In Anlehnung an unsere letzte Sitzung, in der das Thema Urheberrecht besprochen wurde, möchte gerne näher auf das Konzept der Kulturflatrate eingehen. Dabei handelt es sich um eine alternative Lösung zum bisherigen Urheberrecht, die Künstlern bzw. Rechteinhabern digitaler Inhalte eine gerechte Entlohnung für die Nutzung ihrer Werke ermöglichen soll (Quelle 1).

Dank der Verbreitung des Internets und verlustarmer Datenkompression ist es seit Jahren gängige Praxis Musik-, Bild- und Film-Dateien zu kopieren und mit Freunden und Bekannten zu teilen. Ist doch nicht's dabei, so unter Freunden, oder etwa doch? 

Nach dem Urheberrecht handelt es sich beim vermeintlich harmlosen "sharing" um eine rechtswidrige Handlung, sofern nicht der Rechteinhaber seine Erlaubnis dafür erteilt hat (Quelle 2). 

Ununterbrochen hagelt es Abmahnungen gegen diese "kriminellen" Internetnutzer, diverse "Anti-Raubkopierer"-Kampagnen drohen sogar mit langjährigen Gefängnisstrafen:

 

(Video Quelle 1)

Damit das "Kriminalisieren einer ganzen Generation" (Quelle 3) endlich ein Ende hat wird eiffrig nach alternativen Lösungen zum aktuellen Urheberrecht gesucht. Ein Konzept, welches seit Jahren von den Grünen, telweise auch von der SDP und der Piratenpartei vorgeschlagen wird ist die "Kulturflatrate" (Quelle 4).

In Form einer Pauschalabgabe, änlich der GEZ-Gebühr, sollen User für die Nutzung diverser "Kultur-Angebote" bezahlen. Mit dieser Flatrate könnte beispielsweise Musik in unbegrenzter Menge ganz legal herunter geladen werden.

(Video Quelle 2)

Die Idee "Kulturflatrate" ist jedoch umstritten. Im folgenden möchte ich daher auf einiger der Pro und Contra Argumente eingehen (wobei es sich natürlich, aufgrund des begrenzten Umfangs, um eine vereinfachte Darstellung handelt):

Pro

Die Vorteile einer Kulturflatrate liegen auf der Hand. Gäbe es eine Pauschalabgabe, hätten die unzähligen Abmahnungen gegen illegale Downloader sowie die mühsamen Bemühungen alles was sich im Web bewegt zu überwachen, endlich ein Ende.

Künstler müssten sich nicht mehr von der "Digitalen Revolution" bedroht fühlen, sondern erhielten für ihre Werke eine entsprechende Entlohnung. Die Verteilung könnte beispielsweise anhand der Download- bzw. Nutzungszahlen erfolgen. Nutzer, auf der anderen Seite, könnten sich viel freier und bedenkenloser im Internet bewegen und seine zahlreichen Angebote nutzen (Quelle 1).

Es lässt sich außerdem eine Parallele zur, ebenfalls in der Lehveranstaltung besprochenen, These des Longtail ziehen. Würden Downloads nichts kosten, so könnte dies User zur größeren Experimentierfreudigkeit anregen und dafür sorgen, dass auch Nischenprodukte, wie etwa Musik abseits des Mainstreams, heruntergeladen werden und an Bekanntheit gewinnen (Quelle 2). 

Contra

Auf der anderen Seite sind noch zahlreiche Fragen offen und Kritikpunkte gibt es viele. Zum einen stünde ein riesiger Verwaltungsaufwand bevor. Es bestünde die Gefahr, dass die Einnahmen aus der Flatrate zum großen Teil für die Unterhaltung dieses Verwaltungsapparates aufgebraucht würde.

Des Weiteren entstünde wiederum die Diskussion darum, wer zahlen muss und wer nicht. Was wenn man keine Bild-, Musik-, oder Filmdateien herunter lädt? 

Auch die Bemessungsgrundlage ist umstritten. Da Downloads kostenlos sind, könnten sie leicht Ziel von Manipulation zu Gunsten des bevorzugten Künstlers oder andersherum genutzt werden. 

Schließlich entsteht besonders im Bereich Musik, aber auch bei Film- und Bildmaterial die Frage nach den Rechten für Mash-Ups, Mixtapes und andere künstlerisch kombinierte und veränderte Materialien.

Fazit

Bevor also eine Entscheidung in der Sache "Kulturflatrate" getroffen werden kann, müssen all diese offenen Fragen beantwortet und die Details in der Umsetzung einer solchen Pauschalabgabe geklärt werden. Die aktuellen Vorschläge sind, wie durch die Gegenüberstellung der wichtigsten Pro und Contra Argumente gezeigt werden konnte, noch nicht ausreichend durchdacht. 

 

Quellen (alle zuletzt aufgerufen am 20.6.2012):

  1. Wikipedia: "Kulturflatrate
  2. Franz Schmidbauer: "Internet und Recht
  3. Dirk von Gehlen, SZ Online: "Kopierfrieden durch die Kulturflatrate"
  4. Marcel Weiss, Netzwertig: "Kulturflatrate Pro und Contra
Video Quellen
  1. Anti-Raubkopierer-Kampagne: Youtube
  2. Kulturzeit - Die Musikbranche und die Kulturflatrate: Youtube