80's Zone
Montag, 19. Januar 2004
Kapitel 3: Gesellschaft und Internet. Wechselwirkung, Evolution und Interaktion.

-3.1 Einleitung
-3.2 Gefahr im Netz und die Reaktion darauf
-3.3 Gemeinsam sind wir stark. Wie wir mitwirken
-3.4 Aussichten


-3.1 Einleitung

Das Thema, welches bei meiner ersten und zweiten Semesterarbeit nur kurz angeschnitten wurde, soll nun den Mittelpunkt dieser meiner dritten Arbeit bilden. Die Wirkung des Internets auf die Gesellschaft ist nachgewiesenen äußerst intensiv, doch ebenso beeinflusst die Gesellschaft das Internet. Hier finden Wechselwirkungen statt, die teilweise bereits zu einer eigenen Dynamik gefunden haben und einmal losgetreten, kaum noch zu stoppen sind.

So wurden bereits Viren millionenfach verbreitet und weitergereicht, indem sie in angeblichen Updates von Microsoft eingebettet waren. Gutgläubige User sendeten diese "Patches", die keine waren, dann an Freunde und Kollegen weiter, in dem guten Glauben diesen einen Dienst erwiesen zu haben. Wurden die Updates dann tatsächlich ausgeführt gewährte man gleichzeitig einem Hacker Zugang zum Pc, was mitunter verheerende Folgen hatte. In einem anderen Fall spielt der Programmierer mit den Ängsten seiner „Opfer“ und kleidet sich in den virtuellen Gewändern eines Polizeikommissars, der den Empfänger der E-Mail darauf hinwies, dass gegen ihn ein Verfahren eröffnet wurde. Natürlich enthielt dieses elektronische Dokument einen Anhang, der ebenfalls einen Virus enthielt. Wer ihn aus Angst öffnete, ermöglichte gleichzeitig einem Hacker alle Optionen des Zugriffs zu seinem PC [1].
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-3.2 Gefahr im Netz und die Reaktion darauf

Natürlich kann man durch Information diese Gefahren umgehen. Wenn man sich zu schützen weiß, muss man sich vor all den Viren, Würmern und trojanischen Pferden, die heutzutage im Internet allgegenwärtig sind, keine allzu großen Sorgen machen. Auch Anti-Viren Programme wie beispielsweise Norton von Symantec [2] machen das Surfen um einiges sicherer. Generell gilt schon lange, dass das Internet bereits seit geraumer Zeit kein Platz mehr ist, an dem man sich ohne funktionierenden Virenschutz aufhalten sollte, gibt es doch mittlerweile schon Exemplare, die sich bereits im PC einnisten, wenn man nur auf eine falsche Seite geht. Dabei muss es sich gar nicht um eine unseriöse Seite handeln. Dass diese Gefahren mit anhaltender Hartnäckigkeit ignoriert werden, ist verwirrend. Vor allem Unternehmen und Firmen, von denen man am ehesten erwarten sollte, dass sie ein gesundes Interesse an der Sicherung der eigenen Datenbestände an den Tag legen, sind überraschend nachlässig [3] [4]. Zwar schützen sich ca. 88 % mit einem Anti-Viren Programm, jedoch gehören regelmäßige Updates oft nicht zur Tagesordnung. Ein fataler Fehler, wenn man bedenkt, wie schnelllebig das Internet ist. Denn die Virenmacher sind um nichts langsamer. So ist es durchaus verständlich und keine Utopie, wenn ein Virus Schäden bis zu 10 Milliarden US Dollar und mehr verursacht [5]. Wiederinstandsetzung der PCs, die Neuinstallationen der Software, Wiederbeschaffung von Daten etc., all das ist teuer und erinnert an einen Sager aus jedermanns Kindheit – „Vorbeugen ist besser als Heilen“, vor allem wenn die Heilung Geldmengen im zehnstelligen Bereich verschlingt.

Den Schrecken der Bedrohung von Seiten der Virenprogrammierer nicht ausser acht lassend, erscheint aber vor allem eines im höchstens Maße interessant. Der evolutionäre Prozess des Internets. Natürlich stecken hinter jeder Änderung und Innovation im Datennetz Menschen. Sähe man allerdings das Internet als eigenständig an und übersähe den Menschlichen Part für einen Moment, so würde auffallen, dass sich das Internet mit immer mehr und besseren Anti-Virus Programmen vor schädlichem Code schützt. Jeder Aktion im Internet folgt eine Reaktion, die in ihrer Größe davon abhängt, wie stark das Ereignis war, welches sie auslöste. Das ist freilich eine sehr philosophische Herangehensweise an das Thema, jedoch keine falsche! Der Duden hält für das Wort „Evolution“ unter anderem folgende Begriffsdefinition parat – „allmählich fortschreitende Entwicklung; Fortentwicklung im Geschichtsablauf“ [6]. Die Vorgänge, welche sich im Internet abspielen, folgen dem selben Grundmuster. Sie spielen bei der Erschaffung jedes neuen Programms eine wesentliche Rolle.
So entwickelt beispielsweise ein Programmierer eine Software, von der er annimmt, sie wäre für die Zielgruppe, für welche er arbeitet von Nutzen. Er entwirft und veröffentlicht das Programm, woraufhin andere anfangen werden, dieses zu nutzen. Je nachdem wie intensiv das Programm verwendet wird, werden mit der Zeit Fehler erkannt, Unzulänglichkeiten realisiert und Verbesserungsvorschläge gemacht. Der Autor wird darauf anschließend möglicherweise an die Verbesserung seiner Software gehen. Von da an wiederholt sich dieser Prozess. Wir haben eine „allmählich fortschreitende Entwicklung.“

Auch die schon besprochenen Viren folgen diesem Muster. Daher gibt es von einigen Viren unzählige Variationen, die nicht einmal vom gleichen Programmierer stammen müssen, da mancher Fachkundige sich Anregungen von anderer Leute Arbeit verspricht. Inwiefern bei solch illegaler Tätigkeit von „Arbeit“ gesprochen werden darf, sei dahingestellt. Das Beispiel eignet sich nur eben hervorragend, um diese evolutionären Prozesse im Internet nachzuweisen. Bester Vergleich – Das ewige Katz-und-Maus-Spiel zwischen Microsoft und den Virenprogrammierern. Kaum wird durch ein Sicherheitsupdate eine Sicherheitslücke von Microsoft geschlossen, schon wird eine neue Möglichkeit ausgeklügelt eine andere zu nutzen.
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-3.3 Gemeinsam sind wir stark. Wie wir mitwirken

Jeder Nutzer des Internets nimmt automatisch an dessen Evolution und Entwicklung teil. Wenn wir also nur noch Information eines gewissen Typs konsumieren, wird dieser Typ über kurz oder lang auch mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Interessiert uns nur noch Information, welche multimedial aufgebessert und ausgearbeitet wurde, werden wir künftig eine grössere Auswahl an diesen Angeboten haben. Um etwas zu bewegen, reicht das Individuum, der Einzelne jedoch oft nicht mehr aus. Es existieren daher verschiedenste Zusammenschlüsse von Menschen mit gleicher Gesinnung. Die Möglichkeit zur Zusammenarbeit im Internet ist also gegeben, auf der anderen Seite ist die Gefahr der Vereinsamung genauso präsent. Es kommt eben wie bei vielem darauf an, wie man etwas nutzt.

