Avatare als virtuelle Stellvertreter - realitätsnahe Darstellung oder Idealvorstellung?
christina.sternbauer2.uni-linz, 3. Dezember 2012, 12:55
Eine spezielle Möglichkeit, um im virtuellen Raum aufzutreten, ist die Verwendung von Avataren, die die virtuelle Identität eines Nutzers repräsentieren.
Avatare sind virtuelle Stellvertreter für die einzelnen Individuen, die somit mit anderen Avataren (also anderen Benutzern), Objekten bzw. der virtuellen Umgebung interagieren können. (Suh et al. 2011) Bei der Erstellung bzw. Gestaltung eines Avatars kann dieser einerseits sehr stark an das persönliche Aussehen angelehnt sein (Transparenz) bzw. andererseits von diesem abweichen (Intransparenz).
Benutzer werden durch die Darstellung ihrer virtuellen Identität wahrgenommen. Personen, die in virtuellen Welten zusammenarbeiten, fokussieren sich besser auf die zu erledigenden Aufgaben und besitzen eine höhere Motivation zu einer erhöhten Performance, wenn ihre Avatare ihnen selbst ähneln. (Suh et al. 2011)
Ziel der von (Suh et al. 2011) durchgeführten Studie war es zu ermitteln, wie Benutzer Haltungen gegenüber Avataren in aufgabenbasierten Umgebungen bilden. In diesem Zusammenhang berichten die Autoren von der Verwendung sogenannter „dual-congruity perspectives“, die sich aus self-congruity und functional congruity zusammensetzen. Bei self-congruity handelt es sich um Übereinstimmung des Nutzers mit seinem Avatar und in Folge der Identifikation, während die functional congruity die Übereinstimmung mit gewünschten funktionalen Attributen bezeichnet.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass ein Avatar, der dem Nutzer sehr ähnlich ist (Ähnlichkeit des Körpers und des Gesichts) zu einer höheren Identifikation mit dem Avatar führt. Dies führt weiters dazu, dass man eine positive Haltung gegenüber dem Avatar entwickelt und dies geht einher mit einer höheren Nutzungsbereitschaft. Beide Perspektiven (self-congruity und functional congruity) werden somit unterstützt. (Suh et al. 2011)
Diese Ergebnisse sprechen im Falle einer aufgabenbasierten Anwendung sehr stark dafür, bei der Erstellung von Avataren für Transparenz zu sorgen, das Aussehen der Avatare also sehr ähnlich an sich selbst anzupassen.
Holzwarth et al. (2006) beschreiben in ihrem Artikel Ergebnisse einer Studie über den Einsatz von Avataren auf Shopping Webseiten. Kunden, die nur mäßig miteingebunden werden, lassen sich leichter von attraktiven Avataren überzeugen, während jedoch bei einer hohen Kundeneinbindung Expertenwissen des Avatars gefragt ist. Attraktive Avatare wirken beliebt, während Experten-Avatare aufgrund ihrer Glaubwürdigkeit überzeugend wirken. Bei diesem Anwendungsszenario ist somit (im Falle von mäßiger Kundeneinbindung) das Schaffen von Intransparenz, also somit einer „Verschönerung“ des Avatars von Vorteil.
Die Attraktivität des Avatars steht auch bei Baylor (2011) im Mittelpunkt. Attraktive Avatare zeigten eine bessere Selbstwahrnehmung, sie wirken freundlicher und extrovertierter und waren gewillter, sich anderen Avataren mit anderem Geschlecht innerhalb weniger als einer Minute anzunähern, während unattraktive Avatare eine größere Distanz zu anderen hatten, außerdem teilten letztere weniger persönliche Details. Auch diese Ergebnisse sprechen für eine optische Verbesserung des Aussehens beim Einsatz von Avataren, was somit mit wieder für Intransparenz spricht.
Literatur
Suh, K.-S.; Kim, H.; Suh, E.K.: What if your Avatar looks like you? Dual-congruity perspectives for Avatar use. In: MIS Quarterly, Vol. 35, Iss. 3, 2011, S.711-A4. (Download)
Holzwarth, M.; Janiszewski, C.; Neumann, M.: The Influence of Avatars on Online Consumer Shopping Behavior. In: Journal of Marketing, Vol. 70, 2006, S. 19-36 (Download)
Baylor, A.L.: The design of motivational agents and avatars. In: Education Tech Research & Development, Vol. 59, Iss. 2, 2011, S. 291-300 (Download)
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