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Montag, 19. Januar 2004
Kapitel 2: "Ich will Spaß". Wie nutzen wir die "neuen Medien"?
wolfgang.erharter.salzburg, 00:19h
-2.1 Einleitung -2.2 Hallo, wie geht es dir? Kleinkommunikation -2.3 Melting Pot“ Das „Zusammenwachsen relevanter Entwicklungslinien der elektronischen Datenverarbeitung“ „ -2.4 Medienkompetenz -2.1 Einleitung Im Rahmen meiner ersten Semesterarbeit habe ich bereits festgestellt, dass die Anzahl der Internetuser kontinuierlich ansteigt. Damit einhergehend ist die Massenproduktion der Information, denn wo viele Leute sind, da gibt es auch viel zu erzählen. Auch die Kommerzialisierung ergreift immer mehr Besitz vom weltweiten Datennetz. Was früher noch gratis war, kann morgen schon etwas kosten, wenn dies nicht bereits der Fall ist. Beide Faktoren, die rasche Entwicklung und die Kommerzialisierung beeinflussen die Qualität des Internets in erheblichen Maße. Doch wie nutzen wir es überhaupt? Halten wir vordergründig überhaupt Ausschau nach guter Information? Wollen wir zielgerichtet suchen, oder sind wir daran gar nicht, oder nur in zweiter Linie interessiert? Die Frage ist berechtigt! Vor allem wenn wir Information so konsumieren, wie wir sie produzieren. Um dieses Rätsel zu lösen, muss man sich nur einen kleinen Schritt vom Internet entfernen und sich dem Medium Handy widmen. Nun ist das Thema „SMS“ sicherlich eines, welches vor allem die eher Jüngeren betrifft und die Älteren möglicherweise weniger tangiert. Trotzdem kann es hervorragend herangezogen werden, will man wissen, wie viel Gehalt unsere Kommunikation heutzutage beinhaltet. Es ist zum Teil erschreckend wenig. [top] -2.2 Hallo, wie geht es dir? "Kleinkommunikation" Weltweit wurden im Jahr 2002 366 Milliarden! SMS verschickt [1]. Bei einer solch astronomischen Zahl muss man sich fragen, wie unsere Gesellschaft vor der Erfindung des Handys nur jemals funktionieren konnte. Viele verwenden diese Art der Non-Voice-Kommunikation vor allem zur Planung von Verabredungen und um zu erfahren, was andere gerade machen. In etwa ein Drittel versendet Nachrichten, um im Gegenzug selbst welche zu bekommen oder will damit einfach mitteilen, wie es geht. Je weiter fortgeschritten das Alter, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer zielgerichteten Nutzung des „short message service“. Anhand dieser Fakten kann man erkennen, wie wenig zielgerichtet Information – vor allem, aber nicht nur – von jungen Menschen produziert und in weiterer Folge auch konsumiert wird. Wie schon erwähnt, lässt sich das Problem hervorragend auf das Internet übertragen. Wir haben herausgefunden, dass die Kommunikation, welche mit SMS betrieben wird, vor allem dem Zweck der Unterhaltung dient, weniger dem der ernsthaften Information. Wie verhält es sich nun im Internet? Tatsächlich wird man feststellen, dass wir hier mit den selben Gegebenheiten konfrontiert sind. 50 % der 14 – 19jährigen in Österreich sind mindestens einmal täglich im Internet. Jedoch nur 27 % der Gesamtbevölkerung [2]. 66 Prozent der Jugendlichen versenden täglich E-Mails. In Chats, Newsgroups und Foren sind sie mit 45 Prozent fast viermal so oft vertreten wie die Erwachsenen. Musikhören und -herunterladen übers Internet gehört für sie zum Alltag. Erwiesenermaßen stellt das Internet für die meisten Erwachsenen ein Gebrauchsmedium dar. Die Jugend jedoch, sieht darin eher ein Freizeitmedium, in welchem sich attraktive Unterhaltungsangebote finden lassen. Vor allem Angehörige jener neuen Generation, die eine Welt ohne Internet und ohne Handy überhaupt nicht mehr kennt, sind vom Internet begeistert. Bereits jeder sechste Internetbenutzer ist ein Jugendlicher [3]. Dabei fließen hier ausschließlich junge Leute bis 19 ein. Wird man sich der Tatsache bewusst, dass so mancher heute die gesamte werberelevante Zielgruppe, also sämtliche Menschen von 14 – 49 Jahren als