Eine hervorragende Möglichkeit zur Zusammenarbeit im Internet bilden Weblogs [7]. Dazu muss man jedoch auch eine gewisse Teamfähigkeit mitbringen. Weblog ist eine interessante Entwicklung! So gibt es beispielsweise eine Einrichtung im Internet namens „Wikipedia“ [8].
Dabei handelt es sich um eine freie, für jeden zugängliche Enzyklopädie, die es jedem ermöglicht, Informationen zu publizieren. Weil man sich dort auf auch auf den Content anderer Teilnehmer bezieht, ist es untereinander sehr stark vernetzt.

Dank des Wiki-Konzepts, welches besagt, dass Inhalte nicht nur gelesen, sondern auch online geändert werden können, entstehen völlig neue Möglichkeiten. Dazu gehört aber eine ordentliche Portion Medienkompetenz und persönliche Reife. Zu groß ist sonst die Versuchung mit der Möglichkeit des freien Veränderns und Publizierens irgendwelchen Schabernack anzurichten. Da man den Content aber problemlos wiederherstellen kann, scheint dieses Problem jedoch nicht allzu gravierend zu sein. Es macht anscheinend keinen Spaß, etwas mutwillig zu zerstören, dass schnell wieder in den Urzustand zurückversetzt werden kann.

Nimmt man in angemessener Form an Wikipedia teil, so kann man Beiträgen etwas hinzufügen, wenn man der Meinung ist, dass es zu dem Thema noch mehr zu erzählen und erklären gäbe. Wird zum Beispiel die Funktionsweise eines Altimeters, also eines Höhenmessgeräts dargestellt, so werden zu dieser Beschreibung einige Fachbegriffe benötigt, die wiederum nicht für alle verständlich sein könnten und darum auch erklärt werden müssen. Auf diese Weise lässt sich prinzipiell eine gut und sehr umfangreiche Enzyklopädie zusammenstellen.

Wikipedia wächst von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde und kumuliert immer mehr und mehr Information. Dies ist solange eine großartige Entwicklung, solange man hier nicht übertreibt.

Harald Schmidt unkte in einer seiner letzen Sendungen vor der „Winterpause“ maliziös, dass manche ihr Privatleben schon derart akkurat und präzise dokumentieren, dass unlängst wohl die CIA vor der Tür stehen könnte und Einsicht in die Urlaubserinnerungen erbittet, weil sie daraus wohl mehr Information erhalten könnten, als von allen Satelliten, Wanzen und Spionen. Eine Entwicklung die Weblogs eventuell drohen könnte.

Wie ich bereits in meiner ersten Semesterarbeit hingewiesen habe, beteiligt man sich normalerweise früher oder später, wenn einem die Möglichkeit dazu gegeben ist und Interesse besteht. Was allerdings, wenn es praktisch zu einem Thema nichts mehr hinzuzufügen gibt? Dann sucht man etwas, das von der Relevanz her womöglich eine Ebene unter dem bereits publizierten liegt. Vollzieht sich diese Entwicklung über einen längeren Zeitraum, beispielsweise bei einem Thema, bei welchem sich jeder eine ausreichende Kompetenz einräumt um qualifizierte Beiträge beizufügen, sieht man sich plötzlich mit „Informationen“ konfrontiert, die keinen mehr interessieren, weil sie allerhöchstens noch marginal von Interesse sind.

Die große Chance der Weblogs besteht jedoch darin, den großen Kritikpunkt meiner ersten Semesterarbeit teilweise aufzuheben, den Mangel an Authentizität. Ich habe diesen Mangel vor allem mit dem Nichtvorhandensein seriöser Berichterstattung verbunden. Hinter vielen Informationen und Meldungen stand keine Organisation sondern Privatpersonen, von denen man nicht erwartet konnte, dass sie – selbst wenn es ihr Anliegen ist – völlig korrekt recherchieren. Es gibt jedoch auch Situationen in denen man Informationen, die über offizielle Medien verbreitet werden, noch weniger Glauben schenken darf, als solchen, die von unabhängigen Stellen publiziert werden.

Man weiß ja spätestens seit dem zweiten Weltkrieg, dass Medien gerne und vor allem im Konfliktfall bevorzugt zur Verbreitung von Propaganda herangezogen werden. In diesem Moment steht nicht mehr der Wahrheitsgehalt im Vordergrund, sondern die zu erwartende Reaktion derer, die diese Informationen konsumieren. Als im jüngsten Irak-Krieg die ersten Opfer auf amerikanischer Seite zu beklagen waren, scheute sich der Irak nicht, die Bilder gefallener U.S Soldaten zu veröffentlichen. Das wurde von den USA heftigst kritisiert, da so etwas laut Genfer Konvention verboten ist. Die Kritik kann jedoch nicht allzu ernst gemeint gewesen sein, weil die USA Kriegsgefangene und Leichen – zum Beispiel jene, der beiden Hussein-Söhne – veröffentlichen, wenn sie sich auch nur den geringsten Vorteil davon versprechen oder wenn sie annehmen, dies könnte sich in der amerikanischen Öffentlichkeit positiv auswirken.

Just aus jenem Grunde wurden die Bilder amerikanischer Kriegsgefangener jedoch erst gar nicht und später nur zensiert gezeigt. Gäbe es nicht das Internet, welches jedem Zugriff auf diese Bilder und Informationen ermöglicht, wären diese jemals im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt worden?

