Propaedeutikum Artikel - Facebook's M - another Siri, Cortana, Google Now and Co?

darja.kneissl.uni-linz, 30. März 2016, 13:32

Virtuelle Assistenten auf Smartphones, Tablets und PC’s etc. erfreuen sich an zunehmender Beliebtheit und Raffinesse. Während Microsoft, Google, Apple und Co bereits technologiebasierte Systeme in ihre Geräte eingebettet haben und auch bereits Erfahrungen der UserInnen in neue Generationen einpflegen können, steckt Facebook’s M Hybrid noch in den Startlöchern. M soll nicht nur die Bedienung des jeweiligen Gerätes und einfache Online-Abfragen ausführen, sondern als persönlicher Assistent im Alltag fungieren.

Der persönliche Assistent

Letzen Herbst hat Facebook der Welt den neuen Dienst „M“ vorgestellt. M wird in Zukunft ein fester Bestandteil des bereits vorhandenen Dienstes „Messenger“ sein und wird als das bessere Siri, Google Now und Co. präsentiert. David Marcus, der Vizepräsident von Facebook’s Messeging Sparte, kündigt M als „a personal digital assistant inside of Messenger that completes tasks and finds information on your behalf“ an (Q1).

Der virtuelle Assistent wurde allerdings bislang nur für wenige Hundert Facebook-UserInnen in der Bay Area von San Francisco freigeschalten, um Erfahrungen zu sammeln und vor allem den Arbeitsaufwand, für die im Hintergrund arbeitenden MitarbeiterInnen, nicht ins unermessliche steigen zu lassen. Die hinter M stehende Software, welche der künstliche Intelligenz sehr nahe kommt, kann momentan noch nicht zu 100% alleine und selbständig alle Anfragen erledigen. Sehr komplexe Aufgaben werden zum jetzigen Zeitpunkt noch von TrainerInnen im Hintergrund erledigt, solange bis M ausreichend Updates und Lernerfolge hat (Vgl. Q2).

Momentan sind einige Dienste am Markt, die ähnliche Ziele verfolgen wie Facebook. Zu den bekanntesten und am weitesten verbreitetsten zählen Siri von Apple, Cortana von Microsoft sowie der Google-Dienst Google Now. Während M nicht lösbare Aufgaben an die im Hintergrund arbeitenden TrainerInnen weiterreicht, gelangen Siri & Co schnell an ihre technologischen Grenzen und bringen so manche UserInnen zum Verzweifeln (Vgl. Q3).

Apple’s Siri

Siri, welche sich auf den neueren mobilen Apple-Geräten befindet, reagiert auf Spracheingaben. Dieser persönliche Assistent versucht die Semantik von UserInnen-Fragen zu verstehen und eine passende Antwort zu lieferen. Bei Unklarheiten fragt Siri nach weiteren Informationen, die verarbeitet und in den „Wissensbestand“ eingehen werden (Vgl. Q4).

Microsoft’s Cortana

Cortana wurde von Microsoft entwickelt und ist so wie Siri ein lernfähiger persönlicher Assistent, der ab dem Betriebssystem Windows 10 verfügbar ist. Die Kommunikation mit Cortana erfolgt so wie bei Siri mittels Spracheingabe, aber auch mittels Texteingabe. In diesem Zusammenhang wird von einem „Hybrid“ gesprochen. Die Lernfähigkeit von Cortana basiert auf der Speicherung aller personenbezogenen Daten, die von den UserInnen preisgegeben werden. Um den NutzerInnen die Kontrolle über ihre Daten zu lassen und Datenmissbrauchsbefürchtungen entgegen zu wirken, ist es möglich alle gesammelten personenbezogenen Daten einzusehen, zu bearbeiten und auch zu löschen. Eine weitere Funktion von Cortana ist die Einbindung des Microsoft Cloud-Speicher-Dienstes OneDrive, womit das Erstellen von Notizen auf einer Webseite im eigenen Microsoft-Account gespeichert wird und von anderen Endgeräten abgerufen werden kann (Vgl. Q5).

Google Now

Das Ziel von Google Now ist es, den NutzerInnen zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Informationen zu liefern. Das Informationsangebot von Google Now ist vielfältig. So werden zum Beispiel standortbezogene Wetterdaten, Verkehrsinformation, Erinnerungen, Termine, Nachrichten, etc. angezeigt (Vgl. Q6).