Spaßgesellschaft definiert, ist es auch nicht verwunderlich, dass das Streben nach Entertainment und Unterhaltung im Internet ein großes ist. Die Gesellschaft sucht primär nicht nach Information, sondern nach dem Erlebnis. Durch die fortschreitende Multimedialisierung des Internets steht die Schaffung und genaue Wiedergabe von Wissen nicht mehr unbedingt im Vordergrund. Durch die Möglichkeiten, die sich einem im weltweiten Datennetz bieten, wird sogar die Information selber multimedialisiert. [top] -2.3 „Melting Pot“ Das „Zusammenwachsen relevanter Entwicklungslinien der elektronischen Datenverarbeitung“ [4] Den Vorgang, sich gewünschte Information mittels Büchern anzueignen, kann man heute nicht mehr als modern bezeichnen. Stehen doch viel beeindruckendere und aufregendere Mittel und Wege zur Verfügung, jedwedes Wissen interessant und spannend zu verpacken. Die Schrift ist schließlich nur einer von vielen möglichen Informationsträgern. Und eben da bemerkt man im Zuge der Multimedialisierung immer mehr Zusammenwüchse. Durch die Mischung von Bildern aus der Realwelt mit Computergrafiken entstehen Simulationen oder Animationen, welche die multimediale Visualisierung von Inhalten ermöglichen. Will man beispielsweise erklären, wie es in einem Kraftwerk zu einer Katastrophe kommen kann, hat man heutzutage die Möglichkeit zu einem Flash-Programm zu greifen, welches von Physikern entwickelt, eben jene Problematik behandelt [5]. Mann darf und soll sogar an dem Szenario herum experimentieren. Das dies mehr „Spaß“ macht, als das eher öde Studium von Zeichnungen und Tabellen scheint naheliegend. Mannigfaltig sind die Chancen, die sich einem durch solch neue Optionen bieten, zahlreich sind allerdings auch die Gefahren. Zu schnell verläuft man sich in dieser Welt der Spielereien. Am Ende ist einem selber nicht mehr klar, ob man gerade lernt oder spielt. Jedenfalls muss man sich auf ein wesentliches Ziel konzentrieren, sonst wird man abgelenkt. Aber wer ist denn in der Lage, sich von kunterbunten Animationen und virtuellen Gimmicks nicht aus dem Konzept bringen zu lassen? Der Vorgang der Verschmelzung von Information und Wissen trägt bereits einen vielsagenden und passenden Namen – „Infotainment“. Information gepaart mit Entertainment. Das dies ankommt sieht man – auch hier wieder – im Fernsehen. Bei Pro 7, RTL und SAT 1 reüssieren eben jene Formate. Ebenso Dokutainment. Vorbei die Zeit, in denen viele Dokumentationen als belehrend und langweilig empfanden. In der Bildungspolitik steht „Edutainment“ bereits in den Startlöchern und wird kontrovers diskutiert. Die Vermengung mit Entertainment, Spaß und Unterhaltung macht Information leichter verdaulich. Das kommt an, denn die Masse sucht die leichte Unterhaltung. Das Leben ist schließlich schon kompliziert genug- so die allgemein gültige Formel. Infotainment, das ist jedoch auch Emotionalisierung und Boulevardisierung. So überwiegen bei Nachtrichtensendungen vieler – nicht nur privater - Sender sogenannte „Soft News“. Hierbei handelt es sich um Geschichten mit "Human-Touch" die weniger der Seriosität verpflichtet sind und vor allem durch umgangssprachliche Ausdrücke und erzählerische Elemente auffallen. [6] Und noch eine schwerwiegende Besorgnis teilen sich viele Kritiker der „leichten Information“. Da hier die selbige nämlich mit Unterhaltung gekoppelt wird, stellt sich die Frage, inwiefern man eventuell das klassische Lernen verlernen könnte, stützt man sich nur noch auf solche Behelfe. Wenn sich erst einmal eine Gewohnheit einstellt, sind dann Wille und Können noch vorhanden, sich nicht multimedial aufbereite Information anzueignen? Diese Sorge besitzt ihre Gültigkeit im Medium Fernsehen ebenso wie im Medium Internet. Die Multimedialisierung von Inahalten ist beliebt, daher wird sie in nächster Zeit weiter fortschreiten. Um bei dieser Fülle von Information und all den Ablenkungen noch den Überblick