde „eingecheckt“ haben und sich dort mit ihnen treffen. Bei häufigem Einchecken erhalten User Auszeichnungen, so genannte Badges (z.B. bei Foresquare), die zum Teil mit Gutscheinen und Rabatten im betreffenden Shop, Café oder Restaurant, einher gehen. User hinterlassen natürlich auch hier ihre Bewertungen und Empfehlungen, z.B. „Den besten Kaffee gibt es bei Starbucks“.  So werden diese Apps zum Beispiel zum persönlichen Reise-, Hotel- oder Restaurantführer in einer unbekannten Stadt. Besonders interessant sind dabei modernste Augmented Reality Apps, wie sie beispielsweis vom Salzburger Unternehmen Wikitude angeboten werden. Das folgende Video gibt einen guten Einblick in Funktionsweise und Möglichkeiten der App (vgl. Quelle 15):

 

Quellen (alle zuletzt aufgerufen am 13.4.2012):  

  1. Statista: http://de.statista.com 
  2. Socialmedia-blog: http://www.socialmedia-blog.de/2011/05/social-media-nutzerzahlen-deutschland-2011/
  3. Definition Social Commerce: http://www.onlinemarketing-praxis.de/glossar/social-commerce
  4. Blog von Paul Marsden: http://socialcommercetoday.com/the-6-dimensions-of-social-commerce-rated-and-reviewed 
  5. Bitcom: http://www.bitkom.org/de/presse/8477_71209.aspx 
  6. Blog von Thomas Hutter: http://www.thomashutter.com/index.php/2012/01/facebook-f-commerce-facebook-als-shopping-plattform/ 
  7. Video Levi's Friend Store: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=Ed5vJeaEuzA
  8. CSNews: http://www.retailtechnology.csnews.com/top-story-pinterest_climbing_the_social_media_ranks-439.html
  9. Video Pinterest: http://www.youtube.com/watch?v=ndGatYKxSkU&feature=related
  10. Jeff Howe (2006): http://crowdsourcing.typepad.com/cs/2006/06/crowdsourcing_a.html 
  11. Michael Leitl (2008): http://www.harvardbusinessmanager.de/heft/artikel/a-618967.html
  12. Campillo-Lundbeck (2012): http://www.horizont.net/aktuell/marketing/pages/protected/McDonald%92s-erklaert-Crowdsourcing-zum-wichtigen-Aspekt-seines-Marketings_105799.html
  13. Grabs, Anne/ Bannour, Karim-Patrick (2010):Follow me! – Erfolgreiches Social Media Marekting mit Facebook, Twitter und Co. Gallileo Computing. 
  14. Morgan Stanley: http://www.morganstanley.com/institutional/techresearch/pdfs/Internet_Trends_041210.pdf 
  15. Video Wikitude: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=7vfzkFfIK1U

 

Weitere Quellen (dirket im Text verlinkt):