80's Zone
Montag, 19. Januar 2004
Kapitel 3: Gesellschaft und Internet. Wechselwirkung, Evolution und Interaktion.

-3.1 Einleitung
-3.2 Gefahr im Netz und die Reaktion darauf
-3.3 Gemeinsam sind wir stark. Wie wir mitwirken
-3.4 Aussichten


-3.1 Einleitung

Das Thema, welches bei meiner ersten und zweiten Semesterarbeit nur kurz angeschnitten wurde, soll nun den Mittelpunkt dieser meiner dritten Arbeit bilden. Die Wirkung des Internets auf die Gesellschaft ist nachgewiesenen äußerst intensiv, doch ebenso beeinflusst die Gesellschaft das Internet. Hier finden Wechselwirkungen statt, die teilweise bereits zu einer eigenen Dynamik gefunden haben und einmal losgetreten, kaum noch zu stoppen sind.

So wurden bereits Viren millionenfach verbreitet und weitergereicht, indem sie in angeblichen Updates von Microsoft eingebettet waren. Gutgläubige User sendeten diese "Patches", die keine waren, dann an Freunde und Kollegen weiter, in dem guten Glauben diesen einen Dienst erwiesen zu haben. Wurden die Updates dann tatsächlich ausgeführt gewährte man gleichzeitig einem Hacker Zugang zum Pc, was mitunter verheerende Folgen hatte. In einem anderen Fall spielt der Programmierer mit den Ängsten seiner „Opfer“ und kleidet sich in den virtuellen Gewändern eines Polizeikommissars, der den Empfänger der E-Mail darauf hinwies, dass gegen ihn ein Verfahren eröffnet wurde. Natürlich enthielt dieses elektronische Dokument einen Anhang, der ebenfalls einen Virus enthielt. Wer ihn aus Angst öffnete, ermöglichte gleichzeitig einem Hacker alle Optionen des Zugriffs zu seinem PC [1].
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-3.2 Gefahr im Netz und die Reaktion darauf

Natürlich kann man durch Information diese Gefahren umgehen. Wenn man sich zu schützen weiß, muss man sich vor all den Viren, Würmern und trojanischen Pferden, die heutzutage im Internet allgegenwärtig sind, keine allzu großen Sorgen machen. Auch Anti-Viren Programme wie beispielsweise Norton von Symantec [2] machen das Surfen um einiges sicherer. Generell gilt schon lange, dass das Internet bereits seit geraumer Zeit kein Platz mehr ist, an dem man sich ohne funktionierenden Virenschutz aufhalten sollte, gibt es doch mittlerweile schon Exemplare, die sich bereits im PC einnisten, wenn man nur auf eine falsche Seite geht. Dabei muss es sich gar nicht um eine unseriöse Seite handeln. Dass diese Gefahren mit anhaltender Hartnäckigkeit ignoriert werden, ist verwirrend. Vor allem Unternehmen und Firmen, von denen man am ehesten erwarten sollte, dass sie ein gesundes Interesse an der Sicherung der eigenen Datenbestände an den Tag legen, sind überraschend nachlässig [3] [4]. Zwar schützen sich ca. 88 % mit einem Anti-Viren Programm, jedoch gehören regelmäßige Updates oft nicht zur Tagesordnung. Ein fataler Fehler, wenn man bedenkt, wie schnelllebig das Internet ist. Denn die Virenmacher sind um nichts langsamer. So ist es durchaus verständlich und keine Utopie, wenn ein Virus Schäden bis zu 10 Milliarden US Dollar und mehr verursacht [5]. Wiederinstandsetzung der PCs, die Neuinstallationen der Software, Wiederbeschaffung von Daten etc., all das ist teuer und erinnert an einen Sager aus jedermanns Kindheit – „Vorbeugen ist besser als Heilen“, vor allem wenn die Heilung Geldmengen im zehnstelligen Bereich verschlingt.