zu behalten, ist vor allem ein verantwortungsvoller und gekonnter Umgang mit dem Internet eine unbedingte Grundvoraussetzung, um den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen. [top] -2.4 Medienkompetenz Wehe dem, dessen Eltern in seiner Jugend strikt gegen das Internet waren und der so keine Gelegenheit hatte, den sinnvollen Umgang mit diesem Medium zu erlernen. Hierbei handelt es sich um ein Problem, welches vor allem in Zukunft häufig auftreten könnte. Trotzdem das Internet längst zum Bestandteil des alltäglichen Lebens geworden ist, fürchten besorgte Eltern vor allem um die Sicherheit ihrer Kinder, wenn sie zum ersten Mal Interesse an dem bunten Treiben im PC erkennen lassen. Medienkompetenz muss man erlernen. Das hat spätestens Orson Wells „Krieg der Welt“ eindrucksvoll bewiesen. Als das Fernsehen auf breiter Front zum Einsatz kam, war es das selbe Spiel. Und es wiederholt sich nun eine weiteres Mal beim Internet. Dem Kind oder Jugendlichen ein generelles Verbot aufzuerlegen, wird mit der zunehmenden Bedeutung des Internets immer undenkbarer. Schließlich ist die Vertrautheit und der gekonnte Umgang mit diesem Medium in vielen Berufen heutzutage schon eine fundamentale Grundvoraussetzung. Der Nutzen des Internets wird auch nicht mehr rigoros abgestritten. Und doch sollte man ein Kind nicht völlig bar jeder Aufsicht darauf loslassen, denn es hat eben auch seine Schattenseiten. Ungleich einer Zeitung, darf man bei den im Internet verfügbaren Informationen keinen Anspruch auf Richtigkeit oder gar Vollständigkeit stellen, worauf ich bereits in meiner ersten Semesterarbeit hingewiesen habe. Aus eben jenem Grund gibt es spezielle Seiten für Eltern und Kinder, die es den Erziehungsberechtigten erleichtern, sollen ihre Schützlinge behutsam an das Internet heranzuführen.[7] Medienkompetenz heißt, die Medienentwicklungen erfassen, kritisch reflektieren und bewerten können.[8] Da die heutige Gesellschaft von allen Seiten geradezu einem Dauerbombardement von Medien ausgesetzt ist, wird es für das einzelne Individuum zunehmend unmöglich, sich Wissen in allen Bereichen der Medien anzueignen. Besonderes Augenmerk sollte daher darauf gelegt werden, sich ein gewisses Grundlagenwissen in allen Disziplinen, die von der Medientechnologie betroffen sind, zuzulegen. Das bedeutet, man sollte über die Vorgänge der Produktion, Distribution und Anwendung der Medien Bescheid wissen und mit ihnen umgehen können. Die Aneignung dieses Wissen ist keinesfalls nur für Kinder und Jugendliche, sondern unter anderem auch für Erwachsene zu empfehlen, da diese im Internet den selben schwierigen Situationen gegenüberstehen. Medienkompetenz könnte man also als das Rüstzeug betrachten, welches den aufgeschlossenen, vorurteilsfreien Umgang mit dem Internet ermöglicht. Medienkompetenz heisst auch zu wissen, wann es Zeit ist abzuschalten. Weiß man dies nicht, kann es einem passieren, dass er der Internetsucht verfällt. Denn eben weil die virtuelle Welt um so vieles besser ist als die Reale, nutzen sie viele als Rückzugsort. Wer nicht aufpasst, kommt von der Leidenschaft Internet nicht mehr los. Man sieht also eindeutig, dass der Umgang mit diesem Medium gelernt sein will. Die vielen Möglichkeiten, die es einem bietet „erschlagen“ einen förmlich. Ob man es nun zur gezielten Suche von Information benutzt, oder es rein aus Unterhaltungszwecken verwendet, die Gefahr in eine Abhängigkeit getrieben zu werden ist vorhanden und sollte nicht unterschätzt werden. Die Wahrscheinlichkeit dass es dazu kommt, ist jedoch bei jener Gruppe, die das Internet relativ ziellos nutzt, größer. Und die ist groß! Diese Gruppe, die bei ihrer Internetnutzung keine wesentliche Programmatik verfolgt, ist gleichzeitig die, welche im Netz hauptsächlich Unterhaltung sucht. Dabei ist zu differenzieren, dass es sehr wohl auch Menschen gibt, die beide Linien verfolgen, also gezielt Informationen