Mit Hilfe von Weblogs kann jeder User in Echtzeit und – die nötige Technologie vorausgesetzt - von überall auf der Welt berichten. Da die Blogger-Szene sehr aktiv ist und Falschinformationen normalerweise schnell entlarvt, kann man auch einen gewissen Anspruch an die Authentizität stellen [9] [10]. In jedem Fall ist die zu erhaltende Information frei jeder Zensur, was vor allem bei heiklen Themen von äußerster Wichtigkeit ist. Es ist selbstverständlich, dass dies für Regierungen zu einem Problem werden könnte, denn die freie Meinungsäußerung – obwohl in den Grundgesetzen eines jeden demokratischen Staates verankert – kann Regierungen zu Fall bringen.
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-3.4 Aussichten

Weblogs sind eine relativ „neue“ Entwicklung des Internets. Sie entstanden ca. 1997. In der deutschsprachigen Öffentlichkeit sind sie jedoch erst seit 2000 bekannt, als ein Artikel über sie in der neuen Zürcher Zeitung zu lesen war. 2001 folgten dann gleich mehrere Artikel und mittlerweile „stolpert“ man auch über sie, wenn man sich nicht dafür interessiert. Ganz einfach weil sie einen gewissen Grad an Popularität überschritten haben.

Das heißt aber auch, dass immer mehr und mehr Menschen daran teilnehmen und dass das Netz an Information immer dichter und dichter wird. Nach und nach wird alles, was auch nur eine Notiz wert ist ins Internet gestellt. Jedes Fotohandy ist mittlerweile in der Lage, geschossene Bilder in Windeseile ins Internet zu stellen. Das, wovor sich die Gesellschaft immer gewehrt und gefürchtet hat, könnte nun wahr werden, die totale Überwachung und nun sogar freiwillig. Wie in Orwells Klassiker kann niemand mehr einen Schritt tun, ohne die ständige Befürchtung beobachtet zu werden. Zukunftsvision?

Weblogs sind in jedem Fall ein Teil des Internets und als solcher von seiner generellen Entwicklung nicht zu isolieren. Gibt es also eine generelle Boulevardisierung der Gesellschaft und darauf deutet vieles hin, so beeinflusst das auch das Internet und die Weblogs. Je größer dabei die Zahl der Teilnehmer ist, desto größer ist auch der Einfluss der Gesellschaft. Wie schon zuvor das Internet haben Weblogs ihren „elitären“ Status verloren. Zwar zielen sie darauf ab, jenen mit technisch weniger profunden Kenntnissen das freie Publizieren zu ermöglichen, wollen also nicht unbedingt einen „elitären“ Status erreichen, trotzdem ist die Beteiligung einer großen Masse immer ein potentielles Problem, da große Systeme immer schwer organisierbar sind.

Großer Organisationsaufwand bedarf auch größerer finanzieller Mittel. Diese sind längerfristig durch Spenden nicht zu erreichen, sondern nur durch eine Kommerzialisierung. Damit würden die Weblogs jedoch genau jenen Weg gehen, den sie ablehnen.
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[1] www.wiesenbote.de / Internet
E-Mail von falschem Polizeikommissar enthält Virus


[2] http://www.symantec.de


[3] www.informationsweek.de
„Virenschleudern sollen zahlen“


[4] 3SAT
Firmencomputer oft unsicher


[5] Universität Köln
„Aus der Welt der Computer und Netze“

Grosse Schäden durch Viren

[6] Duden / Das Fremdwörterbuch / 6. Auflage
Seite 242 / „Evolution“

[7] Weblogs
eine kurze Beschreibung

[8] Wikipedia / Internet

[9] www.netzeitung.de / Internet
«Moblog»: Amateur-Reporter berichten in Echtzeit

[10] www.netzeitung.de / Internet
«Weblogs bieten ehrlichere Berichterstattung über den Krieg»

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Kapitel 2: "Ich will Spaß". Wie nutzen wir die "neuen Medien"?

-2.1 Einleitung
-2.2 Hallo, wie geht es dir? Kleinkommunikation
-2.3 Melting Pot“ Das „Zusammenwachsen relevanter Entwicklungslinien der elektronischen Datenverarbeitung“
-2.4 Medienkompetenz





-2.1 Einleitung

Im Rahmen meiner ersten Semesterarbeit habe ich bereits festgestellt, dass die Anzahl der Internetuser kontinuierlich ansteigt. Damit einhergehend ist die Massenproduktion der Information, denn wo viele Leute sind, da gibt es auch viel zu erzählen. Auch die Kommerzialisierung ergreift immer mehr Besitz vom weltweiten Datennetz. Was früher noch gratis war, kann morgen schon etwas kosten, wenn dies nicht bereits der Fall ist. Beide Faktoren, die rasche Entwicklung und die Kommerzialisierung beeinflussen die Qualität des Internets in erheblichen Maße. Doch wie nutzen wir es überhaupt? Halten wir vordergründig überhaupt Ausschau nach guter Information? Wollen wir zielgerichtet suchen, oder sind wir daran gar nicht, oder nur in zweiter Linie interessiert?

Die Frage ist berechtigt! Vor allem wenn wir Information so konsumieren, wie wir sie produzieren. Um dieses Rätsel zu lösen, muss man sich nur einen kleinen Schritt vom Internet entfernen und sich dem Medium Handy widmen. Nun ist das Thema „SMS“ sicherlich eines, welches vor allem die eher Jüngeren betrifft und die Älteren möglicherweise weniger tangiert. Trotzdem kann es hervorragend herangezogen werden, will man wissen, wie viel Gehalt unsere Kommunikation heutzutage beinhaltet. Es ist zum Teil erschreckend wenig.
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-2.2 Hallo, wie geht es dir? "Kleinkommunikation"

Weltweit wurden im Jahr 2002 366 Milliarden! SMS verschickt [1]. Bei einer solch astronomischen Zahl muss man sich fragen, wie unsere Gesellschaft vor der Erfindung des Handys nur jemals funktionieren konnte. Viele verwenden diese Art der Non-Voice-Kommunikation vor allem zur Planung von Verabredungen und um zu erfahren, was andere gerade machen. In etwa ein Drittel versendet Nachrichten, um im Gegenzug selbst welche zu bekommen oder will damit einfach mitteilen, wie es geht. Je weiter fortgeschritten das Alter, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer zielgerichteten Nutzung des „short message service“. Anhand dieser Fakten kann man erkennen, wie wenig zielgerichtet Information – vor allem, aber nicht nur – von jungen Menschen produziert und in weiterer Folge auch konsumiert wird.

Wie schon erwähnt, lässt sich das Problem hervorragend auf das Internet übertragen. Wir haben herausgefunden, dass die Kommunikation, welche mit SMS betrieben wird, vor allem dem Zweck der Unterhaltung dient, weniger dem der ernsthaften Information. Wie verhält es sich nun im Internet? Tatsächlich wird man feststellen, dass wir hier mit den selben Gegebenheiten konfrontiert sind.