An dieser Stelle möchte ich meine eignen Erfahrungen mit Google Now teilen:

Ich verwende Google Now mittlerweile sehr häufig, weil es einen bunten Mix an Informationen visuell sehr ansprechend liefert. Ich finde es sehr praktisch, dass auf einen Blick sowohl die standortbezogenen Wetterdaten, Termine für den heutigen Tag und Verkehrsinformationen zu sehen sind. Die Qualität der generierten Daten kommt mir auch sehr plausibel und richtig vor. Außerdem werden mir täglich rund 15 verschiedene Nachrichtenbeiträge aus Webseiten, von denen Google glaubt dass sie mich interessieren und von Webseiten, die ich regelmäßig besuche, angezeigt. In der Vergangenheit musste ich allerdings feststellen, dass die Qualität der für mich generierten Nachrichten nicht sehr oft mit meinen Interessen übereinstimmt. Wünschenswert wäre, wenn es möglich wäre Google Now konkrete Vorschläge an Websites zu geben, von denen ich gerne Informationen erhalten möchte. Dies ist leider nur soweit möglich, dass aus einem (sehr begrenzten) Pool an Rubriken Interessen festgelegt werden können. Dieses Manko wird allerdings durch eine ausgezeichnete Umsetzung der Reiseinformationen wieder gut gemacht. Google Now erkennt auf Grund von Buchungsbestätigungen per E-Mail, dass eine Reise geplant ist. Alle Informationen, die Google Now zu dieser Reise findet werden gebündelt und mit entsprechenden Reisezielinformationen präsentiert. Am Tag der Reise konnte ich sogar feststellen, dass Google Now die tatsächlichen Abflugzeiten recherchiert hat und mich über unplanmäßige Änderungen informiert.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Google Now in Bezug auf Wetterdaten, Verkehrs- und Reiseinformationen sowie Paketsendungsverfolgung überaus hilfreich ist. Leider stimmen die generierten Nachrichten nicht mit meinen gewünschten Nachrichteninformationen überein.

Geschäftsmodell M

Wie bereits eingangs erwähnt, verbirgt sich hinter M ein persönlicher Assistent, welcher die Anfragen seiner UserInnen verarbeitet. M ist als virtuelle Person in den Messenger Dienst von Facebook, welcher bereits von rund 800 Million NutzerInnen monatlich verwendet wird, integriert.

Obwohl M zur Zeit lediglich von wenigen TestuserInnen in der Bay Area von San Francisco ausprobiert werden kann, sollen sukzessive immer mehr Gebiete erschlossen werden, bis schlussendlich alle Messenger-UserInnen im System integriert sind. Die Vision von Facebook ist es alle Bedürfnisse, Wünsche und Anfragen der Facebook-NutzeInnen über M erledigen zu können. Momentan wirbt die Management-Ebene von Facebook mit der Abwicklung von Reservierungen, Flugbuchungen, Bestellungen, diverse Angebotseinholungen etc. über M. Die virtuelle Person M basiert auf selbstlernenden Algorithmen, die einer künstlichen Intelligenz ähneln. Mit Hilfe von Fragen, die an die UserInnen gerichtet werden ermittelt der Algorithmus Möglichkeiten zur Anfragebearbeitung und schlägt darauf aufbauend Lösungsvorschläge vor. Findet der Algorithmus keine Lösung, so wird die Anfrage an einen Facebook-Mitarbeiter weiter geleitet. Die dabei stattfindende Kommunikation zwischen M und den UserInnen verläuft wie zwischen zwei Menschen. Testberichten zu Folge wurden hier keine Unterschiede zwischen computerbasierten Antworten und jenen von Menschen festgestellt.

Die Informationen, die M für die Ausführung von Anfragen benötigt werden laut David Marcus zum jetzigen Zeitpunkt ausschließlich durch die direkte Kommunikation zwischen NutzerIn und M generiert und nicht durch Daten aus dem Sozialen Netzwerk Facebook ergänzt (Vgl. Q3). Es wurde aber bereits angekündigt, dass sich das “at some point, with proper user consent” ändern kann (ebd).

Alex Kantrowitz, der TestUser und zu gleich Reporter des Onlinenachrichtendienstes BuzzFeed ist, hat folgenden kommentierten Nachrichtenverlauf veröffentlicht. Interessant dabei ist, dass M beim Bestellen eines Uberfahrers Schwierigkeiten hatte, aber ein Flugticket problemlos kaufen konnte (Vgl. Q8).

 UberBuzzFeed

 

Teile der Konversation wurden ausgeschnitten.