suchen und auch Spaß haben wollen. Diese Menschen, die zumeist über eine größere Medienkompetenz verfügen, ziehen eine relativ strikte Grenze zwischen Arbeit und Vergnügen. Wie kommt es aber überhaupt dazu, dass dermaßen vielen Menschen vor allem der Entertainment-Faktor im Internet am Herzen liegt, dass vor allem die Jagd nach dem Spaß zelebriert wird? Die Bezeichnung „Spaßgesellschaft“ liegt in der Luft. Und damit eventuell auch gleich eine Erklärung, die uns der Lösung des Problems ein gutes Stück näher bringt. Das Internet hat sich in den letzten Jahren zu einem formidablen Spiegel der Gesellschaft entwickelt. Da prinzipiell jeder Zugang hat, der sich beteiligen will, ist das Bild, welches sich uns bietet durchaus representativ. Jener Schlag Menschen, der das gesellschaftliche Leben in der Realität beherrscht, ist auch – mit wenigen Abweichungen – im Internet stark vertreten [9]. Daher macht sich die sogenannte Spaßgesellschaft nun auch im Internet immer stärker bemerkbar. Es gibt keine Möglichkeit ihr nicht früher oder später über den Weg zu laufen. Zum Teil auch aus dem Grund, das man ihr partiell selber zugehörig ist. Um herauszufinden wie weit die persönliche Boulevardisierung bereits fortgeschritten ist, genügt ein rascher Gedanke an die eigenen Fernsehgewohnheiten. Flimmern über den heimischen Bildschirm vor allem Daily-Soaps, Talkshows und „investigative“ Magazine so scheint die Verseuchung bereits in einem fortgeschritteneren Stadium zu sein. Es ist vor allem der Inhalt der zählt. Zeigt man überwiegend Interesse für die tatsächlich relevanten Fakten aus Politik und Gesellschaft ist alles im Lot, sieht man sich allerdings ohne den neuesten Tratsch über irgendein Königshaus eines hier nicht näher definierten europäischen Landes nicht mehr in der Lage seinem normalen Tagesablauf nachzugehen, bestünde Handlungsbedarf. Denkfaulheit ist einer der am häufigsten genannten Vorwürfe, den sich die Fun-Generation vorwerfen lassen muss. Zu einem der schärfsten Kritiker dieser Gesellschaft darf man Dr. Jürgen Wertheimer, Professor an der Uni Tübingen zählen, der Autor des Buches „Strategien der Verdummung“[10]. Das Buch ist in intellektuellen Kreisen nicht unumstritten. Generell zeigt sich aber die Tendenz, dass sich intelligente Menschen und alle die sich dafür halten, von der Spaßgesellschaft, vom Mainstrem abgrenzen wollen. Es herrscht ein imaginärer Kampf der Intelligenz gegen die Dummheit, wobei es oft nicht eben leicht ist, die beiden Kontrahenten voneinander zu unterscheiden. „Die Spaßgesellschaft begreift“, laut Uwe Wirth „Dummheit nicht mehr als eine Art Mangel, sondern als willkommene Entlastung und als kultiges Vergnügen.“ Denken ist anstrengend geworden. Man muss sich daher auch nicht wundern, wenn die Suche nach Entlastung auch vor dem Internet nicht halt macht. Und ein Trendwechsel ist hier trotz der oft und gerne angekündigten „Rückkehr der alten Werte“ noch lange nicht in Sicht. [top] [1] Der Standard "Kommunikation per Knopfdruck" [2] Der Standard „Gespannte Buben, entspannte Mädchen [3] www.ecin.de „Jeder sechste Internetnutzer ist ein Teenager“ [4] Univ.-Prof. Dr-Ing. habil. Prof e. h. Dr. h.c. Hans-Jörg Bullinger „Entwicklungstrends und Herausforderungen im Informationszeitalter“ 3.1 Marktbeobachtungen [5] Kernkraftwerk-Simulation / RWTH Aachen Simulation [6] Marie-Luise Bernreuther Die Entwicklung des Informationsangebotes der Öffentlich- Rechtlichen Sender in der BRD zwischen 1994 und 2001 [7] Internet ABC, Das Portal für Eltern und Kinder „Internet ABC“ [8] Bernd Schorb "Vermittlung von Medienkompetenz als gesellschaftspolitischer Auftrag“ [9] Prof. Dr. Michael Schenk /Forschungsstelle für Medienwissenschaft und Kommunikationsforschung „Internetnutzung in den Sozialen Milieus“ / Seite 25 [10] Wertheimer, Jürgen Strategien der Verdummung ... comment |
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