50 % der 14 – 19jährigen in Österreich sind mindestens einmal täglich im Internet. Jedoch nur 27 % der Gesamtbevölkerung [2]. 66 Prozent der Jugendlichen versenden täglich E-Mails. In Chats, Newsgroups und Foren sind sie mit 45 Prozent fast viermal so oft vertreten wie die Erwachsenen. Musikhören und -herunterladen übers Internet gehört für sie zum Alltag. Erwiesenermaßen stellt das Internet für die meisten Erwachsenen ein Gebrauchsmedium dar. Die Jugend jedoch, sieht darin eher ein Freizeitmedium, in welchem sich attraktive Unterhaltungsangebote finden lassen. Vor allem Angehörige jener neuen Generation, die eine Welt ohne Internet und ohne Handy überhaupt nicht mehr kennt, sind vom Internet begeistert. Bereits jeder sechste Internetbenutzer ist ein Jugendlicher [3]. Dabei fließen hier ausschließlich junge Leute bis 19 ein. Wird man sich der Tatsache bewusst, dass so mancher heute die gesamte werberelevante Zielgruppe, also sämtliche Menschen von 14 – 49 Jahren als Spaßgesellschaft definiert, ist es auch nicht verwunderlich, dass das Streben nach Entertainment und Unterhaltung im Internet ein großes ist. Die Gesellschaft sucht primär nicht nach Information, sondern nach dem Erlebnis. Durch die fortschreitende Multimedialisierung des Internets steht die Schaffung und genaue Wiedergabe von Wissen nicht mehr unbedingt im Vordergrund. Durch die Möglichkeiten, die sich einem im weltweiten Datennetz bieten, wird sogar die Information selber multimedialisiert.
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-2.3 „Melting Pot“ Das „Zusammenwachsen relevanter Entwicklungslinien der elektronischen Datenverarbeitung“ [4]

Den Vorgang, sich gewünschte Information mittels Büchern anzueignen, kann man heute nicht mehr als modern bezeichnen. Stehen doch viel beeindruckendere und aufregendere Mittel und Wege zur Verfügung, jedwedes Wissen interessant und spannend zu verpacken. Die Schrift ist schließlich nur einer von vielen möglichen Informationsträgern. Und eben da bemerkt man im Zuge der Multimedialisierung immer mehr Zusammenwüchse. Durch die Mischung von Bildern aus der Realwelt mit Computergrafiken entstehen Simulationen oder Animationen, welche die multimediale Visualisierung von Inhalten ermöglichen. Will man beispielsweise erklären, wie es in einem Kraftwerk zu einer Katastrophe kommen kann, hat man heutzutage die Möglichkeit zu einem Flash-Programm zu greifen, welches von Physikern entwickelt, eben jene Problematik behandelt [5]. Mann darf und soll sogar an dem Szenario herum experimentieren. Das dies mehr „Spaß“ macht, als das eher öde Studium von Zeichnungen und Tabellen scheint naheliegend.

Mannigfaltig sind die Chancen, die sich einem durch solch neue Optionen bieten, zahlreich sind allerdings auch die Gefahren. Zu schnell verläuft man sich in dieser Welt der Spielereien. Am Ende ist einem selber nicht mehr klar, ob man gerade lernt oder spielt. Jedenfalls muss man sich auf ein wesentliches Ziel konzentrieren, sonst wird man abgelenkt. Aber wer ist denn in der Lage, sich von kunterbunten Animationen und virtuellen Gimmicks nicht aus dem Konzept bringen zu lassen?

Der Vorgang der Verschmelzung von Information und Wissen trägt bereits einen vielsagenden und passenden Namen – „Infotainment“. Information gepaart mit Entertainment.
Das dies ankommt sieht man – auch hier wieder – im Fernsehen. Bei Pro 7, RTL und SAT 1 reüssieren eben jene Formate. Ebenso Dokutainment. Vorbei die Zeit, in denen viele Dokumentationen als belehrend und langweilig empfanden. In der Bildungspolitik steht „Edutainment“ bereits in den Startlöchern und wird kontrovers diskutiert.

Die Vermengung mit Entertainment, Spaß und Unterhaltung macht Information leichter verdaulich. Das kommt an, denn die Masse sucht die leichte Unterhaltung. Das Leben ist schließlich schon kompliziert genug- so die allgemein gültige Formel.
Infotainment, das ist jedoch auch Emotionalisierung und Boulevardisierung. So überwiegen bei Nachtrichtensendungen vieler – nicht nur privater - Sender sogenannte „Soft News“. Hierbei handelt es sich um Geschichten mit "Human-Touch" die weniger der Seriosität verpflichtet sind und vor allem durch umgangssprachliche Ausdrücke und erzählerische Elemente auffallen. [6]

Und noch eine schwerwiegende Besorgnis teilen sich viele Kritiker der „leichten Information“. Da hier die selbige nämlich mit Unterhaltung gekoppelt wird, stellt sich die Frage, inwiefern man eventuell das klassische Lernen verlernen könnte, stützt man sich nur noch auf solche Behelfe. Wenn sich erst einmal eine Gewohnheit einstellt, sind dann Wille und Können noch vorhanden, sich nicht multimedial aufbereite Information anzueignen? Diese Sorge besitzt ihre Gültigkeit im Medium Fernsehen ebenso wie im Medium Internet.
Die Multimedialisierung von Inahalten ist beliebt, daher wird sie in nächster Zeit weiter fortschreiten. Um bei dieser Fülle von Information und all den Ablenkungen noch den Überblick zu behalten, ist vor allem ein verantwortungsvoller und gekonnter Umgang mit dem Internet eine unbedingte Grundvoraussetzung, um den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen.
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-2.4 Medienkompetenz

Wehe dem, dessen Eltern in seiner Jugend strikt gegen das Internet waren und der so keine Gelegenheit hatte, den sinnvollen Umgang mit diesem Medium zu erlernen. Hierbei handelt es sich um ein Problem, welches vor allem in Zukunft häufig auftreten könnte. Trotzdem das Internet längst zum Bestandteil des alltäglichen Lebens geworden ist, fürchten besorgte Eltern vor allem um die Sicherheit ihrer Kinder, wenn sie zum ersten Mal Interesse an dem bunten Treiben im PC erkennen lassen. Medienkompetenz muss man erlernen. Das hat spätestens Orson Wells „Krieg der Welt“ eindrucksvoll bewiesen. Als das Fernsehen auf breiter Front zum Einsatz kam, war es das selbe Spiel. Und es wiederholt sich nun eine weiteres Mal beim Internet. Dem Kind oder Jugendlichen ein generelles Verbot aufzuerlegen, wird mit der zunehmenden Bedeutung des Internets immer undenkbarer. Schließlich ist die Vertrautheit und der gekonnte Umgang mit diesem Medium in vielen Berufen heutzutage schon eine fundamentale Grundvoraussetzung.

