Webkommunikation Tageszeitung in der Krise?
clemens georg.sunitsch.uni-linz, 8. Juli 2014, 00:31
Anhand zweier Artikel von den beiden folgenden Autoren möchte ich mich mit diesem Thema auseinandersetzen:
#5 Armin Wolf, Menschen die auf Schirme starren.
Bild: Kaffee in San Fransisco (spiegel.de)
Bild: Wiener Kaffee (wikipedia.org)
Armin Wolf, stellvertretender Chefredakteur des ORF und TV-Moderator, hatte bei der Ausführung seines Artikels wohl obige beiden Bilder im Kopf. Er beschreibt die Beziehung zwischen der klassischen Tageszeitung in Printform und der digitalen Version aus seiner Sicht.
Dabei war er lange Zeit der Ansicht, dass sich die klassische Tageszeitung, ähnlich wie andere klassische Medien, nicht so einfach verdrängen ließe. Obiges Bild, in einem Kaffee in San Francisco aufgenommen, rüttelte daran aber stark.
Die geschilderte Szene spiegelt wider, was auch Statistiken zeigen. Klassische Tageszeitungen werden von jungen Menschen kaum gelesen, sie beziehen ihre Informationen über Smartphones, Tablets etc. und dies wird sich auch nicht mit voranschreitendem Alter dieser Generation ändern.
Seine Erklärungen dafür sind die rasante technische Entwicklung und Kosten- bzw. Aufwandsgründe. Diverse Moderne Endgeräte sind, relativ zu den vielen Leistungen die sie bieten, günstig zu haben. Zu diesen Leistungen zählt eben auch das schnelle Abrufen von Informationen über das Internet und dabei kann die Printversion nicht mehr mithalten. Es ist eben mit zu vielen Kosten verbunden, Neuigkeiten auf Papier zu drucken und auszuliefern. Außerdem dauert es auf diesem Wege zu lange die „News“ zu verbreiten. Kurz gesagt, es ist nicht mehr zeitgemäß.
Wolf sieht darin eine natürliche Entwicklung, wobei sich die schnelleren, leistungsstärkeren Medien und Techniken durchsetzten.
„2034 wird es in Wien noch immer Kaffeehäuser geben. Aber ich werde wohl nur mehr eine Art Folie dabei haben. Entscheidend ist, was ich drauf lesen kann.“
Für Wolf ist der Bedarf an Qualitätsjournalismus auch zukünftig keine Frage, dabei ist dieser nicht an die Tageszeitung in Papierform gebunden. Ein großes Fragezeichen lässt er allerdings hinter der Frage, wie dieser im Internet finanziert werden soll.
Eine Möglichkeit, wäre vielleicht jene des Crowdfundings, die auch bei Kollegen Ellmer Erwähnung findet.
#9 Jeff Jarvis, Journalisten sind Dienstleister keine Monopolisten
Der Reporter, Bestsellerautor und Blogger Jeff Jarvis, beschreibt die veränderte Rolle der Journalisten durch das Web (2.0), ähnlich wie ich in bereits in einem Beitrag darauf eingegangen bin. Sie wandeln sich von Gatekeepern zu Gatewatchern , oder wie Jarvis schreibt, von Geschichtenerzählern dazu, Informationen für das Volk zusammenzustellen und zu bündeln.
Genau darin sieht er auch eine große Chance, nämlich Nachrichten in neuer Form zu präsentieren, so dass sie von jedem Menschen individuell und multimedial erlebt werden können.
Eine weitere Chance sieht Jarvis in der veränderten Beziehung zur Öffentlichkeit, welche die genannte Veränderung mit einschließt. User können sich im Web 2.0 selbst mitteilen und benötigen die Medien eher als Vermittler. Gerade deswegen werden Journalisten benötigt. Sie „... müssen diesem Informationsfluss einen Mehrwert geben, sie müssen Fakten überprüfen, Gerüchte entlarven, Quellen aufstöbern, Zusammenhänge und Erklärungen hinzufügen und, was am wichtigsten ist, Fragen stellen und Antworten finden, die nicht in dem Fluss enthalten sind - also: berichten“
Weiters sieht der Autor eine große Chance in neuen Geschäftsmodellen, wird aber bei der Frage zur Finanzierung wenig konkret. Allerdings sieht er Google in etwa als mögliches Vorbild. Neue Geschäftsmodelle müssen auf die Beziehung zum Einzelnen und individuelle Informationen aufbauen.
Letztendlich zählt für Jarvis nicht die äußere Form von Nachrichten und Journalismus, sondern deren Qualität und Beitrag zur Gesellschaft, als Organisatoren von Wissen.
Fazit:
Die beiden Autoren, Wolf und Jarvis, die auch dafür bekannt sind neue Medien einzusetzen, sind sich relativ einig. Technischer Fortschritt ist etwas natürliches und neue mediale Formen bieten auch neue Chancen. Darin stimme ich ihnen deutlich zu. Redaktionen müssen sich verstärkt auf die Veränderungen einstellen und darin nicht nur Probleme und Risiken sehen.
Eine wichtige Frage ist jene der Finanzierung, wobei beide Autoren ideenlos bis wenig konkret sind. Eine Möglichkeit wäre unter Umständen das bereits erwähnte Crowdfunding.
Letztendlich sind sich beide Autoren auch darin einig, dass der Inhalt und die Qualität von Nachrichten zählen, auf welchen Weg sie auch immer zum Leser finden.
Es mag eine Krise der Tageszeitung in der Prtintversion geben, dies ist aber gleichzusetzen mit einer Krise des Qualitätsjournalismus.
Quellen:
Armin Wolf, Menschen die auf Schirme starren
Jeff Jarvis, Journalisten sind Dienstleister keine Monopolisten
Journalismus unabhängig von der Erscheinungsform einer Zeitung....
hannes werner.steininger.uni-linz, 11. Juli 2014, 15:06
Hallo Clemens!
Finde deine Zusammenfassung vom Beitrag von Armin Wolf zum Thema "Krise der Tageszeitungen" sehr interessant, kannte seine Meinung bis dato noch nicht.
Ich denke auch, dass die Zeitungsbranche nicht in der Krise ist, sondern sie befindet sich lediglich im Wandel. Aber am Ende werden nur jene Tageszeitungen übrigbleiben, die für Inhalte, Qualität und eine bestimmte Marke bzw. Image stehen.
Armin Wolf denkt da ähnlich wie Jeff Jarvis, für den ja nicht die Zeitungen zählen, sondern die Nachrichten und der Journalismus. Und wie sie der Gesellschaft dabei helfen können, ihr Wissen zu organisieren, um sich selber besser zu organisieren.