Dynamische Preisbildung am Beispiel Swoopo

joachim.roth.uni-linz, 5. Mai 2010, 08:20

Swoopo (früher Telebid) ist ein relativ neuartiger Auktionsanbieter. Im Unterschied zu Ebay oder Ricardo tritt Swoopo einerseits selbst als Verkäufer auf und nicht nur als Anbieter einer Plattform der sein Geld durch Provisionen und Einstellgebühren verdient und andererseits erfolgt auch die Preisbildung auf eine andere sehr interessante Weise.

 

Ein weiterer Unterschied von Swoopo ist, dass es sich bei den verkauften Produkten ausschließlich um Neuwaren handelt was bei typischen Online-Auktionen nicht unbedingt gegeben ist.

 

Wie bereits erwähnt funktioniert die Preisbildung bei Swoopo auf sehr interessante Weise, denn zum einen bietet sie dem „glücklichem Gewinner“ der Auktion ein überaus günstiges Angebot und zum anderen werden dadurch aus Sicht vom Auktionshaus unverhältnismäßig hohe Gewinne erzielt. Das System sieht vor, dass jeder Bieter durch sogenannte Bids ein Gebot abgeben kann. Ein Bid erhöht den Auktionspreis um 1 Cent, kostet aber selbst 50 Cent. Für den Kunden bedeutet dies, dass er für ein Gebot den 50-fachen Preis bezahlen muss. Im Gegenzug kann man allerdings auch davon ausgehen, dass das Produkt selbst in der Regel relativ günstig an den Höchstbieter übergeht – der Endgültige Kaufpreis wird durch das Höchstgebot abzüglich der bisher geleisteten Bids des Höchstbietenden an diesen verkauft.

 

Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Preisbildung ist hier auch, dass die Auktion kein wirkliches Ende hat. Zwar wird zu Beginn eine Laufzeit angegeben, geht diese Zeit aber dem Ende zu (abhängig von Auktion 10-20 Sekunden) wird durch jedes gesetzte Bid die Zeit wieder auf 10-20 Sekunden erhöht. Dies hat zur Folge, dass zum Ende einer Auktion natürlich auch die meisten Aktionen gesetzt werden und die Zahl der Bieter extrem ansteigt. Dies wiederum bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit selbst am Ende der Höchstbietende zu sein abnimmt und alle bisher bezahlten Bids verloren sind.

 

Damit das ganze System verständlicher wird möchte ich hier ein kleines Beispiel für eine Auktion geben. Die folgende Abbildung zeigt eine Auktion um ein Sony VAIO Notebook, der Preis liegt zum Zeitpunkt des Screenshots bei 48,10 Euro und das Gebot ist in 8 Sekunden zu Ende falls kein weiteres Gebot mehr gemacht wird, außerdem gibt es derzeit 14 aktive Bieter. Würde der Höchstbieter jetzt den Zuschlag bekommen müsste er nur 48,10 Euro zahlen. 48,10 Euro sind aber gleichzusetzen mit 4810 Bids von dem jeder für Swoopo selbst 50 Cent Wert ist, also würde Swoopo hier einen Bruttoerlös von 2405 Euro erzielen. Zum momentanen Zeitpunkt der Auktion kann man aber nicht davon ausgehen, dass sie bald beendet ist da es viele Interessenten gibt die bereits einiges an Geld investiert haben und damit auch eine gewisse psychologische Bindung haben und sich wahrscheinlich nicht kampflos zurückziehen werden.

Swoopo Auktion

Meiner Meinung nach hat Swoopo mit diesem System aus unternehmerischer Sicht einen Geniestreich gelandet, allerdings halte ich es persönlich für Kunden sehr fragwürdig da das gesamte System nichts anderes als eine überteuerte Lotterie mit geringen Gewinnchancen ist und den Begriff Auktion nur als Deckmantel verwendet.

 

Als kleine Anmerkung am Rande, während ich diese Zeilen schreibe steht das Angebot für das Sony VAIO Notebook bei 51,13 Euro also schon rund 2550 Euro brutto für Swoopo und kein Ende in Sicht ;)

 

1 comment :: Kommentieren

christoph_georg.schuetz.uni-linz, 10. Mai 2010, 15:13

Ich muss dir beipflichten: Aus unternehmerischer Sicht ist die Idee natürlich genial. Man bedient sich hier dem Prinzip des Casinos oder einer Lotterie und hüllt es in den Deckmantel einer Auktion. Es ist anzunehmen, dass einzelne Kunden ab einem gewissen Zeitpunkt ihr Angebot immer weiter in die Höhe treiben um nicht leer auszugehen. Ein Homo oeconomicus dürfte darauf nicht hineinfallen. Mir würde in diesem Zusammenhang auch die Sunk Costs aus der Mikroökonomie einfallen. Pyndick und Rubinfeld haben hierzu ein Beispiel, dass mich an die Swoopo-Problematik erinnert, obwohl es doch etwas anders ist. Man müsste ein Gebot bei Swoopo wahrscheinlich als Sunk Costs betrachten. Persönlich würde ich eher nicht mitmachen, da ich viel zu geizig bin und nur ungern Geld bezahlen würde ohne eine Gegenleistung zu erhalten ;-)

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