Der Nutzen des Internets wird auch nicht mehr rigoros abgestritten. Und doch sollte man ein Kind nicht völlig bar jeder Aufsicht darauf loslassen, denn es hat eben auch seine Schattenseiten. Ungleich einer Zeitung, darf man bei den im Internet verfügbaren Informationen keinen Anspruch auf Richtigkeit oder gar Vollständigkeit stellen, worauf ich bereits in meiner ersten Semesterarbeit hingewiesen habe. Aus eben jenem Grund gibt es spezielle Seiten für Eltern und Kinder, die es den Erziehungsberechtigten erleichtern, sollen ihre Schützlinge behutsam an das Internet heranzuführen.[7]

Medienkompetenz heißt, die Medienentwicklungen erfassen, kritisch reflektieren und bewerten können.[8]

Da die heutige Gesellschaft von allen Seiten geradezu einem Dauerbombardement von Medien ausgesetzt ist, wird es für das einzelne Individuum zunehmend unmöglich, sich Wissen in allen Bereichen der Medien anzueignen. Besonderes Augenmerk sollte daher darauf gelegt werden, sich ein gewisses Grundlagenwissen in allen Disziplinen, die von der Medientechnologie betroffen sind, zuzulegen. Das bedeutet, man sollte über die Vorgänge der Produktion, Distribution und Anwendung der Medien Bescheid wissen und mit ihnen umgehen können.

Die Aneignung dieses Wissen ist keinesfalls nur für Kinder und Jugendliche, sondern unter anderem auch für Erwachsene zu empfehlen, da diese im Internet den selben schwierigen Situationen gegenüberstehen. Medienkompetenz könnte man also als das Rüstzeug betrachten, welches den aufgeschlossenen, vorurteilsfreien Umgang mit dem Internet ermöglicht. Medienkompetenz heisst auch zu wissen, wann es Zeit ist abzuschalten. Weiß man dies nicht, kann es einem passieren, dass er der Internetsucht verfällt. Denn eben weil die virtuelle Welt um so vieles besser ist als die Reale, nutzen sie viele als Rückzugsort.

Wer nicht aufpasst, kommt von der Leidenschaft Internet nicht mehr los. Man sieht also eindeutig, dass der Umgang mit diesem Medium gelernt sein will. Die vielen Möglichkeiten, die es einem bietet „erschlagen“ einen förmlich. Ob man es nun zur gezielten Suche von Information benutzt, oder es rein aus Unterhaltungszwecken verwendet, die Gefahr in eine Abhängigkeit getrieben zu werden ist vorhanden und sollte nicht unterschätzt werden. Die Wahrscheinlichkeit dass es dazu kommt, ist jedoch bei jener Gruppe, die das Internet relativ ziellos nutzt, größer.

Und die ist groß!

Diese Gruppe, die bei ihrer Internetnutzung keine wesentliche Programmatik verfolgt, ist gleichzeitig die, welche im Netz hauptsächlich Unterhaltung sucht. Dabei ist zu differenzieren, dass es sehr wohl auch Menschen gibt, die beide Linien verfolgen, also gezielt Informationen suchen und auch Spaß haben wollen. Diese Menschen, die zumeist über eine größere Medienkompetenz verfügen, ziehen eine relativ strikte Grenze zwischen Arbeit und Vergnügen.

Wie kommt es aber überhaupt dazu, dass dermaßen vielen Menschen vor allem der Entertainment-Faktor im Internet am Herzen liegt, dass vor allem die Jagd nach dem Spaß zelebriert wird? Die Bezeichnung „Spaßgesellschaft“ liegt in der Luft. Und damit eventuell auch gleich eine Erklärung, die uns der Lösung des Problems ein gutes Stück näher bringt.

Das Internet hat sich in den letzten Jahren zu einem formidablen Spiegel der Gesellschaft entwickelt. Da prinzipiell jeder Zugang hat, der sich beteiligen will, ist das Bild, welches sich uns bietet durchaus representativ. Jener Schlag Menschen, der das gesellschaftliche Leben in der Realität beherrscht, ist auch – mit wenigen Abweichungen – im Internet stark vertreten [9].

Daher macht sich die sogenannte Spaßgesellschaft nun auch im Internet immer stärker bemerkbar. Es gibt keine Möglichkeit ihr nicht früher oder später über den Weg zu laufen. Zum Teil auch aus dem Grund, das man ihr partiell selber zugehörig ist. Um herauszufinden wie weit die persönliche Boulevardisierung bereits fortgeschritten ist, genügt ein rascher Gedanke an die eigenen Fernsehgewohnheiten. Flimmern über den heimischen Bildschirm vor allem Daily-Soaps, Talkshows und „investigative“ Magazine so scheint die Verseuchung bereits in einem fortgeschritteneren Stadium zu sein. Es ist vor allem der Inhalt der zählt. Zeigt man überwiegend Interesse für die tatsächlich relevanten Fakten aus Politik und Gesellschaft ist alles im Lot, sieht man sich allerdings ohne den neuesten Tratsch über irgendein Königshaus eines hier nicht näher definierten europäischen Landes nicht mehr in der Lage seinem normalen Tagesablauf nachzugehen, bestünde Handlungsbedarf.

Denkfaulheit ist einer der am häufigsten genannten Vorwürfe, den sich die Fun-Generation vorwerfen lassen muss. Zu einem der schärfsten Kritiker dieser Gesellschaft darf man Dr. Jürgen Wertheimer, Professor an der Uni Tübingen zählen, der Autor des Buches „Strategien der Verdummung“[10]. Das Buch ist in intellektuellen Kreisen nicht unumstritten. Generell zeigt sich aber die Tendenz, dass sich intelligente Menschen und alle die sich dafür halten, von der Spaßgesellschaft, vom Mainstrem abgrenzen wollen. Es herrscht ein imaginärer Kampf der Intelligenz gegen die Dummheit, wobei es oft nicht eben leicht ist, die beiden Kontrahenten voneinander zu unterscheiden. „Die Spaßgesellschaft begreift“, laut Uwe Wirth „Dummheit nicht mehr als eine Art Mangel, sondern als willkommene Entlastung und als kultiges Vergnügen.“ Denken ist anstrengend geworden. Man muss sich daher auch nicht wundern, wenn die Suche nach Entlastung auch vor dem Internet nicht halt macht. Und ein Trendwechsel ist hier trotz der oft und gerne angekündigten „Rückkehr der alten Werte“ noch lange nicht in Sicht.
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[1] Der Standard
"Kommunikation per Knopfdruck"