Den Schrecken der Bedrohung von Seiten der Virenprogrammierer nicht ausser acht lassend, erscheint aber vor allem eines im höchstens Maße interessant. Der evolutionäre Prozess des Internets. Natürlich stecken hinter jeder Änderung und Innovation im Datennetz Menschen. Sähe man allerdings das Internet als eigenständig an und übersähe den Menschlichen Part für einen Moment, so würde auffallen, dass sich das Internet mit immer mehr und besseren Anti-Virus Programmen vor schädlichem Code schützt. Jeder Aktion im Internet folgt eine Reaktion, die in ihrer Größe davon abhängt, wie stark das Ereignis war, welches sie auslöste. Das ist freilich eine sehr philosophische Herangehensweise an das Thema, jedoch keine falsche! Der Duden hält für das Wort „Evolution“ unter anderem folgende Begriffsdefinition parat – „allmählich fortschreitende Entwicklung; Fortentwicklung im Geschichtsablauf“ [6]. Die Vorgänge, welche sich im Internet abspielen, folgen dem selben Grundmuster. Sie spielen bei der Erschaffung jedes neuen Programms eine wesentliche Rolle.
So entwickelt beispielsweise ein Programmierer eine Software, von der er annimmt, sie wäre für die Zielgruppe, für welche er arbeitet von Nutzen. Er entwirft und veröffentlicht das Programm, woraufhin andere anfangen werden, dieses zu nutzen. Je nachdem wie intensiv das Programm verwendet wird, werden mit der Zeit Fehler erkannt, Unzulänglichkeiten realisiert und Verbesserungsvorschläge gemacht. Der Autor wird darauf anschließend möglicherweise an die Verbesserung seiner Software gehen. Von da an wiederholt sich dieser Prozess. Wir haben eine „allmählich fortschreitende Entwicklung.“

Auch die schon besprochenen Viren folgen diesem Muster. Daher gibt es von einigen Viren unzählige Variationen, die nicht einmal vom gleichen Programmierer stammen müssen, da mancher Fachkundige sich Anregungen von anderer Leute Arbeit verspricht. Inwiefern bei solch illegaler Tätigkeit von „Arbeit“ gesprochen werden darf, sei dahingestellt. Das Beispiel eignet sich nur eben hervorragend, um diese evolutionären Prozesse im Internet nachzuweisen. Bester Vergleich – Das ewige Katz-und-Maus-Spiel zwischen Microsoft und den Virenprogrammierern. Kaum wird durch ein Sicherheitsupdate eine Sicherheitslücke von Microsoft geschlossen, schon wird eine neue Möglichkeit ausgeklügelt eine andere zu nutzen.
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-3.3 Gemeinsam sind wir stark. Wie wir mitwirken

Jeder Nutzer des Internets nimmt automatisch an dessen Evolution und Entwicklung teil. Wenn wir also nur noch Information eines gewissen Typs konsumieren, wird dieser Typ über kurz oder lang auch mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Interessiert uns nur noch Information, welche multimedial aufgebessert und ausgearbeitet wurde, werden wir künftig eine grössere Auswahl an diesen Angeboten haben. Um etwas zu bewegen, reicht das Individuum, der Einzelne jedoch oft nicht mehr aus. Es existieren daher verschiedenste Zusammenschlüsse von Menschen mit gleicher Gesinnung. Die Möglichkeit zur Zusammenarbeit im Internet ist also gegeben, auf der anderen Seite ist die Gefahr der Vereinsamung genauso präsent. Es kommt eben wie bei vielem darauf an, wie man etwas nutzt.

Eine hervorragende Möglichkeit zur Zusammenarbeit im Internet bilden Weblogs [7]. Dazu muss man jedoch auch eine gewisse Teamfähigkeit mitbringen. Weblog ist eine interessante Entwicklung! So gibt es beispielsweise eine Einrichtung im Internet namens „Wikipedia“ [8].
Dabei handelt es sich um eine freie, für jeden zugängliche Enzyklopädie, die es jedem ermöglicht, Informationen zu publizieren. Weil man sich dort auf auch auf den Content anderer Teilnehmer bezieht, ist es untereinander sehr stark vernetzt.