 BuzzFeed - Book a flight

Teile der Konversation wurden ausgeschnitten.

BuzzFeed - Payment

 Der gesamte Nachrichtenverlauf ist auf der Website von BuzzFeed einzusehen.

An jenem Punkt an dem die Bezahlung des Fluges von M vermittelt wird, lässt sich das hinter M stehende Geschäftsmodell vermuten. Für die Transaktionen und Aufgaben die M erledigt wird Facebook mitverdienen. Dadurch sollen die in Zukunft benötigten TrainerInnen, welche die komplexen Aufgaben an Stelle von M im Hintergrund erledigen, finanziert werden. Außerdem könnte Facebook mit Firmen Partnerschaften eingehen um eine direkte und somit schnellere Verbindung zwischen Konsument und Anbieter herstellen zu können (Vgl. Q3).

Es wird davon ausgegangen, dass M, so wie das Soziale Netzwerk Facebook, fortlaufend User-Daten sammelt und auf Basis dessen Werbungen in Form von Angeboten einfließen lässt. Die Gefahr dabei besteht, dass Facebook-Partner von M bevorzugt werden und andere nicht (Vgl. Q7). 

Datenschutz

Aussagen von Facebook zu Folge werden nur jene Daten von M für die Ausführung von Anfragen verwendet die explizit mitgeteilt werden. Es wird aber auch betont, dass eben für diese Ausführung oft Hintergrundwissen benötigt wird, welches über die Kommunikation im Messenger erworben werden soll. Facebook wird in Zukunft also sehr stark daran arbeiten das Vertrauen der NutzerInnen zu gewinnen, weil nur so Daten gewonnen werden können (Vgl. Q7).

Conclusio

Mit M wird eine neue Ära der persönlichen Assistenten eröffnet. Zukünftig erhalten UserInnen nicht nur Unterstützung bei der Verwendung des eigenen Gerätes, sondern auch bei der Erledigung von Alltagsdingen. Durch das Geschäftsmodell von Facebook wird eine die Beziehung zwischen den Werbetreibenden und Facebook noch intensiver, weil durch M auch der direkte Verkauf an die NutzerInnen möglich gemacht wird. Es stellt sich somit die Frage wie objektiv M seine NutzerInnen mit Informationen und Angeboten versorgt? Werden lediglich Partnerunternehmen in das von Facebook geschaffene System miteingebunden oder wird eine neutrale Informationsvermittlung angestrebt?

 

Literatur:

Q1 – The Verge (2015), Facebook's Siri-like personal assistant is called M, and it lives inside Messenger, URL: http://www.theverge.com/2015/8/26/9211235/facebook-m-personal-assistant-announced, download am 12.3.2016

Q2 – Giga (2016), Facebook M: Alle Infos, Release und Funktionen des digitalen Assistenten, URL: http://www.giga.de/apps/facebook-m/, download am 12.3.2016

Q3 – Wired (2015), Facebook Launches M, it’s bold ansers to Siri and Cortana, URL: http://www.wired.com/2015/08/facebook-launches-m-new-kind-virtual-assistant/, download am 12.3.2016

Q4 – Giga, Siri, Der Sprachassisten für iPhone und iPad, URL: http://www.giga.de/apps/siri/, download am 12.3.2016

G5 – Focus Online, Konkurrenz für Siri und Google Now: Wie gut ist Microsofts Sprachassistent?, URL: http://www.focus.de/digital/computer/windows/ein-windows-windows-10-und-seine-neuerungen-teil-5-eine-plattform-ein-app-store_id_4399357.html, download am 12.3.2016

Q6 – Giga (2016), Der App-Drawer ist tot, es lebe der App-Drawer, URL: http://www.giga.de/apps/android/specials/der-app-drawer-ist-tot-es-lebe-der-app-drawer-warum-das-android-markenzeichen-so-schnell-nicht-verschwinden-wird/, download am 12.3.2014

Q7 – International Business Times (2015), Facebook’s M assistant combines human and artificial intelligence to do ‚anything you want‘, URL: http://www.ibtimes.co.uk/facebooks-m-assistant-combines-human-artificial-intelligence-do-anything-you-want-1527384, download am 23.3.2016

Q8 - BuzzFeed (2015), Here’s What “M,” Facebook Messenger’s Virtual Assistant, Looks Like, URL: http://www.buzzfeed.com/alexkantrowitz/heres-what-m-facebook-messengers-virtual-assistant-looks-lik#.ja1e5JGa2, download am 23.3.2016

 

 

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