[2] Der Standard
„Gespannte Buben, entspannte Mädchen

[3] www.ecin.de
„Jeder sechste Internetnutzer ist ein Teenager“

[4] Univ.-Prof. Dr-Ing. habil. Prof e. h. Dr. h.c. Hans-Jörg Bullinger
„Entwicklungstrends und Herausforderungen im Informationszeitalter“
3.1 Marktbeobachtungen

[5] Kernkraftwerk-Simulation / RWTH Aachen
Simulation

[6] Marie-Luise Bernreuther
Die Entwicklung des Informationsangebotes der Öffentlich-
Rechtlichen Sender in der BRD zwischen 1994 und 2001


[7] Internet ABC, Das Portal für Eltern und Kinder
„Internet ABC“

[8] Bernd Schorb
"Vermittlung von Medienkompetenz als gesellschaftspolitischer Auftrag“

[9] Prof. Dr. Michael Schenk /Forschungsstelle für Medienwissenschaft und
Kommunikationsforschung
„Internetnutzung in den Sozialen Milieus“ / Seite 25

[10] Wertheimer, Jürgen
Strategien der Verdummung

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Sonntag, 18. Januar 2004
Kapitel 1: Zugang für alle - Internet heute

-1.1 Einleitung
-1.2 ... das war ja einfach, Zugang für alle
-1.3 Dabei sein ist alles, Information wohin man schaut
-1.4 Geld regiert die Welt
-1.5 Deja vu, Ähnlichkeiten



-1.1 Einleitung

Ich will meine erste Semesterarbeit mit einer allgemein gültigen Wahrheit beginnen, die seit jeher von Generation zu Generation weitergegeben wird. „Früher war alles besser.“

Als aufgeklärte Menschen wissen wir natürlich, dass diese Art von Sentimentalität und Nostalgie allzu naiv ist. Stand doch früher längst nicht alles zum Besten. Vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts konnte schon mal ein Weltkrieg ausbrechen. Aber man erinnert sich ja nur an die schönen Zeiten.

Besieht man sich die derzeitige Wirtschaftslage, könnte man zwar tatsächlich zum Nachdenken angeregt werden, ob in den Zeiten des Wirtschaftswunders nicht doch manches besser war. Aber in dieser Zeit leben will heute eigentlich keiner mehr. Das Fernsehen war schwarz weiß, mangels dualer Rundfunkordnung gab es nur staatliche Programme und vom Internet war weit und breit nichts zu sehen, weil man erst einmal die dazu notwendige PC-Technologie entwerfen musste.

Informiert freilich wurde auch damals schon zur Genüge. Fernsehen, Radio und alle möglichen Zeitungen warteten darauf von interessierten Menschen konsumiert zu werden. Was allerdings, wenn man selber das Wort ergreifen wollte? Welche Möglichkeiten boten sich dem Durchschnittsbürger, sich einer größeren Zielgruppe mitzuteilen? Der Stammtisch war ungeeignet, die Zielgruppe war zu klein. Leserbriefe in Zeitungen dagegen, wurden zwar vielleicht von einem größeren Publikum gelesen, allerdings auch nur, wenn die Zeitung die Meinung auch abdruckte. Stimmte die Meinung des Autors nicht mit jener der Zeitung überein, wurde sie eventuell einfach nicht abgedruckt, so einfach war das. Man könnte dies durchaus als eine Art Zensur betrachten.
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-1.2 ...das war ja einfach! Zugang für alle.

In unserer modernen Welt des Jahres 2003 hingegen, braucht man sich über die Gedanken und Gefühle anderer keine großen Sorgen mehr zu machen. Unzählige Foren, Chats und andere Diskussionsplattformen im Internet, ermöglichen es heutzutage – die notwendige Hardware vorausgesetzt – jedem seine Meinungen auf Teufel komm raus kundzutun und die ganze Menschheit daran teilhaben zu lassen. Und wer eine Möglichkeit hat, etwas zu tun, der wird sie früher oder später auch nutzen, was schlussendlich dabei rauskommt ist erst einmal nur von sekundärer Bedeutung.

Ganz anders – und hier werden wir automatisch wieder mit der „Früher war alles besser“ Einstellung konfrontiert – verhielt sich das noch in jenen Tagen, als der „Begriff“ Internet in heimischen Wohnzimmern ein völliges Fremdwort war. Verfolgen wir die Entwicklung bis in die 60er Jahre zurück so lässt sich ein interessanter, wenn auch gefährlicher Vergleich ziehen, dem es an political corectness mangelt.
Ende der 60er Jahre begann das US-Verteidigungsministerium mit der Förderung von Projekten zur Computervernetzung [1]. Zweck dieser Projekte war es, ein Kommunikationsmedium zu entwickeln, das auch nach einem nuklearen Angriff noch funktionstüchtig bliebe. Damals verschwendeten höchstens Visionäre gelegentlich einen Gedanken daran, zu welchen Dimensionen sich dieses „Netz“ einmal auswachsen würde. Und damals hatten auch nur Wissenschafter Zugang. Alleine schon deswegen, weil nur sie in der Lage waren, die komplizierten Vorgänge, die da abliefen, zu verstehen. Denn wenn es eines gab, wofür das Internet damals nicht ausgelegt war, dann war es Benutzerfreundlichkeit.
Nachdem das Netz auch den Universitäten geöffnet wurde, lag seine Hauptaufgabe darin, Wissenschaftlern die Kommunikation zu vereinfachen und Zugang zu weit entfernten Großrechnern zu ermöglichen. Später erhielten natürlich auch Studenten Zugang.
Jetzt kann man sich meines Erachtens doch soweit aus dem sprichwörtlichen Fenster hinauslehnen, um zu behaupten, dass Wissenschaftler und in weiterer Folge auch Studenten einer eher gebildeten Gruppe angehörig sind, die es besser versteht qualitativ gute Beitrage herzustellen. Es wird auch kein Streitpunkt sein, dass es mit einer guten Ausbildung mitunter einfacher ist, Wissen zu Geld zu machen. Das Internet war nämlich nicht immer so günstig wie heute. In einer Zeit, als es keine „Volkscomputer“ bei Hofer/Aldi, Lidl und anderen Discountern gab, war man gewissermaßen genötigt auf den bekanntlich teureren Fachhandel zurückzugreifen. Und da dieser damals mit Werbebotschaften wie „Geiz ist geil“ beschämend wenig anzufangen wusste, wurde dies dann auch entsprechend teuer.

