3. Persönliche Stellungnahme zum Thema
catharina.noack.salzburg, 00:46h
Im Folgenden möchte ich meine persönliche Meinung bezüglich der tatsächlichen Anwendbarkeit von Turkles Thesen auf die Realität äußern. In Bezug auf Kommunikation im Internet ist die von mir erfahrene Realität leider noch die einer meist sehr oberflächlichen Smalltalk-Gemeinde. Meiner Meinung nach wird es diesbezüglich im Laufe der Zeit noch Veränderungen geben.
Bei dem Thema ,,gender-swapping" weist Turkle darauf hin, dass man sich in der Identität einer Person des anderen Geschlechts erproben könne, indem man sich im Chat für sie ausgibt. So faszinierend diese Möglichkeit auch klingen mag, trotzdem zweifle ich an der Vollständigkeit dieser Erfahrung. Wenn ein Mann sich in den Körper einer Frau versetzt, dies aber in einem körperlosen Medium tut, dann kann er sich vielleicht in eine Frau ,,reindenken", wie dies ein Schauspieler in eine Rolle tut. Aber er wird wohl kaum erfahren, wie es wirklich ist eine Frau zu sein. Das tatsächliche Erlebnis wird ihm für immer versagt bleiben. Nicht anzweifeln möchte ich allerdings, dass es möglich ist, die völlig veränderten Reaktionen der Gesprächspartner zu erleben.
Zustimmen möchte ich dagegen Turkle’s Theorie von der Bedeutung der Fähigkeit, andere Rollen zu übernehmen. Ich denke, dass grundsätzlich in der Arbeitswelt die Fähigkeit, sich schnell an andere Rollen und andere Verhältnisse anzupassen immer wichtiger wird. Flexibilität und Mobilität werden ja gerade in höheren Positionen vorausgesetzt. Dieser Trend wird sich wahrscheinlich mit der zunehmenden Technisierung und Globalisierung der Wirtschaft fortsetzen.
Wenn man den Aspekt der Körperlosigkeit in der Internetkommunikation einmal genauer betrachtet, so ist es doch interessant, dass gleichzeitig mit dem Aufschwung des Internet ein immer stärkerer Hang zur Modellierung des eigenen Körpers in der Realität aufkam. Wenn in den Chatrooms ,,genderswapping" erfolgt, so wird der eigene Körper schlicht verleugnet, oder selbst konstruiert. Dem liegt möglicherweise das Bedürfnis zu Grunde, die physikalische Hülle zu überwinden und den Körper zu besiegen. Aus diesen Gründen sind auch das Bodybuilding und der Fitnesswahn der modernen Welt entstanden. Diese Entwicklung findet im alltäglichen Einsatz von plastischer Chirurgie ihren momentanen Höhepunkt. Wenn sich in Zukunft weiter die Strömung zur Verleugnung im Internet ausleben lässt, so besteht vielleicht die Möglichkeit, dass das Internet somit zur Überwindung des Schlankheits- und Fitnesswahns führt.
Für mich ist es sehr wahrscheinlich, dass die meisten Menschen das Chatten eher als einen Zeitvertreib, wie zum Beispiel den Fernseher, sehen. Das Internet ist hier nur ein Ort bequemer Kontaktaufnahme, für die man nicht das Haus verlassen muss. Für die Kontaktaufnahme hat das Internet zwei entscheidende Vorteile: Erstens die schon zuvor erläuterte Anonymität, und zweitens die Tatsache, dass allein die Anwesenheit des Gegenüber in einem Chat schon auf Kontaktinteresse seinerseits schließen lässt.
Die Studien von Turkle halte ich für eine Art Leitfaden, der dazu dient, das eigene Verhalten bei der Online-Kommunikation zu überdenken und sich davor zu schützen, zu tief in den Chat zu versinken.
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