Dank des Wiki-Konzepts, welches besagt, dass Inhalte nicht nur gelesen, sondern auch online geändert werden können, entstehen völlig neue Möglichkeiten. Dazu gehört aber eine ordentliche Portion Medienkompetenz und persönliche Reife. Zu groß ist sonst die Versuchung mit der Möglichkeit des freien Veränderns und Publizierens irgendwelchen Schabernack anzurichten. Da man den Content aber problemlos wiederherstellen kann, scheint dieses Problem jedoch nicht allzu gravierend zu sein. Es macht anscheinend keinen Spaß, etwas mutwillig zu zerstören, dass schnell wieder in den Urzustand zurückversetzt werden kann.

Nimmt man in angemessener Form an Wikipedia teil, so kann man Beiträgen etwas hinzufügen, wenn man der Meinung ist, dass es zu dem Thema noch mehr zu erzählen und erklären gäbe. Wird zum Beispiel die Funktionsweise eines Altimeters, also eines Höhenmessgeräts dargestellt, so werden zu dieser Beschreibung einige Fachbegriffe benötigt, die wiederum nicht für alle verständlich sein könnten und darum auch erklärt werden müssen. Auf diese Weise lässt sich prinzipiell eine gut und sehr umfangreiche Enzyklopädie zusammenstellen.

Wikipedia wächst von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde und kumuliert immer mehr und mehr Information. Dies ist solange eine großartige Entwicklung, solange man hier nicht übertreibt.

Harald Schmidt unkte in einer seiner letzen Sendungen vor der „Winterpause“ maliziös, dass manche ihr Privatleben schon derart akkurat und präzise dokumentieren, dass unlängst wohl die CIA vor der Tür stehen könnte und Einsicht in die Urlaubserinnerungen erbittet, weil sie daraus wohl mehr Information erhalten könnten, als von allen Satelliten, Wanzen und Spionen. Eine Entwicklung die Weblogs eventuell drohen könnte.

Wie ich bereits in meiner ersten Semesterarbeit hingewiesen habe, beteiligt man sich normalerweise früher oder später, wenn einem die Möglichkeit dazu gegeben ist und Interesse besteht. Was allerdings, wenn es praktisch zu einem Thema nichts mehr hinzuzufügen gibt? Dann sucht man etwas, das von der Relevanz her womöglich eine Ebene unter dem bereits publizierten liegt. Vollzieht sich diese Entwicklung über einen längeren Zeitraum, beispielsweise bei einem Thema, bei welchem sich jeder eine ausreichende Kompetenz einräumt um qualifizierte Beiträge beizufügen, sieht man sich plötzlich mit „Informationen“ konfrontiert, die keinen mehr interessieren, weil sie allerhöchstens noch marginal von Interesse sind.

Die große Chance der Weblogs besteht jedoch darin, den großen Kritikpunkt meiner ersten Semesterarbeit teilweise aufzuheben, den Mangel an Authentizität. Ich habe diesen Mangel vor allem mit dem Nichtvorhandensein seriöser Berichterstattung verbunden. Hinter vielen Informationen und Meldungen stand keine Organisation sondern Privatpersonen, von denen man nicht erwartet konnte, dass sie – selbst wenn es ihr Anliegen ist – völlig korrekt recherchieren. Es gibt jedoch auch Situationen in denen man Informationen, die über offizielle Medien verbreitet werden, noch weniger Glauben schenken darf, als solchen, die von unabhängigen Stellen publiziert werden.

Man weiß ja spätestens seit dem zweiten Weltkrieg, dass Medien gerne und vor allem im Konfliktfall bevorzugt zur Verbreitung von Propaganda herangezogen werden. In diesem Moment steht nicht mehr der Wahrheitsgehalt im Vordergrund, sondern die zu erwartende Reaktion derer, die diese Informationen konsumieren. Als im jüngsten Irak-Krieg die ersten Opfer auf amerikanischer Seite zu beklagen waren, scheute sich der Irak nicht, die Bilder gefallener U.S Soldaten zu veröffentlichen. Das wurde von den USA heftigst kritisiert, da so etwas laut Genfer Konvention verboten ist. Die Kritik kann jedoch nicht allzu ernst gemeint gewesen sein, weil die USA Kriegsgefangene und Leichen – zum Beispiel jene, der beiden Hussein-Söhne – veröffentlichen, wenn sie sich auch nur den geringsten Vorteil davon versprechen oder wenn sie annehmen, dies könnte sich in der amerikanischen Öffentlichkeit positiv auswirken.