Also hatten nur jene Bevölkerungsschicht auf breiter Ebene Zugang, die sich das Internet auch leisten konnte. Mit dem dramatischen Preisverfall wurde die Gruppe derer, die es sich leisten konnte „einzuklinken“ immer größer. Dies war nun auch mit kleineren Einkommen durchaus möglich, dem Portemonnaie wurde nun kein großer Schaden mehr zugefügt.

Heute ist es praktisch jedem möglich, sich am internationalen Gedankenaustausch zu beteiligen. Das Internet kann beinahe intuitiv benutzt werden und erfordert nur noch wenig Sachkenntnis. Wer nicht selber über PC + Anschluss verfügt, kann sich in Internet-Cafés einklinken. Und neuerdings gibt es nun auch Terminals in den Filialen von Kaufhäusern und Schnellimbiss-Ketten, die bar jeglicher Gebühr zur Benutzung bereitstehen. Der Anteil von Wissenschaftlern und „gebildeten“ Menschen ist rückläufig, da deren Anteil eben auch in der Gesamtbevölkerung ein kleiner ist.

Belegen lässt sich diese Entwicklung anhand vieler Umfragen der vergangenen Jahre. [2] [3]
Während Mitte der 90er die Majorität der [deutschsprachigen] Internetnutzer noch zumindest über das Abitur, respektive die Matura verfügte, nahm der Anteil an Nutzern, die über die mittlere Reife verfügten im Laufe der Zeit immer mehr zu. Man könnte sagen, die „studentischen Zeiten“ des Internets sind vorbei.

Auch das soziale Milieu der Internetnutzer sagt viel über die Intensität des Gebrauchs aus.
Eine Studie der Forschungsstelle für Medienwirtschaft und Kommunikationsforschung, Stuttgart fertigte diesbezüglich eine Studie an, welche zeigt, dass vor allem die „Mittelschicht“ zu den begeistertsten Benützern des Internets gehört.[4]
Es ist anhand solcher Daten ersichtlich, dass das Internet seinen elitären Status längst verloren hat und sich zu etwas relativ profanen gewandelt hat. Etwas mit dem sich jeder auskennt und das auch jeder nutzen kann. Ähnlich wie Fernsehen und Radio. Durch die enorme Benutzerfreundlichkeit – die, will man ein größeres Publikum ansprechen unbedingt erforderlich ist – kann jeder teilnehmen. Während man an Bildschirm und beim Hörfunk jedoch nur rezipiert, nimmt man im Internet teil. Man ist sozusagen „mittendrin, statt nur dabei.“
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-1.3 Dabei sein ist alles. Information wohin man schaut.

Das olympische Motto, nach dem es nicht unbedingt wichtig ist zu gewinnen, also seine Sache wirklich gut zu machen, sondern die Hauptsache die Teilnahme ist, erhält im Internet eine völlig neue Gültigkeit. Anscheinend nötigt der pure Anblick einer PC-Tastatur heute beinahe jeden Internetuser irgendetwas zu publizieren. Und was wird da nicht alles publik gemacht? Meinungen, Kommentare, Anschauungen, Weltansichten, Besserwisserei. Auch dass viele wenig wissen bzw. hinten und vorne keine Ahnung haben worum es geht wird des öfteren beeindruckend vor Augen geführt. Dieser Zustand hindert aber kaum jemanden, nicht doch etwas zum Thema beizutragen, schließlich ist doch Fakt, dass es nicht zählt wer zuerst die Idee hatte, sondern wer sie zuerst publiziert. Könnte ja mal was vernünftiges dabei rauskommen. Daher werden zu allen denkbaren und undenkbaren Themen die elaboriertesten Artikel, Aufsätze oder Satzfetzen verfasst, kontrovers diskutiert, anschließend polemisiert und hinterher artet das ganze in eine Aneinanderhäufung von Beschimpfungen und Kraftausdrücken aus.

So ist das Internet auch dementsprechend mit schlechten Inhalten verschmutzt. Die Informationssuche gestaltet sich zunehmend schwierig, die Quantität obsiegt über die Qualität. Der Grad der „Informationsverschmutzung“ befindet sich sogar bereits in einem dermaßen fortgeschrittenen Stadium, dass es Anleitungen zur besten Vorgehensweise gibt, die einem das Erlangen von qualitativ hochwertiger Information erleichtern sollen [5]. Und dieses Konzept wurde bereits 1997 entworfen. Dabei ist es kein Geheimnis, dass der Wildwuchs im Internet seit damals noch kräftig zugenommen hat, Information kumuliert, wie ein überdimensionaler Schwamm.

Nun sind wir aber gar nicht in der Lage, mit der uns gebotenen Informationsvielfalt umzugehen. Speziell wenn sich unser Interesse um ein spezielles Fitzelchen Wissen dreht. Die Aufgabe, selbiges aus dem uferlosen Datenozean herauszufischen, ist vielfach kaum noch zu bewältigen und erinnert an die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Ein sehr negatives Bild, welches sich da für die Zukunft abzeichnet, denn man kann auch zu gut informiert sein.
Teilweise sogar so „gut“, dass es gefährlich, ja sogar tödlich werden kann.

Beispielsweise war es für die Rettungskräfte nach dem Anschlag auf das World Trade Center schwierig, die für sie wichtigen Fakten aus dem überwältigenden Datenberg zu extrahieren. Das kostet Zeit was wiederum – in so einer Situation – Menschenleben kosten kann. [6]

Der von dem Mathematiker und Visionär Claude Shannon [7] geprägte Satz „Information ist die Verringerung von Ungewissheit“ wird zumindest im Internet mehr und mehr außer Kraft gesetzt. Denn zunehmend wird es schwieriger „gute“ von „schlechter“ Information zu unterscheiden. Menschen irren sich und je mehr Menschen Information produzieren, um so größer ist auch die Wahrscheinlichkeit eines Irrtums.