Just aus jenem Grunde wurden die Bilder amerikanischer Kriegsgefangener jedoch erst gar nicht und später nur zensiert gezeigt. Gäbe es nicht das Internet, welches jedem Zugriff auf diese Bilder und Informationen ermöglicht, wären diese jemals im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt worden?

Mit Hilfe von Weblogs kann jeder User in Echtzeit und – die nötige Technologie vorausgesetzt - von überall auf der Welt berichten. Da die Blogger-Szene sehr aktiv ist und Falschinformationen normalerweise schnell entlarvt, kann man auch einen gewissen Anspruch an die Authentizität stellen [9] [10]. In jedem Fall ist die zu erhaltende Information frei jeder Zensur, was vor allem bei heiklen Themen von äußerster Wichtigkeit ist. Es ist selbstverständlich, dass dies für Regierungen zu einem Problem werden könnte, denn die freie Meinungsäußerung – obwohl in den Grundgesetzen eines jeden demokratischen Staates verankert – kann Regierungen zu Fall bringen.
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-3.4 Aussichten

Weblogs sind eine relativ „neue“ Entwicklung des Internets. Sie entstanden ca. 1997. In der deutschsprachigen Öffentlichkeit sind sie jedoch erst seit 2000 bekannt, als ein Artikel über sie in der neuen Zürcher Zeitung zu lesen war. 2001 folgten dann gleich mehrere Artikel und mittlerweile „stolpert“ man auch über sie, wenn man sich nicht dafür interessiert. Ganz einfach weil sie einen gewissen Grad an Popularität überschritten haben.

Das heißt aber auch, dass immer mehr und mehr Menschen daran teilnehmen und dass das Netz an Information immer dichter und dichter wird. Nach und nach wird alles, was auch nur eine Notiz wert ist ins Internet gestellt. Jedes Fotohandy ist mittlerweile in der Lage, geschossene Bilder in Windeseile ins Internet zu stellen. Das, wovor sich die Gesellschaft immer gewehrt und gefürchtet hat, könnte nun wahr werden, die totale Überwachung und nun sogar freiwillig. Wie in Orwells Klassiker kann niemand mehr einen Schritt tun, ohne die ständige Befürchtung beobachtet zu werden. Zukunftsvision?

Weblogs sind in jedem Fall ein Teil des Internets und als solcher von seiner generellen Entwicklung nicht zu isolieren. Gibt es also eine generelle Boulevardisierung der Gesellschaft und darauf deutet vieles hin, so beeinflusst das auch das Internet und die Weblogs. Je größer dabei die Zahl der Teilnehmer ist, desto größer ist auch der Einfluss der Gesellschaft. Wie schon zuvor das Internet haben Weblogs ihren „elitären“ Status verloren. Zwar zielen sie darauf ab, jenen mit technisch weniger profunden Kenntnissen das freie Publizieren zu ermöglichen, wollen also nicht unbedingt einen „elitären“ Status erreichen, trotzdem ist die Beteiligung einer großen Masse immer ein potentielles Problem, da große Systeme immer schwer organisierbar sind.

Großer Organisationsaufwand bedarf auch größerer finanzieller Mittel. Diese sind längerfristig durch Spenden nicht zu erreichen, sondern nur durch eine Kommerzialisierung. Damit würden die Weblogs jedoch genau jenen Weg gehen, den sie ablehnen.
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[1] www.wiesenbote.de / Internet
E-Mail von falschem Polizeikommissar enthält Virus


[2] http://www.symantec.de


[3] www.informationsweek.de
„Virenschleudern sollen zahlen“


[4] 3SAT
Firmencomputer oft unsicher


[5] Universität Köln
„Aus der Welt der Computer und Netze“

Grosse Schäden durch Viren

[6] Duden / Das Fremdwörterbuch / 6. Auflage
Seite 242 / „Evolution“

[7] Weblogs
eine kurze Beschreibung

[8] Wikipedia / Internet

[9] www.netzeitung.de / Internet
«Moblog»: Amateur-Reporter berichten in Echtzeit

[10] www.netzeitung.de / Internet
«Weblogs bieten ehrlichere Berichterstattung über den Krieg»

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