Selbst wenn die Richtigkeit der Daten verifiziert ist, kommt es vermehrt zu Problemen. Vor allem die schieren Maßen an eingehender Information führen zu einem Überschuss an Information. So geschehen zum Beispiel im jüngsten Irakkrieg. Obwohl – oder möglicherweise gerade weil - die US-Truppen viele hochgezüchtete Hightech Kommunikationssysteme einsetzten, kam es zu heftiger Kritik. Offiziere und Kommandeure litten häufig unter „Information Overload“. [6]

Ähnlich geht es vielen Managern, die sich im undurchsichtigen Datengestrüpp immer weniger zurechtfinden. Information ist redundant, wiederholt sich oft und ist schlecht geordnet. Das zwingt dazu, danach zu suchen, was ebenfalls wieder Zeit in Anspruch nimmt, welche ja bekanntlich teuer ist. Suchmaschinen sind eine große Hilfe, doch genügen auch sie nicht mehr den hohen Ansprüchen, die an das World Wide Web gestellt werden. Gibt man in der Suchmaschine „www.google.com“ den Begriff „Beethoven“ ein, wird man von einer wahren Flut an potentiell interessanten Websites erschlagen. 1.880.000 Seiten bieten sich dem Informationssuchenden an.
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-1.4 Geld regiert die Welt

Startet man ein kleines Experiment und fügt dem genialen Komponisten jedoch noch den im Internet äußerst beliebten Begriff „Sex“ hinzu, bleiben sage und schreibe stolze 120.000 Seiten übrig. Dies bedeutet, dass Name und Begriff 120.000 mal auf einer Internetseite gemeinsam genannt werden. Entweder blieben der Allgemeinheit gewisse Aspekte aus Ludwigs Privatleben bisher verschlossen oder viele dieser Seiten haben schlicht und einfach mit Beethoven nichts am Hut und verwenden ihn nur als Schlüsselwort im Meta-Tag [8]. Als Lockvogel sozusagen. Firmen und Organisationen machen dies z.T. gerne. Dann gab es da auch noch die Filme, in denen ein Bernhardiner mit diesem Namen ausgestattet wurde. Da gibt es wieder zwischen 30.000 und 110.000 Seiten. Wer ganz großes Pech hat, stößt eventuell noch über die Bilder einen „Beethoven Look-a-like“ Wettbewerbs. Dieser musste freilich unter allen Umständen für die Nachwelt festgehalten werden. Laut Google existieren immerhin noch 2 Seiten, man hätte es wissen können. Und so kommt es, dass man jedwede Information, die man über das Internet erhält erst einmal genauestens evaluieren muss, denn die Richtigkeit ist kaum jemals sichergestellt.
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-1.5 Deja vu, Ähnlichkeiten

Der heutige Zustand des Internets entbehrt nicht einer gewissen Affinität zum Medium Fernsehen in den frühen achtziger Jahren. In jener Zeit ermöglichte die duale Rundfunkordnung erstmals ein nicht-staatliches Programm. Da nun hauptsächlich finanzielle Interessen im Vordergrund standen, etablierte sich die Einschaltquote rasch als alles beherrschenden Messlatte. Privatfernsehen ist nicht unbedingt für hervorragendes Bildungsfernsehen bekannt. Generell attestiert man ihm häufig schlechte Qualität in Bezug auf die Sendungen.

Es bestehen einige Analogien zum WWW. Der dramatische Anstieg an Quantität, nicht aber an Qualität. Der Status eines Massenmediums bringt scheinbar verheerende Folgen mit sich.
Zwar kann sich der normale Bürger am Fernsehen nicht in gleicher Weise beteiligen, wie dies im Internet der Fall ist. Trotzdem, ähnlich wie die Information im Internet, ist jene im Fernsehen durch viele Redundanzen geprägt. Das wird einem vor allem dann vor Augen geführt, wenn sich auf einem Sender ein Format als besonders zugkräftig herausstellt. Prompt wird es von anderen Sendeanstalten kopiert. Hier mögen die Beweggründe andere sein, als im Internet, aber Ähnlichkeiten sind in jedem Fall gegeben.

Wie man sieht, existiert nicht nur eine Ursache, warum die Qualität der Information im Internet immer mehr abnimmt. Als es für jedermann zugänglich wurde, zog es damit automatisch das Interesse der Firmen und Unternehmen auf sich, die das WWW nun als potentielle Einkunftsquelle sahen. Dies und der ständige Preisverfall lockten wiederum immer weitere Menschen ins Internet und gaben ihm über die Zeit die Gestalt, in der wir es heute kennen. Das gezielte Suchen von jedweden Daten wird immer schwieriger und dieser Trend in Richtung „Massenproduktion von Information“ setzt sich weiter fort.
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[1] Die Anfänge des Internet
Kurze Einführung zur Geschichte


[2] Fittkau & Maaß / W3B-Umfrage/ Ergebnisse
W3B-Umfrage Ergebnisse
Seiten 1, 3, 10, 13 und 16


[3] Gruner + Jahr Electronic Media Service GmbH
Internetnutzung in Deutschland
Seiten 18 und 22


[4] Prof. Dr. Michael Schenk /Forschungsstelle für Medienwissenschaft und
Kommunikationsforschung
Internetnutzung in den sozialen Milieus / Seite 25


[5] Robert Harris
„Evaluating Internet Research Sources“


[6] Andreas Grote / Süddeutsche Zeitung – 15.07.2003
Sturmwarnung im Datenozean


[7] Claude Shanon
Kurze Biografie


[8] Akademie.de / Net-Lexikon
Beschreibung des Metatag

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Montag, 27. Oktober 2003
Ich habe keine Aussage!
Tach!

In der Vorlesung hieß es, man solle sich überlegen was hier reingehört. Ganz klar wurde mitgeteilt, man solle trivialen Themen möglichst den Rücken kehren, um sich der streng wissenschaftlichen Arbeit zu widmen.

Der Weblog des Herrn Prof. verkündet, Private Sachen sollen hier nicht im Vordergrund stehen sondern, wenn überhaupt, allerhöchstens mal am Rande als schmückendes Beiwerk vorkommen, aber nur wenn es sich nicht vermeiden lässt, es gerade nicht anders geht und außerdem zufällig Weihnachten ist.

Schlechte Karten für zwischenmenschliche Kommunikation, aber ich bin der Letzte, der sich nicht an solche Regeln hielte!

Da dies hier aber meine erste Massage ist -schon wieder-, nehme ich mir doch noch einmal die Frei- und Frechheit, um zu erklären, warum denn das Erstellen dieses Weblogs dermaßen viel Zeit in Anspruch nahm.

Der Grund mag ganz simpel der sein, dass ich wohl so ziemlich der dämlichste Depp bin, der weiß Gott wie den Weg an die Uni gefunden hat. Eine harte und kritische Aussage! Wie kommt man darauf sich selber so zu denunzieren?

Erst beim nunmehr dritten Versuch gelingt es mir, dies hier richtig hinzubekommen, was Anlass gibt darüber nachzudenken, ob einem die Matura heutzutage nicht regelrecht nachgeschmissen wird und man sich dagegen wehren muss sie NICHT zu bekommen.

Bin nun mit den Nerven regelrecht am Ende. Aber alleine der Stolz endlich dieses #!@+§$ Weblog richtig erstellt zu haben, gibt mir Kraft weiterzumachen.

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